Davinci Motor aus China stellte bereits 2021 mit der DC 100 ein Elektromotorrad vor, das nebenbei als Roboter in Erscheinung tritt. Der Radnabenmotor bremst selbst, und das Motorrad kann anderen Fahrzeugen automatisch im Verkehr folgen.
Das Design der DC 100 ist schnell beschrieben: Das Axthieb-Design schwedischer Autobauer der 1990er ist 2021 kein Ausdruck minimalistischen Stils, sondern eher Mittel zum Zweck. Denn Akku und Steuerungselektronik haben enorme Ausmaße, und es ist klar: Das hätten die chinesischen Davincis kaum anders lösen können.
Entwickelt wurde die DC 100 in Zusammenarbeit mit der Tsinghua University in Peking. Im chinesischen Zibo wurde ein neues Werk für Davinci errichtet und im August 2022 in Betrieb genommen. Auf der EICMA 2022 stellte Davinci Motor nun sich und die DC 100 für Europa vor.
DC 100 und DC Classic
Während die DC 100 vollfuturistisch auftritt, stellt die Ende 2022 nachgeschobene Modellvariante DC Classic quasi eine halbklassische Alternative dar. Sie spielt mit Stilelementen aus den Bereichen Café Racer und Bobber. Im Schwerpunkt-Zentrum der DC Classic, auch optisch, erinnert der verrippte Akku-Pack zwar an einen Rimowa-Koffer, doch drumherum ist die Gestaltung durchaus gelungen. Technisch betrachtet sehen beide DC-Modelle sowieso umso innovativer aus – angeblich sind sie sogar mit roboterartigen Zusatzfunktionen ausgerüstet.
Robobikes mit 136 PS
Zunächst die nackten Zahlen: 100 Kilowatt Spitzenleistung entsprechen 136 PS und sollen die DC-Modelle in unter vier Sekunden auf 100 km/h sowie auf bis zu 200 km/h Topspeed bringen. Als maximales Drehmoment werden brutal anreißende 850 Nm am Hinterrad genannt. Das Akku-Pack soll mit angeblich 17,7 kWh Kapazität 357 Kilometer Reichweite (nach WLTP) ermöglichen und am Schnelllader in 30 Minuten wieder aufgeladen werden können. Liest sich gut.
Automatisiertes Rangieren mit Schrittgeschwindigkeit
Die Clous der Davincis stecken aber zwischen den Zahlen: Der sehr starke Radnabenmotor ist so konfiguriert, dass er als hintere Betriebsbremse arbeiten kann und dabei natürlich rekuperiert. Rein rechtlich wäre das in Deutschland auch erlaubt. Bosch hat ein entsprechendes Patent am Start. Das Davinci-System ist dabei integral in die konventionelle Bremsanlage vorn integriert. Zusätzlich bietet der Motor ein Rangiersystem mit maximal 7 km/h vorwärts wie rückwärts. Da wirken die Berganfahr- und Abfahrhilfe sowie die Traktionskontrolle fast schon konservativ. Doch die Davinci kann noch mehr: Stand heute sollen Over-the-Air-Updates für die Bord-Software möglich sein.
Teilautonome Funktionen
Teil der aktuellen Technikplattform ist ein selbstregelndes EPS-System (Electronic Power Steering), welches das Motorrad selbstständig stabilisieren und manövrieren können soll. Auf Basis dieses Systems und der Umgebungswahrnehmung soll es möglich sein, mehrere Davinci DC im Follow-Modus teilautonom durch den Verkehr steuern zu lassen. Mit dem Smartphone als Fernbedienung soll eine Davinci dann sogar selbstständig, mit Schrittgeschwindigkeit, parken können. Übrigens: Die Software möchte Davinci als Open-Source zur Verfügung stellen, an der frei programmiert werden kann.
Davinci DC 100 kommt 2023 nach Europa
Die DC 100 kann seit Herbst 2022 direkt bei Davinci Motor online reserviert werden, inzwischen auch von Europa aus. Preis für Europa: 26.000 Euro. Im 2. oder 3. Quartal 2023 soll die Auslieferung nach Europa beginnen. Auch die Errichtung einer europäischen Niederlassung ist geplant. Für die Modellvariante DC Classic wurde noch kein Preis genannt, doch mit "noch höherwertigen Komponenten" und "Fertigung von Hand" wird sie teurer werden als die DC 100 und voraussichtlich über 30.000 Dollar beziehungsweise Euro kosten. Dafür soll's dann immerhin feine Teile von Öhlins und Brembo sowie geschmiedete Aluminiumräder geben.
Umfrage
Wenn, dann nur ein leistungsstarkes Elektromotorrad.
Ein Elektroroller für's Pendeln und den Stadtverkehr kann ich mir vorstellen.
Ein kleines, wendiges Elektromopped macht bestimmt Spaß.
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Fazit
Zugegeben, in der anscheinend vorbestellbaren Davinci DC 100 steckt noch sehr viel Morgen drin. Aber dieses Morgen sieht sehr spannend aus. Wer es nicht ganz so futuristisch mag, bekommt von Davinci ein alternatives Angebot in Form der DC Classic. Spannung – und zwar nicht im positiven Sinne – erzeugen allerdings auch die Preise um 30.000 Dollar beziehungsweise Euro. Für 26.000 Euro soll die Davinci DC100 im Laufe des Jahres 2023 auch in Europa ausgeliefert werden.