Treffen amerikanisches Lackdesign der 1970er und japanische Technik der 1980er auf den Lockdown im Jahr 2020 muss etwas Verrücktes dabei herauskommen: Die Anaconda Honda vom Renard Speedshop.
Lack der 70er
2014 startet Steph Jeavons auf ihrer Honda CRF 250L zu einer Weltreise. 2018 kehrt sie gute 120.000 Kilometer und 54 Länder später zurück. Der Name der Honda ist Rhonda. Vermutlich in einer alkoholschwangeren Lockdown-Laune gibt Andres vom Renard Speedshop in Estland in Anlehnung an Rhonda seiner Honda XBR 500 den Namen: Anaconda Honda. Ein psychodelisches Lackschema der 1970er mit schier endlosen Pinstripes krönen den giftgrünen Lack von Tank, Front und Heck. Rahmen, Schwinge und Öltank der Trockensumpfschmierung der Honda sind ebenfalls in dem grünen Grundlack gehalten. Akzente setzt die rote Eloxalbeschichtung von Ventildeckel, Trommelbremse und Naben hinten, sowie des Vorderrades. Ergänzt von knalligem Orange der Behringer-Bremskomponenten und der hauseigenen Lenkerarmaturen.

Technik der 80er
1985 will Honda mit der XBR den Erfolg der Yamaha SR 500 beantworten. Ungedrosselt mit 44 PS und ab 1987 mit Speichenrädern zwar begehrenswert, durch den kritischen Ölhaushalt des Trockensumpf aber anfällig und kompliziert zu warten. Nichtsdestotrotz sind die Nachfahren dieses Motors bis 2007 in der Dominator, SLR 650 und FMX 650 und in der XR 650 L sogar bis 2019 zu finden. Die Anaconda Honda basiert auf einer 44-PS-Version von 1988. Noch älter ist die Honda GL 1000, die der XBR das Vorderrad in 19 Zoll spendiert.
An dieser Nabe dreht sich eine Scheibe der Edelbremser von Behringer, die von einem Vier-Kolben-Sattel aus gleichem Hause verzögert wird. Das Hinterrad ist original, dreht sich allerdings in einer neuen Rohrschwinge, die besser zum Rahmen passt. Die Federbeine einer alten SWM federn und dämpfen das Heck, in dessen leergeräumten Dreieck bläst links ein Supertrapp-Endtopf aus und atmet rechts der Einzelluftfilter ein.

Darunter sitzt ein zum Öltank umgebauter Feuerlöscher. Besagter Luftfilter versorgt einen Flachschieber-Vergaser von Mikuni, der seinen Sprit aus dem umgebauten Tank einer alten Cagiva bezieht. Eine 50er-Jawa aus den 1960er Jahre – um eine weitere Epoche einzubringen – hinterlässt der Anaconda den Heckfender mit dem markanten Bürzel.
Fazit
Eine kleine Reise durch die jüngeren Epochen mit dem Ziel eines grandiosen Custombikes. Eine alte XBR 500 wird mittels heftigen Lacks, neuer Schwinge und einem Feuerlöscher als Öltank zum Aufsehen erregenden Einzelstück.