BMW Motorrad tauscht freiwillig die Zylinderköpfe bestimmter Motoren der S 1000 RR aus. Grund: fehlerhafte Titanventile können auf Dauer zu höherem Verschleiß führen.
BMW Motorrad tauscht freiwillig die Zylinderköpfe bestimmter Motoren der S 1000 RR aus. Grund: fehlerhafte Titanventile können auf Dauer zu höherem Verschleiß führen.
BMW Motorrad hat bei internen Langzeittests von Serienmotoren unterschiedlich geweitete Ventilführungen nach 100.000 Kilometern Laufleistung festgestellt. Der Grund: Anfang 2020 waren einige der verbauten Titanventile am Schaft rauer geliefert worden als gefordert, was auf Dauer einen höheren Verschleiß der Ventilführungen bedingt. In Folge dessen tauscht BMW freiwillig an betroffenen Maschinen die Zylinderköpfe aus. Und diese Motorräder mussten im Juni 2021 gleich nochmal in die Werkstätten. Bei den getauschten Zylinderköpfen hätten die laut BMW Motorrad in der Fertigung nur handfest angezogenen Schrauben der Schlepphebelwelle noch mit dem korrekten Anzugmoment nachgezogen werden. Das unterblieb in einigen Fällen. Die drei betroffenen Schrauben können sich während des Betriebs lockern und einen Ölverlust verursachen, der im schlimmsten Falle zum Sturz führen kann.
Da nicht alle Ventile der Charge das Fehlerbild aufwiesen, kann BMW Motorrad nicht genau sagen, welche Motoren betroffen sind und grenzt anhand der Motornummer die möglichen Motorräder ein. Diese werden beim nächsten Werkstattaufenthalt gezielt untersucht und im Zweifelsfall der Kopf auf Garantie getauscht. Informationen darüber, wie diese Untersuchung genau aussieht, liegen MOTORRAD nicht vor. Allerdings die Zusage, dass jedem Kunden eine kostenlose Ersatzmaschine für die Zeit des Zylinderkopftauschs zur Verfügung gestellt wird.
Grundsätzlich könnte jede S 1000 RR deren Motor zwischen Januar 2020 und dem 18. Mai 2020 produziert wurde, mit einem oder mehreren dieser fehlerhaften Ventile im Zylinderkopf bestückt sein. Erst ab diesem Stichtag sind laut BMW Motorrad keine fehlerhaften Ventile mehr in den Motoren verbaut worden. Ziehen wir die vier Wochen Produktionsstopp ab Mitte März im ersten Lockdown ab, sprechen wir über einen Produktionszeitraum von dreieinhalb Monaten. Produktionszahlen und damit eine Zahl an potenziell betroffene Maschinen nennt BMW nicht.
Durch eine vermeintliche Problematik mit stärker verschlissenen Ventilführung bei sehr hohen Laufleistung ist laut BMW derzeit kein Grund zur Sorge gegeben. Die Vertragshändler informieren die Halter der womöglich betroffenen Maschinen und tauschen den Kopf im Bedarfsfall auf Garantie.
Zwei Seiten einer Münze: Stark, BMW tauscht mal eben so die Zylinderköpfe von Motorrädern aus, die womöglich ein Schadensbild aufweisen könnten, dass nur bei sehr hohen Laufleistungen auftritt. Genauso hätte BMW auch nichts machen können und sich denken: Der Deutsche fährt im Schnitt 5.000 Kilometer im Jahr, also merkt der, wenn überhaupt in 20 Jahren davon etwas.
Schwach: Wie kann es sein, dass der Premiumzulieferer von Titanventilen hier unsauber arbeitet, es nicht merkt und auch BMW Motorrad das erst merkt, wenn sie interne Langzeittests laufen lassen. In die gleiche Kerbe könnte geschlagen werden mit dem Hebel, dass selbst Kunden, die betroffen sind, nicht genau wissen was da passiert.
Aus dessen Sicht stellt sich das so dar: Ich bringe meine ein Jahr alte S 1000 RR zum Ölwechsel und der Händler teilt mit: Wir tauschen den Zylinderkopf. Geht aufs Haus.
Und: Kurz nach dem Tausch mussten die Motorräder schon wieder in die Werkstatt zurück, da beim Zusammenbau der Köpfe drei Schrauben nur handfest angezogen werden und manche Werkstatt vergas hier das korrekte Anzugsmoment anzubringen.