Liegt es daran, dass von Honda so lange nichts zu hören war, oder ist es wirklich einzig und allein der Name Africa Twin, der so fasziniert? Wie auch immer: Seit über die Wiedergeburt der legendären Weltreise-Queen spekuliert wird (MOTORRAD 10/2014), ist beim Motorrad-Giganten zumindest in einer Richtung wieder Feuer unterm Dach. Endlich ein Honda-Thema abseits kreuzbraver Einsteiger-NCs und skurriler Bagger-Variationen, mit denen der größte Motorrad-Hersteller der Welt uns in der jüngeren Vergangenheit entwöhnen wollte.
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Modellpräsentation Africa Twin
Ist es die da...
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Africa Twin: Da werden sogar BMW- und KTM-Kunden hellhörig. Erst recht, seit erste Eckdaten die Runde machten. 1000 Kubikzentimeter, kompakter, leichter, robuster Paralleltwin mit Unicam-Technologie, um die 100 PS und vor allem: 200 Kilogramm vollgetankt (tatsächlich werden es wohl um die 215 kg werden). Dazu eine eindeutige Offroad-Orientierung, weg von den kreuzbraven und bleischweren Crosstourern und Crossrunnern. Und ein Preis, der auch im kleinen Portemonnaie noch genügend Reserven für die große Reise lassen würde. So um die 10 000 Euro. Das wäre doch was!
Einfach, robust, leicht und ohne Schnickschnack
Vergangenen Herbst, auf der EICMA in Mailand, dann ein erster Eindruck. Nicht die lang erwartete Africa Twin, aber ein Prototyp namens True Adventure. Vollgeschlammt, vorläufig, im Camouflage-Look – und trotzdem: Ja, das war es, das hatte man erwartet. Einfach, robust, leicht, bis auf das Doppelkupplungsgetriebe ohne Schnickschnack. Dafür mit langen Federwegen und groben Stollen. Nur der Name stimmte noch nicht. Der ist jetzt dazugekommen. „Africa Twin“ steht schwarz auf weiß auf der Seitenansicht, die Honda jüngst der Öffentlichkeit präsentierte. Kein ganzes Motorrad, aber Verkleidung, Tank und obere Motorenhälfte. Kombiniert man dieses Puzzleteil mit der drahtigen True Adventure (die Silhouette passt perfekt) und wirft einen Blick auf die knackige Frontansicht (siehe Bildergalerie), besteht kein Zweifel: Auf diese Africa Twin dürfen wir uns freuen. Na klar, der kernige Schalldämpfer des Prototyps muss einem ausladenden Bauteil weichen, zumal der neue Motor Euro-4-Anforderungen genügen muss. Wie der endgültige Topf aussehen wird, zeigen Screenshots eines ebenfalls von Honda lancierten Films von Testfahrten. Auch hier ist die Africa Twin noch getarnt, die Ausrichtung aber bleibt trotz zivilerer Bereifung und zweigeteilter Sitzbank eindeutig offroadlastig. Das Showa-Fahrwerk ist einstellbar, die Federwege sollen um die 200 Millimeter betragen, der Tank um die 20 Liter fassen. Rahmen und Schwinge bestehen aus Stahl, ABS und Traktionskontrolle sind mit an Bord, auf Wunsch auch ein Doppelkupplungsgetriebe (statt zwölf nur noch sechs Kilo schwer), das, so betont Honda ganz offiziell, speziell für den Offroad-Einsatz angepasst wurde.
Aber dann: Dem MOTORRAD-Erlkönigjäger fährt nahe der Honda-Deutschland-Zentrale eine Africa Twin im vollen Ornat vors Objektiv. Mit Koffern, Topcase, zwei-geteilter, wohl höhenverstellbarer Komfort-Sitzbank, tief in den Federn hängend, kurz: kein bisschen abenteuerlustig, sondern eine verkappte Straßenmaschine wie so viele andere Möchtegern-Enduros. Wie kann das sein? Die mögliche Lösung: Wie immer in den vergangenen Jahren kommt bei Honda ein Motorrad nie ganz allein, sondern als Teil einer Modellfamilie. Die zivile Schwester der Africa Twin mit kürzeren Federwegen, niedrigerer Sitzbank und 19-Zoll-Vorderrad wird in den USA Elsinore heißen – und kommt 2017. Die Africa Twin aber kommt eher. Im September ist Präsentation, im November soll sie bei den Händlern stehen.