Gebrauchtberatung günstige Einsteiger-Bikes
Die vergessene Klasse

Preisgünstige Mittelklassemaschinen mit 500 cm³ begeisterten lange Zeit die Massen und boten Einsteigern beste Voraussetzungen für einen Start ins Hobby Motorrad. Bis schnittigere, hubraumstärkere Einsteiger-Bikes sie verdrängten. Hart, aber wahr: Die sympathischen No-Stress-Motorräder der U-700-Klasse sind out. Nun blasen Gebraucht-Schnäppchenjäger zum Halali.

Die vergessene Klasse
Foto: Fotos: Herzog / jkünstle.de

Ja, es gibt sie: Furchtlose Einsteiger, die kurz nach Erwerb des Führerscheins oder nach vielen Jahren Abstinenz auf irgendwelche Hubraum- und PS-Monster aufsteigen und wie wild losbrausen. Zumindest, wenn sie schon länger einen Führerschein besitzen oder älter sind als 24 Jahre und auf den Stufenführerschein pfeifen können, also nicht auf 48 PS beschränkt sind. Heißsporne, die sich auf Fireblades, Hayabusas oder Super Dukes davonschießen lassen, oder auch ergraute Herrschaften, die ungelenk auf Kaliber wie Triumph Rocket oder BMW-Adventure klettern, um nicht mädchenhaft zu erscheinen. Darf man alles. Notorische Sich-selbst-Überschätzer sollten sich aber nicht wundern, wenn sie mangels Fahrzeugbeherrschung schon beim Rangieren straucheln und danach die schwere Fuhre nicht mehr hochbekommen. Im schlimmeren Fall: wenn ­einem im Übereifer laut Eigenaussage „die Straße ausging“.

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Die vergessene Klasse
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Nicht umsonst wählen Fahrschulen für Novizen meist kleinere, handzahme Maschinen, die vor allem nicht stressen. Kleiner, aber sehr probater Test für Fahranfänger: Ein Stück Grün suchen und die Maschine dort vorsichtig auf die Seite legen. Dann wieder aufheben. Klappt’s ohne Schweißausbrüche? Bravo, Sie sind reif für dieses Motorrad! Mit den hier vorgestellten Modellen sollte die Prüfung auch zaghafteren Beginnern und Wiedereinsteigern gut gelingen, und in Fahrt verwandeln sich diese Maschinen zu guten Freunden, die auch mal einen Fehler verzeihen. Versprochen!

Motorräder für den kleinen Geldbeutel

Schaut man sich bei aktuellen Einsteiger-Bikes um, findet sich eine tolle Auswahl: BMW F 800 R, Honda NC 700, Yamaha MT-07 oder auch Motorräder der neuen, sehr leistungsstarken Mittelklasse wie etwa eine Kawasaki Z 800 oder Triumph Street Triple. Diese Maschinen lassen sich trotz teilweise über 100 PS gut handhaben. Kosten aber viel. Bei Gebrauchtpreisen weit jenseits von 2500 Euro steigen insbesondere junge Einsteiger ohne Eltern-Support schnell wieder aus, zumal sie oft gerade erst eine Stange Geld für Führerschein und Fahrerausstattung hingelegt haben. Ältere Semester, mitunter belastet durch Baukredite und Kinder in teurer Ausbildung, sind sich häufig beim Wiedereinstieg unsicher, ob das Hobby Motorrad tatsächlich wieder zur Passion wird. Und verhalten sich verständlicherweise ­finanziell auch eher defensiv.

Da kommt es gelegen, dass der Gebrauchtmarkt eine Fülle von fantastischen Modellen bietet, die zwar mittlerweile etwas aus der Mode geraten sind, aber dafür mit höchst attraktiven Anschaffungspreisen locken. Man muss nicht mehr als 1000 Euro investieren, um solide Ware zu bekommen. Noch 1000 und etwas draufgelegt, und es finden sich dann auch schon Maschinen, die erst vor wenigen Jahren „State of the Art“ waren. Mit ABS, mit Zubehör, ordentlich gepflegt und gewartet. Die trotz scheinbar schwacher Werte auf dem Papier überraschenderweise in der Praxis hervorragend mit aktuellen Einsteiger-Bikes mithalten können.

Noch ein paar Tipps für schlaue Einsteiger: Motorräder bis 78 PS liegen in der Versicherung vergleichsweise günstig, und bis 50 PS werden teils lachhaft niedrige Tarife aufgerufen. Da bleibt Geld übrig, etwa für ein sinnvolles Fahrsicherheitstraining. 48-PS-Drosselsätze sind übrigens für fast alle hier präsentierten, stärkeren Maschinen schon für etwas mehr als 100 Euro erhältlich (zum Beispiel über Alpha Technik, www.alphatechnik.de). Keine der relativ leichten Sub-700er wirkt damit zu schwach. Bloß nicht den Fehler machen und diese Klasse wirklich vergessen!

Bis 1500,- Euro

markus-jahn.com / Herzog / fact
Drei klassische Vertreter aus der sehr günstigen Preisklasse bis 1500,- Euro.

Honda CB 500

markus-jahn.com
Honda CB 500.

Groß oder klein, Kerl oder Weib, jeder kommt mit ihr zurecht – die 500er bietet eine kommode Sitzposition für Fahrer und -innen ab 1,60 Meter, passt aber auch für 1,90-Meter-Recken. Außerdem ist das Fahrverhalten angenehm neutral und mehr als gutmütig, sodass sich die Honda CB 500 als absolut perfekte Anfängermaschine qualifiziert. Auch Schraubernovizen können sich an der simpel aufgebauten, wartungsfreundlichen Maschine versuchen.

Aber bis auf Kettenpflege, Ölwechsel (alle 12.000 Kilometer) und ab und zu ein Check des empfindlichen Lenkkopflagers steht nicht viel an. Das Ventilspiel muss auch nur alle 24.000 Kilometer kontrolliert werden. Die von 1993 bis 2003 angebotene Honda CB 500 wurde in ihrer Bauzeit technisch kaum verändert. Ab 1997 wurde sie in Italien produziert, und eine Scheibenbremse ersetzte die Trommel als hintere Bremse. 1998 kam eine S-Version mit Halbschalenverkleidung hinzu. Das Gebrauchtangebot ist riesig.

+ PLUS
Sehr bewährte Technik, Laufleis­tungen über 50.000 Kilometer bei ordentlicher Wartung problemlos; narrensicheres Handling; gute Fahrer- und Soziusergonomie

- MINUS
Fahrwerk relativ weich, schnell überfordert; anfälliges Lenkkopflager; ab Baujahr 1997 teilweise Probleme mit Rost im Tank nach längeren Standzeiten

Technische Daten (Honda CB  500 - Modelljahr 1998)
Wassergekühlter Zweizylinder-Viertakt-Reihenmotor, 499 cm³, 43 kW (58 PS) bei 9500/min, Gewicht 195 kg, Tank­inhalt 18 Liter, Sitzhöhe 790 mm, Höchstgeschwindigkeit 180 km/h, Beschleunigung 0–100 km/h 5,2 sek, Verbrauch 4,3 l/100 km

Preisbeispiel
EZ 3/1996, 29.168 km, zwei Vorbesitzer, Öl und TÜV neu, von privat, VHB 1100 Euro

Kawasaki ER-5 Twister

Hersteller
Kawasaki ER-5 Twister.

Die Kawasaki ER-5 Twister gilt eher als Wirbelwind denn als Sturm, weil sie zwar handlich und quirlig ums Eck biegt, aber maximal 50 PS hauen nach heutigen Maßstäben selbst Einsteiger kaum vom Hocker. Der genügsame Motor leistete aber schon zigtausendfach bei anderen Kawasaki-Modellen (z. B. GPZ 500 S, KLE 500) zuverlässig seinen Dienst. Mit der grundsoliden ER-5 (Bauzeit 1996 bis 2006), die für Laufleistungen weit jenseits von 50.000 Kilometern gut ist, kann man kaum was falsch machen.

Draufsetzen, wohlfühlen und losfahren. 2001 gab es einen neuen Tank (17 Liter), und das Fahrwerk sowie die Bremsen wurden modifiziert. Ab 2004 ist ein Katalysator an Bord. Und straffere Gabelfedern! Aber auch bei vielen älteren Exemplaren der Kawasaki ER-5 Twister haben die Vorbesitzer bereits selbst Hand angelegt und mit besseren Zubehörteilen die Maschine optimiert.

+ PLUS
Durchzugsstarker, sehr agiler Twin; wartungsfreundliche Technik; niedriger Verbrauch, extrem geringe Unterhaltskosten; langstreckentaugliche Sitzposition

- MINUS
Recht billiges, unterdämpftes Federbein; Gabel zu weich; eingeschränkte Schräglagenfreiheit, setzt vergleichsweise früh auf; schwache Trommelbremse hinten

Technische Daten (Kawasaki ER-5 Twister - Modelljahr 1996)
Wassergekühlter Zweizylinder-Viertakt-Reihenmotor, 499 cm³, 37 kW (50 PS) bei 9000/min, Gewicht 195 kg, Tank­inhalt 16 Liter, Sitzhöhe 780 mm, Höchstgeschwindigkeit 178 km/h, Beschleunigung 0–100 km/h 5,3 sek, Verbrauch 4,3 l/100 km

Preisbeispiel
EZ 8/1996, 24.500 km, Batterie und Reifen neu, Kettensatz bei 22.000 km, von privat, 1250 Euro

Suzuki GS 500

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Suzuki GS 500.

Die Suzuki GS 500 bringt einen ohne Firlefanz gut durch den Alltag, kostet wenig im Unterhalt und gilt als treuer Dauerläufer. Aufgrund einfachen Handlings und niedriger Sitzhöhe war die von 1989 bis 2007 angebotene 500er auch als Fahrschulmaschine ein Hit – Zeichen dafür, dass selbst die zaghaftesten Fahrer sich schnell mit der Maschine anfreunden können.

Für das Modelljahr 2001 wurde die Suzuki GS 500 gründlich überarbeitet, unter anderem ersetzte ein Rohrlenker die Stummel, und der Tank fasste nunmehr 20 Liter. Gebrauchtkäufer mit starkem Sparzwang können sich bedenkenlos aber auch bei deutlich älteren Maschinen umtun, sofern diese gut gepflegt und gewartet wurden. Rostnester etwa sind leicht zu erkennen, aber ob beim luftgekühlten Motor regelmäßig alle Ölwechsel erledigt wurden, lässt sich nur durch eine ausreichende Dokumentation nachvollziehen. Regel: je weniger Vorbesitzer, desto besser. Schnäppchen finden sich zuhauf schon unter 1000 Euro.

+ PLUS
Maximalleistung konform mit aktuellem Einsteigerführerschein; munterer Paralleltwin; ordentliche Bremsen; spielerisch leicht zu fahren; sparsam

- MINUS
Verarbeitung teils sehr nachlässig, Rahmen rostanfällig; karge Ausstattung, rustikale Lackqualität; schwache Feder­elemente; harte, unbequeme Sitzbank

Technische Daten (Suzuki GS 500 - Modelljahr 1998)
Luftgekühlter Zweizylinder-Viertakt-Reihen­motor, 487 cm³, 33 kW (45 PS) bei 9000/min, Gewicht 189 kg, Tank­inhalt 17 Liter, Sitzhöhe 740 mm, Höchstgeschwindigkeit 177 km/h, Beschleunigung 0–100 km/h 5,4 sek, Verbrauch 4,4 l/100 km

Preisbeispiel
EZ 10/1992, 19.500 km, alles original und aus erster Hand, neue Reifen, von privat, 950 Euro

Bis 2500,- Euro

fact
Mit etwas mehr Budget steigt auf Wunsch auch der Hubraum. Diese drei Motorräder können jeweils 600 cm³ oder mehr vorweisen.

Hyosung GT 650i

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Hyosung GT 650i.

Die Marke aus Korea konnte bei deutschen Motorradfahrern bisher noch nicht wirklich punkten. Gegen ein gut ausgebautes Händlernetz der japanischen Konkurrenz ist es allerdings auch schwer, anzukämpfen. Auf der Straße und in Fahrt schlägt sich der Exot Hyosung GT 650i gegenüber anderen 650ern jedoch wacker und lockt mit attraktiven Gebrauchtpreisen. Denn selten wird der vom Verkäufer aufgerufene Preis auch wirklich bezahlt, Nachlässe von über 30 Prozent sind keine Ausnahme.

So ist es ein Leichtes, extrem güns­tige, fast noch neuwertige Maschinen zu Kleinsttarifen zu ergattern. Allerdings sollte man das eingesparte Geld möglichst in ein hochwertiges Nachrüst-Federbein investieren. Dann fährt man mit der ansehnlichen Hyosung GT 650i (ab 2007) deutlich besser, die unter anderem mit einem 82 PS starken Einspritzer-V2 punktet.

+ PLUS
Reichweite von über 400 Kilometern; starker V2-Motor, kerniger Sound; ­Gebrauchtpreise mit sehr guten Verhandlungsspielräumen; entspannte Sitzposition

- MINUS
Qualitativ minderwertiges, schlecht abgestimmtes Federbein; mäßige Bremsdosierung; etwas durchzugsschwach; teilweise nachlässige Verarbeitung

Daten (Hyosung GT 650i - Modelljahr 2008)
Wassergekühlter Zweizylinder-Viertakt-90-Grad-V-Motor, 647 cm³, 60 kW (82 PS) bei 9250/min, Gewicht 214 kg, Tank­inhalt 17 Liter, Sitzhöhe 780 mm, Höchstgeschwindigkeit 210 km/h, Beschleunigung 0–100 km/h 4,3 sek, Verbrauch 3,9 l/100 km

Preisbeispiel
EZ 4/2011, nur 3029 km (!), zwei Vorbesitzer, ­Privatangebot, 2450 Euro verhandelbar

Ducati Monster 600

Herzog
Ducati Monster 600.

Auf der Suche nach einer Maschine mit Flair und Eleganz? Nach einer, die das Herz anspricht? Darf auch gerne etwas älter sein und Sammlerpotenzial mitbringen? Dann passt die Ducati Monster 600, die bereits in den 90ern mit zeitlosem Design Motorrad-Puristen ansprach. Die Fahrleistungen des luftgekühlten V2 mit 52 PS sind eher bescheiden, aber das stabile Fahrwerk und der schöne Klang fabrizieren in Bewegung auch andere sinnliche Freuden.

Die Auswahl an empfehlenswerten Gebrauchten ist allerdings nicht allzu groß, denn meistens ging die Ducati Monster 600 bereits durch mehrere Hände, von denen nicht wenige die Maschine recht dilettantisch gewartet, gepflegt oder umgebaut haben. Tipp: Nur nach Exemplaren in Originalzustand suchen. Beim Wiederverkauf bleiben die Preise für eine Monster M 600 (1994 bis 2002) dann recht beständig.

+ PLUS
Sehr stabiles Fahrwerk, liegt satt in schnellen Kurven; präzises Getriebe; saubere Schweißnähte; geringes Gewicht; gute Beschleunigung; niedriger Verbrauch

- MINUS
Inspektionskosten relativ hoch (Desmodromik, teure Ventilspielkontrolle); kein Drehzahlmesser; Stuckern bei untertourigem Fahren; geringe Zuladung

Daten (Ducati Monster 600 - Modelljahr 1994)
Luftgekühlter Zweizylinder-Viertakt-90-Grad-V-Motor, 583 cm³, 39 kW (53 PS) bei 8250/min, Gewicht 187 kg, Tank­inhalt 18 Liter, Sitzhöhe k. A., Höchstgeschwindigkeit 170 km/h, Beschleunigung 0–100 km/h 5,0 sek, Verbrauch ab 4,0 l/100 km 

Preisbeispiel
EZ 5/1994, 32.000 km, absolut unverbastelter Originalzustand, Privatanbieter, 2300 Euro

Suzuki Bandit 650/S

fact
Suzuki Bandit 650/S

An die grandiosen Stückzahlen der 600er-Vorgängerin reichte die Suzuki Bandit 650 nicht annähernd heran, aber immerhin entschieden sich in der Bauzeit von 2005 bis 2012 gut 12.000 Käufer für diese günstige und sehr ausgereifte Mittelklasse-Maschine. Beim nach wie vor hohen Bestand finden Gebrauchtinteressenten ohne Weiteres ein tolles Schnäppchen. Und gehen mit der 650er kein Risiko ein, denn kaum eine andere bietet für so wenig Geld mehr Zuverlässigkeit.

Der Reihenvierer gilt als beinahe unkaputtbar, auch die restliche Technik bereitet keinen Stress. Obgleich die wassergekühlte Version (Typ WVCJ/Z, ab Baujahr 2007) fast 20 Kilo schwerer ist, gilt sie aufgrund von 8 PS mehr Leistung und satteren Drehmoments als bessere Wahl. Insbesondere mit ABS. Die halbverschalte Suzuki Bandit 650 S ist populärer und häufiger anzutreffen.

+ PLUS
Verstellbare Sitzhöhe; gute Tourentauglichkeit; genügsam beim Spritkonsum; sanfte Motorcharakteristik; prima Geradeauslaufstabilität; bequeme Sitzplätze

- MINUS
Für die Klasse vergleichsweise hohes Gewicht; Getriebe etwas hakig; Bremsen relativ stumpf; setzt in Schräglage schnell auf, wenig Rückmeldung bei flotter Fahrt

Daten (Suzuki Bandit 650 - Modelljahr 2009)
Wassergekühlter Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor, 656 cm³, 63 kW (86 PS) bei 10.500/min, Gewicht 251 kg, Tank­inhalt 19 Liter, Sitzhöhe 800/820 mm, Höchstgeschwindigkeit 205 km/h, Beschleunigung 0–100 km/h 3,8 sek, Verbrauch 4,4 l/100 km

Preisbeispiel
EZ 10/2007, 18.848 km, 1. Hand, Extras (Kettenöler, Vario-Scheibe etc.), Händler, VHB 2700 Euro

Honda CBF 600 S

Honda
Honda CBF 600 S.

Dieses Motorrad ist erste Wahl für alle, die einfach nur in Ruhe fahren wollen. Als S-Variante mit gutem Windschutz durch die Halbschalenverkleidung eignet sich die 2004 als Typ PC38 lancierte Honda CBF 600 S auch wunderbar für erholsame Reisen, denn der Sitzkomfort ist großartig. Bank und Lenker lassen sich verstellen, die Ergonomie für Fahrer und weiteren Passagier passt dadurch fast immer. Bei einer Reichweite von fast 500 Kilometern – dem großen Tank und dem kleinen Spritverbrauch geschuldet – unterbricht nichts so schnell den Fahrfluss. Auch dauerhaft läuft und läuft die Maschine, denn der ultrarobuste Reihenvierer ist gut für sechsstellige Laufleistungen.

Ab Baujahr 2008 (neuerer Typ PC43) befeuert eine Einspritzung die Maschine, und Fahrwerk sowie Cockpit wurden modifiziert. Die Lenkerverstellung entfiel, dafür ersetzte ein Alu- den Stahlrahmen, und der Motor läuft (noch) kultivierter. Als Neufahrzeug war die Honda CBF 600 S unter Einsteigern lange Zeit ein Topseller, daher ist nun der Markt mit Secondhand-Maschinen reich bestückt. Interessenten sollten auf eine werterhaltende ABS-Ausstattung (fehlt häufiger bei Import-Gebrauchten) nicht verzichten. Auch bei mehr als 50.000 Kilometern auf der Uhr kann man bedenkenlos zugreifen, wenn der Vorbesitzer sich als Tourenfahrer bekennt und eine regelmäßige Wartung nachweisen kann. Noch Koffer dabei? Zuschlagen!

+ PLUS
Handlich und fahrstabil; Top-Sitzkomfort; sehr gutmütiger, sparsamer Motor; gute Bremsen mit (optionalem) ABS-System und sehr guten Verzögerungswerten

- MINUS
Durchzugskraft mäßig (100–140 km/h in über 6 sek); einige Bauteile von simpler Machart; bei Autobahntempo starke Turbulenzen hinter der steilen Scheibe

Daten (Honda CBF 600 S - Modelljahr 2008)
Wassergekühlter Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor, 599 cm³, 57 kW (78 PS) bei 10.500/min, Gewicht 226 kg, Tank­inhalt 20 Liter, Sitzhöhe 770–800 mm, Höchstgeschwindigkeit 213 km/h, Beschleunigung 0–100 km/h 4,0 sek, Verbrauch 4,6 l/100 km

Preisbeispiel
EZ 8/2006, 44.500 km, Heizgriffe, alle Verschleißteile neu, Koffer, Privatanbieter, VHB 2550 Euro

Yamaha XJ6

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Yamaha XJ6.

Als die Yamaha XJ6 2009 auf dem Markt eingeführt wurde, ging sie weg wie geschnitten Brot. Das lag nicht zuletzt am damals sehr güns­tigen Neupreis von gut 6000 Euro. Dafür gab es einen supersoliden und sparsamen Vierzylinder. Vor allem die sehr zierliche Erscheinung mit moderater Sitzhöhe, unkompliziertem Handling und optionalem ABS reizte (und reizt!) gerade etwas unsichere Motorradeinsteiger zum Aufsatteln. Eine zwar schon fast bis zur Langeweile bodenständige, aber dennoch tolle Maschine, die sich in den ersten fünf Jahren rund 10.000-mal verkaufte.

Ausgerechnet ein anderes Yamaha-Modell macht der Yamaha XJ6 seit 2014 die hegemoniale Bestseller-Rolle streitig: Die quirlige Zweizylindermaschine Yamaha MT-07 kostet nämlich neu noch weniger. Das hat zur Folge, dass die Gebrauchtpreise für die auch mit gedrosselten 48 PS immer noch gut zu fahrende Reihenvierer-600er fallen. Noch finden sich zwar nur wenige Angebote unter 3000 Euro, aber mit etwas Verhandlungsgeschick und Jagdfieber sind hübsche und gepflegte XJ6-Nacktmodelle auch schon zu Tarifen um 2500 Euro aufzureißen. Achtung: Wenn bei leis­tungsreduzierten Maschinen die originalen, als Ersatzteil nicht erhältlichen Drosselklappen fehlen (oft bei Importen), wird das Zurück­rüsten auf 78 PS zum Problem. 

+ PLUS
Für Vierzylinder erstaunlich niedriges Gewicht; sehr einfaches Handling und völlig unproblematisch beim Rangieren; geringe Unterhaltskosten; solide Technik

 - MINUS
Mäßige Zuladung von gerade einmal 180 Kilo; kaum Verzurrmöglichkeiten für Gepäck; Federbein zu weich abgestimmt; Bremsen und ABS nur Durchschnitt

Daten (Yamaha XJ6 - Modelljahr 2009)
Wassergekühlter Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor, 600 cm³, 57 kW (78 PS) bei 10.000/min, Gewicht 215 kg, Tank­inhalt 17,3 Liter, Sitzhöhe 790 mm, Höchstgeschwindigkeit 200 km/h, Beschleunigung 0–100 km/h 4,0 sek, Verbrauch 4,5 l/100 km

Preisbeispiel
EZ 11/2009, 43 200 km, drei Vorbesitzer, Service neu, Cockpitscheibe, Händler, 2800 Euro

Günstige Tourer für Einsteiger

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Die Honda Deauville bietet Einsteigern beste Voraussetzungen für günstiges Touren

Problem vieler Einsteigermaschinen: wenig reisetauglich. Viele Supertourer indes sind kaum einsteigertauglich. Weil zu teuer und zu schwer. Mit diesen Tourern hingegen lässt sich Fernweh gut und günstig bekämpfen. 

Honda Deauville

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Honda Deauville.

Kardan, Koffer und viel Komfort – Merkmale eines Supertourers, auch wenn die Honda Deauville hubraummäßig der Sub-700-Kubikklasse angehört. Die sehr genügsame Maschine mit standfestem V2-Motor wurde 1998 erstmalig mit 56 PS für umgerechnet gut 7300 Euro angeboten (Typ RC47). Der stark überarbeitete Typ RC52 mit mehr Hubraum, Einspritzung, 65 PS, optionalem ABS (2012 Serie) ging von 2006 bis 2012 als Neufahrzeug auch meist unter 10.000 Euro über die Theke. Gebrauchte RC47 finden sich ab 1500 Euro, RC52 ab 3000 Euro.

Suzuki GSX 600 F

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Suzuki GSX 600 F.

Die 600er-Sporttouringmaschine war Anfang der 90er noch ein Verkaufshit. 1998 bekam der neue Typ AJ dann ein neues Aussehen verpasst – rundlicher, opulenter – und floppte komplett bei den Käufern. 2001 wurde die Suzuki GSX 600 F aus dem Programm genommen. Was jedoch nichts daran ändert, dass dieser 80 PS starke Typ auch heutzutage noch viel zu bieten hat: handliches Fahrwerk, einen zuverlässigen Reihenvierer, guten Windschutz und eine bequeme Sitzposition. Dynamisch, aber absolut langstreckentauglich fährt sie sich und lässt sich bereits ab 1000 Euro mit weniger als 30.000 Kilometern erwerben.

Yamaha XJ 600 S Diversion

Hersteller.
Yamaha XJ 600 S Diversion.

Auf die Yamaha XJ 600 S Diversion sattelten von 1991 bis 2003 über 40.000 Neukäufer auf. Darunter viele Tourenfahrer, die das Motorrad mit Kofferset und hoher Zubehör-Windschutzscheibe ausrüsteten und es dadurch zum zwar etwas drögen, aber dafür niemals überfordernden Reisebegleiter machten. Solche Gebrauchte – penibel gepflegt und aus erster Hand – finden sich unter 2000 Euro. Um den konventionellen, luftgekühlten Reihen-Vierzylinder mit 61 PS braucht man sich bei guter Wartung keine Sorgen zu machen. Selbst Laufleistungen weit jenseits von 50.000 Kilometern stressen ihn nicht.

Günstige Motorräder zum Verkauf in Deutschland

1000PS Marktplatz-App
Motorradfahren muss nicht teuer sein.

Wer glaubt, dass Motorradfahren ein teurer Spaß sein muss, der sollte einen Blick auf den Gebrauchtmarkt werfen. Mit gebrauchten Einsteiger-Motorrädern kann man viel Geld sparen, ohne große Abstriche im Fahrspaß machen zu müssen. Hier ein Preisvergleich aller Motorräder aus diesem Bericht: gebrauchte Einsteiger-Bikes in Deutschland.

Die aktuelle Ausgabe
MOTORRAD 12 / 2023

Erscheinungsdatum 26.05.2023