Der heimli C he Held der Veranstaltung trug Grau. Karl Gerlinger, Ex-Vertriebschef, seit knapp 20 Jahren im Ruhestand, hat viel erlebt. Und ist immer noch mit Herzblut bei der Sache. „Dann haben ein paar Kollegen eine Gelände-BMW aus dem Keller gezogen, und da wusste ich: Die werden wir bauen!" So oder so ähnlich trug sie sich zu, die Rettung von BMW Motorrad Ende der 70er-Jahre.
Man war mal wieder in der Krise. Nicht etwa, weil alle Auto fahren wollten wie zu Beginn der 60er-Jahre. Es war auch kein Weltkrieg mit seinen dramatischen Folgen. Es war eher ein Handelskrieg. Die Japaner fluteten die Weltmärkte mit starken, schnellen und faszinierenden Maschinen zu niedrigsten Preisen. BMW hatte nur den Boxer. Und konnte bestenfalls hinterherschnarren. Oder aber: ihn neu erfinden.
Reichlich Neuheiten in Petto

Mit der R 80 G/S gelang das dann so überraschend wie überzeugend. Die bayerische Motorrad-Geschichte ging weiter und wurde zur Erfolgsstory. Das ließ sich 1923, als mit der R 32 alles begann, noch nicht absehen. Eine von etwa 50 noch erhaltenen R 32 durfte zum Jubiläum natürlich nicht fehlen und wurde von Museumsleiter Dr. Ralf Rodepeter in den Saal pilotiert. Schon dieses Modell ließ die Grundzüge heutiger Aufpreispolitik erkennen. Sonderausstattung: elektrische Hupe und Beleuchtung. Herrlich nach allerlei Kohlenwasserstoffen duftend, verbreitete die alte Dame das Flair der 20er-Jahre. Der aktuelle BMW Motorrad-Chef Stephan Schaller sorgte für einen harten Schnitt. Er schwebte elektrisch ein, mit dem nächstes Jahr auf den Markt kommenden Stromroller C-Evolution. Doch Schaller freute sich nicht nur über die aktuell gute Lage – man strebt wieder ein Rekordjahr an –, sondern auch auf die nahe Zukunft. Es würde in diesem Tempo weitergehen, versicherte er. Reichlich Neuheiten inklusive.
Dann die Premiere: Design-Chef Edgar Heinrich bollert mit der R nineT auf die Bühne. Gedrungen, toll verarbeitet und wieder mit Telegabel statt Telelever. „Das war richtig teuer“, bemerkte ein BMW-Manager, denn dazu habe ja ein neuer Rahmen hergemusst. Gelohnt hat es sich in jedem Fall, denn dieser Boxer trifft den Nerv. Sieht nicht nur richtig bullig aus, sondern bietet auch eine relaxte Sitzposition. Das macht Vorfreude auf die erste Ausfahrt. Ebenso wie es Freude macht, mit der BMW-Prominenz zurückzublicken auf die vergangenen 90 Jahre, die zweifellos nicht immer gut waren. Doch diese Zeiten sind vorbei: BMW strotzt zum Jubiläum vor Selbstvertrauen. Zu Recht.