Das Angebot an Secondhand-Maschinen der Yamaha YZF-R6 ist groß. Deshalb lohnt ein intensiver Vergleich und Probefahrten diverser Angebote. Damit das erworbene Stück dann auch wirklich seinen Preis wert ist.
Das Angebot an Secondhand-Maschinen der Yamaha YZF-R6 ist groß. Deshalb lohnt ein intensiver Vergleich und Probefahrten diverser Angebote. Damit das erworbene Stück dann auch wirklich seinen Preis wert ist.
Die Firma Limbächer & Limbächer in Bernhausen auf den Fildern bietet in riesigen Ausstellungsräumen unter anderem zwei 1999er-R6-Modelle an. Das eine mit gut 20000 Kilometern Laufleistung für 5799 Euro. Der Vorbesitzer war offensichtlich ein Fan des ehemaligen Halbliter-Weltmeisters Kevin Schwantz, denn statt des linken Scheinwerfers ziert dessen einstige Startnummer 34 das modifizierte Verkleidungsoberteil. Winzige Karbonspiegel und Schnellverschlüsse signalisieren den Einsatzweck: die Rennstrecke. Eine ausgeleierte Kette, Sägezahnbildung am hinteren Kettenblatt und ein trotz Nachpolieren zerkratzter Lichtmaschinendeckel machen das Angebot uninteressant.
Die zweite R6 präsentiert sich abgesehen von einem Remus-Schalldämpfer serienmäßig und soll mit einer Laufleistung von 16800 Kilometern 6199 Euro kosten. Der Gesamteindruck ist im Vergleich zu »Nummer 34« ungleich solider. Mehr als leichte Gebrauchsspuren sind nicht zu entdecken. Die Verkleidungsteile weisen keine sichtbaren Schrammen oder Risse auf; Rahmen, Schwinge und Telegabel sind ebenfalls ohne Macken. Und die ehemals schwarzen Felgen strahlen poliert.
Als wir Händler Fritz Limbächer fragen, ob der Preis nach Schwacke-Liste nicht etwas hoch sei, lässt sich der schwäbische Geschäftsmann aus der Reserve locken: »In die Schwacke-Liste schau ich nur, wenn ich eine Maschine in Zahlung nehme. Beim Verkauf richte ich mich ganz klar danach, wie stark die Nachfrage ist.« Immerhin räumt Limbächer ein, dass seit Einführung der einjährigen Gewährleistungspflicht für Händler im Jahr 2002 die Preise leicht angezogen hätten. Dafür kaufe der Kunde aber risikofreier. Den Beweis, dass ein auftretender Mangel zum Zeitpunkt des Kaufs noch nicht bestanden hat, muss innerhalb der ersten sechs Monate der Händler antreten.
So weit, so gut. Doch das gilt auch für alle anderen Händler. Als Fritz Limbächer merkt, dass uns die theoretische Begründung für den relativ hohen Preis nicht restlos überzeugt, offeriert einen zusätzlichen Mehrwert. »Gut, wir würden natürlich noch einen neuen Bridgestone BT 010-Hinterradreifen aufziehen.
Yamaha YZF-R6MOTOR: Flüssigkeitsgekühlter Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor, zwei obenliegende, kettengetriebene Nockenwellen, vier Ventile pro Zylinder, Tassenstößel, Nasssumpfschmierung, Gleichdruckvergaser, Transistorzündung, keine Abgasreinigung, E-Starter, Batterie 12 V/10 Ah.Bohrung x Hub 65,5 x 44,5 mmmHubraum 600 cm³Verdichtungsverhältnis 12,4:1Nennleistung 88 kW (120 PS) bei 13000/minMax. Drehmonent 68 Nm (6,9 kpm) bei 11500/minKraftübertragungPrimärantrieb über Zahnräder, mechanisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Sechsganggetriebe, O-Ring-Kette.FahrwerkBrückenrahmen aus Aluprofilen, Motor mittragend, geschraubtes Rahmenheck, Telegabel, Standrohrdurchmesser 43 Millimeter, verstellbare Federbasis, Zug- und Druckstufendämpfung, Zweiarmschwinge, Zentralfederbein mit Hebelsystem, verstellbare Federbasis, Zug- und Druckstufendämpfung, Doppelscheibenbremse vorn, Scheibenbremse hinten, Reifen 120/60 ZR 17; 180/55 ZR 17.Maße und GewichteRadstand 1380 mm, Lenkkopfwinkel 66 Grad, Nachlauf 81 mm, Federweg v/h 130/120 mm, Sitzhöhe 800 mm, Tankinhalt/Reserve 17/3 Liter, Gewicht vollgetankt 196 kg,zulässiges Gesamtgewicht 375 kg.FahrleistungenHöchstgeschwindigkeitsolo 254 km/hBeschleunigung 0 -100 km/h 3,2 secDurchzugsvermögen60 140 km/h 10,0 secVerbrauch 4,7 bis 7,9 l/100 km, Normalbenzin
StärkenExplosiver, drehfreudiger Motor, superhandliches Fahrwerk, effektive BremsenSchwächenGewöhnungsbedürftiges, hakiges Getriebe, nicht soziustauglichTest in MOTORRAD1Test 25/1998Vergleichstest 26/1998Vergleichstest 9/2000Toptest 1/2001Vergleichstest 6/2001Vergleichstest, Teil 1,2 9,10/2002
Gebrauchtpreise laut Schwackeliste1999 (33000 Kilometer) 5425 Euro2000 (24600 Kilometer) 6075 Euro2001 (16200 Kilomter) 7325 Euro2002 (7800 Kilometer) 7700 EuroBestandzirka 7500 StückErsatzteilpreiseSturzteileKupplungsarmatur 74 EuroHandbremsarmatur 82 EuroLenkerhälfte 104 EuroRückspiegel 74 EuroTank, lackiert 717 EuroScheinwerfereinheit 273 EuroGabelstandrohr 352 EuroSchutzblech vorn 106 EuroVorderrad 479 EuroSchalldämpfer 665 EuroVerkleidung komplett 1670 EuroRahmen 1695 EuroRahmenheck 515 EuroVerschleißteileBremsbeläge vorn (komplett) 78 EuroBremsscheiben vorn 479 EuroKettensatz 188 EuroFederbein 512 EuroZubehörGabelfedern: Eine preisgünstige Alternative für die zu weiche Gabel sind Hyperpro-Gabelfedern von Wilbers, Telefon 05921/727110, für 129 Euro.Federbein: Für den Alltagsbetrieb reicht das Original,aus, für die Rennstrecke bieten Öhlins (1149 Euro), Telefon 0180/598760, und Wilbers (1075 Euro) hochwertigen Ersatz. Preisgünstigeste Lösung: Austauschfedern von Wilbers für 85 Euro.Bremsbeläge: Bei sportlicher Gangart erweisen sich die Sintermetall-Beläge von Alpha-Technik (62 Euro), Telefon 08036/300720, oder Lucas (62 Euro), Telefon 02631/9120, als effektiver und besser dosierbar.Lenkungsdämpfer: Dämpfer von Bitubo (375 Euro), Telefon 08036/300720, und von White Power (410 Euro) bringen auf welligem Geläuf und bei aggressivem Fahrstil Ruhe in die Frontpartie.Reifen: Der Topgummi für sportliche Fahrweise und Ausflüge auf die Rennstrecke ist der Metzeler Sportec M-1; etwas weniger agil ist der sehr komfortable Michelin Pilot Sport (B); der Pirelli Supercorsa ist ein für die Straße optimierter Rennreifen ohne Abstriche im Alltagsbetrieb. Importeur DeutschlandYamaha Motor Deutschland GmbH, Hansemannstraße 12, 41468 Neuss, Telefon 02131/20130, www.yamaha-motor.de
R6-Piloten sind offenbar völlig schmerzfrei und fahren reichlich Kilometer pro Jahr. Davon lassen sie sich von hohen Motordrehzahlen nicht aghalten im Gegenteil.
Innerhalb von dreieinhalb Jahren habe ich 60000 Kilometer mit der R6 zurückgelegt. Gerade im Schwarzwald und Elsass kann ich mir kein Motorrad vorstellen, das mehr Spaß macht. Am schärfsten finde ich das breite Drehzahlband: wie der Motor im Zusammenspiel mit dem montierten Bos-Schalldämpfer bis über 15000/min kreischt und abgeht. Die Bremsen sind Weltklasse, und mit einem LSL-Lenkungsdämpfer habe ich auch das Lenkerschlagen auf schlechten Straßen in den Griff bekommen. Trotz der Auslegung als Supersportler sitze ich (178 Zentimeter) optimal und fahre locker 1000 Kilometer am Tag, wenn es sein muss. Dabei präsentiert sich allerdings das Getriebe als großes Manko: Beim Rauf- oder Runterschalten kann es vorkommen, dass die Gänge nicht exakt einrasten, und es kracht fürchterlich. Gerade beim schnellen Schalten kann es dann schon mal zu einem blockierenden Hinterrad kommen. Die R6 ist das beste Bike auf dem Markt und kann nur von der neuen R6 getoppt werden.Joachim Kälble, NordrachMeine erste R6 lief problemlos in Eifel, Hunsrück, Thüringerwald und auf drei großen Alpentouren knapp 20000 Kilometer, bis sie 2000 durch einen unachtsamen Treckerfahrer nachhaltig kaltverformt wurde. Nach dem Auskurieren einer gebrochenen Mittelhand beim Fahrer folgte die zweite R6, die bis Mitte 2002 weitere 20400 Kilometer lief. Der Soziussitz eignete sich bei diesem Motorrad prima zum Gepäcktransport, aber damit ist der Verwendungszweck schon zur Gänze erschöpft. Als Reifen wurde bei beiden außer den serienmäßigen Bridgestone BT 56 Michelin Pilot Sport aufgezogen. Diese Paarung überzeugte mit besserer Haftung und längerer Lebensdauer. Als Zubehör wurde lediglich bei beiden Maschinen wegen des effektiveren Windschutzes eine MRA-Spoilerscheibe nachgerüstet, bei der zweiten noch ein Termignoni-Karbon-Schalldämpfer. Alles in allem ein Supermotor in einem genialen Fahrwerk.Gerd Abel, Raunheim Die R6 läuft seit 1999 mit jetzt rund 20000 Kilometern ohne Zwischenfälle. Der Motor: ein absolutes Drehzahlwunder mit kräftigem Biss - Das Handling wie ein Fahrrad, das Fahrwerk topp: So fährt ein Motorrad mit Supersport-WM-Technik. Die Feder hinten wurde auf mein Gewicht (70 Kilogramm) abgestimmt, der Schalldämpfer stammtvon Arrow, die Stahlflex-Bremsleitungen von Fischer. Die Daumenbremse für den hinteren Bremssattel ist die Krönung.Christian Storz, Hornberg
ModellgeschichteErst ab 1999 reihte sich Yamaha mit der YZF-R6 wieder in der hart umkämpften 600er Supersportklasse ein. In den Jahren davor hatte das Werk mit der Thundercat mehr auf die Sporttourer-Klientel gesetzt ohne nennenswerten Erfolg. Mit dem geringsten Gewicht (196 kg), dem kürzesten Radstand und der optimistischsten Leistungsangabe(120 PS) bei der höchsten Nenndrehzahl (13000/min) setzte die R6 seinerzeit neue Superlative. Bislang verkaufte Yamaha rund 9500 Stück. Aufgrund ihres schwer schaltbaren Getriebes und heftigen Lastwechselreaktionen gelang der R6 in zahlreichen Vergleichstests allerdings nie der Klassensieg.ModellpflegeAb 2001 geänderte Kolben und Pleuel, modifizierte Schaltwelle und Auspuffkrümmer.Ab 2003 komplett neues Modell (90 Prozent aller Teile modifiziert). Außer dem schlankeren, moderneren Design besitzt der völlig überarbeitete Motor jetzt Einspritzung, Katalysator und Sekundärluftsystem. Eine neue Schaltwalze und verstärkte Getrieberäder sollen die von beginn an beanstandete Getriebemalaise beheben. Ein neuer, noch steiferer Rahmen in Verbindung mit einer neuen, längeren Schwinge, deren Drehpunkt näher an die Getriebeausgangswelle rückt, soll die bislang extremen Lastwechselreaktionen minimieren. Neue Räder und optimierte Bremsen runden den Modellwechsel ab.BesichtigungDie Yamaha YZF-R6 gilt als äußerst solide und zuverlässig, Fahrleistungen von mindestens 70000 Kilometern zählen auch bei sportlich orientierten Vorbesitzern als unproblematisch. 1999 und 2000 gab es jeweils im März eine Rückrufaktion. Die erste betraf die Fahrgestellnummern RJ031-0000002 bis 00009249 und ZJ032- 0000002 bis 0001073.Für eine einwandfreie Ölversorgung musste in der Werkstatt eine zusätzliche Halteplatte eingebaut werden. Der zweite Rückruf (RJ031-0000301 bis 0029567 und RJ032-0000301 bis 0002304) betraf den nicht einwandfrei befestigten Seitenständerschalter. Bei Interesse an einer R6 mit einer der aufgeführten Nummern sollte der Vorbesitzer beweisen können, dass die Umrüstung erfolgt ist.