Reportage Black Bike Week 2015

Reportage Black Bike Week 2015 Grenzenloses Entfaltungsspektrum

Die Black Bike Week in Atlantic Beach ist eine bizarre Show technischer und menschlicher Möglichkeiten. Das Entfaltungsspektrum scheint grenzenlos.

Grenzenloses Entfaltungsspektrum James Cheadle
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Alles begann in den späten 70er-Jahren in der kleinen Stadt Atlantic Beach. Der hiesige Strand war in ganz South Carolina der einzige, wo Afroamerikaner geduldet wurden, bis die Rassentrennung endete. Seitdem treffen sich hier dunkelhäutige Biker am Wochenende des Memorial Day. Mittlerweile ist die „Bike Week“ das viertgrößte Bikertreffen der USA. Eine halbe Million schwarzer Motorradfahrer verwandelt die Strände South Carolinas in riesige Partymeilen. Sie kommen von überall her. Boss aus Mississippi erzählt: „Das hier ist kein normales Bikertreffen wie Daytona oder Sturgis, das hier ist ein Phänomen.“ Er prophezeit, dass die „Bike Week“ bald das größte Meeting der Welt werde. Könnte stimmen, wenn man sieht, wie viele Motorräder hier zu sehen und zu hören sind. Klar gibt es viele „Bagger“ mit ­gigantischen Vorderrädern, irre ­hohen Lenkern und wilden Koffern, doch keine andere Motorrad-Spezies ist so häufig vertreten wie japanische Sportmaschinen. 

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Bei genauer Betrachtung ist die Black Bike Week ein Himmel für die Suzuki GSX 1300 R, die legendäre Hayabusa. Das ehemals schnellste Serien-Motorrad der Welt sieht man in den unvorstellbarsten Umbaustadien: Mindestens eine überlange Schwinge und eine schrille Custom-Lackierung hat jede. Manche sind unfassbar niedrig, andere mit Turbo und Lachgas bis unter die Haarspitzen getunt. Warum die „Busa“ so populär ist? Kevin aus Alabama weiß die Antwort: „Weil sie leicht zu bekommen, leicht zu fahren, leicht zu modifizieren und weil sie verdammt schnell ist.“ Okay, nicht dass man hier irgendwo schnell fahren könnte. Dazu ist viel zu viel Verkehr, zu viele Cops.

Alles muss beleuchtet werden

Es geht eher um „sehen und gesehen werden“. Deswegen ist nicht nur das Outfit der Bikes, sondern auch das der Rider wichtig. Das Gesamtkunstwerk sozusagen. Man hat den Eindruck, ein Gutteil des weltweit existierenden Chroms und alle Vorräte schriller Lackfarben sind hier vereinigt. Auf den glänzenden oder matten Oberflächen der Bikes haben sich wahre Künstler ausgetobt, haben eine ungeheure Vielfalt von Bildern aufgebrusht. Kann man sich so was ohne bewusstseinserweiternde Substanzen ausdenken? Und die Amis, egal welcher Hautfarbe, scheinen noch einen anderen Spleen zu haben: Alles muss beleuchtet werden. Oder beheizt. Normal geht nicht.

Mindestens 40 Prozent der Fahrer, die den Ocean Boulevard entlangrollen, sind Frauen. Die Zahl der „Female only“-Bike-Clubs steigt. Shuggababe, Präsidentin der NC Divas: „Frauen sehen andere Frauen fahren, finden gut, was sie sehen, und lassen sich anstecken. Manche mögen es langsam, doch wir fahren schnelle Busas.“ Isis aus North Carolina, die eine purpurrote Hayabusa mit pinken Felgen bewegt, fügt hinzu: „Ich habe mit dem Motorradfahren begonnen, weil es eine Therapie ist. Wenn ich auf dem offenen Highway das Gas aufziehe, wird mein Geist befreit.“ Harley-Fahrer Clarence aus Georgia erzählt, dass er schon seit Jahren komme. „Manchmal ist die Veranstaltung friedlich, manchmal bricht auch Gewalt aus.“ Das habe aber immer weniger mit der Hautfarbe zu tun.

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