Die Yamaha XSR 900 Abarth basiert auf der XSR 900 und ist limitiert auf 695 Stück weltweit. Eindrücke nach der ersten Testfahrt mit dem Café Racer auf Sardinien.
Die Yamaha XSR 900 Abarth basiert auf der XSR 900 und ist limitiert auf 695 Stück weltweit. Eindrücke nach der ersten Testfahrt mit dem Café Racer auf Sardinien.
Was hat Yamaha mit Abarth zu tun? Nun, bereits seit 2007 tritt Fiat als Sponsor des Yamaha-MotoGP-Teams auf. Und zum italienischen Autobauer gehört Abarth. Die verwandeln die vierrädrigen Mobile in emotionale Gefährte. Ähnlich geht Yamaha bei den Faster Sons-Modellen vor, bei denen aus der Raupe aktueller Straßenflitzer Schmetterlinge wie die XSR 900 werden. Und wo so viel „emozione“ im Spiel ist, ist die Zusammenarbeit nicht mehr fern. Ergebnis dieser Verbindung ist die neue Yamaha XSR 900 Abarth.
Sie basiert in Sachen Technik auf dem Retro-Bike XSR 900 mit dem fulminanten Crossplane-Dreizylinder. Radstand, Fahrwerksgeometrie, Bremsen – alles entspricht genau der Ursprungsbasis. Und dennoch erweist sich die Yamaha XSR 900 als komplett eigenständiges Modell, wie die Fahrpräsentation auf Sardinien zeigt. Das ist vor allem einem Bauteil geschuldet: dem Lenker. Lässt sich die XSR 900 locker-leicht am breiten Rohrlenker durch Radien führen, setzt die Abarth-Version auf sportive Auseinandersetzung. Die breite Stange ist passé, jetzt greifen die Hände zu einer Art M-Lenker, dessen Enden sich tief unter der oberen Gabelbrücke befinden. Den Rücken zum Buckel gekrümmt, den Kopf hinter die Scheibe der Karbonkanzel gepresst, nimmt die Yamaha XSR 900 die ersten Kurven ins Visier. Und scheitert direkt. Gedachte Linie und tatsächlicher Radius finden nicht zusammen. Es braucht ein paar Kilometer, bis der Abarth-Treiber das Potenzial seines Untersatzes zu nutzen weiß.
Aber dann: Willig prescht der Drilling mit seinen 115 PS bei 10.000/min bei jedem Zupfer am Gasgriff nach vorne, fühlt sich überall zu Hause, egal, welcher Bereich im breiten Drehzahlband gerade anliegt. Drei verschiedene Fahrmodi und die Anti-Hopping-Kupplung unterstreichen seine guten Sitten. Beim flotten Treiben spielen die Bremsen klaglos mit. Auf den Punkt genau und fein dosierbar verzögert die Yamaha XSR 900 Abarth. Nur beim Fahrwerk bleibt ein Fragezeichen. Hier hat Yamaha offensichtlich komplett die Abstimmung der XSR 900 übernommen. Allerdings lastet bei der mit Fahrer deutlich weniger Gewicht auf der Front, dafür drücken mehr Kilos aufs Heck. Beim Abarth-Ableger taugt die Abstimmung nicht, praktisch ohne Zugstufendämpfung wackelt er sich durch die Kurven. Also anhalten und vor allem die kleine Schraube am Heck weiter zudrehen. Nach dieser Anpassung tritt die nervöse Schaukelei in viel geringerem Maße auf.
Der kurze Stopp tat aber nicht nur dem Fahrwerk gut, auch der Pilot bekam Gelegenheit, den Rücken zu strecken. Die Sitzposition auf der Yamaha XSR 900 fällt auf Dauer extrem aus. Unter dem Aspekt Fernreisetauglichkeit ist mit ihr kein Blumentopf zu gewinnen. Deutlich mehr Punkte sammelt sie dagegen mit ihrem Design. Neben der Karbonschale schmeicheln auch vorderes Schutzblech und Solohöcker aus dem gleichen Leichtbaumaterial dem Auge. Noch mehr sinnliche Freude verbreitet die komplett aus Titan gefertigte Akrapovič-Auspuffanlage, die satt aus den zwei kleinen Endtöpfen brummt, gewürzt durch ein rotziges Stakkato beim Gaswegnehmen und Runterschalten.
Günstig ist der Spaß allerdings nicht. 12.595 Euro kostet die Yamaha XSR 900 Abarth, die auf 695 Stück weltweit limitiert ist. 140 Einheiten der edlen XSR-Version sollen nach Deutschland kommen. Sie ist zweifelsohne nicht die bessere XSR 900, aber wer will Exklusivität auf zwei Rädern schon streng rational beurteilen?