BMW X2City im Fahrbericht
E-Scooter für die Stadt

BMW hat mit dem X2City einen neuen Elektro-Kick-Scooter vorgestellt, der für die Benutzung auf öffentlichen Straßen und Radwegen zugelassen ist. Er wird ab Februar 2019 erhältlich sein und 2.399 Euro kosten. Wir sind ihn gefahren und berichten.

BMW X2City 2019
Foto: Sophia Pfisterer

Mit dem X2City möchte BMW offensichtlich neue Zielgruppen erreichen. Der neue E-Scooter soll sich insbesondere für die Verwendung in der Stadt eignen. Er darf – wie auch die anderen E-Tretroller mit Zulassung – auf Radwegen bewegt werden. Wenn kein Radweg vorhanden ist, muss auf die Straße ausgewichen werden.Laut BMW handelt es sich beim X2City um das erste Elektrokleinstfahrzeug, das nach der neuen Verordnung der Bundesregierung, in der Öffentlichkeit bewegt werden darf. Für alle E-Scooter, auch für den BMW X2City gilt ein Mindestalter von 14 Jahren, einen Führerschein braucht es nicht. Allerdings wird ein Versicherungskennzeichen benötigt. Bei den ersten 2.000 Käufern übernimmt BMW die Versicherungskosten für das erste Jahr. Eine Helmpflicht gibt es nicht.

Unsere Highlights

Testfahrt mit dem BMW X2City

Beim Antrieb vertraut BMW auf einen Getriebenabenmotor mit Freilauf. Die Testfahrt machen wir in Bamberg – inklusive Kopfsteinpflaster und ernstzunehmenden Steigungen. Für die meisten E-Tretroller ein echte Herausforderung, denn auf aufwendige Federelemente und Fahrwerkskonstruktionen verzichten sie meist.

Dank der 16-Zoll-Schlauchreifen steckt der BMW X2City die zahllosen kleinen Schläge des Kopfsteinspflasters erstaunlich gut weg. Selbst als der Tacho bergab mehr als 30 km/h zeigt. Kein Springen, kein Zerren in der Lenkung, alles neutral – und das ganz ohne Federelemente. Länge läuft eben und da schöpft der X2City aus den Vollen. Die Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung (eFKV) sieht eine Maximallänge von zwei Metern vor, der BMW kommt auf 1,50 Meter.

BMW X2City 2019
Dino Eisele
Luca Leicht (rechts), Redakteur bei auto motor und sport, ist den BMW X2City ausgiebig Probegefahren.

Bergauf läuft es eher mittelmäßig. Das liegt aber vor allem am Antriebskonzept und weniger an der Motorleistung. Der Getriebenaben-E-Motor im Hinterrad leistet 250 Watt und wird von einer externen Marquardt-Leistungselektronik gesteuert. Das sollte ausreichen, auch weil der Spitzenlastabruf erst bei 25 Ampere-Minuten gedeckelt ist. Das eigentliche Problem des X2City sind zwei Eckpfeiler der Bedienung. Zum einen muss der E-Tretroller vom Fahrer auf sechs km/h gebracht werden, bevor sich der Motor überhaupt aktivieren lässt. Bergauf mit einem rund 20 Kilo schweren Roller nicht gerade komfortabel. Zum anderen wird die E-Maschine nicht über einen Drehgriff oder Drehschalter gesteuert, wie man es etwa von Motorrädern oder den meisten anderen elektrifizierten E-Kickscootern kennt. Stattdessen muss der Fahrer auf ein Pedal treten, das hinten am Trittbrett, direkt vor dem Hinterrad, angebracht ist. Je nach Fahrweise sollen Reichweiten zwischen 20 und 30 Kilometern möglich sein.

Nicht wirklich für den Kofferaum geeignet

Größentechnisch ist der BMW-Tretroller eine echte Wuchtbrumme unter den E-Scootern. Das Last Mile-Konzept zum Eben-mal-mitnehmen dürfte mit ihm schwierig zu realisieren sein, denn der Lenker ist zwar abklappbar, aber um den E-Tretroller beispielsweise in einem VW Caddy unterzubringen, mussten wir trotzdem die Rückbank umklappen.

BMW X2City 2019
Philipp Heise
Hier im Bild: nicht der VW Caddy, sondern der Kofferraum des Kia Sportage, in den Philipp Heise, Redakteur unserer Schwesterzeitschrift Promobil, den X2City probeweise verfrachtet hat. Seine Pro- und Contra-Liste lest ihr weiter unten im Artikel.

Das spricht dafür, dass der BMW X2City ein eigenständiges Fahrzeug sein möchte. Dafür spricht auch die Preisgestaltung: 2.399 Euro. dafür rollt er dann aber auch mit geschweißtem Alu-Rohrrahmen, Supernova-LED-Front- und Rückleuchten sowie rund 22 mal 40 Zentimeter großem Trittbrett und Bordcomputer an.

Der Akku ist mit wenigen Handgriffen ausbaubar, so kann die Batterie auch zuhause an der Steckdose aufgeladen werden. Der Akku soll innerhalb von 2,5 Stunden komplett aufgeladen sein. Zusätzlich spendiert BMW dem X2City einen USB-Anschluss, mit dem sich das Smartphone auch während der Fahrt laden lässt. Auch eine Bluetooth-Schnittstelle ist integriert, die in Zukunft mit passenden Apps interagieren soll.

Der neue BMW X2City ist seit dem 4. Februar 2019 erhältlich. Interessenten haben die Wahl zwischen den Farben Grau, Blau, Rot und Schwarz. Die Preise in Deutschland beginnen bei 2.399 Euro.

Testeindrücke zum X2City

BMW X2City 2019
Sophia Pfisterer
Sophia Pfisterer von promobil.de testet den X2City in der Stuttgarter Innenstadt. Die bergige Topographie ist eine Herausforderung für das Antriebskonzept.

Testeindrücke von Sophia Pfisterer (promobil.de/caravaning.de)

"Großartig, dass es endlich E-Scooter gibt, die Straßenzulassungen bekommen und man so nicht halbillegal auf dem Bürgersteig behäbige Fußgänger umschiffen muss. Also tausche ich für drei Tage mein E-Rad gegen den E-Treter. Mein erster Eindruck: Was für ein Brummer! Der Roller ist so groß, dass ich ihn nicht in den Aufzug bekomme. Deshalb merke ich schnell, als ich ihn drei Stockwerke durchs Treppenhaus trage: Der BMW X2City ist auch ziemlich schwer. Minuspunkt, aber wenn ich ehrlich bin: Mein E-Bike ist mindestens genauso schwer und sperrig.

Der E-Motor schaltet erst zu, sobald der E-Scooter mit eigener Kraft auf 6 km/h gebracht wird. Blöd in der hügeligen Stadt Stuttgart, wenn man versucht am Berg anzufahren. Immer wieder muss ich an Steigungen bremsen, um Vorfahrt zu gewähren oder wegen einer Ampel. Beim Antreten am Berg komme ich ganz schön ins Schwitzen. Einige Male schaffe ich es überhaupt nicht mehr, den schweren Scooter überhaupt auf 6 km/h zu bringen und muss dann schieben. Auf flacher Strecke hingegen fährt sich der Scooter wunderbar. Die Lenkung ist einfach und geschmeidig. Kurvenverhalten und Seitneigung fühlen sich sicher und stabil an, auch wenn ich nur mit einem Hand am Lenker bin, um mit der anderen Handzeichen fürs Abbiegen zu geben. Selbst über kleinere Bordsteine und Kopfsteinpflaster federt der E-Tretroller locker drüber."

Testeindrücke von Philipp Heise (promobil / Caravaning)

BMW X2City 2019
Philipp Heise
Der X2City will ein E-Tretroller auf E-Bike-Niveau sein. Das E-Bike packt man schließlich auch nicht einfach in jeden Kofferraum oder trägt es regelmäßig mehrere Stufen hoch.

Pro:

  • stabil und solide gebaut
  • sehr hochwertige Komponenten (Licht, Bremsen, Ergo-Griffe)
  • große Räder -> gut für Bordsteine, Schlaglöcher und Gullideckel
  • viel Platz auf dem Trittbrett
  • externer Ladeanschluss im vorderen Rahmen
  • entnehmbarer Akku
  • ordentliche Akkureichweite
  • tolle Beleuchtung mit Bremslicht
  • Display gut ablesbar und in der Helligkeit einstellbar
  • Display-Pin als Wegfahrsperre
BMW X2City 2019
Philipp Heise
Für die S-Bahn ist er etwas groß, vor allem, weil er nicht in jeden Aufzug passt. 20 Kilo mag man auch nicht regelmäßig Treppen zu Bahnsteigen hoch und runter tragen.

Contra:

  • etwas zu sperrig für die Bahn, für viele Aufzüge und einige Kofferräume (Rücksitze müssen umgelegt werden)
  • Gewicht -> 20 Kilo schleppt nicht jeder die Treppen rauf und runter; Anfahren am Berg ist dadurch auch eine Herausforderung
  • verhältnismäßig großer Wendekreis
  • keine Verstaumöglichkeit ab Werk (Körbchen oder ähnliches)
  • keine Alarmfunktion
  • keine Warnfunktion, wenn der Ständer beim Losfahren noch ausgeklappt ist
  • Motor für größere Steigungen eher zu schwach
  • Das Gaspedal ist dort, wo ich die hintere Bremse erwartet hätte
  • Das Stufensystem für die Leistungsabgabe ist wenig intuitiv. Drehgriff oder Daumengas wären womöglich geeigneter.
  • Faltmechanismus -> Der abgeklappte Lenker kann Lackschäden am Rahmen verursachen
  • hoher Anschaffungspreis
  • Kein integriertes Schloss (ein Rahmenschloss am Hinterrad wäre toll)
Die aktuelle Ausgabe
MOTORRAD 20 / 2023

Erscheinungsdatum 15.09.2023