Bella Italia in der Vulkaneifel: Michael Kara schuf aus einer Ducati Pantah 500 ein sportives Kleinod. Mit viel Hingabe und Sachverstand baute er bei begrenztem Budget eine individuelle Hommage an klassische Königswellen-Ducs.
Bella Italia in der Vulkaneifel: Michael Kara schuf aus einer Ducati Pantah 500 ein sportives Kleinod. Mit viel Hingabe und Sachverstand baute er bei begrenztem Budget eine individuelle Hommage an klassische Königswellen-Ducs.
Aus seiner Passion macht Michael Kara keinen Hehl: "Ich stehe total auf Ducati, bin ziemlich verstrahlt." Er hat einige V2-Maschinen aus Bologna, mehr oder weniger stark selbst veredelt. In einer Glasvitrine in seinem Wohnzimmer steht eine Armada von Ducati-Modellen. Aber auch ganz real, im Maßstab 1:1, ist der Hof voll mit Ducs: Eine modifizierte 750 SS von 1992, ein Vergaser-Modell, hat Micha mit 2-in-1-Auspuffanlage statt mit beidseitigen Schalldämpfern bestückt. Verkleidung, Heck und Tank der 750er bestehen aus Karbon. "Die wiegt bloß 170 Kilogramm vollgetankt, selbst gewogen", freut sich der Eifeler.
Er hat auch noch einen wassergekühlten Vierventiler für die Rennstrecke – der Nürburgring ist nicht weit. Michaels zierliche, unverkleidete Pierobon-Duc ist ein seltenes Exemplar, mit zarten 159 Kilogramm bei 95 PS. "Wenn ein Motorrad leicht ist, muss der Motor nicht so stark sein", erklärt Michael seine Philosophie. Dies gilt auch für sein aktuelles Lieblings-Motorrad, eine extrem individualisierte 500er-Pantah. Im Jahr 2012 fing er an, die Baby-Ducati aus dem Baujahr 1979 mit dem Zahnriemen-V2, eine der ersten Pantah überhaupt, radikal umzubauen.
Unbedingt klassisch sollte der Umbau aussehen. Michaels Inspiration war ein Foto von 1980, das einen Königswellen-Racer zeigte, eine 900 SS beim 24-Stunden-Rennen in Barcelona. "Königswellen-Maschinen sind heute jedoch absolut unbezahlbar." Auch Ersatzteile und Wartung sind sündhaft teuer. Und Michael hat ja schließlich noch seinen elfjährigen Sohn zu versorgen. Da musste es günstiger gehen – mit einem Limit von 6000 Euro und insgesamt neun Monaten Bauzeit.
So reifte die Idee, auf eine günstige Pantah auszuweichen: "Die Motoren laufen eigentlich noch besser, und die Teile bekommt man für 'nen Appel und 'n Ei." Aus der (finanziellen) Not wurde rasch eine Tugend. Das Basismotorrad kaufte Michael Kara in Teilen, Laufleistung rund 50 000 Kilometer. Kein Problem für den gelernten Kfz-Mechaniker und Maschinenbautechniker, der im Hauptberuf Gabelstapler repariert. Den Motor mit den polierten Leichtmetall-Abdeckungen brachte er selbst wieder auf Vordermann. "Da war nicht viel zu machen. Der V2 blieb serienmäßig, weil er so hält und keine zusätzlichen Tuning-Kosten anfallen."
Okay, im Rahmen einer hausgemachten Inspektion gab’s neue Ventile und Zahnriemen. Gewechselt wurden auch die Laufrollen der Gummibänder und die Zündkabel, dazu modifizierte er Kabelbaum und Elektrik: "Es gab immer zu wenig Ladestrom, bis ich einen neuen Lichtmaschinenregler einbaute." Aber die Herzkammern, die Zylinder, waren gesund, wie das EKG ergab – absolut gleichmäßig hohe Kompression in beiden Brennräumen. Als Extras für den Motor gab’s lediglich eine schwarz lackierte Auspuffanlage, mit einer einzelnen, recht ausdrucksstarken Conti-Tüte links und die ebenfalls eingetragenen offenen Ansaugtrichter mit Flammsieben - "Die wollte ich unbedingt haben!"
Mit diesen Maßnahmen hofft Michael, die ursprünglich 46 PS Nennleistung des 499er-Desmo-Twins auf ehrliche 49 bis 50 PS gesteigert zu haben. "Ich bin eigentlich kein Ultra-Schrauber, aber ich bleibe hartnäckig, und irgendwann laufen meine Motoren dann richtig gut." Ein Perfektionist sei er nicht, könne auch technische Kompromisse eingehen, "sonst wird’s gleich richtig teuer". Da schimmert Michaels dritte Ausbildung als Betriebswirt durch.
Die 500er-Pantah wuchs dem Eifeler richtig ans Herz. Sie war Ducatis erstes Modell mit dem von Taglioni konstruierten Zahnriemen-V2. Das Chassis blieb unangetastet: "Ist doch klasse, ein haltbarer Großserienmotor in einem ultraleichten Gitterrohrrahmen." Nur lackieren ließ Micha das Gitterrohr-Flechtwerk von Frank Gerardy aus Polch. So wenig wie möglich, so viel wie nötig. Aber was gemacht werden muss, wird auch angepackt. "Es ist immer besser, eine Sache einmal richtig zu machen und dann für immer Ruhe zu haben." Keine Kompromisse gab’s bei der Optik, die sollte maximal pur wirken, so ungefiltert wie möglich.
Nach Michaels Vorgaben fertigte Horst Ettenberger (www.ks-kunststofftechnik.com) Monocoque und Verkleidung samt Scheibe. Im Heckbürzel verbirgt sich ein kleines Gepäckfach fürs Bordwerkzeug. Das Meisterstück ist der Kunststoff-Tank mit durchsichtigem Sichtfenster-Streifen im Stil der legendären 750 Supersport. Eine spannende Anleihe an die Ducati-Historie: klassisch aussehen, ohne original zu sein. Akzente setzen Lenkerenden-Spiegel, Ochsenaugen vorn und Alu-Blinker hinten sowie der verchromte Schnapp-Tankdeckel.
Der zweifarbige Lack ist Ducati-rot, was mit dem Beige-Ton des Bakelit-Lenkrads vom Flügeltürer-Mercedes 300 SL kontrastiert. Feuerrot glänzen die Räder mit den je sechs Doppelspeichen, in Schwarz die obere Gabelbrücke. Micha wollte kein einfarbiges Motorrad. Kurzerhand wurde der Front-Kotflügel gekappt, um knackiger zu wirken. So sei die Pantah richtig sexy, freut sich ihr Erbauer. "Ich kann sie mir stundenlang angucken, sie macht mich richtig glücklich."
Mit bellend-kernigem V2-Stakkato erwacht der L-Twin, hängt spontan und sensibel am Gas. Gut eingestellt, Micha! Viel Kraft braucht man, um den Kupplungshebel zu ziehen ("Dafür sind Pantahs bekannt."). Lochfrei und nahezu ohne Vibrationen dreht der serienmäßig belassene V2 hoch, marschiert ab 3000/min ordentlich, ab 5000 Touren dann stramm vorwärts. Tapfer entert der kurzhubige Motor (Bohrung x Hub: 74 x 58 mm) den roten Bereich bei 8000/min. Okay, vorm Überholen verlangt er nach Zurückschalten.
Die offenen Ansaugtrichter schnarren und zwitschern dazu. Im Schiebebetrieb patscht es aus der Auspufftröte. Wirklich sinnlich, dieses Fahrerlebnis. Die kleine Pantah gibt einem viel. Man kommt sich schneller vor, als man tatsächlich ist, hat auf kurvigen Landstraßen einen Heidenspaß, ohne gleich seinen Führerschein zu gefährden. Für sportliche Fahrweise muss man nicht immer rasen. Das Geheimnis der Kara-Pantah? Federleichte 171 Kilogramm, also 30 Kilogramm abgespeckt!
Versammelt-sportlich ist die Sitzposition. Etwas für agile Fahrer. Denn bei Schleichfahrt ruht viel Last auf den Handgelenken. Aber die weit eingezogenen Tankflanken bieten guten, satten Knieschluss, die Scheibe schirmt vollflächig ab. Die überholten Brembo-Serienbremsen benutzt Micha weiter, er bestückte sie allerdings mit Spezialbelägen für alle drei Scheiben.
Etwas Feinschliff könnte auch das Fahrwerk brauchen. Mit ihren schmalen 18-Zöllern (100/90 vorn und 120/90 hinten) fällt die Pantah zwar leicht in Schräglage, aber die aufgezogenen Diagonalreifen Conti Go haften nur mäßig. Außerdem arbeiten die Marzocchi-Federbeine sehr straff, sprechen bockig an, trotz neu befüllter Gas-Luft-Emulsion. Die Gabel mit neuen Standrohren, Wilbers-Federn und dünnflüssigem Öl taucht dagegen weit ein und schnellt mangels Zugstufendämpfung zu schnell wieder aus. Wie bei vielen Ducatis ließe sich also auch hier die Balance des Fahrwerks noch verbessern. Trotzdem macht diese Low-Budget-Pantah richtig an.
Was Michael Kara 2012 dazu bewegte, ganz offiziell ein Nebengewerbe anzumelden. Weitere passionierte Projekte werden also bestimmt folgen.
Das Motto ist Programm: "Finest motorcycles for my friends", sagt Ducati-Liebhaber Michael Kara über seine italophilen Umbauten, feinste Motorräder für seine Freunde. Bislang steht sein Nebengewerbe noch ganz am Anfang einer hoffentlich erfolgreichen Karriere. Die Pantah steht übrigens gerade zum Verkauf.
Infos gibt es unter www.mikas-mc.de. Wer lieber telefoniert, erreicht den ebenso geduldigen wie freundlichen Michael unter den Rufnummern 0 26 51/70 04 77 und 0157/88 99 49 35. Zu besichtigen ist das Motorrad in Ettringen, das liegt westlich von Koblenz.