48 PS-Drosselsätze von Alpha Technik
Drosseln für A2-Führerschein

Ins falsche Bike verknallt, weil es mehr Leistung hat, als die A2-Lizenz erlaubt? Alpha Technik bietet viele Lösungen an, um das Traummotorrad auf A2-konforme 48 PS zu drosseln. Wie es funktioniert, was es kostet und was zu beachten ist, lest ihr hier.

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Foto: Dekra

Schlägt dein Herz höher beim Anblick einer rassigen Ducati Monster 696 aus dem Jahr 2012? Hat es dir vielleicht die Honda Africa Twin, Kawasakis Versys 650 oder die Suzuki SV 650 angetan? Egal, ob beim Gebraucht- oder Neukauf: Der Wunsch nach dem Lieblingsmodell muss nicht an der 48-PS-Hürde für Einsteiger scheitern. Nach Lesart der aktuellen EU-Führerscheinrichtlinie, die Anfang 2013 in Kraft trat, dürfen alle Motorräder, die serienmäßig nicht mehr als 70 kW (95 PS) leisten, auf A2-konforme 35 kW (48 PS) gedrosselt werden.

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Deutschland hatte zunächst bei der nationalen Umsetzung auf die 95-PS-Grenze für die Ausgangsmodelle verzichtet, womit man in Brüssel nicht einverstanden war. Der deutsche Gesetzgeber musste zurückrudern und die Fahrerlaubnisverordnung Ende 2016 entsprechend nachbessern. Doch keine Regel ohne Ausnahme: Wer seinen A2-Führerschein vor dem 27. Dezember 2016 gemacht hat, darf weiterhin auf 48 PS gedrosselte Maschinen fahren, deren serienmäßige Ausgangsleistung 95 PS überstieg. Aber Vorsicht: Bei Fahrten ins EU-Ausland drohen möglicherweise Schwierigkeiten mit den Behörden. Der Industrieverband Motorrad (IVM) rät deshalb ausdrücklich davon ab.

Alpha Technik ist Marktführer bei Drosselungen

Alpha Technik aus dem bayerischen Stephanskirchen ist Marktführer in Sachen Drosselungen. 1992 hatten Josef Hofmann und Josef Meier das Unternehmen gegründet, um Teilegutachten für Leistungsveränderungen erstellen zu können. Damals galt noch eine 27-PS-Grenze (20 kW) für den Stufenführerschein, die 1993 dann auf 34 PS (25 kW) und zuletzt 2013 auf aktuelle 48 PS (35 kW) erhöht wurde. Mittlerweile hat Alpha Technik rund 400 lieferbare Drosselkits im Angebot. Die Übernahme von Konkurrent Motorradland im Jahr 2002 ergänzte zudem noch das Portfolio um Lösungen für heutige Youngtimer und Exoten.

MCR-Module für 34 Fahrzeugtypen

Ein neues Kapitel wurde 2016 mit der elektronischen Drosselung für Euro-4-Modelle aufgeschlagen. Inzwischen bietet Alpha Technik für 34 Fahrzeugtypen seine patentierten und gebrauchsmustergeschützen MCR-Module an – MCR steht für Micro Controlled Restriction. Ganz aktuell für Honda CB 650 RA und CBR 650 R ab Baujahr 2020, und demnächst erweitert eine Elektronik-Drossel für Yamaha Tracer 700 noch das Lieferprogramm. "Sämtliche Drosselsätze, ob mechanisch oder elektronisch, sind fahrzeugspezifische Eigenentwicklungen von Alpha Technik ", sagt Günter Haasl, Leiter der Homologations-Abteilung.

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MCR-Drossel-Module (gelb) für Euro-4-Modelle sind Mini-Steuergeräte, die ein verändertes Signal an das Seriensteuergerät weitergeben. Sie werden – wie sämtliche Umrüstkits – mit auf die Fahrzeugidentifikationsnummer bezogenen Teilegutachten geliefert. Gasschieberanschläge (links unten) kommen vorrangig in Vergasermotoren zum Einsatz. Sie werden in der Regel mit Drosselblenden kombiniert (rechts unten).

Eine mechanische Drosselung ist für alle Fahrzeuge einschließlich Euro 3 möglich. Im Gegensatz zum Pkw hat sich die Benzineinspritzung beim Motorrad relativ spät durchgesetzt. Obwohl Kawasaki schon 1980 eine Z 1000 EFI brachte, kam Benzineinspritzung in der Serienfertigung erst seit der Jahrtausendwende nennenswert zum Zug. Aufgrund verschärfter Abgasvorschriften verschwanden um 2008 die meisten Vergaser-Bikes in der Versenkung. Für eine Drosselung gibt es je nach Gemischaufbereitung zwei Möglichkeiten: Bei Vergasermotoren verbaut man in der Regel Gasschieberanschläge und Drosselblenden – eine Verengung des Ansaugtrakts, um die Luftzufuhr zu verringern. In Einspritzaggregaten kommen Gaswegbegrenzer zum Einsatz. Das ist ein mechanischer Anschlag im Gasweg, der Vollgas verhindert und lediglich kalibrierte Teillast zulässt. Je nach Fahrzeugtyp wird der Gaswegbegrenzer noch mit Drosselblenden kombiniert.

60 bis 90 Minuten Einbau-Arbeitszeit

"Als Einbau-Arbeitszeit-Richtwert in der Werkstatt geben wir 60 bis 90 Minuten vor", sagt Günter Haasl. Dies decke sich mit Herstellerrichtwerten für vergleichbare Arbeiten."Je nach Modell müssen aber vorher Tank, Verkleidungsteile oder Airbox demontiert werden, um den Drosselsatz verbauen zu können", so Haasl. Diese Arbeitszeit werde natürlich zusätzlich von der Werkstatt berechnet. Der Einbau der elektronischen MCR-Drossel erfordert dagegen deutlich weniger Zeitaufwand. "Wir veranschlagen 45 bis 60 Minuten dafür", so Haasl. Aber auch in diesem Fall müssen die relevanten Bauteile – hier Steuergerät und Kabelbaum – erst einmal frei zugänglich sein.

Das MCR-Modul ist ein Ministeuergerät, das zwischen Gasgriff und Seriensteuergerät eingesetzt wird. Es regelt auf elektronischem Wege die kalibrierte Teillast, indem es ein verändertes Signal an das Originalsteuergerät weitergibt. Bei Euro-4- Modellen mit konventionellen Gaszügen sind zusätzliche Drosselblenden zur korrekten Gemischzusammensetzung weiterhin unverzichtbar. Sie verhindern das Abmagern bei reduzierter Benzinzufuhr, aber vollständig geöffneten Drosselklappen.

Korrektes Verhältnis von Benzin und Luft

Die neueste, per Teilegutachten homologierte MCR-Version vereinfacht die Drosselung von Maschinen mit "Ride-by-Wire". Sie können ohne die bisher erforderlichen zusätzlichen Drosselblenden auf 48 PS reduziert werden. Die neu entwickelte Regelungstechnik der Module sorgt jederzeit für das korrekte Verhältnis von Benzin und Luft. "Als die ersten Ride-by-Wire-Modelle auf den Markt kamen, war das eine echte Herausforderung für unsere Entwickler", räumt Günter Haasl ein. Das sei eine harte Nuss gewesen, die das vierköpfige Team einige Wochen beschäftigt habe. Gilt es doch, Leistungsentfaltungsverhalten und Lastwechselverhalten harmonisch aufeinander abzustimmen. "Am Anfang soll das gedrosselte Motorrad wie die offene Version reagieren, und die Leistungsabgabe darf erst abflachen, je näher die Begrenzung rückt", beschreibt Haasl die Vorgehensweise. Wichtiger Nebeneffekt: Bei späterer Wiederfreigabe bleibt dem Fahrer das gewohnte Ansprechverhalten erhalten, er freut sich dann aber oben heraus über mehr Bumms.

alpha Technik Drosselsatz 48 PS Leistungsprüfstand
Gerg Jelicic
Leistungskontrolle auf dem Prüfstand: In unteren Drehzahlregionen soll die Maschine reagieren wie eine offene Version

Ob nun das ungezähmte Traumbike vom Privatverkäufer oder von einem Markenhändler stammt: An der Werkstatt führt für den Einbau einer Drosselung kein Weg vorbei, denn das ist Arbeit für Profis. In der Praxis ordern die Betriebe die Umrüstsätze bei Alpha Technik und bekommen diese mit allen Teilen und auf die jeweilige Fahrzeugidentifikationsnummer (FIN) bezogenen Teilegutachten geliefert. Das ist sowohl elementar wichtig für Garantie und Gewährleistung als auch für die erforderliche Änderungsabnahme bei einer technischen Prüforganisation wie TÜV, Dekra oder anderen nach dem Einbau.

Neufahrzeug A2-tauglich drosseln

Diese Änderungsabnahme kann oft auch in der jeweiligen Werkstatt von den amtlich zugelassenen Prüfern vorgenommen werden. Die Kosten für diese Abnahme liegen zwischen 30 und 50 Euro – sie schwanken nämlich unter anderem je nach Prüforganisation und Bundesland. Mit der Prüfbescheinigung geht’s dann zur Zulassungsstelle, um die Änderungen in den Fahrzeugpapieren eintragen zu lassen.

alpha Technik Drosselsatz 48 PS
MRD
Drosselkits für aktuelle Euro 4-Modelle und beliebte Umrüst-Modelle.

Letzter Tipp für alle, die ein Neufahrzeug A2-tauglich drosseln wollen: Um Probleme zu vermeiden, sollte man zuerst die Zulassung mit den originalen COC- Daten vornehmen und dann anschließend erst die Änderung der Fahrzeugdaten eintragen lassen. Der Grund: Bei der Erstzulassung werden in den Behörden Daten in deren EDV-Systeme eingespeichert, welche in der EG-Betriebserlaubnis des Fahrzeugs hinterlegt sind und im ausgehändigten COC beschrieben werden. Aus diesen Informationen wird die Zulassungsbescheinigung erstellt. Eine Änderung der Stammdaten vor Erstzulassung kann dazu führen, dass wichtige Beschreibungen wie Schlüsselnummern und EG-Fahrzeugklassen nicht mehr mit den modifizierten Fahrzeugdaten zusammenpassen.

Interview mit Josef Hofmann, zusammen mit Josef Meier Geschäftsführer von Alpha Technik

Hinter Ihrer Firmengründung stand die Idee, Teilegutachten für Leistungsveränderungen von Serienmaschinen zu erstellen. War das eine Marktlücke?

Damals durfte nur der TÜV Veränderungen am Fahrzeug in die Fahrzeugpapiere eintragen. Der TÜV war zu dieser Zeit eine Institution, zu der man nur ging, wenn es sein musste. Drosselsätze und Reifenfreigaben wurden bereits seit 1985 von der Firma Zweirad Hofmann in Stephanskirchen für die Marken Honda und Suzuki sowie von der Firma Motorrad Meier in Saal für die Marken Kawasaki und Yamaha erstellt und verkauft. Gleiches gilt für Gutachten zur Leistungssteigerung auf über 100 PS vor dem Hintergrund der damals gültigen freiwilligen Selbstbeschränkung auf 74 kW der Motorradimporteure. 1992 entschlossen sich Josef Meier und ich dazu, diese Aktivitäten in der neuen Firma Alpha Technik zu bündeln und somit unseren Kunden alle Gutachten aus einer Hand anzubieten.

Wie hat sich dieses Kerngeschäft in den vergangenen Jahren verändert?

Über die Jahre entfielen Leistungssteigerungsgutachten sowie Reifenfreigaben. Durch die schrittweise Anpassung des Stufenführerscheins mit einer Beschränkung auf zunächst 27 PS über 34 PS auf jetzt 48 PS wurden immer wieder neue Gutachten notwendig. Denn jeder Führerscheinneuling wollte natürlich das maximal Zulässige an Motorleistung in seinem Motorrad haben.

Ist das Interesse an Leistungsreduzierung infolge der neuen Führerscheinrichtlinie – Stichwort A2-Führerschein – gestiegen?

Die nunmehr erlaubten 35 KW (48 PS) haben sicherlich zusätzliche Kunden bewogen, den Motorradführerschein zu machen. Für uns war das nicht nur positiv, denn zeitgleich wurde ihnen das Führen von Motorrädern untersagt, welche aus mehr als der doppelten Ursprungsleistung (Ursprungsleistung über 70 KW/95 PS) gedrosselt wurden. Die für den Führerscheinneuling möglichen Motorradmodelle wurden dadurch erheblich eingeschränkt. Mit Einführung der Euro-4-Norm mussten zudem die Drosselsätze den neuen, erweiterten Vorschriften zur Anti-Manipulation angepasst werden.

Wenn man zwischen Euro-3- und Euro-4- Modellen trennt: Wie verteilen sich die Verkaufszahlen auf die beiden Segmente?

Drosselsätze für Euro-3-Motorräder werden nach wie vor viel verkauft, handelt es sich doch dabei um ältere, zumeist preisgünstigere Maschinen.

Von diesem Jahr an greifen stufenweise die neuen Euro-5-Vorschriften. Was hat sich geändert?

Die wichtigsten Neuerungen sind strengere Abgasgrenzwerte und die On-Board-Diagnose II mit erweiterten Funktionen.

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MOTORRAD 12 / 2023

Erscheinungsdatum 26.05.2023