63.000 Euro für Ducati 996 SPS: Edel-Duc in der Kiste verkauft

Ducati 996 SPS in der Kiste verkauft
63.000 Euro für eine Ducati 996 SPS von 1999

Veröffentlicht am 17.07.2025

Es liegt nicht an der Kiste allein. Der hohe Preis dieser Ducati 996 SPS resultiert neben dem neuwertigen Zustand vor allem aus dem Kontext der 916er-Baureihe: Sie war limitiert, exklusiv und 1999 schon teuer. Damals kostete die SPS 49.990 D-Mark, was inflationsbereinigt heute 41.000 Euro wären.

Übrigens Zum Vergleich: Die Ducati Panigale V4 R Modelljahr 2023 kostete ab 43.990 Euro und dient, wie die SPS einst, als Basis für die World Superbike.

Ducati 996 SPS von 2000

Die Ducati 996 SPS war die Homologationsmaschine für die Weltmeisterschaft und der Vorläufer der R-Modelle ab 2001. Sie folgte 1999 der 916 SPS nach und übernahm deren Desmoquattro-Motor mit 996 Kubik und im Falle der SPS 123 PS. Zum Vergleich: Die 996 Biposto und die 996 S leisteten 112 PS aus 996 Kubik. Grund: In der SPS spritzen 2 Düsen je Zylinder Kraftstoff ein und die Nockenwellen hatten ein anderes Profil.

Entsprechend limitierte Ducati die jährlichen Stückzahlen auf wenige Hundert, was 2001 eine Summe von 1.780 Motorrädern ergab. Mit Pleuel aus Titan von Pankl, leichteren Felgen von Marchesini und einer leichteren Lichtmaschine sowie einem Federbein von Öhlins und beschichteter Gabel von Showa, trimmte Ducati die 996 auf SPS.

Übrigens Ducati bot die 996 SPS von 1999 bis 2001 nur in Europa an und erst ab dem Baujahr 2000 hatte sie eine Gabel von Öhlins.

Lohn der Mühen: 1999 fuhr Carl Fogarty die 996 zum WM-Titel der Fahrer mit 128 Punkten Vorsprung auf Colin Edwards mit Honda. Ebenso ging die Konstrukteurswertung in diesem Jahr an Ducati.

ÜbrigensFogarty wurde 4 × Weltmeister. 1994, 1995 und 1998 auf einer Ducati 916 und 1999 auf der 996.

Nur 2 Kilometer für 63.000 Euro – aber nicht perfekt

Nur 2 Kilometer zeigt der Tacho dieser Ducati 996 SPS von 1999 – also noch mit Showa-Gabel –, die von 1999 bis 2024 beim ersten Käufer in Schweden in ihrer Transportkiste ruhte. 2024 fand sie ihren Weg nach Italien, wo sie im Juli 2025 verkauft wurde. Heftiger Preis: 63.000 Euro. Dafür inklusive des Race-Kits, bestehend aus Endtöpfen von Termignoni und dem EPROM. So konnte die nicht straßenzugelassene Leistung auf 129 PS steigen.

Der Zustand entspricht der Erwartung nach eingemotteten 25 Jahren: Staub, alte Reifen, kaputte Flüssigkeiten und durch das lange Niederspannen im Case dürften die Simmerringe der Gabel beim ersten Entspannen auf Außenschmierung der Standrohre umschalten. Im Grunde alles normal.

Es stört nur ein Detail enorm und wirft Fragen auf: Eine Haltelasche des immer einsehbaren Scheinwerfergehäuses hat entweder einen Säureschaden durch ausgelaufene Kupplungsflüssigkeit erlitten oder wurde nach einem Transport- oder Lagerschaden sehr unsachgemäß geflickt. Es dürfte wohl der Säureschaden sein, der schon sehr lange vorliegt, denn im Set enthalten ist weiterhin eine neue Halterung, die nur nie eingebaut wurde. Trotzdem schade und im Kontext der anderen Kistenbikes ein ungewöhnlicher Fall.

ÜbrigensDie Plakette auf der oberen Gabelbrücke weist dieses Exemplar als Nummer 181 aus. Die SPS-Modelle wurden von Start bis Produktionsende durchgängig nummeriert. Einzig die SPS/F-Modelle, die mit der Fogarty-Lackierung, wurden mit der je Auflage verfügbaren Anzahl kombiniert, also #49 von 150.

Euro 1 und nicht nach Tirol

Ein launiger Schwank zur Ducati 996 SPS, die noch nach Euro 1 homologiert wurde: Die Homologationsplakette am Rahmen weist ein Standgeräusch von 97 db(A) bei 4.625/min aus, was ihr eine Fahrt über manch Tiroler Pass untersagen würde. Aber da die Duc bisher keine Zulassung hatte, wird sie heute sowieso keine mehr bekommen. Schade eigentlich, denn wer je eine 996 mit Race-Kit von der Boxenmauer in Spa aus die Eau Rouge hat hochdonnern hören, der erinnert sich heute noch freudig an diese Zeit.