Mr. Nägele ist ein bisschen Triumph-verstrahlt - das darf man ruhig behaupten. Gene Romero hat es ihm angetan. Zwar ist sein Schätzchen nicht wirklich ein Abkömmling das legendären Trackers, der damals das Siegmonopol von Harley knackte - dafür baute Triumph die 650 TT Special. Aber unsere Bonnie hier orientiert sich optisch klar an Romeros Untersatz. Sie stammt von 1986, als Les Harris in Lizenz von Triumph-Neubesitzer John Bloor diese T 140 E-Modelle mit 750er-Twin noch bis 1988 baute. Um die Dell’Orto-Vergaser mit den K&N-Filtern Tracker-mäßig montieren zu können, war erst einmal ein Zylinderkopf der T 140 V nötig, bei dem die Einlasskanäle schräg nach hinten außen verlaufen. Dazu gab’s schärfere Nocken von Spezialist Norman Hyde. Mit ein paar Ideen aus der Schrauberbibel des 70er-Jahre-Triumph-Gurus Stan Shenton und eigenem Knowhow optimierte Mike Nägele seinen Bonnie-Twin, schraubte Wassell-Schalldämpfer mit „etwas“ reduziertem Rückstau an die Krümmer einer Triumph 650 Trophy dran und stimmte die „57“ so ab, dass jetzt 58 statt serienmäßig 48 PS die Dunlop K 180 quälen. Diese Tracker-Reifen schaffen so eine „sagenhafte“ Laufleistung von 2000 Kilometern. Da muss Mr. „Gene“ Nägele die Fahrten einteilen, denn die Pneus sind in Deutschland nicht zu bekommen.
Gabelbrücken und Fußrastenanlage baute der Zweirad-Mechaniker ebenso selbst wie die Schwinge, Ansaugstutzen und sämtliche Halter. Das Heckteil ist ein Eigenbau aus dem Bürzel der Kawasaki Z 650 und Triumph-Teilen. Auch die Sitzbank ist „selbstgeschustert“. Gebremst wird vorn mit der Scheibe einer Aprilia Mille, den Sattel und die Handbremspumpe spendierte eine RS 125. Hinten beißt Brembo in eine CBR-Scheibe. Auch bei den Haltern für den Spiegler-Lenker griff Nägele bei einer anderen Marke zu und kürzte die Halter einer BMW R 50.
Mit den Ikon-Duo-Dämpfern lässt es sich damit ganz ordentlich ums Eck fetzen, wobei das größere Vorderrad deutlich Zug am Lenker verlangt. „Das nehme ich aber für die Optik gern in Kauf“, findet sich der Erbauer damit ab, dem der 360-Grad-Paralleltwin sonst pausenlos die Seele massiert. „Den Schaltpunkt bei 7500/min, die Schieber der Dell’Ortos in den Vergaserdeckel gedrückt und die Augen und Ohren auf Empfang - was gibt’s besseres?“ Vielleicht das Warten dieses Schmuckstücks. Vorausgesetzt, man hat genug Kumpels, die Gene Romero, David Aldena, Gary Nixon oder John Allen ebenso verehren. Denn wenn die Kolben der 140er mal wieder Probleme machen, schraubt es sich einfach vergnüglicher, wenn die drum herum stehen und sich gegenseitig die Geschichten erzählen, wie diese Typen auf englischen Bikes den Jungs aus Milwaukee so richtig in den Hintern traten.
Technische Daten

Antrieb
Zweizylinder-Parallel-Motor, 2 Ventile/Zylinder, 43 kW (58 PS) bei 7000/min*, 118 Nm bei 6200/min*, 747 cm3, Bohrung/Hub: 76,0/82,0 mm, Verdichtungsverhältnis: 8,6:1, 2 Dell‘Orto PHF-Vergaser, Ø 30 mm, mit Beschleunigerpumpe, mechanisch betätigte Sechs-Scheiben-Kupplung, Fünfgang-getriebe, Kette
Fahrwerk
Stahl-Doppelschleifenrahmen, Lenkkopf-winkel: 62,0 Grad, Nachlauf: 97 mm, Radstand: 1440 mm, Telegabel, Ø Gabelinnenrohr: 35 mm, zwei Ikon-Stoßdämpfer, einstellbar
in Federbasis und Zugstufe, Federweg v./h.: 120/110 mm
Räder und Bremsen
Leichtmetall-Flachschulterfelgen mit Stahlspeichen, 2.50 x 18“/3.00 x 18“, Reifen vorn und hinten: 120/90 R 18, Bereifung: Dunlop K 180 Dirt Track, 320-mm-Einzelscheibenbremse mit Vierkolben-Festsattel vorn, 220-mm-Einzelscheibe mit Zweikolben-Festsattel hinten
Gewicht
Fahrfertig mit Benzin 185 kg
Preis
Neupreis 1986: 10 500 D-Mark