Rechtzeitig vor der neblig-grauen Winterzeit wurde ich fündig. Hoch oben auf der Schwäbischen Alb, wo alte Mopeds noch schwer beladen mit allerlei Gütern aus Haus und Hof als Mulis schuften müssen, lehnte eine schwarz übertünchte Zündapp Sport Combinette an einem Scheunentor. Anhalten und draufsitzen war eins, Motor kurz laufen lassen – fertig. Ein fester Handschlag, und schon schunkelte die Zündapp im Transporter nach Stuttgart.
Was meine Kaufentscheidung massiv beschleunigte, ist der Umstand, dass ich vor genau 50 Jahren mit meiner Zündapp Super Combinette die Schrebergärten und Waldwege rund um die Solitude-Rennstrecke unsicher gemacht habe. Den mädchenhaften, freien Durchstieg fand ich bei meiner Combinette schon damals peinlich. Ganz anders die Sport Combinette, denn da sitzt der „Büffeltank“ wie bei einem echten Motorrad in einer Linie mit der Sitzbank. So muss das sein!
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Werner werkelt: Zündapp Sport Combinette
Zeitreise mit 2,6 PS
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Ein 50er-Moped aus der Jugendzeit – da wird nicht lange überlegt
Mini Koch
Mini Koch
1/13
Originaler Tachometer, aber auch der echte Kilometerstand? Verschleißteile wie Bremsbeläge und Kette deuten darauf hin
Mini Koch
2/13
Selbst geschweißte Klemmungen, Gabelbrücke ohne Zentralmutter – bei so viel Murks fahre ich nicht mal ums Haus
Mini Koch
3/13
Hilft bei der Beschaffung neuer Papiere: Das aufgenietete Schild und die eingeschlagene Fahrgstellnummer sind identisch
Mini Koch
4/13
Die Gummis am Kettenradträger haben sich aufgelöst, Lager und Kettenrad hingegen sind durchaus noch brauchbar
Mini Koch
5/13
Speichen komplett verrostet, Radnabe und Kugellager in Ordnung, aber dick mit Farbe übertüncht. Das kriegt man hin
Mini Koch
6/13
Auf den ersten Blick reif für die Tonne. Nach dem Zerlegen und Entlacken ist bei der Bremse aber alles okay, sogar die Beläge
Mini Koch
7/13
Mit dem Trennschleifer ist die Felge ruck, zuck ausgespeicht. Eine Speiche wird als Muster zur Wiederbeschaffung aufbewahrt
Mini Koch
8/13
Dank der verschraubten Stahlbuchsen lassen sich die Naben beidseitig sicher in der Drehbank einspannen
Mini Koch
9/13
Zündapp Sport Combinette
Mini Koch
Mini Koch
11/13
...Nachher: Dank weniger Bauteile dauerte die Zerlegung keine zwei Stunden, trotz zahlreicher vermurkster Schrauben
Mini Koch
12/13
Der Motor wurde schon einmal zerlegt und ohne Dichtungen zusammengebaut. Jede Wette, da lauern noch Überraschungen!
Mini Koch
13/13
„DAS MOTORRAD“ berichtete in Ausgabe 18/1961 erstmals über die 75er-Zündapp GS, die auch als 50er vom Band lief
Zu Hause ging es schnurstracks zur Polizei. Ohne Papiere gekauft, musste ich erst einmal sicherstellen, dass ich mir mit der Sport Combinette keine Hehlerware angelacht hatte. Für 650 Euro war das 1963 gebaute, 40 km/h schnelle Mokick mit Kickstarter und Fußschaltung sicher kein Schnäppchen, das Versicherungsschild stammt aus dem Jahr 1988. Neben den Papieren fehlt es der Zündapp überall an Funktionssicherheit. Nach allen Regeln der Kunst vermurkst, kann ich mit der kleinen 50er so nicht beim TÜV vorreiten. Aus Motor und Vergaser tropfen Getriebeöl und Sprit um die Wette, am Lenkkopflager fehlt die Kontermutter, die die Gabelbrücke fixiert, und der Vergaserschieber bleibt gerne auf Vollgas hängen. Notdürftig reparieren? Auf gut Glück einfach vorfahren? Alles Quatsch, der Papierkram wird vertagt und die komplette Renovierung vorgezogen. Denn dabei – da bin ich mir sicher – stoße ich bestimmt noch auf ganz andere Baustellen.
In diesem jämmerlichen Zustand geht beim TÜV gar nichts
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...Nachher: Dank weniger Bauteile dauerte die Zerlegung keine zwei Stunden, trotz zahlreicher vermurkster Schrauben
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Originaler Tachometer, aber auch der echte Kilometerstand? Verschleißteile wie Bremsbeläge und Kette deuten darauf hin
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Selbst geschweißte Klemmungen, Gabelbrücke ohne Zentralmutter – bei so viel Murks fahre ich nicht mal ums Haus
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Hilft bei der Beschaffung neuer Papiere: Das aufgenietete Schild und die eingeschlagene Fahrgstellnummer sind identisch
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Die Gummis am Kettenradträger haben sich aufgelöst, Lager und Kettenrad hingegen sind durchaus noch brauchbar
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Speichen komplett verrostet, Radnabe und Kugellager in Ordnung, aber dick mit Farbe übertüncht. Das kriegt man hin
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6/13
Auf den ersten Blick reif für die Tonne. Nach dem Zerlegen und Entlacken ist bei der Bremse aber alles okay, sogar die Beläge
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Mit dem Trennschleifer ist die Felge ruck, zuck ausgespeicht. Eine Speiche wird als Muster zur Wiederbeschaffung aufbewahrt
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Dank der verschraubten Stahlbuchsen lassen sich die Naben beidseitig sicher in der Drehbank einspannen
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Zündapp Sport Combinette
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...Nachher: Dank weniger Bauteile dauerte die Zerlegung keine zwei Stunden, trotz zahlreicher vermurkster Schrauben
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Der Motor wurde schon einmal zerlegt und ohne Dichtungen zusammengebaut. Jede Wette, da lauern noch Überraschungen!
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„DAS MOTORRAD“ berichtete in Ausgabe 18/1961 erstmals über die 75er-Zündapp GS, die auch als 50er vom Band lief
Anstatt die Zündapp wahllos verteilt in irgendwelchen Kisten oder Schachteln verschwinden zu lassen, halte ich jeden Schritt mit dem Fotoapparat fest und sortiere die Teile nach Baugruppen in kleine, praktische Plastikschalen. Selbst wenn so ein 50er-Moped logisch und einfach aufgebaut ist, hilft es ungemein, wenn man vor allem die Schrauben sauber gruppiert. Denn diese sollen, mit einigen Ausnahmen, komplett erneuert werden. Ob zeitgenössisch als Schlitzschrauben oder, wesentlich praktischer, mit Innensechskant, das ist Ansichtssache. Für Liebhaber von Originalen kommt nichts anderes in Frage als zeitgenössicher und fahrzeugtypischer Ersatz, eher praktisch veranlagte Bastler greifen dagegen lieber zu modernen Schraubverbindungen.
In meinem Fall wird es wohl eine Mischung aus beidem, denn eines soll meine Sport Combinette garantiert nicht werden: ein Neuaufbau als Original. Zum einen konnte ich schon damals mit den barrock geschwungenen Schutzblechen und dem Aluguss-Zierrat nichts anfangen, zum anderen muss die Zündapp in ihrem zweiten Leben eine größtmögliche Funktionalität an den Tag legen. Denn wie die vor drei Jahren aufgebaute BMW R 80 G/S oder die Honda VF 1000 Xpresso V4 wird die Zündapp mein drittes Alltags-Motorrad im Fuhrpark. Dafür will ich eine maximal schrauberfreundliche Auslegung.
Eine originalgetreue Restaurierung kommt nicht in Frage
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Die Gummis am Kettenradträger haben sich aufgelöst, Lager und Kettenrad hingegen sind durchaus noch brauchbar
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Originaler Tachometer, aber auch der echte Kilometerstand? Verschleißteile wie Bremsbeläge und Kette deuten darauf hin
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Selbst geschweißte Klemmungen, Gabelbrücke ohne Zentralmutter – bei so viel Murks fahre ich nicht mal ums Haus
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Hilft bei der Beschaffung neuer Papiere: Das aufgenietete Schild und die eingeschlagene Fahrgstellnummer sind identisch
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Die Gummis am Kettenradträger haben sich aufgelöst, Lager und Kettenrad hingegen sind durchaus noch brauchbar
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Speichen komplett verrostet, Radnabe und Kugellager in Ordnung, aber dick mit Farbe übertüncht. Das kriegt man hin
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Auf den ersten Blick reif für die Tonne. Nach dem Zerlegen und Entlacken ist bei der Bremse aber alles okay, sogar die Beläge
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Mit dem Trennschleifer ist die Felge ruck, zuck ausgespeicht. Eine Speiche wird als Muster zur Wiederbeschaffung aufbewahrt
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Dank der verschraubten Stahlbuchsen lassen sich die Naben beidseitig sicher in der Drehbank einspannen
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Zündapp Sport Combinette
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...Nachher: Dank weniger Bauteile dauerte die Zerlegung keine zwei Stunden, trotz zahlreicher vermurkster Schrauben
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Der Motor wurde schon einmal zerlegt und ohne Dichtungen zusammengebaut. Jede Wette, da lauern noch Überraschungen!
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„DAS MOTORRAD“ berichtete in Ausgabe 18/1961 erstmals über die 75er-Zündapp GS, die auch als 50er vom Band lief
Deshalb bleiben die klassischen Schlitzschrauben nur dort erhalten, wo sie nicht stören. Plan ist, mit der Sport Combinette als Geländesport-Eigenbau zur Feier „100 Jahre Zündapp“ zum Museum nach Sigmaringen zu reisen (25. bis 28 Mai). Dazu will ich meine Sport Combinette zur „Wurzelsau“ im Stil der GS 50/75-Trial- und Geländemaschinen umstricken, wie sie Anfang der 60er-Jahre in München gebaut wurden. Wurzelsäue nannten wir damals Mopeds, die man mit Flex und Eisensäge fürs Gelände umfunktionierte. Bei meiner Zündapp soll sich der Umbau aber schon eher an den professionellen Zündapp GS 50/75 orientieren, ohne dass die Kosten ins Uferlose abdriften.
Bei der Bestandsaufnahme habe ich nur die extrem korrodierten Bauteile wie Speichen, Auspuff und Züge ausgemustert. Alle anderen Komponenten wurden zunächst mit Abbeizer von ihren mindestens drei Lackschichten befreit. Dann ging es daran, zumindest die originalen Oberflächen so gut wie möglich zu erhalten. Also kam das Strahlen mit Sand oder Glasperlen ebenso wenig in Betracht wie das Lackieren oder Eloxieren. Tabu war ebenso das Polieren der Aluguss-Teile auf Hochglanz, denn kein Mensch kam in den 60er- oder 70er-Jahren auf die Idee, an seinem mühsam selbst aufgebauten Motorrad die knappe Zeit mit so etwas sinnlos zu verplempern. Problematisch bei Oberflächen, die maschinell bearbeitet werden, ist nämlich das Schliffmuster, das die einst typische Spritzguss-Anmutung von Aluteilen wie Bremsankerplatten oder Motorgehäuse komplett verfälscht. Das wollte ich unbedingt vermeiden.
Originale Oberflächen und Bearbeitungsspuren bleiben erhalten
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Mit dem Trennschleifer ist die Felge ruck, zuck ausgespeicht. Eine Speiche wird als Muster zur Wiederbeschaffung aufbewahrt
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Selbst geschweißte Klemmungen, Gabelbrücke ohne Zentralmutter – bei so viel Murks fahre ich nicht mal ums Haus
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Hilft bei der Beschaffung neuer Papiere: Das aufgenietete Schild und die eingeschlagene Fahrgstellnummer sind identisch
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Die Gummis am Kettenradträger haben sich aufgelöst, Lager und Kettenrad hingegen sind durchaus noch brauchbar
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5/13
Speichen komplett verrostet, Radnabe und Kugellager in Ordnung, aber dick mit Farbe übertüncht. Das kriegt man hin
Mini Koch
6/13
Auf den ersten Blick reif für die Tonne. Nach dem Zerlegen und Entlacken ist bei der Bremse aber alles okay, sogar die Beläge
Mini Koch
7/13
Mit dem Trennschleifer ist die Felge ruck, zuck ausgespeicht. Eine Speiche wird als Muster zur Wiederbeschaffung aufbewahrt
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8/13
Dank der verschraubten Stahlbuchsen lassen sich die Naben beidseitig sicher in der Drehbank einspannen
Mini Koch
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...Nachher: Dank weniger Bauteile dauerte die Zerlegung keine zwei Stunden, trotz zahlreicher vermurkster Schrauben
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Der Motor wurde schon einmal zerlegt und ohne Dichtungen zusammengebaut. Jede Wette, da lauern noch Überraschungen!
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„DAS MOTORRAD“ berichtete in Ausgabe 18/1961 erstmals über die 75er-Zündapp GS, die auch als 50er vom Band lief
So blieb nichts anderes übrig, als zu versuchen, die Oberflächenstruktur mit feinkörnigen Reinigungsmitteln in langwieriger Handarbeit zu erhalten. Und dabei nur die fleckigen oder schwarzen Einfärbungen im Aluguss zu entfernen. Mit der Wunderpaste von Ambassador-Chemie gelang es, leicht vermackte und weißlich angelaufene Oberflächen zu „reparieren“. Mit diesem Mittel konnte ich auch Kupplungsdeckel und Bremsankerplatten vor der Schrottkiste retten. Das klappte aber nur mit ein paar Tricks, auf die ich in der nächsten Classic-Ausgabe eingehen werde. Die Naben der Drahtspeichenräder habe ich dagegen auf der Drehbank mit grobem 60er-Schleifpapier abgezogen und anschließend mit 400er-Läppleinen geglättet. Die Oberflächen sind nun gleichmäßig sauber, aber eben nicht poliert, sondern entsprechen in ihrem hellen Natur-Alu dem Original (siehe unten).
Beim Rahmen hielten sich die Arbeiten in Grenzen. Sanft sandstrahlen, damit die Gussoberfläche nicht zerstört wird, und dann konventionell lackieren. Doch vorher habe ich das Zentralrohr zwischen Steuerkopf und Guss-Heckteil massiv verstärkt, damit es beim flotten Geländeritt nicht die Biege macht. Über alle Detailarbeiten berichten wir in der nächsten Classic-Ausgabe, dazu gibt‘s Tipps zum Aufbau von Rahmen und Federung.