- Roughchilds Toaster
- Motor aufgebohrt
- Es sind der Boxer zehn
- Fazit
Hoske-Tank und Harro-Tankrucksack – beides sind die Reichsinsignien der Vollschwingen-BMWs von 1955 bis 1969. Was die von Roughchild umgebaute R75/5 von 1970 damit zu tun hat? Die /5er waren die ersten BMWs mit einer Telegabel in der Front und einem Rahmen dem Federbett von Norton nicht unähnlich. Mit dieser Kombo sorgen die Boxer von München-Spandau bis heute – bei entsprechender Pflege – für ansehnliches Motorradfahren. Die R75/5 war bis 1973 das Topmodell und wurde dann von R90/6 und deren S-Version abgelöst.
Roughchilds Toaster
Roughchild aus dem fernen Los Angeles hat sich in den letzten Jahren auf die alten Zwei-Ventiler der Strich-Ära spezialisiert. Diese R75/5 von 1973 wertete er in Sachen Chassis und Fahrwerk dramatisch auf, nur um bei der Optik und dem Einsatz der originalen Anlage fast zurückhaltend zu bleiben. Getragen wird der Umbau optisch vom Toaster-Tank der BMW. Den gab es mit seinen 17 Litern ab 1973 zwar in Serie, sowie den 24-Liter-Tank als Option, doch die verchromten Wangen am Tank gab es nur bis 1973. Aber wer will schon kleinlich sein. Besagten Toaster richtete Richard von Roughchild wieder her, lackierte ihn in einem aufregenden Granada-Rot und verchromte die Wangen neu. In gleichem Lack sind der kurze Fender vorn und die originale Scheinwerferschale gehalten. Diese sitzt allerdings nicht mehr an einer dürren Telegabel mit Trommelbremse, sondern zwischen den beiden Gabelbrücken einer mächtigen USD-Big-Piston-Gabel von Showa, nebst radialer Bremsanlage von Brembo. Zur Vollständigkeit: Der Fender ziert ein 18-Zoll-Speichenrad von Excel eingespeicht. Gleichen Durchmessers ist das Hinterrad in der originalen Schwinge, die sich über zwei Öhlins-Dämpfer am neu gezeichneten Heckrahmen abstützt.
Motor aufgebohrt
Beim Chassis hat Richard gut vorgelegt, da darf der alte Boxer mit 750 Kubik und 50 PS nicht unangetastet bleiben. Mittels neuer Zylinder und Kolben erhöht sich der Hubraum auf gut 1.000 Kubik. Beatmet werden die von Mikuni-Vergaser und einer Airbox im Stil der R100 RS. Nach den Auslassventilen sucht sich das Abgas über eine neu gezogene Edelstahlanlage und Peashooter-Endtöpfe von Cone seinen Weg. Dazwischen wird das Gemisch im Brennraum auf ein Neuntel verdichtet und von einer neuen Zündung von Silent Hektik und einer Doppelzündspule entzündet. So sollen sich 60 PS und 70 Nm über die vier Gänge des Getriebes hermachen.
Es sind der Boxer zehn
Basierend auf dem von Roughchild entwickelten Chassis RWSB – das steht für "Reisesport Short Wheel Base" – sollen zehn Umbauten entstehen. Wir sehen Nummer zwei. Sind nach Adam Riese noch acht zu haben. Preis auf Anfrage.
Fazit
In Sachen Custombike sind die Zeiten guter Preise für die Zweiventil-Boxer vom Schlage der R80 oder R100 aus /7-Reihen lange vorbei. An die R90/6 traut sich auch wegen hoher Preise keiner ran und die Vollschwingen-BMWs sind gesuchte Klassiker für den Erhalt als Original. Strich-Fünfer also als neues Schmiedeeisen der Customszene? Im Fall der Roughchild Rubin ein herrliches Exemplar, auch wenn die Basismaschinen in Deutschland bereits irre teuer sind.