Yamaha MT-09 Tracer, MV Agusta Stradale 800 und Triumph Tiger 800 XRx
Dreizylinder-Funbikes im Vergleichstest

Mit der MT-09 und der Rivale 800 haben Yamaha und MV Agusta rasante Landstraßenfeger im Stall. Die müssten mit ein paar Touren-Features und neuen Namen – Yamaha MT-09 Tracer und MV Agusta Stradale 800 – doch auch für die große Reise mit Fun-Appeal taugen. Triumphs aktualisierte Triumph Tiger 800 XRx stellt sich den beiden zum Schlagabtausch.

Dreizylinder-Funbikes im Vergleichstest
Foto: fact

Sonne und eine leichte Brise vom Mittelmeer warten auf das Test-Trio bei der Ankunft in der Nähe von Marseille. Perfekte Bedingungen also. Als perfekt fürs spaßige Tourenwedeln erachten Briten, Italiener und Japaner in diesem Fall Dreizylinder-Motoren, die wie bei der Triumph Tiger 800 XRx und der MV Agusta Stradale 800 rund 800 Kubikzentimeter besitzen oder knapp darüber liegen. Mit genau 847 cm³ sprengt die Yamaha MT-09 Tracer den Rahmen leicht. Auch beim Power-Output liegen die Triple fast auf gleichem Niveau.

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Dreizylinder-Funbikes im Vergleichstest
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Yamaha nutzt für die Yamaha MT-09 Tracer den Motor aus dem spritzigen Funbike mit 115 PS bei 10.000/min. MV greift zum Rivale-Aggregat, beschneidet dessen Leistung allerdings um zehn Pferdestärken. Im Ergebnis stehen bei der MV Agusta Stradale 800 nun ebenfalls 115 feurige Rösser bei 11.000 Umdrehungen auf dem Datenblatt. Nur die Triumph Tiger 800 XRx hält sich leistungsmäßig etwas zurück. Ihr auf dem 675er-Motor basierender Drilling entwickelt 95 PS, wenn sich die Kurbelwelle 9250-mal pro Minute dreht. Für exquisiten Fahrspaß sollte das aber völlig ausreichen.

MV mit engem Platzangebot, aber enspanntem Kniewinkel

Bevor die Motoren ihre Kraft im Kehren- und Kurvengetümmel entfalten dürfen, geht’s zur ersten Sitzprobe. Schließlich soll das Trio nicht nur beim kurzweiligen Rastenkratzen begeistern, sondern auch mit Langstreckenkomfort punkten. Und dafür ist das Platzangebot für den Fahrer-Allerwertesten samt Arrangement von Lenker und Fußrasten von entscheidender Bedeutung. Ui, ist das eng hier. Wer auf die MV steigt, findet sich augenblicklich knackig integriert zwischen Tank und hochgelegtem Soziussitz wieder. Raum zum Vor- oder Zurückrutschen? Nicht auf der MV Agusta Stradale 800.

Die Position ist wie festzementiert. Dafür verwöhnt die MV Agusta Stradale 800 mit einem entspannten Kniewinkel. Beim Griff zum Lenker wird es dagegen schon wieder ein wenig merkwürdig. Der streckt sich auf hohen Risern dem Fahrer entgegen. Da zudem der Tank überaus kurz ausfällt, greifen die Hände automatisch mehr von oben als von hinten zu. Gefühlt hockt es sich fast auf der Gabelbrücke. So kann auch der kleine, höhenverstellbare Windschild nicht schützen. Der Helm hängt immer darüber und nicht dahinter. Die Triumph Tiger 800 XRx und die Yamaha MT-09 Tracer lösen das besser.

Bequemer ist die Yamaha MT-09 Tracer. Im Vergleich zur MT-09 nehmen – wie bei der MV Agusta Stradale 800 – hohe Riser den Lenker zwischen ihre Klemmung. Der fällt darüber hinaus breiter und weniger gekröpft als beim Yamaha-Funbike aus. Zusammen mit den sportlich positionierten Fußrasten und der zweifach in der Höhe anpassbaren Fahrersitzbank findet sich der Tracer-Pilot leicht angriffslustig, doch durchaus langstreckentauglich untergebracht. Noch mehr auf die Karte Wohlfühlfaktor setzt nur die Triumph. Weit vorne befestigte Rasten und ein Lenker, der sich dem Piloten stark entgegenstreckt, sorgen für einen aufrechten Arbeitsplatz mit viel Übersicht. Dass sich auch bei der Tiger die zweigeteilte Sitzbank – bei der Triumph Tiger 800 XRx als Komfort-Ausführung – mit wenigen Handgriffen zweifach verstellen lässt, sichert einen idealen Kniewinkel für Kleine und Große.

Stradale mit 13.890 Euro am teuersten

Nervös faucht die MV Agusta Stradale 800, die für ambitionierte 13.890 Euro beim Händler steht, nach kurzem Druck auf den Starterknopf aus ihrem neuen, vergrößerten Vorschalldämpfer samt eckigen Endrohren. Da können und wollen die anderen beiden nicht mithalten. Geben sich bei der akustischen Lautmalerei und beim Preis mit 10.890 Euro für die Triumph Tiger 800 XRx und 9595 Euro für die Yamaha MT-09 Tracer deutlich zurückhaltender. Dafür springen sie immer zuverlässig an. Egal, ob es friert oder die Motoren ordentlich auf Temperatur sind. Die Italienerin gebärdet sich etwas zickiger. Will auch mit warmem Dreizylinder länger um den ersten zündenden Funken gebeten werden. Letztendlich lässt sich auch der Italo-Triple immer nach kurzer Zeit anwerfen.

Frühmorgens zeigt sich die Straße zum ersten Passaufstieg noch feucht glänzend. Lieber die Fahrmodi für eine sanfte Gasannahme anpassen. Die MV Agusta Stradale 800 bietet hier das komplette Paket namens Sport-, Normal-, Rain- und Individual-Konfiguration. Nur im Sport- und Individual-Setup liefert der 52 Kilogramm leichte Reihenmotor die volle Power. Die Einstellungen Normal und Rain beschneiden die Leistung teils deutlich. Was positiv auffällt: Trotz höchster Verdichtung und kurzhubigster Auslegung geht der MV-Triple in allen Modi lammfromm ans Gas. In der Stadt im Standgas in Gangstufe sechs im Verkehr mitrollen? Für die Stradale ein Leichtes. Schön, dass MV das Ride-by-Wire-System inklusive Steuerungselektronik endlich so sauber abgestimmt hat. Viele andere Modelle krankten ja besonders an dieser Stelle.

Tracer serienmäßig mit drei Fahrmodi ausgestattet

Nicht ganz perfekt präsentierte sich auch beim Tracer-Motorspender MT-09 das Lastwechselverhalten. Zwar serienmäßig mit drei Fahrmodi ausgerüstet, machten unsensible Gasannahme und spürbares Spiel im Antriebstrang das gefühlvolle Öffnen der Drosselklappen in den Stufen Standard und A nahezu unmöglich. Dank Software-Update kann’s die Yamaha MT-09 Tracer nun deutlich besser. Nur im aggressiven A-Modus ruckt es noch leicht. Läuft der Motor im Standard-Mapping, lässt er sich jetzt feinfühlig ans Gas nehmen – nur noch getoppt durch die leistungsreduzierte B-Einstellung, die mit wunderbar weichen Lastwechseln überzeugt. Die Triumph Tiger 800 XRx ist in diesem Bereich etwas einfacher gestrickt. Zur Wahl stehen in Sachen Motorabstimmung die Optionen Sport oder Normal. In beiden presst der Drilling die volle Leistung auf den Hinterreifen. Einzig das Ansprechverhalten der Drosselklappen lässt sich beeinflussen. Die Übergänge zwischen verschiedenen Gasgriffstellungen funktionieren dabei immer überaus sauber.

Dass die Wahl eines defensiven Motor-Mappings bei den rutschigen Straßenverhältnissen gerade bei der MV Agusta Stradale 800 goldrichtig ist, wird schon auf den ersten Metern klar. Zwar klappt die Gasannahme problemlos, die montierten Diablo Rosso II von Pirelli mögen’s aber lieber warm. Niedrige einstellige Temperaturen und feuchter Asphalt sind nicht ihr Ding. Besser kommen Triumph Tiger 800 XRx und Yamaha MT-09 Tracer mit diesen Konditionen zurecht. Deren Bereifung (Yamaha: Dunlop D222/Triumph: Scorpion Trail) besitzt zwar weniger sportliche Gene, liefert aber auch bei motorradunfreundlichen Einsatzbedingungen zuverlässigen Grip und vertrauenförderndes Feedback.

Alle Drei vertrauen beim Thema Sicherheit auf ABS-Systeme

Langsam drängt sich die Sonne in den Vordergrund, trocknet die Straßen ab. Flott nimmt die Stradale die ersten Knicke im Straßen-Layout unter die Räder. Dazu trägt auch ihre sehr gut dosierbare Bremse bei. Hochwertige Zange, radial verschraubte ­Brembo-Kolben und ein knackiger Druckpunkt: Auf der MV Agusta Stradale 800 wird Verzögern zum Vergnügen. Auch die Yamaha MT-09 Tracer besitzt radial ­angeschlagene Bremszangen an ihrer Up­side-down-Gabel. Allerdings gelingt bei ihr das Abrufen der passenden Bremsleistung nicht ganz so perfekt wie beim Triple aus Italien. Da ist etwas mehr Bewegung im Hebel zu spüren, fehlt das letzte knackige Feedback.

Ähnlich präsentiert sich auch die Triumph Tiger 800 XRx. Deren Doppelkolbensättel bringen die Tiger jederzeit sicher zum Stehen, brauchen dazu aber die größte Handkraft. Beim Thema Sicherheit vertrauen alle drei Motorräder auf ABS-Systeme, die sie blockierfrei abstoppen sollen. Nahezu vorbildlich demonstriert die Tiger, was beim Anhalten auf der letzten Rille möglich ist. ­Tadellos führt sie das Vorderrad und bleibt auch hinten zuverlässig in der Spur. Das macht die MV anders. Die MV Agusta Stradale 800 lupft schon mal das Heck, wenn die Bremsen Höchstleistung bringen. Dank feiner Dosierbarkeit und den meisten Dämpfungsreserven der Gabel gelingen ihr dennoch ­exakte Punktlandungen ohne Überschlagpotenzial. Anders gibt sich die Tracer. Wie beim Top-Test überrascht die Yamaha MT-09 Tracer mit groben Regelintervallen, die stellenweise die Bremse viel zu lange öffnen. Andersherum stellt sich die Tracer auch gerne einmal aufs Vorderrad. Sich auf diese Bremsperformance einzustellen ist schwierig.

MV Agusta Stradale 800 etwas für Kurvenjunkies

Daher besser in den Bremszonen etwas zurückhaltender agieren. Obwohl die MV Agusta Stradale 800 gerne schneller den Pass hochstürmen möchte. Da macht sich ihre Abstammung von der Rivale bemerkbar. Die Stradale giert nach Drehzahlen, entwickelt ein loderndes Brennraumfeuer bei höchsten Drehzahlen. Mit gemächlichem Schwung ums Eck – das gefällt ihr gar nicht. Lieber den Gashahn weit spannen, die Kette immer ordentlich auf Zug halten. Die MV ist immer auf der Suche nach der Ideallinie. Will möglichst schnell und schräg um jeden Radius biegen. Will gerade Abschnitte möglichst fix hinter sich bringen. Das ist – zugegebenermaßen – anstrengend. Aber es reizt auch. Der Fahrer muss sich auf die Stradale einlassen, sie ordentlich am Lenker packen.

Da lässt sich kein Fahrmanöver mal eben so aus dem Ärmel schütteln. Je lässiger die MV Agusta Stradale 800 gen Gipfelkreuz strebt, desto eigenwilliger wird ihr Fahrverhalten. Ein Beispiel hierfür ist das Einlenkverhalten auf der Bremse. Wer die Kolben nur zart anlegt und die MV mit leichtem Einlenkimpuls zum Abtauchen in Schräglage überreden will, dem verhagelt sie die Linie. Dann versteift sie sich im Lenkkopfbereich, nur um im nächsten Moment nach innen zu kippen. Was als lässiger Strich durchs Kurvengewürm geplant war, entpuppt sich schnell als torkelnder Kehrentanz. Darüber hinaus nimmt der Hinterreifen bei gemüt­licher Fahrt jede Asphaltrunzel zum Anlass, um sich aufzustellen. Also lieber gleich ganz anders an die Italienerin herangehen. Ihr klar zeigen, wer der Boss ist. Sie mit harter Hand führen und dabei das Tempo nie in Richtung Bummelei fallen lassen. So bewegt, nimmt die Stradale das Herz jedes Kurvenjunkies gefangen.

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MV Agusta Stradale 800, Triumph Tiger 800 XRx und Yamaha MT-09 Tracer.

Die dürften sich auch über den Quickshifter mit Blipper-Funktion fürs Hoch- und Runterschalten sowie die fein regelnde Traktionskontrolle freuen. Achtfach verstellbar hilft sie, den persönlichen „Mal-testen-was-geht“-Ansatz immer ein wenig weiter zu verschieben. Bis das Hinterrad mit zarten schwarzen Strichen auf die temporäre Überforderung durch die Leistungsabgabe aufmerksam macht. Der Tipp des vollgasfesten Top-Testers Georg Jelicic lautet daher: Stufe drei wählen. Die regelt sensibel an der Haftgrenze des Hinterreifens entlang, ohne den Vortrieb spürbar zu beschneiden. Wer die MV Agusta Stradale 800 dermaßen ­engagiert bewegt, muss sich jedoch mit einem leicht pumpenden Heck abfinden. Da das Motorrad aus Varese über ein komplett einstellbares Fahrwerk verfügt, ließ sich das über die gut erreichbare Zugstufe deutlich mildern.

Bei weiterem Abstimmungsbedarf wird’s allerdings komplizierter: Die Druckstufen-Schraube des Federbeins versteckt sich hinter dem linken Rahmenzug. Wer sie drehen möchte, kann sich schon auf viel Materialabtrag vorbereiten. Für die Anpassung der Vorspannung schlägt MV laut Benutzerhandbuch sogar den Abbau der kompletten rechten Fußrasteneinheit vor. In der heimischen Garage ist das okay, unterwegs aber schwierig. Wenn alles passt, beeindruckt das Funbike mit viel Spaß beim rasanten Pässeglühen, der nur durch den Spritkonsum ein wenig eingeschränkt wird. Mit 6,4 Litern auf der gemäßigten Motorrad-Verbrauchsrunde knabberte die MV Agusta Stradale 800 ordentlich am Vorrat im Tank. Die Triumph Tiger 800 XRx und die Yamaha MT-09 Tracer geben sich auf der 100-km-Distanz mit knauserigen 4,6 und 4,8 Litern zufrieden. So bleibt bei der emotionsgeladenen Stradale unterm Strich die Toureneignung etwas auf der Strecke. Daran können auch die serienmäßigen Softcases nichts ändern, die sich eng ans Heck der Italienerin schmiegen.

Langstrecke kann die Triumph Tiger 800 XRx gut

Langstrecke – das kann ich gut, wirft die Triumph Tiger 800 XRx direkt ein. Das stimmt, auch weil die Version XRx mit vielen Ausstattungs-Extras gesegnet ist. Neben der schon erwähnten Komfortsitzbank ist sie unter anderem mit Tempomat, Hauptständer sowie zusätzlicher Zwölf-Volt-Steckdose ausgerüstet und unterscheidet sich dadurch deutlich vom XR-Schwestermodell. Voll im Tourenfahrer-Anforderungsprofil liegen auch die Fahreigenschaften der Tiger 800. Sanft, aber mit gleichmäßigem Druck schiebt ihr Dreizylinder durchs Drehzahlband. Erst oben heraus geht ihm leicht die Puste aus. Das fällt aber nur im direkten Vergleich wirklich auf.

Insgesamt passt die harmonische Abstimmung des Motors gut zum Charakter der Triumph Tiger 800 XRx. Leicht gelingen Gangwechsel. Und auch der Kurvenswing funktioniert berechenbar. Unterwegs mit der schmalsten ­Bereifung (100/90 19/150/70 R17) des Test-Trios, schwingt die Tiger zwar nicht überhandlich, aber mit präzisem Lenkverhalten und sehr souverän durch Kurvenradien aller Art. Das sorgt für viel Vertrauen ins eigene Können und das des Motorrads. So lassen sich völlig entspannt die relativ früh aufsetzenden Angstnippel an den Rasten abkratzen. Das schiebt die Mundwinkel automatisch nach oben. Eine kleine Einschränkung beim richtig flotten Twist die Passstraße hoch mit der Tiger gibt es allerdings: die Traktionskontrolle. Geradeaus regelt sie zuverlässig auf jedem Untergrund. In Schräglage konnten wir trotz provozierendem Gasgriff-Umgang keine Funktion feststellen. Ein Einzelfall? Wir haben Triumph direkt gefragt – siehe Kasten auf Seite 50.

Fast uneingeschränkt positiv präsentieren sich dagegen die Federelemente der Triumph Tiger 800 XRx. Zwar sind sie nur hinten in der Vorspannung einstellbar und könnten etwas feinfühliger ansprechen, sie verknüpfen die ­Anforderungen komfortabel und straff aber besser als die MV Agusta Stradale 800 und die Yamaha MT-09 Tracer. Das zeigt sich sehr deutlich auf übelstem Asphalt. Hier bügelt die Gabel Unebenheiten am besten weg. Das Vorderrad klebt wie mit Pattex eingeschmiert am Boden. Stradale und Tracer agieren bei gleicher Geschwindigkeit deutlich unruhiger.

Motor der Yamaha MT-09 Tracer ein wahrer Freudenquell

Fehlt noch die Yamaha MT-09 Tracer. Deren Motor ist wie in der MT-09 ein wahrer Freudenquell. Schon bei niedrigen Drehzahlen schiebt er zünftig voran und lässt es auch oben heraus richtig krachen. Bei der Leistungsentfaltung kann selbst die MV Agusta Stradale 800 nicht mithalten, die beim Beschleunigen von null auf 140 km/h 0,7 Sekunden auf die Yamaha verliert. Was den Nippon-Drilling auszeichnet, ist, dass er quasi die beiden Charaktereigenschaften der MV und der Triumph in einem Aggregat bündelt. Unten heraus geschmeidig-nachdrücklich aus der Ecke spurten – die Tracer macht’s ohne Murren möglich. Das kann selbst die Triumph Tiger 800 XRx nicht besser. Oben heraus mit Drehfreude pur begeistern – der Yamaha-Drilling hält auch die richtige Antwort für alle sportlichen Motorradfans bereit, welche die Drehzahlen gerne nah am fünfstelligen Bereich halten. ­Dabei entwickelt die Tracer ihre Leistung so narrensicher, dass sie sich problemlos abrufen lässt. Der Motor ist für alles gut und macht alles mit. Einzig das Getriebe gibt sich störrisch, besonders zwischen Gangstufe zwei und drei.

Einen ähnlich universellen Anspruch hat Yamaha auch beim Fahrwerk verfolgt. Zwar liegt die Grundabstimmung eher auf der komfortablen Seite, Gabel und Federbein arbeiten aber sehr homogen, sehr gleichmäßig. Erst wenn den Fahrer der Hafer sticht und aus der Pässe-Tour ein Bergrennen wird, schwenken Upside-down-­Gabel und Stoßdämpfer die weiße Fahne. Dann gautscht es schon mal mächtig im Gebälk, kommt Unruhe ins Fahrverhalten. Um diesen Punkt zu erreichen, müssen die Drosselklappen aber ordentlich auf Durchzug gestellt werden. Dass die Yamaha MT-09 Tracer selbst bei Herausforderungen am fahrdynamischen Limit sicher beherrschbar bleibt, liegt vor allem an ihrem ausgewogenen Fahrverhalten in Schräglage.

Am Ende des Tages trifft sich das Trio wieder am Mittelmeer

Ebenso handlich wie die MV Agusta Stradale 800 sticht sie in Schräglage, hält präzise den angepeilten Kurs, rollt stabil durch Kurven und reibt erst spät Funken sprühend die langen Angstnippel Stück für Stück beim Asphaltkontakt ab. Einzig die Traktionskontrolle behindert das engagierte Treiben ein wenig, da sie sehr früh regelt – gefühlt deutlich zu früh. Das stärkt zwar die Sicherheit, bremst den Fahrspaß aber ein wenig aus. Für Freunde der forschen Fortbewegung lässt sich die vorschnelle Beschleunigungsdrossel in Schräglage einfach abstellen. Insgesamt legt die Yamaha MT-09 Tracer damit einen runden Auftritt hin.

Am Ende des Tages – nach zahlreichen Passauf- und -abfahrten – trifft sich das Trio zum kurzen Stelldichein wieder am Mittelmeer. Tourenfan Stefan träumt auf seiner Triumph bereits von den nächsten entspannten Streifzügen zu interessanten Zielen. Egal, ob Mailand, Madrid, London oder Lourdes – die Karte für seine Reiserouten hat er schon in der Hand. Bei ihm ist der Weg das Ziel. Möglichst viel unterwegs wahrnehmen, erleben – das ist seine Maxime, die Triumph Tiger 800 XRx macht’s möglich. Ganz anders sieht das Georg. Der hat sich den Tag über in einen Kurvenrausch gefahren. Und denkt schon wieder nur an Pässe, Pässe, Pässe. Damit es mit dem Grip beim nächsten Mal schon ab dem ersten Meter klappt, hat er sogar Heizdecken auf die Stradale gezogen. Für ihn und die MV Agusta Stradale 800 steht klar der Faktor Sport im Fokus – die Packtaschen der Italienerin für die Verpflegung in kurzen Pausen nimmt er aber gerne mit. Schnorchel-Enthusiast Jens hat derweil für den Sprung ins kühle Nass die Klamotten gewechselt. Fürs zweitliebste Hobby bleibt aber nur wenig Zeit, schließlich soll es bald mit der Yamaha MT-09 Tracer zur nächsten Bucht weitergehen. Der Weg dorthin darf ruhig etwas länger und flott ausfallen. Schließlich mag die Yamaha Reisen und Rasanz.

Technische Daten

fact
Die MV Agusta Stradale 800 ist mit 13.890 Euro die teuerste der drei getesteten Funbikes.

Triumph nimmt Stellung zur TC-Funktion

fact
Uli Bonsels, Pressesprecher Triumph Motorrad Deutschland.

Herr Bonsels, wir konnten bei der TC der Tiger in Schräglage keine Funk­tion fest­stellen. Warum?
„Die Traktionskontrolle der Triumph Tiger 800 XRx ist so konfiguriert, dass sie auf Straßen mit gutem Grip-Niveau eher zurückhaltend agiert, um versierten Fahrern zu ermöglichen, das maximale Potenzial der Maschine abrufen zu können. Anders sieht die Sache im Gelände, bei Nässe oder anderen Bedingungen aus, die einen vorsichtigeren Umgang mit dem Gasgriff erfordern. Hier regelt die Triumph-Traktionskontrolle feinfühlig und zuverlässig und stellt bei anspruchsvolleren Bedingungen ein nicht zu unterschätzendes Sicherheitsfeature dar.“

MOTORRAD-Testergebnisse

fact
Die Triumph Tiger 800 XRx sichert sich am Ende den Sieg im Vergleichstest der Dreizylinder-Funbikes.

1. Triumph Tiger 800 XRx
Bei der Alltagswertung liegt sie ganz vorne, und auch sonst ist sie ein fleißiger Punktesammler: die Triumph Tiger 800 XRx. So schiebt sie sich verdient an die Spitze des Test-Trios. Die Tiger 800 kann vieles, und vieles davon richtig, richtig gut.

2. Yamaha MT-09 Tracer
Alles richtig gemacht und doch nur Zweiter? Sparfüchse und Freunde des flotten Strichs sollten die Yamaha MT-09 Tracer dennoch in die engere Wahl ziehen. Wer bereit ist, auf die große Tourentauglichkeit à la Triumph zu verzichten, bekommt ein spaßiges Funbike für jeden Trip.

3. MV Agusta Stradale 800
Die MV Agusta Stradale 800 reizt mit Emotionen, fordert die aktive Auseinandersetzung. Das macht an, ist aber nichts für lange Reisen. Ein wenig Feinschliff bei Fahrwerk, Ergonomie und Verbrauch – und sie wäre ein feuriger Freuden­spender für sportlich orientierte Tourenfans.

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MOTORRAD 20 / 2023

Erscheinungsdatum 15.09.2023