Nachbar, Neffe, Sportkamerad – es gibt immer jemanden, der sich ein Motorrad zulegen möchte und dringend Beratung braucht. Manchmal nur allgemein, oft sehr konkret. Wir MOTORRAD-Redakteure haben in solch einem Fall natürlich keinen Feierabend, und derartige Sprechstunden entwickeln sich gerne auch mal zu einem Abend voller Benzingeplauder.
"Nee, die würde ich nicht nehmen ..."
Das sind die schönen Momente, in denen Beruf und Hobby verschmelzen. Eigentlich hat man dann schon die ganze Marktpalette durchgesprochen: „Nee, die würde ich nicht nehmen, die andere erst ab Baujahr 2007, bei der musst du auf die Kupplung achten et cetera und so weiter und so fort…“ Aber am Ende läuft es immer wieder auf die gleiche Frage hinaus: Wenn du dir jetzt eins aussuchen müsstest, welches Motorrad würdest du dann wählen? Die immer gleiche Antwort lautet dann: Ääh, also… Und danach: Gedankenpause.
Obwohl oder gerade weil so viele Modelle in Theorie und Praxis immer auf dem Plan stehen, fällt es uns „Berufsberatern“ schwer, bei so einer Frage auf den Punkt zu kommen. Denn privat bewerten wir Motorräder eben nicht nach standardisierten Testkriterien, sondern mit Herz und oft auch mit mehr Bauch als Verstand.
Der eine träumt vom Leben als Fernreisender, der andere sucht als Stollenritter die Herausforderung im Gelände, der Nächste wiederum kniet voller Besitzerstolz andächtig vor seinen Metall-Heiligtümern. Schräglagenfreiheit, Bremsassistent, verbrauchsoptimierende Doppelzündung können, müssen aber nicht punkten. Und Gebrauchten verzeiht man bei günstigem Einkauf aufgrund des guten Gegenwerts auch eher ihre Macken. Wir jedenfalls hoffen, mit dieser sehr subjektiven Auswahl an Gebraucht-Hits allen Unentschlossenen eine hilfreiche Anregung zum Selberkaufen geben zu können. Nur zu!
Markus Biebricher: Africa Twin

Mit der Africa Twin möchte der Reise-Redakteur um die Welt fahren, mit der Ducati kontrastreiche Kurztrips erleben und die Aprilia sporttouristisch wirken lassen. Drei Reichweiten-Riesen mit unterschiedlichen Charakteren:
"Auch nach 26 Jahren Marktpräsenz immer noch ein Traum für die Fernreise-Auszeit: Hondas XRV 750 Africa Twin. Robust, kultiviert, mit handlichem, aber spurstabilem Fahrwerk auf Asphalt und Schotter. Von allen Varianten der XRV bevorzuge ich aus der Modellreihe RD 07 die Baujahre 1993 bis 1995. Warum? Weil diese Maschinen das ausgewogenste Rahmenlayout besitzen und der Hersteller hier in Sachen Ausstattung und Verarbeitung noch geklotzt und nicht gekleckert hat. Goldeloxierte Felgen, einstellbares Federbein mit Ausgleichsbehälter, luftunterstützte Gabel. Das Getriebe schaltet geschmeidig, die Bremsen ankern wirkungsvoll. Der zuverlässige Dreiventil-V2 kennt bis auf seine mitunter anfällige Benzinpumpe keine Schwächen, ist ohne große Zuwendungen gut für astronomische Laufleistungen, läuft sanft und verträgt auch mal schlechten Sprit. Für Leistungsfetischisten klingen 60 PS nach Verzicht, auf Fernreisen aber genügt die Leistung immer. Gute XRV 750 kosten schon seit Jahren um 3500 Euro, mit wenig Kilometern gerne auch mehr, doch das Angebot schwindet. Ich hätte meine 1993er im Topzustand nie verkaufen dürfen, auch nicht für fast 5000 Euro, denn so eine findet man heute nicht mehr.
Das Gegenteil der Honda, die dich wie eine japanische Geisha verwöhnt, ist mein zweiter Gebraucht-Favorit: die Ducati Multistrada 1000 DS und die 1100er-Nachfolgerin. Weil sie polarisiert und auch bis dato nicht desmodromisch schlagende Herzen
im Sturm erobern kann. Ab 3500 Euro gibt es sichtbar attraktive Technik im straffen Fahrwerk. Der Zweizylinder überzeugt mit Druck, Einspritzung, Doppelzündung, Laufkultur und Sound. Beim Fahren verlangt die Duc nach einer kräftigen Hand.

Das gilt noch mehr für die Aprilia RST 1000 Futura. Ein seltener Tourer mit Adrenalinpotenzial für etwa 3000 Euro. Mit gutem Windschutz, prima Ergonomie und Soziustauglichkeit. Der 114-PS-Mille-Motor brennt ein Feuerwerk ab, dass die Wände wackeln. Dann zeigt die Futura, was sie ist: eine Charaktermaschine im kantigen Macho-Design für schamlos
viel Fahrspaß."
Honda Africa Twin
Daten: wassergekühlter Zweizylinder-Viertakt-V-Motor, 742 cm³ 60 PS bei 7500/min, 63 Nm bei 6000/min, Fünfganggetriebe, Doppelschleifen-Stahlrohrrahmen, Gewicht 235 kg, Höchstgeschwindigkeit 178 km/h, 0–100 km/h 5,0 sek.
Aprilia RST 1000 Futura
Daten: wassergekühlter Zweizylinder-Viertakt-V-Motor, 998 cm³, 114 PS bei 9300/min, 96 Nm bei 7300/min, Sechsganggetriebe, Brückenrahmen aus Aluminium, Gewicht 242 kg, Höchstgeschwindigkeit 242 km/h, 0–100 km/h 3,4 sek.
Ducati Multistrada 1100
Daten: luftgekühlter Zweizylinder-Viertakt-V-Motor, 992 cm³, 84 PS bei 8000/min, 84 Nm bei 5000/min, Sechsganggetriebe, Gitterrohrrahmen aus Stahlrohr, Gewicht 220 kg, Höchstgeschwindigkeit 210 km/h, 0–100 km/h 3,4 sek.
Thorsten Dentges: Yamaha MT-01

Der Secondhand-Spezialist bevorzugt ein Vernunftmobil, eine sportliche Enduro sowie ein missverstandenes Heavy-Metal-Bike als Fuhrpark-Trio. Was die drei Maschinen eint: ein Underdog-Dasein sowie absolute Zuverlässigkeit.
"Wann, wenn nicht jetzt? Jetzt eine MT-01 zulegen. Weil seit 2013 nicht mehr im Yamaha-Programm und eher Standuhr denn Verkaufsrenner – vermutlich liegt es am saftigen Listenpreis von rund 13000 Euro. Neuwertige Vorführer stehen nun aber zu Kursen unter 10000 Euro herum, das drückt natürlich die Gebrauchtpreise. Seit Längerem beobachte ich den Inseratenstand zur MT-01: Günstig heißt bei diesem Modell um 6000 Euro, dafür findet man mit Geduld und Spucke gepflegte Ersthand-Exemplare mit völlig unproblematischen Laufleistungen zwischen 20000 und 30000 Kilometern. Genau so was möchte ich haben, möglichst in zeitlosem Schwarz. Ein Macho-Bike mit „nur“ 90 PS – Deutschlands Motorradfahrer wollte die Nische zwischen Powercruiser und klassischem Naked während der Bauzeit von 2005 bis 2011 nie so richtig begreifen. Aber zukünftig werden wohl einige auf diese Maschine schielen und spätestens nach einer Probefahrt hin und weg sein. Ein gewisses Kultpotenzial ist kaum abzusprechen, denn das fette Drehmoment (150 Nm) aus fast 1700 Kubik, die hochwertige und feine Verarbeitung, der Hammersound sowie das voll einstellbare Fahrwerk begeistern schwer.
Ich jedenfalls bin mir sicher, dass der Wert bei weiterer guter Pflege kaum noch fallen wird.
Für Alltag und Reise würde ich eine etwa fünf Jahre alte, maximal 30000 Kilometer gefahrene Kawasaki Versys (seit 2007 auf dem Markt) favorisieren. Die gibt es mit ABS und Scheckheft schon um 3500 Euro und kann fast alles. Das Aussehen: kein Burner. Finden viele – ich nicht. Und selten hat mich ein Motorrad so schnell heimisch fühlen lassen. Mit der überschaubaren Leistung von 64 PS komme ich auf der Landstraße problemlos zurecht. Ein echtes No-Stress-Bike eben.

Im Gelände würden mir übrigens 40 Pferdchen komplett ausreichen. Aber bitte schön die munteren Ackergäule der
soliden, aber sportlichen DR-Z 400 S (Bauzeit: 2000 bis 2005). Das Sub-150-Kilo-Stollenmobil wäre genau richtig für schon lange geplante Enduro-Wandertouren. Allerdings würde der Kauf einer Gebrauchten mit gesunder Vorbesitzer-Historie die Reisekasse mit rund 3000 Euro belasten. Kein Schnäppchen, aber das Geld voll wert."
Kawasaki Versys
Daten: wassergekühlter Zweizylinder-Viertakt-Reihenmotor, 649 cm³, 64 PS bei 8000/min, 61 Nm bei 6800/min, Sechsganggetriebe, Stahl-Gitterrohrrahmen, Gewicht 210 kg, Höchstgeschwindigkeit 185 km/h, 0–100 km/h
4,1 sek.
Suzuki DR-Z 400 S
Daten: wassergekühlter Einzylinder-Viertaktmotor, 398 cm³, 40 PS bei 7600/min, 39 Nm bei 6600/min, Fünfganggetriebe, Doppelschleifen-Stahlrohrrahmen, Gewicht 144 kg, Höchstgeschwindigkeit 153 km/h, 0–100 km/h 5,7 sek.
Yamaha MT-01
Daten: luftgekühlter Zweizylinder-Viertakt-48-Grad-V-Motor, 1670 cm³, 90 PS bei 4750/min, 150 Nm bei 3750/min, Fünfganggetriebe, zweiteiliger Alu-Brückenrahmen, Gewicht 267 kg, Höchstgeschwindigkeit 210 km/h, 0–100 km/h 3,7 sek.
Rolf Henniges: Street Triple R

Henniges, Ex-Globetrotter und Geländesportfan, würde gern in allen Bereichen wildern. Dafür braucht der Testredakteur drei Bikes für alle Fälle, um on und off the Road immer die richtigen Wechselspieler auf der Bank zu haben.
"Eine für alles? Das wird schwierig. Angenommen, Garage und Geldbeutel wären groß genug, dann fiele mir die Wahl nicht schwer. Für eine schnelle Hatz über die Hausstrecke gibt’s für mich nichts Schöneres als die Triumph Street Triple R. Warum? Sie ist leicht, mehr als ausreichend motorisiert, super handlich, optisch ansprechend und macht mich extrem an. Der 675er-Dreizylinder ist für mich einer der besten Motoren, die je konstruiert worden sind. Gute R-Triples, rund vier Jahre alt und mit 20000 km auf der Uhr, finden sich ab 5800 Euro. Wichtig dabei: Ich würde eine suchen, bei der schon Goodies wie der schöne kleine Arrow-Schalldämpfer, die Windscheibe oder ein kurzer Kennzeichenhalter verbaut sind. Diese Extras kosten bei einer Gebrauchtanschaffung kaum Aufpreis.
Fürs gemütliche Reisen oder Cruisen würde ich liebend gern eine Harley Road King Classic anschaffen. Sicherlich gibt es hier Exemplare für um die 10000 Euro, doch die sind dann meist über zehn Jahre alt und haben noch Motoren mit 1338 oder 1449
Kubik und 58 respektive 67 PS. Der neuere Twin mit 1585 cm3 und 82 PS, der die Road King ab 2007 antreibt, wäre mein Favorit. Dafür müssen mindestens 14500 Euro investiert werden, allerdings haben die Modelle dann nicht unter 20000 Kilometer runter, was allerdings fast egal ist – Big Twins aus dem Hause Harley kann man bedenkenlos auch mit 40000 km auf der Uhr kaufen, denn die Motoren sind zuverlässig, die Technik solide. Mein Road-King-Favorit wäre mit ABS ausgestattet und hätte nicht mehr als 20000 km auf der Uhr, wofür rund 15500 Euro auf den Tisch geblättert werden müssten.

Bleibt zum Schluss die Yamaha WR 250 R. Der leichte Geländehüpfer macht auch onroad Spaß, denn der Motor ist so wunderbar kräftig und drehfreudig – mit kaum einer Maschine ist Wheelies zu fahren so einfach, gelingen so lange Fahrten auf einem Rad. Ein wunderbares Spielzeug mit einem Hochleistungsmotor, der hält. Ab 4000 Euro geht’s los, mit Laufleistungen bei rund 5000 km. Und so manch ein Händler bietet die Maschine neu sogar schon für 6500 Euro an."
Yamaha Street Triple R
Daten: wassergekühlter Dreizylinder-Viertakt-Reihenmotor, 675 cm³, 106 PS bei 11 700/min, 68 Nm bei 9200/min, Sechsganggetriebe, Alu-Brückenrahmen, Fahrwerk voll einstellbar, Gewicht 190 kg, Höchstgeschwindigkeit 216 km/h, 0–100 km/h 3,7 sek.
Yamaha WR 250 R
Daten: luftgekühlter Einzylinder-Viertakt-Motor, 250 cm³, 31 PS bei 10 000/min, 24 Nm bei 8000/min, Sechsganggetriebe, Doppelschleifenrahmen aus Aluminium, Gewicht 136 kg, Höchstgeschwindigkeit 141 km/h, 0–100 km/h 7,2 sek.
Harley-Davidson Road King Classic
Daten: luftgekühlter Zweizylinder-Viertakt-45-Grad-V-Motor, 1690 cm³, 84 PS bei 5010/min, 134 Nm bei 3500/min, Sechsganggetriebe, Doppelschleifen-Stahlrohrrahmen, Gewicht 373 kg, Höchstgeschwindigkeit 180 km/h, 0–100 km/h 5,5 sek.
Klaus Herder: Kawasaki W 650

Der Ratgeber-Redakteur liebt unterschätzte Exoten, die in den Weiten des Gebrauchtmarkts etwas untergegangen sind. Und generell: einfach nur schöne Motorräder, die auch zu ihrer aktiven Zeit kaum jemand wollte.
"Retro geht mir eigentlich auf den Zeiger, zweirad- wie vierradmäßig: Mini, Beetle, Zephyr – peinlich. Retro darf eigentlich nur Harley, die haben nie etwas anderes gemacht. Und ausnahmsweise Kawasaki, die W 650. Die finde ich einfach bildschön. Okay, ihr Motor zieht keine Wurst vom Teller, die Federelemente bringt sogar ein norddeutscher Geradeausfahrer wie ich an Grenzen, und über die schlappen Bremsen breite ich lieber den Mantel des Schweigens. Über kosmetische Macken wie rostende Schrauben oder Chromteile rege ich mich auch nicht auf – die Kawa gefällt mir einfach. Schade nur, dass unter 4000 Euro kaum etwas geht und sie unglaublich preisstabil ist.
Die MZ wurde in ihrer aktiven Zeit regelrecht verschleudert und ist besonders als Race Replica (ab 1995) oder spätere Cup (ab 2000) heute kaum mehr zu bekommen. Das macht für mich den Osthobel mit Yamaha-Herz noch begehrenswerter. Zuverlässiger Großserienmotor, ein feines Fahrwerk und die schnörkellose Verpackung mit dem genialen Doppelrohr-Auspuff sprechen für diesen Single. Das Angebot tendiert aber gegen null, eine echte, halbwegs gepflegte Cup kostet wohl um fünf Mille oder mehr.

Da ist eine Honda X-Eleven schon deutlich günstiger zu ergattern. Die von 1999 bis 2003 neu mehr schlecht als recht verkaufte Wuchtbrumme will auch als Gebrauchte kaum jemand haben, obwohl mittlerweile ab 3000 Euro bereits ordentliche Ware zu bekommen ist. Dabei sprechen der bärenstarke Motor und die tadellose Verarbeitung eindeutig für die so gar nicht retromäßig auftretende Nackte. Der fehlende Klassiker-Touch wurde der etwas skurril gestalteten X-Eleven vermutlich zum Verhängnis. Die mäßige Handlichkeit machte es nicht besser. Ich mag sie trotzdem!"
Kawasaki W 650
Daten: luftgekühlter Zweizylinder-Viertakt-Reihenmotor, 676 cm³, 50 PS bei 6700/min, 56 Nm bei 5500/min, Fünfganggetriebe, Doppelschleifen-Stahlrohrrahmen, Gewicht 215 kg, Höchstgeschwindigkeit 164 km/h, 0–100 km/h 5,6 sek.
MZ Scorpion Race Replica
Daten: wassergekühlter Einzylinder-Viertaktmotor, 660 cm³, 50 PS bei 6500/min, 58 Nm bei 5500/min, Fünfganggetriebe, Einschleifen-Stahlrohrrahmen, Gewicht 175 kg, Höchstgeschwindigkeit 185 km/h, 0–100 km 5,2 sek.
Honda X-11
Daten: wassergekühlter Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor, 1137 cm³, 136 PS bei 9000/min, 113 Nm bei 7000/min, Fünfganggetriebe, Alu-Brückenrahmen, Gewicht 257 kg, Höchstgeschwindigkeit 251 km/h, 0–100 km/h 2,9 sek.
Jörg Lohse: Suzuki GSX-R 1000

Den Supersportler? Als Kapitalanlage. Die Kawa? Weil man schon als Kind solchen Bikes nachgeguckt hat. Den Crosser? Weil es wieder vorwärts gehen muss. Der Service-Testchef steht auf Bewegen und Bewahren.
"Ein gebrauchtes Superbike kaufen? Noch dazu ohne Sport-ABS, Traktionskontrolle und Elektronikfahrwerk, was gerade State of the Art wird? Klar ist: In keiner anderen Motorradgattung fallen die Gebrauchtpreise so schnell wie bei den Supersportlern, ob mit 600 oder 1000 cm³. Und jedes Modell-Update drückt den Wert weiter in den Keller. Oberflächlich betrachtet mag der Kauf wenig Sinn machen: überholte Technik gepaart mit hohem Wertverlust! Aber: Für mich zählt die Suzuki GSX-R 1000 von 2005 und 2006 (Modellcode K5/K6) zu den ausgereiftesten Motorrädern dieses Genres, ist und bleibt eines der berechenbarsten Motorräder in der Ü-150-PS-Liga.
Verwöhnt trotz ihres rennsportlichen Layouts mit einer komfortablen Sitzposition, sodass man selbst nach einem langen Tag in den Alpen nicht gerädert aus dem Sattel fällt. Sie setzt Maßstäbe unter dem Motto des Fast-forward-Tourings, dazu gehören auch alltagstauglich abgestimmte, sauber ansprechende Federelemente und der Lenkungsdämpfer. Vor allem aber begeistert die rattenscharfe Optik mit Scheinwerfer im Dainese-Look, bündig im Heck eingelassenen Blinkern und dem Tri-oval-Schalldämpfer aus matt schimmerndem Titan. Auf den virtuellen Marktplätzen tummelt sich noch reichlich
unverbasteltes Material im Originalzustand, meist aus erster oder zweiter Hand – mit wenig Kilometern ab 5000 Euro. Also kaufen und konservieren! Denn dieser Kilo-Gixxer ist ein Klassiker der Zukunft.

Diese Adelung hat mein zweiter Tipp, die Kawasaki ZRX 1200 schon längst hinter sich. Sie ist das unaufgeregte Big Bike im Stil alter Tage, das mit seinem durchzugsstarken Reihenvierer die Seele so herrlich entschleunigen kann. Und das bereits ab 2500 Euro! Den Puls bringt dann wieder die BMW G 450 X beim Endurowandern nach oben. Bei der Suche ist Geduld gefragt. Ab 4000 Euro!"
Suzuki GSX-R 1000 (K5/6)
Daten: wassergekühlter Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor, 999 cm³, 178 PS bei 11000/min, 118 Nm bei 9000/min, Sechsganggetriebe, Alu-Brückenrahmen, Gewicht 200 kg, Höchstgeschwindigkeit 295 km/h, 0–100 km/h 3,0 sek.
Kawasaki ZRX 1200
Daten: wassergekühlter Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor, 1165 cm³, 122 PS bei 8500/min, 112 Nm bei 7000/min, Fünfganggetriebe, Doppelschleifen-Stahlrohrrahmen, Gewicht 250 kg, Höchstgeschwindigkeit 239 km/h, 0–100 km/h 3,1 sek.
BMW G 450 X
Daten: wassergekühlter Einzylinder-Viertaktmotor, 449 cm³, 52 PS bei 9300/min, 45 Nm bei 6600/min, Fünfganggetriebe, Edelstahl-Brückenrahmen, Gewicht 117 kg, Höchstgeschwindigkeit k. A., 0–100 km/h k. A.
Honda XRV 750 Africa Twin - Bilanz
36367 km - Kauf für 3400 Euro
37123 km - Luftfilter, Kerzen, Öl neu (90 Euro)
39026 km - Tachowelle, Tachoantrieb, Lenkkopflager, Bremsleitungen neu (278 Euro)
39685 km - Bremsen-Reparaturkit, Reifen: Bridgestone Battle Wing neu (450 Euro)
41514 km - Lichtmaschinenregler, Batterie neu (240 Euro)
45585 km - TÜV neu (Gebühren 65 Euro), hintere Bremsscheibe an Verschleißgrenze
46383 km - Aktueller Kilometerstand
Technische Daten Ducati Multistrada 1100 S
Motor
Luftgekühlter Zweizylinder-Viertakt-90-Grad-
V-Motor, je eine oben liegende, zahnriemengetriebene Nockenwelle, zwei Ventile pro Zy-
linder, Nasssumpfschmierung, Einspritzung,
Ø 45 mm, geregelter Katalysator, Lichtmaschine 520 W, Batterie 12 V/10 Ah, hydraulisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Sechs-
ganggetriebe, O-Ring-Kette.
Bohrung x Hub 98,0 x 71,5 mm
Hubraum 1079 cm³
Verdichtungsverhältnis 10,5:1
Nennleistung 63,0 kW (86 PS) bei 7750/min
Max. Drehmoment 94 Nm bei 4750/min
Fahrwerk
Gitterrohrrahmen aus Stahl, Motor mittragend aus Stahl, Upside-down-Gabel, Ø 43 mm, verstellbare Federbasis, Zug- und Druckstufendämpfung, Einarmschwinge aus Aluminium, Zentralfederbein mit Hebelsystem,
verstellbare Federbasis, Zug- und Druckstufendämpfung, Doppelscheibenbremse vorn, Ø 320 mm, Vierkolben-Festsättel, Scheibenbremse hinten, Ø 245 mm, Zweikolben-Festsattel.
Alu-Gussräder 3.50 x 17; 5.50 x 17
Reifen 120/70 ZR 17; 180/55 ZR 17
Bereifung im Test Pirelli Scorpion Sync
Maße und Gewichte
Radstand 1462 mm, Lenkkopfwinkel 66,0 Grad, Nachlauf 109 mm, Federweg v/h 165/
141 mm, Sitzhöhe* 840 mm, Gewicht vollgetankt* 221 kg, Zuladung* 189 kg, Tankinhalt/
Reserve 20,0/6,5 Liter.
Garantie zwei Jahre
Service-Intervalle alle 12000 km
Farben Rot, Schwarz
Preis 12795 Euro
Nebenkosten 250 Euro
Ducati Multistrada 1100 - Ducati Multistrada 1100

Mit brandneuem 98-PS-1100er-Motor. Der hochbeinige Sporttourer ist optisch etwas ganz Besonderes und vielfältig einsetzbar.
Technische Daten: SUZUKI DR-Z 400 S
MotorWassergekühlter Einzylinder-Viertaktmotor, eine Ausgleichswelle, zwei obenliegende, kettengetriebene Nockenwellen, vier Ventile, Tassenstößel, Trockensumpfschmierung, Mikuni-Gleichdruckvergaser, Ø 36 mm, kontaktlose Kondensatorzündung, Sekundärluftsystem, E-Starter.Bohrung x Hub 90 x 62,6 mmHubraum 398 cm3Nennleistung 29 kW (40 PS) bei 7600/minMax. Drehmoment 39 Nm (4 kpm) bei 6600/minKraftübertragungMechanisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Fünfganggetriebe, O-Ring-Kette.FahrwerkEinschleifenrahmen aus Stahlrohr, geschraubtes Rahmenheck aus Alurohren, Telegabel, Standrohrdurchmesser 49 mm, verstellbare Federbasis und Druckstufendämpfung, Zweiarmschwinge aus Aluprofilen, Zentralfederbein mit Hebel-system, verstellbare Federbasis und Druckstufendämpfung, Scheibenbremse vorn, Doppelkolbensattel, Ø 250 mm, Scheibenbremse hinten, Einkolbensattel, Ø 220 mm.Reifen 80/100-21; 120/90-18FahrwerksdatenLenkkopfwinkel 62,4 Grad, Nachlauf 109 mm, Radstand 1475 mm, Federweg v/h 260/260 mm.Maße und GewichteSitzhöhe* 970 mm, Gewicht vollgetankt* 142 kg, Zuladung* 193 kg, Tankinhalt 10 Liter.Garantie zwei Jahre ohne KilometerbegrenzungFarben Blau/Weiß, GelbLeistungsvariante KeinePreis inkl. MwSt. 12170 MarkNebenkosten 220 Mark
Yamaha WR 250 R - Modelljahr 2008

Bauart, 1-Zylinder
Hubraum 249 ccm³
Leistung bei Drehzahl 10000/min
Schadstoffklasse Euro 3
Trockengewicht 166 kg
Sitzhöhe 930 mm
Elektrostarter (kein Kickstarter)
Technische Daten: Harley-Davidson Road King Classic - Die Urväter
Motor: luftgekühlter Zweizylinder-Viertakt-45-Grad-V-Motor,
1449 cm3, 71 PS bei 5450/min, 109 Nm bei 3400/min,
Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Fünfganggetriebe, Zahnriemen.
Fahrwerk: Doppelschleifenrahmen, Telegabel, Ø 41 mm,
Doppelscheibenbremse vorn, Ø 292 mm, Scheibenbremse
hinten, Ø 292 mm. Maße und Gewichte: Radstand 1592 mm,
Lenkkopfwinkel 64 Grad, Sitzhöhe 683 mm, Gewicht 345 kg.
Testverbrauch: 5,5 Liter/100 km. Preis: 20995 Euro
Modelle des Jahres: Kawasaki W 650 - So einfach und doch genial
Luftgekühlter Zweizylinder-Viertakt-Reihenmotor, Hubraum 676 cm3, Leistung 37 kW (50 PS) bei 7000/min, Gewicht 215 kg, Sitzhöhe 800 mm, Höchstgeschwindigkeit 166 km/h, Beschleunigung 0-100 km/h 5,4 sek, Verbrauch Landstraße 4,8 l
Test in MOTORRAD 9/1999, Vergleichstest 12/1999
Plus
Gelungener Klassik-Look
Problemloses Handling
Minus
Pendeln bei hohen Tempi
Schlappe Bremsen
Ein japanisches Motorrad, das auf Triumph Bonneville macht. Mit Königswelle, Kickstarter, Tankkissen und allem Drum und Dran. Das hätte auch ganz schön in die Hose gehen können. Passierte aber nicht. Weil der Retro-Gedanke bei der W 650 konsequent durchgezogen wurde. Mutig und stilsicher. Dieses Motorrad sieht nicht nur klassisch aus, es fühlt sich auch so an. Schmale Reifen, breiter Lenker, britisch korrekte Sitzposition. Ein unkompliziertes Fahrwerk, das bei höherem Tempo um Contenance am Gasgriff bittet. Und im Zentrum des Geschehens dieser gediegene Zweizylinder, der so wunderschön aus dem Keller wummert. Wer im Sattel der »neuen Alten« Platz nimmt, begibt sich in eine andere Welt, lernt Motorrad fahren in seiner reinsten Form kennen.Damit wir uns richtig verstehen: Die W 650 ist nicht gerade der Traum meiner schlaflosen Nächte. Nach acht Jahren Yamaha XS 650, von denen vier für die Suche des richtigen Zündzeitpunkts draufgingen, war ich mit dem Thema englisch angehauchte Zweizylinder mehr oder weniger durch. Mochten die Kollegen noch so schwärmen und auf die sengensreiche Erfindung der Digitalzündung verweisen. Ich wollte nicht.Aber letzten Monat war es so weit: Der Dauertest-Fuhrpark wie leergefegt. Nur SIE stand noch da. Und ich musste in die Alpen. Und wieder zurück. Und mittendrin ists passiert. In der verwegensten Serpentine diesseits des Äquators. Ich hatte nicht mal Zeit, jenes Husarenstück des Straßenbaus gebührend zu bewundern, so schnell war die Kawasaki damit fertig. Trällerte drum rum, als wärs nichts. Als später eine Horde Supersportler an mir vorbeistresste, kapierte ich den Rest der Geschichte: So eine W 650 macht das Leben leichter. Nicht nur wegen dieser fast schon vergessenen Handlichkeit, sondern auch wegen der Möglichkeit, den Fängen der Kult- und Leistungsgesellschaft zu entkommen. Es gibt kein Raster. Man muss gar nichts: weder spektakulär um die Ecken dreschen noch den Easy Rider mimen. Erlaubt ist, was gefällt.Klar, eine Honda CB 500 oder Suzuki GS 500 E bieten ähnliche Möglichkeiten, nur erstens guckt da kein Schwein, und zweitens sind deren Charaktere ziemlich austauschbar. Mit der W 650 hat Kawasaki aus einem prinzipiell stinknormalen Einsteigermotorrad ein echtes Ereignis gemacht. Monika Schulz
Modellpflege: Kawasaki ZRX 1100/1200
Modellpflege 1997 Markteinführung der ZRX 1100 mit einer Motorleistung von 72 kW (98 PS); offizieller Verkaufspreis 16490 Mark 1999 Motorleistung serienmäßig nun 78 kW (106 PS), Umrüstung älterer Modelle über vier andere Vergaserdeckel (Materialkosten zirka 81 Euro) möglich; zusätzliche hintere Radabdeckung fiel weg2000 Änderungen an der vorderen Bremsanlage 2001 Verkaufsstart der stark überarbeiteten ZRX 1200-Modelle mit tief greifenden Modifikationen an Motor und Fahrwerk. Neben der bekannten Version mit der kleinen Cockpitverkleidung (ZRX 1200 R) sind nun eine unverkleidete Ausführung mit Rundscheinwerfer (Foto unten links) sowie die S-Variante mit Halbschalenverkleidung (unten Mitte) erhältlich. Die weiteren Änderungen im Detail: O Hubraumerhöhung auf 1164 cm3 durch größere Bohrung und längeren Hub O breiteres Motorgehäuse mit neuer Kurbelwelle O beschichtete Aluminiumzylinder an Stelle der bisherigen Stahllaufbuchsen O geänderte Steuerzeiten O neue Kolben O verbesserte Kupplungsfedern O ungeregelter Katalysator zur Erfüllung der Euro-1-Norm O Endschalldämpfer aus Edelstahl, parallel zur Fahrzeugmittelachse ausgerichtet O steifere Aluminiumschwinge (unten rechts) mit geändertem Drehpunkt und stabilerer Achse O Federbeine 15 Millimeter weiter vorn montiert O längerer Radstand, verringerter Versatz der Gabelbrücken O 5,50-Zoll-Felge hinten mit breiterem Reifen in der Größe 180/55 ZR 17 O verbesserter Ruckdämpfer im Hinterrad