Die markanteste Änderung an der neuen BMW R 1250 GS findet sich in den Zylinderköpfen des Boxermotors. Hier setzen die Bayern auf eine variable Einlasssteuerung, die dem Zweizylinder mehr Leistung, mehr Drehmoment, aber auch bessere Abgaswerte sowie eine verbesserte Laufruhe bescheren soll.
84 cm³ mehr Hubraum und 136 PS
Die ShiftCam getaufte Technik variiert die Steuerzeiten und den Ventilhub last- und drehzahlabhängig durch eine axiale Verschiebung in zwei Stufen. Die erfolgt über eine Schaltkulisse und einen elektromechanischen Aktuator. Außerdem wurden die Einlassnockenwellen so gestaltet, dass sich eine asynchrone Öffnung der beiden Einlassventile ergibt, was zu einem verstärkten Drall des einströmenden Frischgases und damit zu einer effektiveren Verbrennung führen soll. Zudem wurde der Nockenwellenantrieb von Rollen- auf Zahnkette umgestellt. Durch 3 mm mehr Hub und 1,5 mm mehr Bohrung legt der Hubraum um 84 cm³ auf nun 1.254 cm³ zu. In Summe ergeben die Maßnahmen den mit 136 PS bei 7.750/min und 143 Nm bei 6.250/min den leistungsstärksten Serienboxer aller Zeiten. Zudem soll der Boxer nun spürbar mehr Kraft im unteren Drehzahlbereich bereitstellen. Bereits ab 2.000/min sollen 110 Nm abrufbar sein, ab 3.500/min schon satte 120 Nm. Kombiniert wird das Kraftpaket mit einer überarbeiteten Sechsgang-Schaltbox sowie einer Anti-Hopping-Kupplung.
Fahreindrücke der ersten Testfahrt
Von all der neuen Technik unter den Ventildeckeln merkt der Pilot nach dem Druck aufs Starterknöpfchen zunächst nicht viel. Lediglich die Geräuschkulisse im Stand hat sich ein wenig geändert, wirkt feiner und leiser. Wohl eine Folge der Zahnkette, welche statt der bislang verwendeten Rollenkette, die Nockenwellen antreibt.

Gang rein. Abfahrt. Sofort fällt auf, dass sich der Boxer in den unteren Drehzahlen spürbar geschmeidiger gibt. 2.000, 1.500, ja bis hinunter auf 1.000 Umdrehungen kann man den Treibsatz absacken lassen, ohne dass er wie bislang gewohnt mit seinen massigen Ohren schüttelt. So ruckfrei und geschmeidig wie noch nie zuvor zieht er aus dem Drehzahlkeller. Und auch so stark wie noch nie. Von 60 auf 180 km/h soll die neue BMW R 1250 GS ihrer Vorgängerin zwei Sekunden abnehmen. Das ist glaubhaft. Und spürbar. Mit Wucht schiebt der Bayern-Boxer aus den Ecken, drückt mit deutlich mehr Schmackes als bislang voran. Viel wichtiger aber ist: Vom Schichtwechsel im Nockenwellenantrieb, wie das zum Beispiel bei den VTEC-Motoren der Honda VFR deutlich zu spüren war, ist beim Shift Cam-Boxer nichts zu bemerken. Absolut nichts. Ohne den geringsten Einbruch oder überraschenden Kick klettert der Treibsatz kontinuierlich die Drehzahlleiter hoch. Beeindruckend.
Doch trotz mehr Bums in der Mitte und im oberen Drehzahlbereich dominiert letztlich die verbesserte Laufkultur im Drehzahlkeller den Auftritt des neuen Boxers. Intuitiv schaltet man früher, meist zwischen 3.000/min und 4.500/min hoch, genießt die gute Erziehung des Triebwerks.
Und auch den Rest der neuen BMW R 1250 GS . Auch wenn sich an dem kaum etwas geändert hat, überzeugt das Dynamic ESA, das automatisch den Beladungszustand erkennt genauso wie die kommode Sitzposition, die kräftigen Bremsen oder das spurstabile Fahrwerk. Und wer sich nach ein paar Kilometern dann noch an die nach wie vor etwas indifferente Telelever-Front gewöhnt hat, kann sich emotional wieder voll und ganz dem Motor zuwenden. Der Neue hat´s wirklich verdient, beachtet zu werden.
Erweiterte Serienausstattung

Ebenfalls serienmäßig mit an Bord der neuen BMW R 1250 GS sind zwei Fahrmodi, ein automatisches Stabilitätsprogramm sowie ein Berganfahrassistent. Fahrmodi Pro mit zusätzlichen Fahrmodi, dynamischer Traktionskontrolle, ABS Pro, Hill Start Control Pro sowie dem dynamischen Bremsassistent DBC gibt es optional. Ebenfalls gegen Aufpreis kann die R 1250 GS in der HP-Style-Variante mit einem Sportfahrwerk mit längeren Federwegen aufgerüstet werden.
Serie bei der neuen BMW R 1250 GS ist ihr LED-Scheinwerfer, LED-Tagfahrlicht kostet Aufpreis. Und wer schon Kreuzchen macht, kann auch zwischen verschiedenen Sitzbänken wählen, die die Sitzhöhe von 800 bis 900 mm variieren. Bereits im Grundpreis inbegriffen ist das 6,5-Zoll-Farb-TFT-Display mit Connectivity-Funktionen.
GS bleibt ihrer Linie treu

Optisch müssen sich GS-Fans kaum umgewöhnen. Der Boxer ist zwar neu, ändert aber an der Linie der GS fast nichts. Sichtbar sind lediglich die neuen Ventildeckel sowie die leicht geänderte Rohrführung der Krümmer. Geschärft wird die hauptsächlich durch die zwei neuen Farben Cosmicblue metallic und Blackstorm metallicin der Basisvariante sowie die Style-Varianten Exclusive und HP. Ach ja, die Tauchrohre des Telelevers tragen jetzt „Gold". Exclusive setzt auf zahlreiche schwarze Anbauteile in Kombination mit Edelstahlelementen und goldenen Bremssätteln. Die HP-Variante der BMW R 1250 GS versprüht Offroad-Kompentenz hauptsächlich durch eine weiß/rot/blaue Farbkombination, die Rallye-Sitzbank sowie goldfarbene Drahtspeichenräder.
BMW R 1250 GS ab 16.150 Euro

Natürlich lässt sich auch die neue BMW R 1250 GS umfangreich aus dem Zubehörkatalog individualisieren. Nennen wollen wir hier die beiden Frästeilpakete Classic und HP. Die beinhalten Zylinderkopfhauben, Zündspulenabdeckung, Öleinfüllschraube und Motorgehäusedeckel vorne, Kupplungs- und Bremshebel sowie die Ausgleichsbehälterabdeckung, die Fußrasten links und rechts, der Fußbrems- und Schalthebel und gefräste Spiegel.
Als Basispreis für die neue BMW R 1250 GS nennt BMW 16.150 Euro. Die Frästeilpakete Classic und HP werden mit jeweils 2.500 Euro Aufpreis berechnet, der HP-Sportschalldämpfer kostet 850 Euro extra. Die Markteinführung der neuen BMW R 1250 GS ist auf Oktober 2018 terminiert.