Einerseits ist es ja schön, dass sie
so ballert, die Art-Cycles-MZ. Denn der Klang, welcher den beiden offenen
Remus-Töpfen entweicht, ist wunderbar dumpf, hört sich bei hohen Drehzahlen
wie ein Respekt einflößendes Grollen an und hat nichts nervig-kreischendes an sich. Andererseits kann niemand damit auf der Straße fahren, weil er nicht weit kommen und gewaltigen Ärger kriegen würde ob des Schalldrucks, mit dem die getunte 1000 SF ihre Umwelt betrommelt. Die Tests blieben also auf die Rennstrecke und den Prüfstand beschränkt.
Schade, denn was der unter der Regie von Peter Wack, MZ-Importeur für die
Slowakei, getunte Motor außer Sound noch bringt, ließe sich überall genießen. Bis 4000/min auf Höhe des gemessen 114 PS starken Serienmotors gemeint ist die drehmomentgestärkte Variante der SF , hebt die Leistungskurve des Tuningmotors bei höheren Drehzahlen zum Überflug an. Bis zu 15 PS mehr als das Serientriebwerk drückt der Zweizylinder der Art-Cycles-MZ, am Leistungszenit bei 9100/min sind es immerhin zwölf PS mehr. Selbst die
MZ 1000 S mit 117 PS Höchstleistung bleibt um neun PS zurück.
Und dann diese Drehfreude. Laufen die Serienaggregate direkt nach Erreichen der Spitzenleistung in den Drehzahlbegrenzer, kurbelt die Art-Cycles-MZ dank umprogrammierten Steuergeräts nach dem Maximum weiter bis 10400/min, wobei die Leistung bis zu dieser Marke nur wenig abfällt. Hier machen sich die neuen Nockenwellen sowie die geänderten Ventile samt Federn bezahlt. Sie verleihen dem Motor ein unwiderstehliches Temperament. Anfänglicher Respekt vor dem roten Bereich bei 9000 Touren verfliegt völlig, es macht einfach Laune, auszudrehen und dann
per Quickshift superschnell den nächsten Gang nachzuladen. Überdies gefällt der Reihenzweizylinder am unteren Ende des nutzbaren Bereichs mit sauberem Lastwechselverhalten. Beim Gasanlegen im Kurvenscheitelpunkt zieht er deutlich akzentuiert, doch keinesfalls zu hart an.
Weniger Lob verdient das Fahrwerk. Mit härteren Federn und anderer Ölmenge in der Gabel sowie einem sehr straff abgestimmten Öhlins-Federbein hinten finden Vorder- und Hinterhand in keiner der probierten Einstellungen zur Harmonie der
Federbewegungen. Als Resultat pendelt die MZ ständig um die Längsachse. Mehr oder weniger stark, doch allemal so,
dass die Zielgenauigkeit beeinträchtigt ist.
Daran änderte sich auch nichts, nachdem der Tester den recht schwergängigen
Lenkungsdämpfer probehalber demontiert hatte. Möglicherweise funktioniert das Fahrwerk besser mit Dunlop D 209 GP, für die es abgestimmt wurde, aber die Testmaschine rollte auf Metzeler Rennsport,
für einen zweiten Versuch war der Dunlop-Vorderreifen nicht rechtzeitig lieferbar.
Allein das Motortuning kostet ohne Auspuff 1400 Euro, mit Auspuff 2200,
für den reichhaltigen Karbonsatz werden
800 Euro fällig. Als Komplettpaket wird
die Art-Cycles-MZ 1000 SF jedoch deutlich subventioniert. Sie ist inklusive Tuning und Karbonteilen mit Serienfahrwerk für 11900 Euro zu haben. Weitere Infos unter www. artcycles. sk
Technische Daten
Motor: wassergekühlter Zweizylinder-Viertakt-Reihenmotor, eine Ausgleichswelle, zwei oben liegende, kettengetriebene Nockenwellen, vier Ventile pro Zylin-
der, Einspritzung, geregelter Katalysator, Sechsganggetriebe, Kette.
Bohrung x Hub 96,0 x 69,0 mm
Hubraum 999 cm3
Verdichtungsverhältnis 11,5:1
Nennleistung*
92,6 kW (126 PS) bei 9100/min
Max. Drehmoment* 104 Nm bei 7000/min
Fahrwerk: Brückenrahmen aus Stahl, Upside-down-Gabel, Ø 43 mm, Zentralfederbein, direkt angelenkt, Doppelscheibenbremse vorn, Ø 320 mm, Vierkolben-Festsättel, Scheibenbremse hinten, Ø 243 mm, Zweikolben-Festsattel.
Reifen 120/70 ZR 17; 180/70 ZR 17
Maße und Gewichte: Radstand 1445 mm, Sitzhöhe* 820 mm, Gewicht vollgetankt* 224 kg, Zuladung* 202 kg, Tankinhalt 20 Liter.
Preis Testmotorrad 11900 Euro