RD-Kustom MMC SR1
Custom-Prototyp mit Buell-Herz

Meist kommt es anders, als man denkt. Michel und Jimmy Messina von RD-Kustom wollten eigentlich einen Harley-V2 aus einer Buell S1 in einen Voxan-Rahmen hängen. Doch daraus wurde nichts, stattdessen ist ein aufwändiger Prototyp entstanden.

RD-Kustom Buell
Foto: RD-Kustom

Ein Vater-Sohn-Projekt ist doch immer etwas Schönes. Michel Messina von RD-Kustom hatte die Idee, zusammen mit seinem Sohn Jimmy den Harley-Davidson V2 aus einer Buell S1, Baujahr 1999, in einen Voxan-Rahmen zu hängen. Anmerkung: Voxan war ein französischer Motorradhersteller, aktiv von 1995 bis 2009. Nach einiger Überlegung wurde Jimmy jedoch klar, dass das Unterfangen Ami-Vau-Zwo plus Franzosen-Rahmen scheitern könnte. Also startete der gelernte Maschinenbauer und Rennmechaniker auf einem weißen Blatt Papier, konstruierte und designte den Rahmen und alles Weitere selbst. 2019 wurde bei Jimmy Lungenkrebs diagnostiziert, und er musste seinen Job aufgeben. Der eigentlich als Wochenendprojekt gedachte Bau der Maschine, entwickelte sich so zu Jimmys Lebensprojekt. Getauft auf den Namen MMC SR1 ist das Motorrad nach vier Jahren Bauzeit fertig und kann sich mehr als sehen lassen.

Unsere Highlights

Ein aufwändiger Prototyp

Alle Teile an der MMC SR1 (bis auf den Motor und Fahrwerksteile) entwarf Jimmy Messina selbst. Gebaut wurden die Komponenten dann von seinem Vater Michel und ihm in Handarbeit. Alle Umbaumaßnahmen aufzuzählen würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen – denn wirklich alles, inklusive Schrauben und Muttern, wurde selbst entworfen. Herzstück oder auffälligstes Merkmal der SR1 ist zweifellos das neuen Chassis: Der aus zwei Teilen bestehende Rahmen wurde aus Aluminium in der Legierung AL 7075 T6 gefertigt. Er beherbergt das unveränderte Harley-Triebwerk mit 1.200 Kubik. Im vorderen Teil des Rahmens befinden sich zudem die Lufteinlässe, um den Motor zusätzlich zu kühlen. Am unteren Teil beherbergt der Rahmen den Ölvorrat, gleichzeitig sind hier Schwinge und horizontale Federbein – erneut grüßt die Buell – montiert.

Als eine der größten Herausforderungen stellte sich das Verstecken sämtlicher Kabel und Schläuche heraus. Michel und Jimmy saßen tagelang daran, die Elektrik zu verstecken. Es gelang.

Die runde Linienführung des Alu-Rahmen-Kunstwerks führt ein selbst gebauter Tank sowie ein Höcker, beides ebenfalls aus Aluminium, fort. Auf Kurs gehalten wird die SR1 von einer fetten Marzocchi-Gabel mit 50 Millimeter Standrohrdurchmesser, gestoppt wird mit Komponenten von Brembo.

Karneval der Kulturen

Jimmy und Michel Messina sind Harley-Fans aus Frankreich mit italienischen Wurzeln, und ihr Plan war es, all diese unterschiedlichen Einflüsse in einem gemeinsamen Zweirad-Projekt zusammenzuführen. Amerikanisches Hau-Drauf-Herz, Rahmen nach französischer Voxan-Machart, elegantes und zugleich aggressives italienisches Design und die Ideen aus Jimmys Kopf. Das Hauptziel beim Bau der MMC SR1 war jedoch, dass dieses Motorrad auch auf Bestellung in Kleinserie produziert werden kann. Das Vater-Sohn-Gespann möchte das Erlebnis, ein ganz besonderes Motorrad zu fahren, welches nicht nur einzigartig ist, sondern Jimmy auch beim Kampf gegen den Krebs hilft, mit anderen Leuten teilen. Zu welch einem Preis und wann man eine MMC SR1 bestellen kann, steht indes noch nicht fest.

Fazit

Ein aufwändiger Prototyp, handgefertigt mit viel Liebe zum Detail. Die MMC SR1 ist ein ganz besonderes Motorrad, entstanden aus einem Vater-Sohn-Projekt.

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MOTORRAD 12 / 2023

Erscheinungsdatum 26.05.2023