Sie hassen ölverschmierte Finger und das trockene Griffgefühl nach dem Gebrauch sandiger Handwaschpaste? Sie verabscheuen die geradezu therapeutische Konzentration, die das Schrauben an Motoren erfordert? Und freigelegte Motorenteile bereiten Ihnen unsäglichen Ekel? Dann ist wahrscheinlich die Honda CB 750 Seven Fifty genau das richtige Motorrad für Sie.
Sie suchen ein Motorrad, das leicht zu beherrschen ist und das sich sich in jeder Situation gutmütig verhält? Das Menschen zwischen 1,60 und zwei Meter einen bequemen Sitzplatz bietet? Greifen Sie zur Honda CB 750 Seven Fifty.
Ihr Wunschmotorrad soll einen ausgeprägten Charakter haben? Und einen gewissen Aufmerksamkeitswert an der Tankstelle fordern Sie auch? Hören Sie an dieser Stelle auf zu lesen und suchen sich besser ein anderes Motorrad.
Das ist das Dilemma der seit 1992 in Deutschland erhältlichen CB 750 Seven Fifty: Sie ist so dermaßen ohne Ecken und Kanten, daß sie manche Zeitgenossen einfach stinklangweilig finden.
Das sehen die mittlerweile rund 13 000 Besitzer natürlich ganz anders. Es hat ja auch tatsächlich seinen Reiz, daß man an der Seven Fifty zum Beispiel die Ventile nicht mehr einstellen muß. Da der Motor in seiner Grundkonstruktion bis zur Honda CBX 750 F (gebaut von 1984 bis 1986) zurückreicht, findet sich auch in der Seven Fifty der hydraulische Ventilspielausgleich. Eine praktische Einrichtung, die im Automobilbau schon seit vielen Jahren gang und gebe ist, sich aus unerklärlichen Gründen in Motorradmotoren bisher aber noch nicht flächendeckend durchsetzen konnte.
Ansonsten besteht der Unterschied zur CBX hauptsächlich in der Leistung, denn die 91 PS des einst munteren Quirls wurden mittels Änderungen am Zylinderkopf, an den Vergasern und an der Auspuffanlage auf gutmütige 73 Pferdchen zusammengedampft.
Aber Moment mal, zwischen CBX und Seven Fifty, da war doch noch irgendwas, wird sich der aufmerksame Leser kritsich erinnern. Vollkommen richtig memoriert: Der Vorläufer der Seven Fifty, offiziell nur in Amerika verkauft, hieß CB 750 Nighthawk (»Nachtfalke«). Und da sich auch ein paar graue Falken über den großen Teich nach Deutschland verirrten: Eine vereinsamte Bremsscheibe am Vorderrad, die Trommelbremse hinten und ein rundlicherer Heckbürzel outen die CB 750 als ausländische Version.
Die RC42, so lautet das Typkürzel der CB 750 Seven Fifty, blieb in ihrer bisherigen Bauzeit von Modellpflegemaßnahmen verschont. Warum auch etwas ändern, wenn alles zuverlässig funktioniert? Das Studieren der zahlreichen eingesandten Leserbriefe gestaltete sich dementsprechend unaufregend: Mal ging während 60000 Kilometern lediglich ein Lämpchen kaputt, mal nach 30000 ein Radlager. Zu den größeren Schäden sind da schon rubbelnde Bremscheiben zu rechnen. Nicht, daß der dann fällige Austausch so kompliziert wäre. Vielmehr ists der Ersatzteilpreis: So ein Scheibchen kostet nämlich über 600 Mark. Wieso kostet eigentlich manch innenbelüftete Bremsscheibe für ein Auto nur lumpige 60 Mark?
Apropos Bremsen: Eher sportlichen Naturen ist die Vorderradbremse zu teigig. Die Kombination Stahlflex-Bremsleitung samt dem verstellbaren Bremshebel der VFR 750 F (vom Gebrauchtteile-Händler) bringt eine deutliche Verbesserung. Womit wir dann doch beim Schrauben wären. Der nicht auswaschbare Papier-Luftfilter kostet fast 70 Mark und verschmutzt recht schnell durch vom Hinterrad aufgewirbelten Schmutz. Hier hilft nur Eigenbau, nämlich ein im Innenschutzblech angebrachter Spritzlappen - von den Lesern häufig praktiziert.
Noch häufiger mutiert das urspüngliche Naked Bike mittels Verkleidung zum Tourer. Besonders gern genommen werden die Halbschalen (alle mit TÜV-Gutachten) von Gimbel (Telefon 07667/7014), unlackiert 1398 Mark, JF Motorsport (Telefon 06002/1771), durchgefärbt 779 Mark, Pichler (Telefon 08721/96900), durchgefärbt, 1485 Mark (mit Doppelscheinwerfer 1770 Mark) und Voth (Telefon 07822/86250), unlackiert 1355 Mark.
Dank der sprichwörtlichen Zuverlässigkeit der Seven Fifty gibt es beim Gebrauchtkauf nur sehr wenig zu beachten. Neben den bereits erwähnten rubbelnden Bremsscheiben rutscht hin und wieder die Kupplung: Trotz nicht meßbarem Verschleiß hilft dann nur der Austausch der Reibscheiben samt der Druckfedern. Manchmal rostet der Auspuffsammler, eher also ein Schönheitsfehler. Bei manchen Exemplaren machen die ersten beiden Gänge beim Einlegen recht laute Geräusche - manche mehr, manche weniger, nichts Gefährliches. Und manchmal hat das Motorrad eine auffallend zähe Leistungsentfaltung im unteren Drehzahlbereich, obwohl es sich um die offene Version handeln soll. Meist ist es diesem Fall so, daß der Motor nicht ordnungsgemäß entdrosselt wurde. Dabei wäre es kein Hexenwerk, denn leistungsbestimmend, also ob 73, 50 oder 34 PS, sind lediglich die Ansaugstutzen und die Hauptdüsen samt Düsennadeln (Materialkosten insgesamt rund 320 Mark) Das scheint sich allerdings noch nicht bis zu jeder Werkstatt durchgesprochen zu haben, und so werden in manchen Fällen einfach nur die Stutzen getauscht - wohl nach dem Moto: »Das muß reichen, schließlich steht ja da die Leistung drauf«. Nein, reicht nicht. Wer bei seinem Motorrad ebenfalls diesen begründeten Verdacht hegt, kann sich durch etwas Schrauberei selbst Gewißheit verschaffen: In der 73 PS-Variante müssen in den beiden äußeren Vergasern mit der Aufschrift VE66H 110er und in den beiden inneren 112er Düsen stecken. Heißen die Vergaser dagegen VE66J oder VE66L, sind außen 105er und innen 108er Düsen goldrichtig.
Dennoch, auch wenn die Bedüsung stimmt: Die im Schein eingetragene Höchstgeschwindigkeit von 207 km/h haben wahrscheinlich in Deutschland jemals nur zwei Maschinen gebracht - die Homologations-CB und die Test-CB von MOTORRAD, letztere seinerzeit vermutlich von Honda Deutschland besonders sorgfältig »eingestellt«. Und die Homologationsfahrt wurde damals, wie Leser Martin Aust aus Hagen mutmaßt, mit einem 40 Kilogramm leichten Japaner durchgeführt.
Für eine gebrauchte Seven Fifty muß man noch einen Haufen Geld einkalkulieren. Obwohl die ersten deutschen Modelle mittlerweile schon sechs Jahre alt sind und der Neupreis seinerzeit mit 10900 Mark vergleichsweise niedrig ausfiel, sind auch diese Exemplare kaum unter 6000 Mark zu haben. Das 1993er Modell wird mit rund 7000 Mark, die 1994er Ausgabe mit rund 8000 Mark gehandelt.
Eine neue steht heute mit rund 12700 Mark im Schaufenster. Das Risiko, mit einer Gebrauchten hereinzufallen, ist dagegen recht gering. Warum also neu kaufen? Saubere Finger behält man mit der größten Wahrscheinlichkeit auch beim Kauf einer Gebrauchten.
LESERERFAHRUNGEN
An dieser Stelle die zwei kritischen Zuschriften herauszupicken, wäre wettbewerbsverzerrend. Der Rest - 47 Stück, um genau zu sein - fuhr mit der CB 750 insgesamt 1,4 Millionen ausgesprochen problemfreie und überhaupt nicht langweilige Kilometer.
Nach zehnjähriger Motorradabstinenz kauften wir 1995 unsere neue Seven Fifty. Wir suchten ein unkompliziertes, zuverlässiges Motorrad für alle Tage zum Touren und mit guter Soziustauglichkeit. Der heutige Kilometerstand beträgt 11500 - die Seven Fifty hat uns nicht enttäuscht.Christina und Robert Becker, DüsseldorfIch besitze eine 93er CB 750, derzeitiger Kilometerstand 31700. Ich bin sehr zufrieden, die Honda läuft so zuverlässig wie meine alte MZ ETZ 150. Insgesamt ist die CB 750 das richtige Motorrad für jeden, der nur fahren möchte, also die Werkstatt nur als Treffpunkt für ein Gespräch unter Freunden aufsucht.Frank Raupach, DresdenIch fahre seit einem Jahr eine offene 94er CB 750, Kilometerstand heute 10000. Alles in allem: Dieses Motorrad ist ein rollendes Wirtschaftswunder, nicht zuletzt durch den hydraulischen Ventilspielausgleich.Christoph Siegler, ViernheimIch möchte Schraubern dringend davon abraten, den Kauf einer Seven Fifty ins Auge zufassen - sie würden an dieser Maschine keine Freude haben. Außer den normalen Wartungsdiensten gibts an diesem Motorrad nichts zu tun. Mein »Schraubertip«: Motorrad auf den Hauptständer stellen und zur Ölstandskontrolle den Peilstab linksherum rausdrehen.Michael Bentrup, HerzebrockWährend der bisher 128000 Kilometer meiner 92er Seven Fifty mußten folgende Teile getauscht werden: Radlager vorn und hinten, drei Instrumenten-Lämpchen, die Kupplung und die Dichtringe der Standrohre und des Getriebeausgangs. Die CB 750 ist ein problemloses und preiswertes Fahrzeug, zur Perfektion fehlt nur noch der Kardanantrieb.Carsten Bemmann, FrankenbergIm April 1993 erwarb ich meine Seven Fifty als Neufahrzeug in der offenen Version. Bislang habe ich rund 48000 Kilometer pannenfrei zurückgelegt, getauscht werden mußten nur Verschleißteile: Bremsbeläge vorn, Kettensatz, Reifen und einige Lampen. Die Hydrostößel halten die Werkstattkosten in erträglichem Rahmen.Martin Aust, HagenIch kaufte meine CB 750 Seven Fifty im Dezember 1993 neu. Bis heute hat sie 34000 Kilometer drauf, und es sind noch keine Mängel aufgetreten. Die Maschine ist für mich der absolute Allrounder.Wolfgang Hertel, WormsSowohl mit dem Fahrverhalten als auch mit der Motorleistung meiner CB 750, Kilometerstand 12500, bin ich vollauf zufrieden. Der Verbrauch liegt immer unter fünf Liter. Ich habe den Kauf dieser Maschine nie bereut. Sie ist perfekt verarbeitet, wartungsarm und zuverlässig.Ralf Winkelmann, BrietlingenMeine CB 750 kaufte ich mir 1995 gebraucht. Nachdem ich sie für zirka 600 Mark auf 73 PS entdrosselt hatte, stellet sie sich als unheimlich vielseitiges und anspruchsloses Bike dar. Bisher hat meine CB noch keine Werkstatt von innen gesehenen, da ich alle Wartungsarbeiten problemlos selbst erledigen kann. Ich werde ihr, jetzt mit 45000 Kilometern, wohl noch einige Zeit treu bleiben.Bernhard Moissl, OberwattenbachDas Los hat entschieden: Die 100 Mark erhält Jörg Hensler aus Oer-Erkenschick
Technische Daten - Honda CB 750
Typ RC 42Technische DatenMotorLuftgekühlter Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor, zwei obenliegende, kettengetriebene Nockenwellen, vier über Hydrostößel und Schlepphebel betätigte Ventile pro Zylinder, gleitgelagerte Kurbelwelle, kontaktlose Transistorzündung, vier Keihin-Gleichdruckvergaser, 0 34 mm, Drehstromlichtmaschine 240 Watt, Batterie 12V/14 Ah, E-Starter.Bohrung x Hub 67 x 53 mmHubraum 747 cm3Verdichtungsverhältnis 9,3 : 1Nennleistung 73 PS (54 kW) bei 8500/minMax. Drehmoment 6,3 kpm (62 Nm) bei 7500/minKraftübertragungPrimärantrieb über Zahnräder, Mehrscheibenkupplung im Ölbad, klauengeschaltetes Fünfganggetriebe, Sekundärantrieb über O-Ring-Kette.FahrwerkDoppelschleifenrahmen aus rundem Stahlrohr, Telegabel, Steuerkopf kugelgelagert, Standrohrdurchmesser 41 mm, Hinterradschwinge links nadel-, rechts kugelgelagert, zwei Federbeine mit verstellbarer Federbasis hinten, Doppelscheibenbremse mit Doppelkolbensätteln vorn, 296 mm, Scheibenbremse hinten, 240 mm, Leichtmetall-Gußräder.Federweg vorn/hinten 130/110 mmFelgengrößevorn 3.50 x 17hinten 4.00 x 17Reifengrößevorn 120/70 VR 17hinten 150/70 VR 17Maße und GewichteLenkkopfwinkel 64 GradNachlauf 91 mmLänge 2210 mmRadstand 1495 mmSitzhöhe 780 mmLenkerbreite 740 mmTankinhalt/Reserve 20/3 LiterGewicht vollgetankt 233 kgZul. Gesamtgewicht 425 kgService DatenService-Intervalle alle 6000 kmÖlwechsel mit Filter alle 12 000 kmMotoröl SAE 10 W 40Füllmengemit Filterwechsel 3,0 LiterZündkerzen NGK DPR8 EA-9Telegabelöl SAE 10WFüllmenge je Holm 482 cm3TestwerteHöchstgeschwindigkeit solo/mit Sozius 210/185 km/hBeschleunigung 0-100 km/h solo/mit Sozius 4,3/5,9 sekVerbrauch 4,3 bis 11,5 LiterKraftstoff Normal bleifreiErsatzteil-PreiseSturzteileKupplungs-Armatur samt Hebel 72 MarkLenker 193 MarkRückspiegel 78 MarkBlinker vorn (pro Stück) 97 MarkTachometer 399 MarkGabelstandrohr 261 MarkSchutzblech vorn 169 MarkVorderrad 904 Markein Schalldämpfer samt Krümmer 697 MarkTank, lackiert 866 MarkRahmen komplett 2394 MarkVerschleißteileKettenkit 396 MarkBremsbeläge vorn, ein Satz 180 MarkKupplungsreibscheiben, ein Satz 107 MarkBremsscheibe vorn 644 MarkLuftfilter 69 MarkÖlfilter 16 MarkStärken und SchwächenStärkenLanglebiger und zuverlässiger MotorDank Hydrostößeln wartungsarmes TriebwerkGute VerarbeitungSchwächenBremsen neigen zum RubbelnGetriebe in den ersten Gängen hakeligTest in MOTORRAD1Test Honda CB 750 Nighthawk 21/1991Fahrbericht Honda CB 750 Seven Fifty (74 PS) 6/1992Test (74 PS) 9/1992Vergleichstest (74 PS) 11/1992Vergleichstest (34 PS) 9/1994Test (34, 50 und 73 PS) 21/1995Reifenfreigaben Typ RC 42vorn hinten120/70-17 58V TL 150/70-17 69V TLMetzeler ME33 Metzeler ME55A120/70 R 17 58V TL 150/70 R 17 69V TLDunlop D202F Dunlop D202120/70 ZR 17 TL 150/70 ZR 17 TLBridgestone BT54F Bridgestone BT54RMichelin A89X Michelin M89XAlternativbereifung120/70 ZR 17 V280 TL 150/70 R 17 69V TLAvon AV27 Avon AV281120/70 ZR 17 TL 150/70 ZR 17 TLDunlop D205F/FG Dunlop D205Michelin Macadam 90X Michelin Macadam 90XFußnoten:1Tests können beim Verlag bestellt werden, Telefon siehe Kasten auf Seite xxx.