Schon vor dem Zweiten Weltkrieg bot Zündapp auch ein Mehrspur-Fahrzeug an, gedacht für den gewerblichen Einsatz. Wir blicken zurück auf das rare Dreirad.
Schon vor dem Zweiten Weltkrieg bot Zündapp auch ein Mehrspur-Fahrzeug an, gedacht für den gewerblichen Einsatz. Wir blicken zurück auf das rare Dreirad.
Speziell für Handwerksbetriebe und Lieferanten bot Zündapp in den Jahren 1926 bis 1931 ein Dreirad an, das auf Basis des Typs Einheitsmodell mit 250 cm³ entstand. Vom serienmäßigen Motorrad wurde der vordere Teil bis zum Sattel verwendet, das angeschweißte Heck bestand aus einer eigens angefertigten Rohrkonstruktion.
Die beiden einzeln aufgehängten Hinterräder hatten eine Federung nach einem Zündapp-Patent, der Sekundärantrieb erfolgte über lange Ketten vom Dreiganggetriebe einzig auf das linke Hinterrad. Beide Hinterräder wurden mittels Backenbremsen per Fußhebel verzögert. Zusammen mit dem gebremsten Vorderrad waren drei Bremsen für die damalige Zeit sehr fortschrittlich. Allerdings sollte das Fahrgestell auch eine Zuladung von 200 Kilo verkraften. Verantwortlich für die Konstruktion war der Ingenieur Hans Grottenthaler. Am 2. September 1926 bekam Zündapp die allgemeine Betriebserlaubnis von der Nürnberger Behörde, die erste Maschine verließ das Nürnberger Werk aber bereits vier Tage früher. Zündapp überließ den Kunden die Wahl zwischen einem Gitter-, Deckel- oder Türenkastenaufbau. Die Verkaufspreise bewegten sich von 1370 Reichsmark für den Gitterkasten und 1550 Reichsmark für den mit einer Türe zu verschließenden Kasten. Die gemuffte Heckkonstruktion war sehr aufwendig und teuer in der Fertigung, was zu diesen doch recht hohen Verkaufspreisen führte.
Mit seinem 4,5 PS starken Zweitaktmotor war das Dreirad für die damalige Zeit nicht untermotorisiert. Da das Gefährt in erster Linie im innerstädtischen Verkehr als kleiner Lieferwagen genutzt wurde, spielte die Höchstgeschwindigkeit überhaupt keine Rolle. Sicherlich war das Dreirad ein gut gemeintes, praktikables und durchdachtes Modell, aber nach exakt 962 gefertigten Modellen (andere, Zündapp-eigene Quellen nennen 806 Exemplare) wurde die Produktion 1931 eingestellt. Damit musste sich Zündapp eingestehen, dass der ursprüngliche Anstoß für dieses Dreirad in Deutschland keine Resonanz fand. Als Vorbild sah man bei Zündapp nämlich Geschäftsleute in den Großstädten der USA, die die meisten Waren mit eigenen Fahrzeugen auslieferten. Da in Deutschland ein Kleinlaster für die meisten Geschäftsleute zu teuer war, wollte Zündapp seinen Beitrag mit Hilfe des Dreirads leisten – vergeblich.