- Harley baut eine Chimäre
- Neue Modellreihen werden geboren
- Alte Modellreihen werden beerdigt
- Fazit
Willie G. Davidson, Enkel eines der Firmengründer und seit 1963 Chef von Harleys Designabteilung, will mit dem Schwung der Filme Easy Rider und der damals medien-starken Rockerbewegung ein Motorrad entwerfen, das bereits serienmäßig so ist, wie es die Custombikes dieser Zeit erst werden. 1969: Der Beginn des Factory-Customizings im Hause Harley-Davidson – und überhaupt.
Harley baut eine Chimäre
Willie G.s Idee ist die schlanke Gabel und das Vorderrad einer Sportster in den Rahmen eines FL-Modells mit dem 1200er-Shovelheadmotor zu pflanzen. Die Modellreihe FX ist geboren.1971 rollt die FX Super Glide mit dem damals als schwierig empfundenen, heute schwierig zu findendem Boat Tail von den Bändern. Ein Jahr nach der Premiere verschwindet das Kunststoffheck wieder. Ein neuer, geschwungener Fender sowie die gestufte Sitzbank bringen den Durchbruch. Der FX Super Glide folgen 1977 mit der Low Rider und 1980 mit der Wide Glide teils heute noch existierende Modellreihen, die den Mythos von Individualität und Nonkonformismus von Harley – teilweise zurecht – am Leben halten.

Neue Modellreihen werden geboren
Aus den FX-Typen geht 1984 die FXR-Familie hervor. Das R steht für "rubber mounted" und kennzeichnet die Gummilagerungen des neuen Evo-Motors im Rahmen. 1991 debütiert die FXDB Sturgis: Anstelle des R trägt sie den Buchstabenzusatz D im Typkürzel, der für Dyna beziehungsweise Dynamic steht. Sie ist die erste Harley deren Rahmen im CAD-Verfahren (Computer Aided Design) entwickelt wird, deutlich steifer ist und eine neue Modellfamilie begründet: Die Dynas. Neben den weiterhin absatzstarken Sportstern und den seit 1984 erfolgreichen Softail-Twins, die dritte traditionsreiche Baureihe. Ab 1999 werden die Dynas als Erbinen der Super Glide vom neuen Twin-Cam-88-Motor mit zwei Nockenwellen und 1.432 Kubik angetrieben. 2007 kommt nach einem neuen Rahmen, dem Sechsganggetriebe und 160 Millimeter breitem Hinterradreifen der Twin-Cam 96-Motor als Kraftwerk mit 1.562 Kubik in die Dynas. Brachialste und wohl auch fahraktivste Dyna ist die Low Rider S von 2017 mit dem knapp 100 PS starken 110er-CVO-Motor. Seit 2018 fahren die Dynas-Modelle den aktuellen Milwaukee-Eight-Motor mit 107 oder 114 Kubikinch, also 1.742 und 1.868 Kubik.
Alte Modellreihen werden beerdigt
Zum 115. Firmenjubiläum im Jahr 2018 muss aber auch Abschied genommen werden. Harley-Davidson vereint unter dem Namen Softail und einer vollkommen neuen, nicht ganz unwichtigen, Modellstrategie die bisherigen Baureihen Softail und Dyna. 2021 halten die puristische Street Bob und die dynamische Low Rider S mit dem Milwaukee-Eight-114-Motor die Erinnerung an die 1971er-Super Glide aufrecht.

Fazit
50 Jahre Street Glide von Harley-Davidson. Wohl der Startschuss einer großen Reihe an Jubiläen der Company in den nächsten Jahren. Mit 65 Jahren Sportster steht 2022 das nächste an – hoffentlich mit einem neuen Einstiegsmodell.