Ducati Scrambler Desert Sled Fahrbericht
Sieht gut aus und fährt gut

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Genau 55 Jahre nach dem ersten Scrambler krönt Ducati die aktuelle Scrambler-Baureihe aus Bologna: Die neue Ducati Scrambler Desert Sled („Wüsten-Schlitten“) ist Kraftfutter für die Seele – sie sieht klasse aus und fährt auch noch gut.

Sieht gut aus und fährt gut
Foto: Ducati

Noch aus 15, 20 Metern ist die ­Illusion perfekt, wirkt die Ducati Scrambler Desert Sled wie eine größere, moderne Yamaha XT 500: Trotz stattlicher 20 Zentimeter Federweg vorn und hinten erinnern die rundliche Form des 13,5-Liter-Tanks mit den schicken seit­lichen Alublenden, der Enduro-typisch hochgelegte vordere Kotflügel und die recht üppig gepolsterte Sitzbank an den Offroad-Meilenstein aus Japan. Oder beruht die optische Ähnlichkeit eher auf den hübschen Speichenrädern mit den goldenen Felgen (17 Zoll hinten, 19 Zoll vorn) und dem breiten Lenker mit Cross-Strebe, vor dem Züge und Leitungen der rechten Lenkerarmaturen im weiten Bogen verlaufen? Cool wirken Alu-Motorschutz, 238 Milli­meter Bodenfreiheit und das schützende Gitter vorm Scheinwerfer.

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Ducati Scrambler Desert Sled Fahrbericht
Sieht gut aus und fährt gut
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Ducati Scrambler Desert Sled ist kein Blender

Der luftgekühlte 90-Grad-V2 mit zwei Ventilen und einem zusätzlichen Ölkühler vereint immerhin 803 Kubikzentimeter. Da­raus schöpft der Einspritzer mit neuester Euro 4-Abgasreinigungstechnik offiziell 75 PS und 68 Newtonmeter Drehmoment. Adrette Edelstahl-Krümmer münden in zwei kurzen, im Tiefparterre verlegten Auspuff-Pfeifen aus schwarz eloxiertem Aluminium. Voll einstellbar und schluckfreudig präsentiert sich die langhubige Upside-down-Gabel. Sie stammt wie das links ziemlich schräg angebrachte und ­direkt angelenkte Federbein von Kayaba – gelbe Feder hin oder her. Gegenüber Ducatis anderen aktuellen Scramblern präsentieren sich bei der Ducati Scrambler Desert Sled Gitterrohrrahmen und Schwingenaufnahme kräftig verstärkt. Sie ist also kein Blender.

Im Gegenteil, die Ducati Scrambler Desert Sled macht ernst, taugt wirklich für gemäßigtes Gelände. Gleichmäßig sanft gibt der kultivierte Motor seine Leistung ab. Jederzeit gut kontrollierbar lässt sich der Kurzhuber per progressiv übersetztem, elektronischem Drehgriff ans Gas nehmen. Dies und die guten Führungsqualitäten (Schwinge 25 Millimeter länger als bislang) verein­fachen den Umgang auf losem Untergrund. Leicht lässt sich die Seilzug-Kupplung ­ziehen, nur das ­Getriebe braucht mitunter etwas Konzentration beim Schalten. Dumpf, doch gut gedämpft klingt der unverkennbare V2-Sound, dazu hämmert es markant aus der ­Airbox. Gut ausbalanciert meistert die Italo-Enduro selbst Tiefsand-Passagen ­easy, bleibt freundlich zum Fahrer. Kompliment für die speziell auf die Desert Sled abgestimmten Pirelli-Reifen Scor­pion Rally STR: Ihr schönes Stollenprofil bietet on- wie offroad reichlich Traktion. Weder nervös noch störrisch umrundet die 800er sämtliche Kurvenradien.

Schöne Motorräder sind meist unpraktisch, funktionale selten sexy. Bei ­dieser klassischen Soft-Enduro mit modernen ­Zutaten ist das anders. Ergonomisch passt bei der Ducati Scrambler Desert Sled alles: Der breite Enduro-Lenker liegt prima zur Hand, allerdings ein wenig weit vorn. Die Sitzposition ist relaxed, ein schmaler Knieschluss und gezackte Enduro-Fuß­rasten vermitteln guten Kontakt zur vollgetankt rund 210 Kilogramm schweren Maschine. Rund 86 Zentimeter Sitzhöhe wirken recht hoch, optional gibt‘s eine zwei Zentimeter niedrigere Bank. Der ­Basispreis von 11.000 Euro ist sicher kein Schnäppchen für das Topmodell der Scrambler-Reihe. Von der wurden in den letzen beiden Jahren jedoch schon 32.000 Maschinen gebaut. Sie kommt gut an, die Mischung aus Klassik und Moderne – jetzt erst recht!

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Erscheinungsdatum 05.05.2023