Ob die KTM 390 Duke auch nach dem Euro 4-Update die Herrscherin im A2-Segment bleibt, zeigt der Test von PS.
Ob die KTM 390 Duke auch nach dem Euro 4-Update die Herrscherin im A2-Segment bleibt, zeigt der Test von PS.
Die Tourguides bei KTM haben Spaß an ihrer Arbeit, und den teilen sie auf Präsentationen gern mit den Journalisten. So wie bei diesem Fahrtermin, wo sich ein Tross spaßbegeisterter Schreiberlinge hinter einem besonders motivierten, vollgasaffinen Mattighofener auf frischen KTM 390 Duke durchs winklige Hinterland Turins bohrt. Kluge Wahl der Strecke, denn die knallengen Sträßchen dritter Kategorie sind Duke-Territorium: viel uneinsichtiges Gekräusel, pockiger Asphalt, Tachostand tendenziell zweistellig – hier sind die 44 munteren Pferdchen, die der mechanisch unveränderte 373-Kubik-Motor auch nach Euro 4-Update aus seinem einzelnen Brennraum presst, gerade richtig. Erst recht, wenn sie so hellwach galoppieren wie in der neuen Duke. Mit der fälligen Überarbeitung schenkt KTM dem Beastie Boy ein Ride-by-Wire, und dieses verhilft der schon vorher nicht gerade trägen Gasannahme des Singles zu noch mehr Pep. Leistungseinsatz und Dosierbarkeit sind für einen Einzylinder, Mindestdrehzahl 3.500 Touren vorausgesetzt, sensationell, der Punh in der Mitte ist durchaus beachtlich. Einzylinderfans werden die rustikalen Lebenszeichen des einfach ausgleichsbewellten Aggregats schätzen, wer es gerne völlig vibrationsfrei mag, macht um die KTM 390 Duke vielleicht besser einen Bogen.
Zwar hat die KTM 390 Duke mit ihrer aufgewerteten Ausstattung (Voll-LED-Scheinwerfer, TFT-Display, um 2,4 auf 13,4 Liter vergrößerter Tank, größere Bremse, höherwertige Fahrwerkskomponenten) um zehn Kilogramm zugelegt, aber bei immer noch sehnigen 149 Kilogramm trocken kann von Übergewicht keine Rede sein. Positiver Nebeneffekt der Aufbaukur: Inhaber des A2-Lappens dürfen nun offen mit 44 PS fahren, die bislang notwendige Drosselung auf 41 PS entfällt. Die KTM 390 Duke stellt in Sachen Leistungsgewicht weiterhin das machbare Optimum in der kleinen Klasse dar. Und wie zum Beweis, was mit diesen 44 PS so alles geht, prescht unser Guide die kniffligen Serpentinen Piemonts hinauf. Er kennt die Strecke schon, wir nicht, und so lautet die nächste Erkenntnis: Die Einzelscheiben-Bremsanlage vorne hat jetzt Zähne. Vorher eher stumpf, verhelfen dem Bybre-System ein um 20 auf 320 Millimeter gewachsener Scheibendurchmesser und Sintermetallbeläge zu mehr Stopping-Power und Standfestigkeit. Angesichts der teils noch feuchten Flecken auf dem Asphalt hilft außerdem das Wissen um ein zuverlässiges Bosch-ABS beim Spätbremsen. Der Blockierverhinderer lässt sich leicht per Menü deaktivieren und bietet sogar einen Super-moto-Modus, in dem er nur vorne arbeitet – vorbildlich sportlich.
Doch statt Driften ist jetzt Einlenken gefragt, um am Vorturner dranzubleiben. Und Einlenken, das erledigt die KTM 390 Duke mit der Entschlossenheit eines gedopten Eichhörnchens. Auf 110er- beziehungsweise 150er-Sohlen (Metzeler Sportec M5) kennt der Drei-Zentner-Floh praktisch keinen Widerstand gegen Lenkimpulse, hechtet flink, dabei neutral Richtung Scheitelpunkt, wird erst kurz bevor die Rasten Funken schlagen ein wenig kippelig. In Schräglage wie auch auf der folgenden, buckeligen Gerade zeigt sich dann deut- licher Fortschritt in Sachen Fahrwerk. Bislang waren die bei Bajaj in Indien produzierten 390er auch mit Hinblick auf die Straßenverhältnisse in den eigentlichen Zielmärkten sehr weich abgestimmt, schaukelten sich eher durch den Federweg, als nennenswert zu dämpfen. An sich kein großes Problem bei einer so leichten Maschine und angesichts des scharf gerechneten Kaufpreises verschmerzbar – aber trotzdem schön, dass sich hier etwas getan hat. Durch Feinschliff an den WP-Komponenten wirkt die Kurvenschleuder nun wesentlich straffer, pumpt weniger, was der Stabilität und Zielgenauigkeit sehr zugute kommt. Fahrwerksseitig fühlt sich die neue KTM 390 Duke nun so premium an, wie der schicke Gitterohrrahmen mit geschraubtem Heck, die feine Schwinge und der überhaupt ziemlich vollwertige Auftritt das suggerieren.
Und noch etwas wirkt premium: Erstmals in dieser Preisklasse findet sich ein TFT-Display im Sichtfeld des Fahrers. Das fesche Cockpit ist gut ablesbar, bietet großen Funktionsumfang und ist einfach übers linke Lenkerende zu bedienen, wie bei der Super Duke R. Man könnte sogar Bluetooth-Geräte koppeln und per Knopfdruck die nächste MP3 nachlegen (oder Telefonate annehmen), doch das haben wir während des Knallgas-lastigen Ausritts nicht ausprobieren wollen. Im Übrigen wurde auch die Sitzposition überarbeitet: Etwas vorderradorientierter, etwas mehr Platz für größere Piloten, aber immer noch eher aufrecht und bequem. Rundum alltagstauglich mit einer wohl- dosierten Prise „Attacke“ – passt. Schon vor dem Update war der Bestseller KTM 390 Duke das sportlichste Angebot in der A2-Klasse. Dank Feinschliff am Motormapping, der Bremse und besonders dem Fahrwerk ist die kleine Duke nun noch ein wenig besser und damit eine echt harte Nuss für die Konkurrenz geworden. Kritik? Neben den kernigen Vibrationen (Geschmackssache) störte eigentlich nur der laute Kühlerlüfter im abschließenden Stadtverkehr.
„The spawn of the beast – die Brut des Biests“, so nennt KTM stolz seine kleinste Duke. Das Selbstbewusstsein kommt nicht von ungefähr, sieht die 125er doch wie ihre in weiten Teilen baugleiche 390er-Schwester der großen Super Duke R optisch sehr, sehr ähnlich. Technisch erbt die KTM 125 Duke, die (wie bei uns nicht erhältliche 200er- und 250er-Varianten) ebenfalls bei Bajaj in Indien vom Band läuft, viele Schmankerl der KTM 390 Duke: Gitterrohrrahmen und Fachwerkschwinge, LED-Scheinwerfer, TFT-Display, ABS – alles identisch mit dem Beastie Boy und nicht nur für eine 125er ziemlich erwachsen. Der laufruhige Motor leistet die klassenüblichen 15 PS und belohnt fleißige Schaltfüße mit ordentlichem Vortrieb. Das Fahrwerk erhielt die gleichen Verbesserungen wie die 390er, nur bei der Bremse muss sich diese Duke weiterhin mit einer 300er-Einzelscheibe vorn begnügen. Die reicht für eine 125er allerdings vollkommen aus. Der Preis des kleinen Brandstifters: faire 4.598 Euro.
Die KTM 390 Duke ist bei der A2 Kundschaft seit jeher beliebt und das spürt man am Gebrauchtmarkt. Die Auswahl gebrauchter 390 Dukes ist enorm, so auch die Unterschiede in den Preisen. Viele Exemplare wurden bereits mit PowerParts veredelt, doch auch serienmäßige KTMs findet man zu Hauf. Hier ein Preisvergleich: gebrauchte KTM 390 Duke in Deutschland.