Bei Harley-Davidson traut man sich was. Um die Zukunft der Marke zu sichern und neue Kunden anzulocken, wagen sich die Amerikaner in verschiedene neue Segmente vor, ohne das angestammte Terrain dabei zu vernachlässigen. Harley-Davidson nennt die im Sommer 2018 verkündete neue Marketing-Offensive, die auch von neuen Vertriebsformen und einer Stärkung des Händlernetzes begleitet wird, „More Roads to Harley-Davidson.“ Die dafür nötigen Investitionen sollen „durch umfassende Kostensenkungen und Neuzuweisungen von zuvor geplanten Investitionen und Ressourcen finanziert werden. Nachdem die Zukunftspläne und die Vorstellung der unten gezeigten Konzepte bereits zu einem früheren Zeitpunkt veröffentlicht wurden, wurden Anfang 2020 passend dazu neue Logos von Harley beim Patentamt angemeldet. Beide Logos deuten auf eine Verwandschaft mit Elektro-Motorrädern und – Fahrrädern hin. Auch das Hauptlogo des US-Herstellers hat sich mittlerweile etwas verändert und ist simpler geworden.
Neue Segmente und Mini-Harley für Asien
In der Mittelklasse will Harley-Davidson eine neue modulare Baureihe mit vier verschiedenen Hubräumen zwischen 500 und 1.250 cm³ einführen, die drei unterschiedliche Marktsegmente bedienen wird. Die Markteinführung soll 2020 mit drei Modellen beginnen. Konkretisiert werden diese Pläne jetzt durch Bilder zur Design-Patentanmeldung bei europäischen Patentamt, die im Internet aufgetaucht sind. Aber zu den einzelnen Zukunftsmodellen: die Harley-Davidson Pan America 1250 wird das erste Adventure Touring-Modell der Marke.
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Die Pan America setzt auf lange Federwege, grobstollige Reifen und einen 1250er Motor.
Das Crossover-Modell im Stil von Ducati Multistrada oder Kawasaki Versys hat mit langen Federwegen, aufrechter Sitzposition und Kreuzspeichenrädern viele Attribute einer klassischen Reiseenduro und soll offenbar auf den Geschmack europäischer Motorradfahrer zugeschnitten sein. Ebenfalls für Harley ganz neu und untypisch ist das Modell Streetfighter, das äußerlich etwas an die bulligen Buells erinnert und einen 975-Kubik großen V-Twin haben soll. Ein weiteres Modell mit dem gleichen und übrigens voll wassergekühltem V2 erinnert an die aktuelle Fat Bob. Bis zum Jahr 2022 sind weitere Modelle geplant, um diese drei Marktsegmente noch besser abzudecken.
Noch nicht fahrfähige Prototypen
Auf den Fotos ist klar zu erkennen, dass es sich bei den neuen Modellen um womöglich noch gar nicht fahrfähige Prototypen handelt. Sie alle haben wassergekühlte Motoren mit einem Zylinderwinkel von deutlich mehr als den klassischen 45 Grad. Das lässt darauf schließen, dass es sich bei den Twins um eine Weiterentwicklung der flüssigkeitsgekühlten Revolution X-Motoren mit 60 Grad Zylinderwinkel handeln könnte. Aktuell treibt dieser Motor das in Indien gebaute Modell Street 750 an, in den USA und in anderen Märkten gibt es die Street auch mit 500 Kubik. Dagegen wiederum spricht: In der neuen Konfiguration müsste er sehr, sehr viel mehr Leistung bringen. Auch eine völlige Neukonstruktion wäre denkbar. Noch vor den neuen V-Twins wird Harley 2019 das bereits gezeigte Elektro-Motorrad LiveWire als Serienmaschine bringen. Bis 2022 sollen weitere rein elektrisch angetriebene Bikes folgen.
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Ungewohntes Bild: Harley-Davidson will in Zukunft Elektro-Bikes bauen.
Passend dazu wurden Anfang 2019 zwei neue Konzept-Bikes vorgestellt, die elektrisch angetrieben werden. Besonders viele Infos zu den beiden Konzepten gibt es allerdings noch nicht. Den Bildern nach handelt es sich allerdings eher um nicht ganz so leistungsstarke Bikes, die eher für den Einsatz in der Stadt gedacht sind. Zusätzlich will Harley in Zusammenarbeit mit einem asiatischen Hersteller ein preiswertes Motorrad mit einem Hubraum zwischen 250 und 500 cm³ für die wachsenden Märkte in Asien entwickeln. Dieses neue Modell und ein großflächiges Vertriebsnetz sollen neue Kunden gewinnen und das Wachstum von Harley-Davidson in Indien, einem der größten und am schnellsten wachsenden Motorradmärkte der Welt, sowie in anderen asiatischen Ländern fördern.
X-Gamer fahren erste Prototypen
Bei den X-Games im Aspen durften zwei Protagonisten, der FMX-Fahrer Jackson Strong und der X-Games Host Jack Mitrani, die neuen Elektrokonzepte von Harley im Prototypenstadium bereits ausprobieren. Und auch wenn diese nicht vor sich hinblubbern, scheinen beide jede Menge Spaß damit gehabt zu haben.
Neue Wege bei der Vermarktung
Auch in Sachen Vermarktung wollen die Amerikaner neue Wege gehen. Geplant sind strategische Allianzen mit weltweit führenden E-Commerce-Anbietern. Zudem soll das Digitalangebot der Marke deutlich ausgebaut werden. Man strebt eine digitale Erlebniswelt an. Darüber hinaus sollen die Händler gestärkt werden. Konkrete Maßnahmen hierzu nennt der Plan aber noch nicht.
Insgesamt plant das Unternehmen durch “More Roads to Harley-Davidson„ bis 2022 im Vergleich zu 2017 einen jährlichen Einnahmenzuwachs von mehr als einer Milliarde Dollar zu generieren.