Bereits im Sommer 2020 wurde Garner von der Aufsichtsbehörde der englischen Pensionskassen aufgefordert, das Geld zurückzuzahlen. Als Verwalter von drei Pensionsfonds hat er es offensichtlich falsch und, wie es der oberste Pensionshüter Englands klingen lässt, unehrlich und unter Missachtung von gängigem Geschäftsgebaren investiert hatte.
Der Fall ist folgender: Stuart Garner hatte das Pensionsgeld nicht wie eigentlich üblich fest und sicher angelegt, sondern fleißig in Norton selbst investiert. 11 Millionen Pfund Einlagen gingen so flöten, als Garner Anfang 2020 die Hand hob und Norton zahlungsunfähig wurde.
In England ein Skandal
Knackpunkt im Falle von Norton: Durch die vergleichsweise geringe Investitionsmenge fielen die Garner-Fonds nur unter eine oberflächige Aufsicht, was unlauteren Geschäften die Türen öffnet. Die Causa Garner sorgte in England seit Sommer 2022 für große Diskussionen und Forderungen, das Fonds-System zu überarbeiten sowie die Überwachung von kleineren Fonds deutlich zu verstärken und Richtlinien neu zu definieren. Fast ein Jahr später setzt das britische Parlament einen Untersuchungsausschuss ein, der die eigenen Kontrollorgane überprüfen soll.
Whistleblower bereits 2013 aktiv
Der Ausschuss muss sich dann natürlich damit beschäftigen, dass bereits 2013 mehrere Whistleblower der Rentenaufsichtbehörde von Missständen in den 3 Norton-Fonds berichteten. Einer davon aus dem April 2013 benennt Stuart Garner als Treuhänder der Fonds und CEO von Norton als befangen. Damals riet die Behörde, eine formelle Beschwerde einzureichen. Erst 2017 konnte die Behörde die 3 Fonds näher untersuchen und stellte die Ermittlungen zunächst ein, da Stuart Garner als Zeuge einer polizeilichen Ermittlung war und die beiden Fälle nicht kollidieren sollten.
Behörde ermittelt, Garner verzögert
In welchem Fall, von welcher Größe Garner beteiligt war, ist nicht bekannt, allerdings liegt der Schluss nahe, er wäre größer als die 9,7 Millionen Pfund gewesen, die aus den Fonds verschwanden. Als die Behörde 2018 wieder die Arbeit aufnahm, zögerte Garner die Zusammenarbeit hinaus, bis die Fonds an einen unabhängigen Verwalter übergingen. Doch da war wohl alles schon zu spät.
Ex-CEO wegen Veruntreuung verurteilt
Ende März 2022 wurde das Urteil über Garner gesprochen: Für die Veruntreuung der Einlage aus drei Pensionfonds wurde er zu 12 Monate Haft verurteilt. Dieses Urteil wurde auf insgesamt acht Monate reduziert, die in zwei Jahren Bewährung gewandelt wurden. In dieser Zeit muss er eine Strafe von 20.000 Pfund bezahlen, obwohl der Ex-Millionär offiziell pleite und erwerbslos ist.
TVS steht dafür nicht gerade
Neueigner von Norton Motorcycles, die indische TVS, hat mit diesem Vorfall nichts zu tun, da Garner rein rechtlich als Fonds-Verwalter weder im Namen noch im Auftrag seiner ehemaligen Firma gehandelt hatte, sondern persönlich für die 14 Millionen haftet. Funfact: 16 Millionen Pfund hat TVS für Norton gezahlt, also nur "wenig" mehr als Garner an die Anleger zahlen muss.
Garner selbst pleite
Britischen Medien sind zu entnehmen, dass Stuart Garner selbst im Mai 2021 Privatinsolvenz angemeldete. Was vom einstigen Imperium des Feuerwerk-Königs der Insel, mit einer Ladenkette sowie einer Firma für Babyausstattung und üppigen Ländereien geblieben ist, ist nicht bekannt.
Norton Arbeiter nicht direkt betroffen
Pensionsfonds sind in England weitverbreitet. Dabei kann jeder in Fonds investieren, per Gehaltsumwandlung, um die staatliche Rente aufzubessern. Das heißt aber nicht, dass in einem Pensionsfond von Norton nur Mitarbeiter von Norton einzahlen können oder müssen. Es kann jeder selbst entscheiden, oder über Banken oder Versicherungen entscheiden lassen, wo investiert wird. "Langfristig" und "sicher" sind aber Grundvoraussetzungen, um über die Investition über die Jahre Rendite zu erwirtschaften.