Sepp Sattler hat mal wieder den Nerv des TunerGP voll getroffen: Neben Motor und Fahrwerk der Serienwaffe hat er bei der Sattler-Suzuki Moto2 auch sonst nichts unangetastet gelassen. Selbst die Schwinge der Suzuki GSX-R 600 ist komplett neu gestaltet, der Tank (12,4 Liter) selbst gebaut und versetzt, der Kabelbaum neu eingezogen, Lichtmaschine, Anlasser, Wärmetauscher herausgerissen und die mechanische Wasserpumpe gegen eine elektronische getauscht.
Alles für ein Ziel: ein radikal leichtes Moto2-Motorrad zu bauen. Was ihm prächtig gelang, denn mit 154 Kilo vollgetankt war dieses Bike das vergleichsweise leichteste, das je auf dem TunerGP aufschlug. Mit einem Moto2-Einheitsmotor wollte sich Sepp freilich nicht zufriedengeben. Also packte er den Suzi-Vierzylinder an der Kurbelwelle (feingewuchtet), am Zylinderkopf (Ventilsitze und Kanäle bearbeitet) und der Einspritzung – nur noch eine Einspritzleiste versorgt den Motor der Sattler-Suzuki Moto2 mit Sprit. 131 PS dürfen sich sehen lassen.
Klappt in die Kurve, dass einem die Luft wegbleibt
Bevor wir Tester uns jedoch über dieses einzigartige Geschoss hermachen dürfen, werden wir daran festgekettet. Mittels Splint, der mit einem Kabel am Handgelenk festgemacht wird, stellt die Sattler-Moto2 bei einem Sturz sofort den Motor ab, um größere Schäden zu vermeiden. Kein Wunder, denn bekommt die Sattler-Suzuki Moto2 keinen kühlenden Fahrtwind ab, schnellt die Temperatur des Zuchtbullen schier schneller nach oben als der Drehzahlmesser beim Dreh am Euro Racing-Kurzhubgasgriff.
Per Boxenlimiter pratzelt die Sattler-Suzuki Moto2 zur Boxenausfahrt. Schon auf dem kurzen Stück zeigt sich die Renn-Semmel von der ultrasteifen Sorte. Das Fahrwerk aus R1-Gabel (RN 22/43 mm) und dem von WP-Mann Andi Vogt überarbeiteten Gixxer-Federbein ist bockelhart und verlangt nach Speed-Attacken, nicht nach Boxenbummeln. Mit Gebrüll geht es schließlich auf die Piste und dort zeigt die Tuning-Rakete, was sie draufhat.

Vielleicht ist die echte Moto2, die Honda-Wellbrock in Form der Suter-Honda dabei hat, noch präziser beim Einlenken und handlicher, aber die Sattler-Suzuki Moto2 klappt in die Kurve, dass einem fast die Luft wegbleibt. Einige Runden Eingewöhnung sind da schon nötig, doch dann kommt der Spaß von ganz allein. Schon das Gefühl auf der Bremse, die formidabel verzögert und mit der gefühlvoll in die schnellen Kurven des Hockenheimrings hineingebremst werden kann, begeistert.
Allerdings machte sich der Leichtbau bei hartem Ankern etwa am Ende der Parabolika oder vor der Mercedes-Tribüne durch ein nervöses Heck bemerkbar. Ebenfalls auf Kosten des sehr leichten Achterdecks ging das ratternde Hinterrad in der sehr schnellen Links nach der Spitzkehre, das durch leichte Wellen im Asphalt angestoßen wurde. Nach Anpassung der Dämpfung hinten bekam das Sepp Sattler etwas in den Griff, ganz abstellen konnte er es indes nicht. Was zeigt, dass so eine radikale Feile entsprechend großen Aufwand beim Setup verursacht und damit ebenfalls richtigen GP-Spirit versprüht. Denn dort werden bei solchen Fahrwerksreaktionen nicht selten mehrfach die Federbeine getauscht. Insgesamt verneigen wir uns tief und in Dankbarkeit vor der Sattler-Suzuki Moto2. Das ist echter Tuner-Spirit und bescherte uns ein einzigartiges Fahrerlebnis.