Auf der einen Seite Fahrspaß, auf der anderen die eine oder andere Baustelle: Die Zwischenbilanz zur KTM 790 Duke hinterließ nicht nur Freudentaumel. Blieb das auch nach 50.000 Kilometern so? Der Dauertest-Abschluss beleuchtet die Details.
Auf der einen Seite Fahrspaß, auf der anderen die eine oder andere Baustelle: Die Zwischenbilanz zur KTM 790 Duke hinterließ nicht nur Freudentaumel. Blieb das auch nach 50.000 Kilometern so? Der Dauertest-Abschluss beleuchtet die Details.
In MOTORRAD 19/2019 stand zum Abschluss der Zwischenbilanz der KTM 790 Duke noch die Hoffnung, dass zu den bisherigen kleinen und größeren Defekten bitte keine weiteren dazukommen mögen. Warum: Weil das Midsize-Wetzeisen aus Mattighofen für Motorradfahrer mit eingebauter Kurvengier quasi eine pure Offenbarung war und ist. Wer sich einmal an den leicht hibbelig-nervösen Charakter des kleinen Herzogs gewöhnt hatte, stieg nach jeder Landstraßensause mit einem breiten Lächeln ab. Dieses überaus agile Wesen gefiel zwar nicht jedem, wen es aber einmal packte, der konnte Sternstunden des Fahrvergnügens im Sattel der KTM erleben. Allerdings, und damit ist der Bogen zur bereits erwähnten Zwischenbilanz gespannt, waren diese Highlights auch mit negativen Momenten gespickt, weil die KTM 790 Duke das eine oder andere Mal in die Werkstatt musste, dort mehr an ihr geschraubt wurde, als die eigentlichen Inspektionen vorsahen. Thermostat, Federbein, Steuerkettenspanner, Schaltereinheit links: Die Liste fällt recht üppig aus. Wurden diese Schatten bis zum Ende des Dauertests nun länger oder überwog der helle Sonnenschein?
Wie bisher schon, beantwortet die KTM 790 Duke das nicht ganz eindeutig. So wurde beispielsweise nach der Zwischenbilanz der Kühlwasserschlauch samt Thermostat erneut im Rahmen einer Inspektion getauscht, auch weil die KTM im Gegensatz zum ersten Austausch dieses Mal mit leichter Inkontinenz auf sich aufmerksam machte. Woran lag’s? KTM hat dem neu entwickelten Duke-Motor in diesem Bereich zwei Updates spendiert. Eine Änderung betrifft den Anschlussflansch. Dessen Bauform wechselte von oval auf rund. Zudem verbesserte KTM die Dichtung des Thermostats, die fest mit diesem verbunden und nicht einzeln erhältlich ist.
Sind diese beiden Nachbesserungen verbaut, bleibt die KTM 790 Duke frei von Kühlflüssigkeitsverlust. Allerdings muss der neue Flansch mit kürzeren Schrauben befestigt werden. Die Schrauben für den ovalen Flansch fallen länger aus. Mit ihnen sitzt der Flansch zwar auch am Motorgehäuse, aber nicht fest genug. Die Folge: Kühlflüssigkeitsverlust. Bei korrekter Montage ist das ausgeschlossen.
Ölverlust und defekter Kupplungsschalter
Die Updates im Bereich Kühlwasseranschluss blieben aber nicht die einzigen, die KTM mittlerweile entwickelt hat. Auch wenn die nächsten beiden Auffälligkeiten den Dauertester nicht betrafen, traten sie bei zahlreichen Bikes in Kundenhand auf, wie die Leserzuschriften verdeutlichen. Eine davon betrifft den Motorausgang vom Getriebe zum Kettenritzel. An dieser Stelle verliert die KTM 790 Duke häufig Öl. Um das dauerhaft im Motor zu halten, hat KTM einen Austauschkit aus Ritzelsimmering, O-Ring und neuer Hülse entworfen. Mit dem Einbau des Kits ist das Problem beseitigt. Wichtig dabei ist allerdings, in diesem Bereich abgeschleudertes Kettenfett nicht mit einem Ölleck des Motors zu verwechseln. Diese Gefahr besteht bei der Ventildeckel-Dichtung nicht. Auch an dieser Stelle drückt die KTM – laut den Leserzuschriften – schon mal Öl aus dem Antrieb, während der Dauertester davon nicht betroffen war. Mit einem neuen Dichtungs-Kit begegnet KTM dieser Leckage.
Und damit wieder zurück zum Dauertester: Ein weiteres Mal stand dieser außerplanmäßig bis zum Ende des Dauertests in der Werkstatt, weil der Motor trotz Gangwechsel per Kupplung automatisch Zwischengas gab. Zudem startete die KTM nur noch im Leerlauf. Der Kupplungsschalter erwies sich als Übeltäter. Nach seinem Austausch gaben Schaltbarkeit und Startverhalten keinen Anlass zur Kritik mehr. Bis zum Dauertest-Ende verrichtete die KTM 790 Duke danach Dienst nach Vorschrift, lief ohne weitere Zwischenfälle über die 50.000-km-Ziellinie. Kollege Correra entführte sie bei der Herbstausfahrt sogar bis zur KTM Motohall, und damit zurück nach Hause nach Mattighofen. Zudem mischte sie noch als Testbike bei einem Vergleich des MOTORRAD-Schwesterblatts PS mit, der Rest der Dauertestdistanz bestand aber fast ausnahmslos aus schnöden Wegen zur Arbeit. Bis endlich die 50.000er-Marke in Sichtweite kam. Auf dem Prüfstand musste die 790 Duke noch einmal zeigen, was in ihr steckt. Und das war eine ganze Menge. Verglichen mit der Eingangsmessung zu Beginn des Dauertests lässt sich praktisch kein Leistungsverlust feststellen. Ein gutes Omen für die Zerlegung des Motors?
Wirkliche Mängel nicht zu erkennen
Werkstattleiter Gerry Wagner ist auf jeden Fall schon nach den ersten herausgedrehten Schrauben des Reihen-Zweizylinders begeistert. Der Antrieb ist so praxisorientiert aufgebaut, dass sein Schrauberherz sofort höherschlägt. Das bleibt auch so, nachdem er die ersten Teile aus dem Innern in Augenschein genommen hat. Dem Motor ist zwar die Testdistanz anzusehen, wirkliche Mängel lassen sich aber nicht erkennen. Denen geht es nun mit feinstem Messwerkzeug auf die Schliche. Doch auch dabei offenbart die KTM 790 Duke fast nur gute Werte. Also einfach neue Dichtungen besorgen und den Motor wieder so zusammensetzen? Nein, weil zumindest zwei Bauteile klar über den von KTM vorgegebenen Verschleißgrenzen liegen. Das heißt freilich nicht, dass der Motor defekt wäre. Die Teile, Kolbenbolzen und die Kolben selbst wären wahrscheinlich noch für viele Tausend Kilometer gut. Da der Motor aber zerlegt ist, würde man sie tauschen. Die Kolbenbolzen haben dabei ihr Verschleißmaß um 5/100 Millimeter überschritten, wobei die Einbautoleranz an sich nur 5/100 Millimeter groß ist. Eindeutiger sieht es dagegen beim Innendurchmesser des Kolbenbolzenauges aus. Dies liegt bei einem Kolben an der Grenze zwischen Betriebstoleranz und Verschleißgrenze, beim anderen klar im Verschleißbereich. Ein Spiel zwischen Bolzen und Pleuelauge ist mit den Fingern fühlbar. Eine Ursache dafür könnten laut KTM unterschiedlichen Einbautoleranzen zwischen Bolzen und Auge sein, die schon bei der Montage des Motors vorlagen. Auf die Funktion hat das vergrößerte Spiel aber noch keinen direkten Einfluss gehabt, der Dauertest-Motor lief bis zum Ende ohne Fremdgeräusche. Ein Austausch der Teile ist daher nur dann sinnvoll, wenn der Motor wie im Fall des Dauertest-Motorrads auseinandergebaut ist.
Etwas uneindeutiger sieht die Sache bei den Ventilführungen aus. Auf der Einlass- und der Auslassseite liegen diese alle im grünen Bereich, nur die Führung eines Auslassventils passt nicht zu den vorgegebenen Toleranzen. Bei allen Führungen ist es so, dass die Ventile diese durch den Betrieb leicht geweitet haben, nur bei eben diesem einen Einlassventil liegt der Durchmesser der Ventilführung stellenweise unter dem Kleinstmaß für den Einbau, die Führung ist also eigentlich zu eng. Ein Phänomen, für das auch KTM beim Abschlussgespräch in der MOTORRAD-Redaktion keine Erklärung fand. Der komplette Zylinderkopf wanderte daher direkt nach Mattighofen, um dieser ungewöhnlichen Messung auf den Grund zu gehen.
Was dagegen schon jetzt festzuhalten ist: Die KTM 790 Duke macht nicht nur auf der Landstraße Spaß, sondern besitzt auch eine erfreuliche Relation zwischen Fun und Kosten. So wurden auf 50.000 km 1.061,90 Euro für die Arbeitszeit bei Inspektionen und Reparaturen fällig. Das ist weniger als bei einer G 310 R von BMW, die bei gleicher Distanz 1.120,87 Euro verschlingt. Bei den Kosten pro Kilometer (ohne Wertverlust) relativiert sich das zwar wieder, weil die KTM viel mehr haftfreudiges Gummi auf der Straße liegen lässt. Mit 15,7 Cent pro Kilometer entsprechen die Aufwendungen dabei genau den Ausgaben, die auch eine Yamaha MT-09 verursacht.
Preissensibel gibt sich die KTM 790 Duke zudem beim Benzinverbrauch. Zur Zwischenbilanz lag der noch bei 4,88 Litern auf 100 Kilometern. Jetzt, nach 50.000 Kilometern, hat er sich noch etwas niedriger, bei exakt bei 4,8 Litern eingependelt. Das ist zwar kein Bestwert, für den vielen Stadtverkehr sowie die ein oder anderen Runde, bei welcher der Motor sein Potenzial mal richtig entfalten durfte, aber ziemlich angemessen.
Die komplette Dauertest-Abschluss bilanz der KTM 790 Duke umfasst Messwerte, Defekte im Test, Kompression, Verschleiß, Lesererfahrungen, Berechnungen und Übersicht zu Kosten und Wartung sowie die Stellungnahme von KTM und die Einpunktung in das MOTORRAD Dauertest-Ranking. Nachzulesen in MOTORRAD Ausgabe 21/2020 oder im PDF zum Download.
Die Dauertest-Zwischenbilanz nach gut 30.000 Kilometer erschien in MOTORRAD Ausgabe 19/2019. Dort erfahrt ihr auch alles über sämtliches Zubehör für die KTM 790 Duke, das wir getestet haben (Auspuff, Reifen, Gepäck, Windschilde, Heizgriffe und Sitzbänke). Den Artikel könnt ihr einzeln als PDF runterladen (hier auf der Seite). Das komplette Heft MOTORRAD 19/2019 gibt's hier.
Maxxis Supermaxx ST (Originalbereifung): Die Maxxis rollen recht neutral durch Kurven, kommen in Sachen Handlichkeit aber nicht an die Contis heran. Zudem verlangen sie in Kurven nach Gegendruck am Lenker, da sie sich sonst aus der Schräglage wieder aufstellen. Über Flickstellen rollt der Maxxis recht ruppig und mit wenig Eigendämpfung hinweg, zudem weist er beim Bremsen in Schräglage ein spürbares Aufstellmoment auf. Gute Topspeed-Stabilität.
Bridgestone S22: Richtig handlich wischt die KTM 790 Duke mit den S22 ums Eck – ohne dabei nervös zu werden. Allerdings besitzen die Bridgestones nur wenig Eigendämpfung, stehen klar für Sport und weniger für Komfort. Dafür sticht die Duke mit den S22 ultrapräzise ins Eck ein und legt in Kurven das beste Lenkverhalten an den Tag. Allerdings auf Holperstrecken auch die höchste Kickbackneigung. Bei Topspeed leicht nervös. Trotzdem: Sportreifen-Tipp.
Continental RoadAttack 3: Auf der KTM 790 Duke stehen die Contis für Neutralität. Sie rollt mit ihnen zwar nicht überhandlich, aber sehr harmonisch und mit sattem Grip durch Kurven. Weitere Highlights der Contis sind die hohe Eigendämpfung sowie das nicht vorhandene Aufstellmoment beim Bremsen in Schräglage. Auch beim Bolzen geradeaus zeigt der RoadAttack 3 keine Schwäche. Damit ein klarer Tipp unter den Touring-Sportreifen.
Dunlop Sportsmart MK3: Dunlops neue Sportpelle kann die KTM 790 Duke in Sachen Haftung nicht in Verlegenheit bringen. Ansonsten schieben sich die MK3 aber nicht in den Vordergrund. Ihre Eigendämpfung liegt etwa auf dem Niveau der Maxxis, dazu zeigen sie ein klares Aufstellmoment beim Bremsen in Schräglage, machen die Duke zudem nicht besonders handlich. Dafür stimmt die Topspeed-Stabilität, hier gibt es keine Klagen.
Metzeler Sportec M7 RR: Der M7 überzeugt mit sehr geringem Aufstellmoment beim Bremsen in Schräglage und mit guter Eigendämpfung für einen Sportreifen. An die Contis kommt er aber nicht ran. Dafür umrundet die KTM 790 Duke mit ihm Radien neutral und sicher. Auch bei Topspeed liegt die Duke mit dem M7 ohne Nervosität. Nur die gierige Präzision des Bridgestone, die fehlt ihm einfach. Daher nur Rang zwei unter den Sportlerpneus.
Michelin Road 5: Mit dem Michelin büßt die KTM 790 Duke ein wenig ihres wuseligen Charakters ein, gewinnt dafür aber eine überzeugende Stabilität und viel Eigendämpfung. So gleitet sie überaus neutral über schlechten Asphalt. Diese Eigenschaften verleihen der 790er ein richtig ausgewogenes Fahrverhalten. Zudem fällt die Topspeed-Stabilität mit dem Road 5 klasse aus. Ebenfalls ein Tipp unter den Touring-Sportreifen.
Pirelli Angel GT II: Mit den Pirellis bügelt die KTM 790 Duke handlicher als mit den Contis durch Kurven – allerdings auch spürbar nervöser und kippeliger. Der vordere Pneu reagiert zudem empfindlich auf Stöße, ihm mangelt es an Eigendämpfung. Liegt die KTM mit den Angel GT II aber in der gewünschten Schräglage, durchrollt sie Kurven neutral. Beim Griff zur Bremse stellen sich die Pirellis leicht auf, zudem pendelt die Duke bei Topspeed.
Kilometerstand 45.500, 04/2020
Test-Redakteur René Correra war mit der KTM 790 Duke Ende April im Rheingau unterweg. Zuvor musste die KTM in die Werkstatt, um den letzten der drei großen Services (Kostenpunkt: 585 Euro) zu erhalten, der sich allerdings ein wenig in die Länge zog, weil die leicht leckende Wasserpumpe ersetzt werden musste. "Nach wie vor ein garstiges Motorrad, dass auf dem Spektrum zwischen Tour und Sport deutlich Richtung Sport tendiert. Motor und Fahrwerk sind hochagil mit der Tendenz zum nervösen, das Motorrad treibt gut bzw. merkt man schnell, dass es für die Attacke lebt. Bei ambitioniertem Einsatz kommt auch schon mal etwas Bewegung ins Chassis. Trotzdem auffällig komfortable Ergonomie dank hohem Lenker und aufrechtem Sitz. Bombastischer Seriensound, V2 mit leicht ballernder Einzylindernote. Thema Nervosität: liegt relativ unruhig bei höheren Autobahngeschwindigkeiten (ab ca. 150 km/h), zu denen der drehfreudige Motor durchaus motiviert. Das winzige Windschild fördert auch nicht gerade den Speedkomfort. Nicht so gut: die Griffheizung (Nachrüstung ab Werk) könnte ruhig etwas stärker heizen."
Kilometerstand 41.698, 02/2020
Die Dauertest-Zielflagge ist für die KTM 790 Duke schon fast in Sichtweite. Eine Erdumrundung hat sie nun hinter sich, knapp 8.300 Kilometer fehlen ihr noch zum Zielstrich. Im letzten Fünftel der Wegstrecke musste die Österreicherin aber noch mal unplanmäßig eine Werkstatt aufsuchen. Grund: Der Kupplungsschalter war defekt. Das Motorrad ließ sich so mit gezogener Kupplung bei eingelegtem Gang nicht mehr starten. Der ECU wurde somit vorgegaukelt, dass die Kupplung nicht ausgerückt ist.
Kilometerstand 36.765 09/2019
Trotz sehr angenehmem Zubehör wie dem deutlich bequemeren Ergositz (üppiger gepolstert und keine störende, harte Kante wie der Originalsitz) und der Griffheizung (bei der die LED, die die gewählte Heizstufe anzeigt ein bisschen heller sein könnte) ist die KTM 790 Duke nach wie vor ein treibendes Motorrad, das permanent zur Attacke animiert. Dazu passt der knallige, etwas rappelige, drehzahlgeile Motor, der im unteren Drehzahlbereich anständig und kultiviert läuft, aber erst ab der Drehzahlmitte und noch mehr in den oberen Etage richtig zubeißt. Dann aber durchaus heftig inklusive fast einzylinderhaftem akustischen Ballern.
Der Fahrmodus "Street" reicht vollkommen, "Sport" geht auch noch, macht die Gasannahme aber etwas hektisch, "Track" arbeitet quasi digital und ist zu heftig für den Alltag. Dazu passt die frappierende Handlichkeit, speziell in den engeren Ecken des Odenwaldes ein Segen. Trotzdem liegt die KTM 790 Duke ausreichend stabil in Schräglage, bei wirklich heftiger Gangart wird es nur hinten etwas unruhig. Das Getriebe arbeitet rustikal, der Schaltassistent hat teilweise auffällig lange Verzögerung, bis er den Gang wechselt, vor allem, wenn man vom fünften in den sechsten Gang schaltet. Generell erfordert er klare Schaltimpulse. Die Bremse hat gefühlt etwas wenig Biss, aber insgesamt eine gute Bremswirkung. Vom Charakter her ist die 790 Duke einfach kein Bummelmotorrad, auch wenn sie das gut mitmacht. Sie lauert immer auf Vollzug in der rechten Hand.
Kilometerstand : 23.170, 04/2019
Zur Erneuerung des Alpen-TÜVs ging die 790 Duke im April 2019 zurück zu KTM nach Mattighofen. Dort wurde auch der Steuerkettenspanner ersetzt. Seitdem ist wieder Ruhe. Mit Fuhrparkleiter Tobias Wassermann tobte die Duke über Ostern über die Schwäbische Alb.
Testchef und "Bei-jedem-Wetter-Pendler" Andi Bildl hatte kürzlich seine Premiere auf der Gold Wing. Er war von dem Dickschiff nachhaltig, wenngleich nicht unbedingt positiv beeindruckt. Racer-Gene und Reisesessel passen eben nicht wirklich gut zusammen.
Und für das tägliche Großstadt-Getümmel ist ein wuseliges Bike wie die KTM 790er Duke definitiv deutlich besser geeignet. "Doch seit ein paar Tagen wuselt sie nicht nur vorwärts und rechts und links, sondern auch auf und nieder. Vor allem hinten. Denn von einem Meter auf den anderen ließ das hintere Federbein die Dämpfung Dämpfung sein. Da äußerlich kein Öl zu sehen ist, vermuten wir einen mechanischen Defekt im Inneren. Doch Besserung naht bereits. Nach Rücksprache mit dem Importeur wird der kleine Herzog ein neues Federbein auf Garantie bekommen. Vielleicht auch einen neuen Blinkerschalter, denn der aktuelle friert bei Kälte gerne ein und gibt sich auch sonst hakig oder lässt den Blinker permanent laufen. Derzeit versuchen wir, ihn mit Kontaktspray zur zuverlässigen Arbeit zu motivieren. Wenn das nicht hilft, wird er ersetzt."
Kurze Testfahrt beschert Dauergrinsen
Dina Dervisevic, Redakteurin bei motorradonline.de, begleitete den MOTORRAD Top-Tester Karsten Schwers auf einer kurzen Testfahrt. Nachdem sie sich auf einer ersten Tour auf der KTM 790 Duke überhaupt nicht wohl fühlte, zauberte ihr die zweite Ausfahrt ein Dauergrinsen ins Gesicht: "Alle 20 Sekunden muss ich die Gashand daran erinnern, dass ich meinen Führerschein dringend benötige, keine Punkte haben möchte und auch nicht besonders scharf auf Bußgeldzahlungen bin."
Gut 15.000 Kilometer im ersten halben Jahr sprechen eine deutliche Sprache: Die KTM 790 Duke ist sehr beliebt und wird gerne auch für größere Touren ausgefasst. Ihr wuseliger Charakter und ihr spielerisches Handling kommen gut an. Wie allen KTMs liegt auch ihr der Fast-forward-Modus im Blut. Bei gemächlicher Gangart neigt sie zu mal mehr, mal weniger ausgeprägtem Konstantfahrruckeln. Wobei Redakteur Peter Mayer meint, exakt dieses Bike sei beim Alpen-Masters gewesen und habe dort diese Unart nicht gezeigt. Aber vielleicht ging es dort auch fast enough forward. Die Verstopfung des Tanküberlaufs wurde mittels Druckluft aufgelöst. Grand-Prix-Berichterstatter und Kilometerfresser Imre Paulovits lobt das Licht und fragt, warum KTM nicht schon früher dieses Motorrad gebaut hat. Zudem bemängelt er, dass der hoch bauende und recht laute Auspuff die Gepäckrolle nur längs befestigt nicht ankokelt.
Nach der 15.000er-Inspektion für 332,49 Euro, bei der auf Garantie der Kühlerthermostat getauscht wurde, heißt es jetzt: fahren.
Kilometerstand 13.925, 09/2018
Dina Dervisevic: Ich bin vor einigen Wochen schon mal für eine kurze Fahrt von meiner MT-07 auf die Duke umgestiegen. Da habe ich mich tatsächlich nicht besonders wohl gefühlt: Ich komme nur mit einem Fuß auf den Boden, d.h. an der Ampel musste ich mich umsetzen, um in den Leerlauf zu kommen, weil links mein sicheres Stand- und "Anhaltebein" ist. Als ich dann bei Grün anfahren wollte, hätte ich die 790er fast abgewürgt, denn der Schleifpunkt lässt sich erst auf den letzten Zentimetern des Hebelwegs blicken, was natürlich mehr Kraft von Fingern und Hand fordert. Wenn ich blinken wollte, griff mein Daumen ins Leere, beim Runterschalten trat mein linker Fuß in die Luft. Auf der KTM Duke 790 saß ich gefühlt auch mehr auf dem Vorderrad als im Motorrad. Das ist Geschmackssache.
Vielleicht aber auch einfach nur Gewohnheit? Jetzt bin ich meine MT-07 bestimmt schon drei Wochen nicht mehr gefahren. Dafür ging‘s noch mal mit der KTM 790 Duke raus für eine kurze Runde. Und siehe da – ich fühlte mich schon auf den ersten Metern pudelwohl und konnte schier nicht mehr an mich halten. Die KTM zuckt und ruckelt, als ob sie sagen möchte: "Los, gib Gas, ziiieh vorbei, rechts oder links – egal! Ignorier die 50 km/h innerorts, sch… auf den Blitzer!" Das kann auch nerven, wahrscheinlich vor allem auf längeren Touren mit mehreren Ortsdurchfahrten und je nach Gemütslage. An diesem Tag hat es aber einfach gepasst. Alles hat gepasst: Der Motor, die satte Straßenlage, fahren wie auf Schienen; sie ist herrlich wendig, aber nicht kippelig. Der Daumen fand den Blinkerschalter auf Anhieb automatisch, der Auspuff-Sound war betörend und gab an der ein oder anderen Ampel auch die Gässchen zum Durchdrängeln frei, über die Sitzposition wurde kein Gedanke verschwendet.
Nur der Schalthebel war immer noch weit weg für Schuhgröße 38. Und der Boden bei 1,57 Meter Körpergröße und 76 Zentimeter Innenbeinlänge ebenfalls. Obwohl wir zuvor die niedrige Sitzbank aus dem KTM Powerparts Zubehörsortiment angebracht hatten. Dass die nicht allzu viel bringt, liegt nicht unbedingt an den nur 20 mm niedrigerem Polster, sondern vor allem daran, dass sie nicht schmaler ist als die Serienbank. Die Außenkanten der niedrigen Sitzbank sind straff gepolstert, so dass der Weg zum Boden nicht wirklich kleiner wird, sondern nur die Sitzmulde minimal tiefer.
PS-Chef Uwe Seitz: "Die KTM 790 Duke hat fleißig Kilometer gemacht und jetzt die 10.000er Marke erreicht. Dazu durfte sie bei glühend heißem Hochsommertag durch den Hegau an den Hochrhein bei Gailingen.
Grenzübertritte im Minutentakt von Deutschland in die Schweiz und umgekehrt hat die Österreicherin klaglos hingenommen, auch das kühle Bad des Fahrers stoisch beim Warten in der prallen Sonne ertragen, um dann wieder in flinken Kurven ihre gute Laune zu demonstrieren. Gut, dass es keinen großen Grenzstau in dem Gebiet mehr gibt, denn Kolonne oder Zone-30 mag der Twin nicht so recht, denn in unteren Drehzahlen rappelt und zappelt er dann schon. In den schnellen Bögen hat der Wechsel auf den Dunlop Sportsmart III das Vertrauen durch sein schönes Feedback und das tolle Grip-Gefühl auf dem warmen Asphalt nochmals beflügelt – flink rein und flink raus, ein Traum!"
Tashi Dolma Hinz, ihres Zeichens Redakteurin beim aerokurier, dem Magazin für internationale Zivilluftfahrt, fuhr die KTM 790 Duke für eine Fotoproduktion von MOTORRAD. Und das ist ihre Rückmeldung: "Normalerweise fahre ich eine Ducati Monster M1000 (Bj. 2005) und bin deren charakteristisch rauen V2 gewohnt, insofern war ich überrascht, wie schön der Reihenmotor der KTM 790 Duke abgestimmt ist. Auch das Handling der KTM 790 Duke überzeugt mich: Sie ist leicht, handlich und passt ergonomisch perfekt für mich (1,72 Meter).
Auf dem Display sind die wichtigsten Parameter wie Drehzahl, Geschwindigkeit, Tankfüllstand, Kühlwassertemperatur und Reichweite auf einen Blick zu erfassen. Sobald man in einer dunkleren Umgebung fährt, schaltet sich das Display auf Nachtmodus, so dass es sich besser ablesen lässt. Über den Set-Knopf lassen sich vier verschiedene Fahrmodi auswählen: Sport, Street, Rain und Track. Mir persönlich ist der Sportmodus am liebsten, da ich es gerne mag, wenn die Maschine direkt anspricht. Der Staßenmodus empfiehlt sich insbesondere dann, wenn der Untergrund uneben ist, etwa auf innerstädtischen Pflasterstraßen, sonst ist die Duke zu nervös und kann anstrengend werden. Das Menu ist intuitiv gestaltet. Alle Armaturen sind gut erreichbar.
Die KTM 790 Duke ist ein echtes Spaßmobil und ein toller Allrounder: Dank des geringen Gewichts und der Wendigkeit macht sie auf eng gewundenen Sträßchen eine tolle Figur, liegt aber auch bei höheren Geschwindigkeiten gut auf der Straße. Und wieso bleibe ich bei der Monster? Meine rote Monster gefällt mir optisch besser und ist eben ein echtes Charakterbike."
Bei 5.215 Kilometer gab es für die KTM 790 Duke einen neuen Satz Reifen. Aufgezogen wurden Dunlop Roadsmart III. Und dann ging sie mit Uli Baumann (Redakteur motorradonline.de) auf Ausfahrt. Seine Notizen:
"Die KTM 790 Duke ist "Ready to Race", das lässt sie dich mit jeder Schraube ihrer Konstruktion spüren. Schon im Standgas wirkt sie nervös wie ein hyperaktives Kind. Fahren geht gut, aber nur schnell und aggressiv. Der Twin dreht wie die sprichwörtliche Sau, hängt hart am Gas. Der Schaltautomat funktioniert rauf wie runter tadellos. Wer Motorrad fahren als stetiges Rennen sieht, ist hervorragend bedient.
Aber: Die Sitzbank ist hart und unbequem, die Spiegel sind ein Witz, die Ferse des rechten Fuß ist in dauerhaftem Konflikt mit dem Auspuff und die Lenkerkröpfung will so gar nicht mit meiner Sitzhaltung und Größe (1,89 Meter) korrespondieren. Alltag ist nicht das Ding der Duke. Kolonnenfahrt quittiert sie mit ruckeln (egal bei welchem Tempo und in welchem Gang), gemäßigte Ortsdurchfahrten bedingen die dritte oder gar zweite Fahrstufe. Im Stadtverkehr bläst auch bei humanen Frühtemperaturen permanent der Lüfter. Das Leben ist eben nicht nur ein Rennen."
Zuletzt hat Matthias Ackermann (Chef vom Dienst bei MOTORRAD) einige Kilometer auf der neuen KTM 790 Duke zurückgelegt. Als Führerschein-Neuling fuhr er ca. 170 Kilometer. Sein kurzes, aber aussagekräftiges Fazit: "Kaum aus der Redaktions-Tiefgarage gefahren, war die Duke mein Freund. Extrem handlich und ein Getriebe – einfach Sahne! Bei den Bremsen und dem Sound gab es ebenfalls nichts zu meckern. Da ist ein leichtes Konstantfahrruckeln im niedrigen Drehzahlbereich nicht der Rede wert."
Jetzt hat die KTM 790 Duke bereits fast 4.000 km auf den Reifen, nachdem sie PS-Mann Uwe Seitz auf einer sehr beherzten Schwarzwaldrunde 250 km ausgequetscht hat. Gegen die Kumpels auf ihren Bigblocks musste der quirlige Twin ganz schön malochen! Dranbleiben ging Dank diesem wilden Zweizylindermotor, der wie ein Supersportler am Gas hängt, sehr gut. Dafür nahm er sich aber wuchtige 8,43 L Super auf 100 km Kurvengeschlängel! Naja, gebummelt hat Uwe nicht.
In nicht mal zwei Wochen hatte die Duke bereits über 2.000 Kilometer auf dem Tacho und erntet dabei vor allem von den Fahrdynamikern viel Lob. "Macht tierisch Spaß, aber langsam ist nicht ihr Ding", steht da im Fahrtenbuch zu lesen. Oder: "Handling erste Sahne, hängt toll am Gas." Schon hat sie Spitznamen wie "Feuerzeug" oder Giftzwerg" geerntet.
Kritik gibt es für die deutlich spürbaren Vibrationen sowie nervendes Konstantfahrruckeln.
Mit einem Kilometerstand von 1.092 lief am 26. April 2018 eine KTM 790 Duke RS in der Redaktionstiefgarage ein. Bevor der Zweizylinder aus Mattighofen in den Redaktionsalltag entlassen wurde, musste er sich auf dem Prüfstand messen lassen.
Danach folgte noch die Eingangsmessung sowie die Verplombung des Motors und eine Kompressionsmessung. Ungefähr bei 25.000 km veröffentlicht MOTORRAD dann eine Dauertest-Zwischenbilanz; nach 50.000 Kilometern folgen Abschlussmessungen, bevor der Motor der KTM 790 Duke zerlegt und begutachtet wird.
Was bleibt am Ende nach 50.000 Test-Kilometern? Ist die KTM 790 Duke die Zweifel an ihrer Haltbarkeit losgeworden? Insgesamt schon, wie der Zustand des demontierten Motors unterstreicht. Dennoch verdeutlichen allein die zahlreichen Updates von KTM bei den Dichtungen von Thermostat, Getriebeausgang und Zylinderkopf, dass die 790er-Duke nicht vom Start weg perfekt war. So bleibt’s dabei: Der KTM-Dauertester war zweifellos ein richtig gutes Motorrad, das zweifellos aber auch erst über die Testdistanz und -zeit ein zweifellos zuverlässiges wurde.