Die BMW GS gehört zu den beliebtesten Reiseenduros der Welt – nicht ohne Grund. Egal, ob Alpenpass, Wüstenpiste oder Arbeitsweg: Die große GS ist ein echter Allrounder. Doch mit dem Modelljahr 2024 und der R1300GS ist eine neue Generation am Start – was die Vorgänger auf dem Gebrauchtmarkt umso spannender macht.
Aber nicht jede GS ist ein Selbstläufer. Von Technikproblemen über Rückrufe hin zu preislichen Ausreißern lohnt sich ein genauer Blick. Wir zeigen dir, welche GS du mit gutem Gewissen kaufen kannst – und von welchen du lieber die Finger lässt.
R 1200 GS (2004–2009): Der Anfang mit Schwächen, Vorsicht bei frühen Baujahren
Die erste R 1200 GS ab 2004 hatte einen 1170er-Luft/ölgekühlten Boxer mit 98 PS. Klang gut – doch die Realität war durchwachsen. Die Modelle bis Modelljahr 2007 besitzen den elektronischen Bremskraftverstärker (BKV), der zwar technisch ambitioniert, aber anfällig ist.
Problem: Fällt das System aus, steht man im Ernstfall ohne Bremskraft da. Selbst teuer überholte BKV-Einheiten bleiben ein Risiko. BKV-Modelle von BMW ab 2003 sind am Surren und Pfeifen unter dem Tank beim Bremsen zu erkennen. Die Geräusche sind normal. Für alle BKV-Modelle ab 2004 galten Rückrufe des KBA, in denen die Bremsleitungen des Druckmodulators getauscht werden mussten.
Ab Herbst 2007 deutlich besser
Ab Modelljahr 2007 tauscht BMW den BKV gegen ein anderes Modell. Diese Motorräder sind robust, zuverlässig und alltagstauglich. Der Motor ist langlebig, die Technik übersichtlich und durch die niedrige Literleistung sind Getriebe und Kardan kaum gefordert.
Mehr Leistung ab 2008
Mit dem Modelljahr 2008 steigerte BMW die Leistung des Motors auf 105 PS, das Drehmoment bleibt bei 115 Nm.
Achte auf den Hinterradflansch
BMW verbaute bis ca. 2010 Aluminiumflansche für die Verschraubung des Rads auf dem Antrieb. Diese können durch häufige Radwechsel und unsachgemäße Montage mit zu hohem Anzugsmoment Risse bekommen. BMW rüstet den Flansch auf Stahl um – unbedingt beim Kauf darauf achten!
Fazit: Von den ersten Modellen mit BKV besser die Finger lassen. Ab 2008 fast unbedingt zu empfehlen.

BMW R 1200 GS von 2004 bis 2009: Von den BKV-Modellen bis 2007 lieber die Finger weg.
R 1200 GS DOHC (2010–2013): Der Geheimtipp unter Kennern
Die DOHC-Version (Double Overhead Camshaft) bringt deutlich mehr Leistung und ein modernes Ansprechverhalten. Der Motor stammt in Teilen aus der heutigen R nineT und gilt als besonders standfest. 110 PS und 120 Nm sind heute noch stramme Werte.
Technisch überlegen
- Drehfreudiger Motor mit kräftigem Durchzug
- Modernes Fahrwerk inkl. optionalem ESA
- Auspuffklappe serienmäßig mit allen Nachteilen
Woran erkenne ich den DOHC-Motor?
Beim DOHC-Motor ist die Zündkerzenabdeckung von unten zugänglich. Ältere Modelle ("Mittelhoch"-Motor) haben seitliche Abdeckungen mit "Dual Spark"-Beschriftung.
Fazit: Kaufen!
Diese Modelle sind sehr gesucht – aber zurecht. Sie vereinen klassischen GS-Charme mit Alltagstauglichkeit und Wartungsfreundlichkeit. Preislich keine Schnäppchen, aber ihren Preis wert. Im Dauertest von MOTORRAD allerdings mit einem Lagerschaden im Getriebe ausgefallen.

BMW R 1200 GS von 2010 bis 2013: Im Grunde uneingeschränkt zu empfehlen.
R 1200 GS LC (2013–2018): Der Technologiesprung mit Reibung
Mit der LC-Generation (Liquid Cooled) wurde der Boxer wassergekühlt. Die Leistung steigt auf 125 PS, das Fahrverhalten wird sportlicher, die Technik komplexer.
Licht und Schatten
Pluspunkte:
- Moderne Assistenzsysteme
- Hohe Leistung
- Umfangreiche Ausstattung (z. B. Dynamic ESA)
Kritikpunkte:
- Mechanische Rauheit in frühen Baujahren
- Teils hakeliges Getriebe
- Langzeitoptik: Plastik altert bei einigen Exemplaren schneller
- Isolierte Fälle von Getriebelagerschäden
Kardan-Sicherheit dank BMW-Policy
Ein echter Pluspunkt: BMW tauscht die Kardanwelle alle 60.000 km kostenlos, unabhängig von Vorbesitz oder Alter. Das reduziert Reparaturrisiken erheblich.
Empfehlung für die LC-Boxer:
Die späten Baujahre (ab 2017) sind weitgehend ausgereift und zu vernünftigen Preisen erhältlich. Wer mit kleinen Einschränkungen lebt, bekommt hier viel Motorrad fürs Geld.

BMW R 1200 GS LC 2013 bis 2018: Bis 2017 mit teils rauem Motorlauf und teils mangelhafter Oberflächengüte
R 1250 GS (ab 2018): ShiftCam-Technik für mehr Punch
Mit 136 PS und der variablen Nockenwellensteuerung (ShiftCam) erreicht die GS ein neues Leistungsniveau – ohne Komfort oder Laufkultur zu verlieren.
Stärken im Überblick
- Top-Leistung und Drehmoment
- Hervorragende Laufkultur trotz Leistung
- Langstreckentauglichkeit auf höchstem Niveau
- Erprobt im 100.000-km-Test ohne relevante Schäden
Achtung: Bremszangen!
In bestimmten Baujahren verbaut BMW Hayes-Bremszangen aus den USA. Einige davon hatten Dichtprobleme nach längeren Standzeiten. Betroffene Maschinen wurden meist im Rahmen von Rückrufen nachgebessert – trotzdem prüfen!
Auch hier: Kardan gratis
Wie beim LC-Modell wird auch hier die Kardanwelle regelmäßig kostenlos ersetzt, was das Motorrad langfristig wartungsarm macht.
Ideal für Tourenfahrer
Im Vergleich zur sportlicheren R1300GS bietet die 1250er mehr Komfort, mehr Federweg und bewährte Technik. Wer ein zuverlässiges Reisemotorrad sucht, wird hier fündig – aber muss mit höheren Preisen rechnen.

BMW R 1250 GS 2019 bis 2024: Probleme mit der Elektronik allgegenwärtig, Motor und Getriebe langlebig