TunerGP 2015 - Mende-Suzuki GSX 1400 AMA

TunerGP 2015 - Mende-Suzuki GSX 1400 AMA Nackter Wahnsinn

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Ein gut 30 Jahre altes Motorrad beim jüngsten TunerGP - ernsthaft? Unbedingt! Denn was Christian Mende aus der Suzuki GSX 1100 E von 1984 gezaubert hat, ist Tuner-Spirit pur!

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"Die macht nicht einfach, was du willst, das ist noch richtiges Motorradfahren." Ex-GP-Pilot Arne Tode hüpft von einem Bein aufs andere, grinst über beide Ohren und wischt sich dann den Schweiß von der Stirn. Kein Zweifel: Die Mende-Suzuki GSX 1400 AMA ist kein Skalpell wie all die neueren Supersportler. Dafür hat der dicke Antrieb Druck ab Standgas, den man herrlich dosieren und damit am Sachsenring schöne schwarze Striche ziehen kann.

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Damit aus den einst knapp über 100 Serien-PS die von uns gemessenen mächtigen 176 Pferde an der Kurbelwelle werden konnten, ließ Tuner Mende kein Bauteil im Vierzylinder unberührt und hat fast alles selbst gemacht. Die Ventile hat er um 3 Millimeter vergrößert (31 mm am Einlass, 26 mm am Auslass) und die Nocken umgeschliffen. Die Bohrung beträgt jetzt 82, der Hub 66 Millimeter – ergibt 1394 cm³. Die Kolben, die Mende ebenfalls selbst aus Rohlingen gefertigt hat, sind ölspritzgekühlt, der gesamte Ölkreislauf ist komplett geändert. Lediglich die Pleuel sind noch original. „Noch“, lacht Christian, fertig ist er mit der Mende-Suzuki GSX 1400 AMA noch lange nicht.

„Für jedes Problem musst du dir etwas ausdenken“

Angefangen hat der ehemalige Supersport-Vizemeister mit diesem Umbau 2011. Damals kam ein Kunde mit einer 1984er-Suzuki GSX 1100 in Mendes Werkstatt, und nach einer Probefahrt hatte sich die GSX in sein Tüftlerhirn gebohrt. Die Krümmeranlage hat er dann auch irgendwann selbst gebaut.

Nach vielen Tests in Sachen Fahrwerk fand Mende heraus, dass die Gabel der Triumph Tiger mit eigens angefertigten Gabelbrücken hervorragend passt. Der Lenkkopfwinkel der Mende-Suzuki ist natürlich nicht mehr der alte und der Serienrahmen von der Geometrie her an sich absolut unbrauchbar. Also baut man so etwas als Tuner und Racer eben um. Fürs Heck durfte eine GSX-R 1000 ihre Schwinge opfern, und es kam ein Wilbers-Federbein rein. „Für jedes Problem musst du dir etwas ausdenken“, erzählt Mende. „Es gibt ja nichts. Allein bis die Rennkette ordentlich in der Flucht war.“

Wie Autofahren ohne Servolenkung

Dann ist es endlich so weit. Die Ampel geht auf Grün, und der PS-Tester gibt Feuer. Sofort wird klar, was Arne meinte. Das Einlenken, das Umlegen – all das erfordert Kraft, den richtigen, entschlossenen Impuls. Aber genau darin besteht auch der Reiz, das ist wie Autofahren ohne Servolenkung. Hier entscheiden echte Kerle, wo es langgeht, ist nichts weich gespült. Das Feedback vom Fahrwerk ist wirklich gut, aber so glasklar wie bei einem echten Rennmotorrad geht das natürlich nicht. Auch einfach im großen Gang die Brause aufzureißen, ist ein echter Anfängerfehler der Nach-Vergaser-Ära, dann verschluckt sich der dicke Motor der Mende-Suzuki GSX 1400 AMA eben – das spart aber auch solch elektronischen Schnickschnack wie Traktionskontrollen.

Was nicht heißt, dass die Mende-Suzuki GSX 1400 AMA nicht schiebt. Ganz im Gegenteil: Wer linear den Gasgriff aufzieht, wird von einer Drehmomentwelle hinweggefegt, dass einem die Spucke wegbleibt. Man kann sich sogar richtig darauf einstellen, weil jeder Dreh ein Stück mehr Bums freisetzt. Spätestens nach dem zweiten Turn kann man damit auf die Zielgerade hinauf mit dem Hinterrad spielen und leichte Drifts abrufen – ohne Angst. Und dann stampft sie wieder brachial dem nächsten Bremspunkt entgegen.

Hier entscheiden echte Kerle

Dazu lässt einen die absolute Bremsstabilität am Ende der Geraden frohlocken. Die Bremse ist sehr schön zu dosieren. Kaum zu glauben, dass die Sättel einer Z 1000 SX reichen, um das Bike einzufangen. Aber 185 Kilo sind ja auch keine Tonnenlast – die Mende-Suzuki GSX 1400 AMA ist viel leichter, als sie aussieht. Einzig eine Anti-Hopping-Kupplung würde die leichte Stempelneigung in harten Bremszonen verhindern. „Kommt vielleicht noch“, stellt Mende in Aussicht. Auch die Kritik, dass der Sitz etwas breit ist und beim Hanging-off in den Oberschenkel kantet, nimmt Christian gelassen hin. „Der Rahmen ist da im Original so breit, das ging nicht anders, als ich das Heck gebaut habe. Aber vielleicht ändere ich das auch noch – schöner wäre es allemal.“ Und das Popometer würde sich noch mehr freuen. 

Als wir das Motorrad schließlich noch etwas länger übersetzen, um die starken Vibrationen im oberen Drehzahlbereich etwas abzumildern, wird es noch besser. Ganz ehrlich: So schön es ist, mit Skalpellen um den Sachsenring zu pfeilen, die Runden mit der Mende-Suzuki GSX 1400 AMA waren ein besonderer Spaß. Den breiten Lenker in der Hand, die Sicht durch kein Instrument verbaut, ging es nur ums Ballern – und Tiefenpsychologie: Wer damit fährt, der muss sich wie ein echter Kerl fühlen.

Technische Daten und Messwerte

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Druck, Drehmoment, Drifts – der auf fast 1400 cm³ aufgebohrte GSX-Vierzylinder macht die Mende-Suzuki zu einem echten Männermotorrad und gelang dem Tuner einfach prächtig.

Gewicht
185,1 kg
vorn/hinten 54,6/45,4 %

Leistung
176,5 PS

Umbaukosten
ca. 30.000 Euro

Weitere Informationen:

Powered by Mende
Christian Mende
An der Jägerhütte 14
31020 Salzhemmendorf
www.powered-by-mende.de.

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