Ein Motorrad mit zwei Vorderrädern kennt man von Yamaha. Aprilia arbeitet offensichtlich ebenfalls an einem entsprechenden Entwurf. Jetzt gibt es neue Patente.
Ein Motorrad mit zwei Vorderrädern kennt man von Yamaha. Aprilia arbeitet offensichtlich ebenfalls an einem entsprechenden Entwurf. Jetzt gibt es neue Patente.
Das Erscheinen der Yamaha Niken im Jahr 2018 hat für viel Kopfschütteln gesorgt. Ein Motorrad mit zwei Vorderrädern – das schien auf eine Lücke zu zielen, wo man bisher keine vermutete. Womöglich hat auch der Piaggio-Konzern diese Lücke im Visier. Bei den Rollern hat man diese mit den MP3-Modellen ja bereits erfolgreich besetzt. Im September 2020 aufgetauchte Patentzeichnungen zeigten erstmals einen Aprilia-Entwurf, der ein Motorrad mit zwei Vorderrädern zeigt. Jetzt legen die Italiener mit neuen detailreichen Patenten nach.
Aufgehängt an einer Parallelogramm-Konstruktion rund um den Lenkkopf sind zwei Schwingarme angedockt, die über zusätzliche Querstreben jeweils ein Vorderrad aufnehmen. Anders als bei der Niken erledigen die Feder- und Dämpfungsarbeit konventionelle Federbeine. Die Yamaha setzt hier auf je zwei USD-Gabelholme pro Rad. Die Bremsanlage mit je einer Scheibe pro Rad zeigt sich innenliegend.
Aprilia kombiniert die Vorderradführung in den Patentzeichnungen mit dem Hinterbau einer Aprilia Mana 850. Die wird von einem 850 cm³ großen V2 mit 76 PS und 78,8 Nm Drehmoment befeuert. Zu den Besonderheiten der Mana zählt ihr CVT-Getriebe mit sieben einprogrammierten Gangstufen. Der Fahrer kann zwischen manueller und automatischer Schaltung wählen. Die Mana kombiniert so Annehmlichkeiten aus einem Roller mit dem Fahrfeeling eines Motorrads.
In den im Januar 2022 aufgetauchten neuen Patentzeichnungen zum Dreiradkonzept, bleiben die Italiener zwar der Grundauslegung treu, ändern aber zahlreiche Details gegenüber dem ersten Entwurf. Die Vorderräder werden nun direkt von einer nach oben ausgerichteten Einarmschwinge geführt, die jeweilige Radfederung wandert ans Ende dieser Schwingenkonstruktion und erfolgt quasi über eine überdimensionierte USD-Gabel. Die Lenkkräfte übertragen Scheren-Elemente zwischen den gefederten und den ungefederten Bauteilen. Die neue Auslegung erinnert stark an das Vorderachssystem der Gilera CX 125 aus den frühen 1990er Jahren – nur eben doppelt ausgeführt. Der Technologietransfer wäre einfach, denn auch Gilera gehört zum großen Piaggio-Konzern.
Komplett verschwunden aus den neuen Patentzeichnungen ist der Antrieb. Hier wäre es auch unwahrscheinlich, dass ein mögliches Dreirad den alten Mana-Motor verwendet, der bei Aprilia schon lange nicht mehr genutzt wird. Geblieben ist aber der Gitterrohrrahmen, an den ein Rahmenheck aus einem stabilen Rechteckstahlprofil angeflanscht wurde. Auch die Räderdimensionen deuten klar auf ein Motorrad-Konzept hin.
Genau hier könnte der Aprilia-Ansatz für das Dreirad versteckt sein: Mit den zwei Vorderrädern böte die Mana sehr viel Fahrsicherheit, mit dem CVT-Getriebe sehr viel Antriebskomfort. Die ideale Kombination für MP3-Aufsteiger.