Schon gefahren: Triumph Bonneville
Hello again

Triumph besinnt sich auf seine Wurzeln und erweckt einen sagenumwobenen Namen wieder zum Leben. Welcome back, Bonneville.

Sie haben es getan, die Engländer – endlich. Mag es Traditionalisten auch gegen den Strich gehen, Triumph geht »back to the roots«: Bereits im November 2000 soll ein Paralleltwin bei den Händlern stehen. Sein Name: Bonneville, das versteht sich ja wohl von selbst. Ein neu konstruierter, 790 Kubikzentimeter großer Zweizylinder mit einem modernen Achtventilzylinderkopf, zwei obenliegenden Nockenwellen und zwei Ausgleichswellen, denn die markerschütternden Vibrationen der »Ur-Bonnie« möchte Triumph heute keinem Kunden mehr zumuten.
Wobei die Engländer bei der Entwicklung der neuen »Alten« sehr wohl der Ahnen gedachte. Eigens für diesen Zweck importierten sie aus den USA eine tadellos restaurierte 1969er-Bonnie, die legendäre T120. Für die zumeist jungen Techniker des Entwicklungsteams ein überaus willkommenes Anschauungsobjekt.
Warum kommt die Bonneville erst jetzt, wo Triumph doch bereits seit sieben Jahren wieder Motorräder baut? »Hätten wir die Bonneville gleich nach Wiederaufleben der Marke Triumph auf den Markt gebracht, hätte alle Welt geglaubt, wir seien eine Firma, die lediglich alte Modell kopieren kann«, erläutert Ross Clifford, der verantwortliche Triumph-Produkt-Manager. Zudem war es dem Unternehmen zunächst wichtiger, die Fertigung in Hinckley auf einen modernen Stand zu bringen, die Vier- und vor allem die Dreizylinder-Modelle zu etablieren sowie ein weltweit funktionierendes Händlernetz zu installieren.
Nun aber, nachdem Triumph eine feste und ernst zu nehmende Größe auf dem Zweiradmarkt ist, präsentieren die Engländer stolz ihre Bonneville, für die sie vor allem Neu- und Wiedereinsteiger begeistern möchte. Wobei schon das klassische Äußere der Bonnie erahnen lässt, dass damit vor allem die »Ü 40«-Generation angesprochen werden soll, Menschen also, die den legendären Zweizylinder nicht nur aus den Geschichtsbüchern kennen, sondern ihn in den Sechzigern in Natura erlebt haben.
Doch allen stilistischen Reminiszenzen zum Trotz fehlt ein wichtiges Detail: der Kickstarter. Wasser auf die Mühlen der Traditionalisten. Ein E-Starter muss genügen, da geben sich die Motorradbauer aus Hinckley pragmatisch. Dass die Neue auf Trommelbremsen verzichtet und stattdessen auf eine dezente Scheibenbremse mit Doppelkolbensattel setzt, darf durchaus als sicherheitsrelevantes Plus gewertet werden. Ebenso wie die als Erstausrüstung aufgezogenen Bridgestone BT 45, einem der derzeit besten Diagonalreifen seiner Klasse auf dem Markt.
Ob das nun alles genügt, um das ehrgeizige Ziel der Entwickler zu erreichen? Immerhin gilt es, die erfolgreiche Konkurrentin Kawasaki W 650 in ihre Schranken zu weisen. Triumph verspricht für sein Retrobike putzmuntere 60 Pferdestärken und einen harmonischen Drehmomentverlauf mit viel Kraft im mittleren Drehzahlbereich. Zusammen mit einem hinreichend komfortablen, aber auch stabilen Fahrwerk wären das prima Voraussetzungen für viel Fahrspaß auf winkeligen Landstraßen.
Die ersten Kilometer mit einer Bonneville aus der Vorserie waren jedenfalls vielversprechend. Begeisternd sind allem von die überaus komfortable Sitzposition, die guten Bremsen und eine angenehme Leistungsentfaltung des Twins. Und, das freut besonders, der Klang der Bonnie. Den haben die Triumph-Techniker offensichtlich trotz strenger Geräuschnormen ins neue Jahrtausend gerettet, während die Vibrationen nur noch ganz leicht in den Lenkerenden und Fußrasten zu spüren sind. Gerade so viel, dass man merkt, man sitzt auf der Bonnie. Neuigkeiten, die einen fröhlich stimmen und neugierig machen auf den ersten ausführlichen Fahrbericht der Bonneville, demnächst in MOTORRAD.

Unsere Highlights

Daten Bonneville

Motor: Luftgekühlter Zweizylinder-Viertaktmotor, 790 cm³, Bohrung x Hub 86 x 68 mm, vier Ventile, Gleichdruckvergaser x 36 mm, Drosselklappensensor, 44 kW (60 PS), U-Kat, SLS. Fahrwerk: Doppelschleifenrahmen aus Stahl, Telegabel, x 41 mm, Zweiarmschwinge aus Stahl, zwei Federbeine, verstellbare Federbasis, Scheibenbremse vorne, Doppelkolbensattel, Scheibenbremse hinten, Einkolbensattel, Speichenräder 2.50 x 19, 3.50 x 18, Reifen 100/90 R 19, 130/80 R 18, Radstand 1493 mm, Lenkkopfwinkel 66,5 X, Nachlauf 117 mm. Preis: 14460 Mark (inkl. Nebenkosten).

Die aktuelle Ausgabe
MOTORRAD 12 / 2023

Erscheinungsdatum 26.05.2023