Kaufberatung Kreidler Florett RS

Kaufberatung Kreidler Florett RS Worauf beim Kauf zu achten ist

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Eine Kreidler Florett RS gehörte einst zu den beliebtesten Einstiegsdrogen in die Motorrad-Szene. Wir zeigen, worauf Liebhaber beim Kauf der heute wieder angesagten 50er achten müssen.

Worauf beim Kauf zu achten ist Bilski
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Erfahrung kann nicht schaden, wenn man sich heute für ein Kleinkraftrad aus den 1970er-Jahren interessiert. Wer mit einem realistischen und selbstkritischen Blick in den Rückspiegel an die Sache herangeht, weiß aus der eigenen Jugend am besten, welches Schicksal die heißen 50er zumeist erlitten haben, und zwar über alle Marken hinweg.

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Unerschrockene Einsteiger, wechselnde Besitzer, tunende Frickler und ein oft Jahre oder gar Jahrzehnte währender Dornröschenschlaf setzten den meisten Kleinkrafträdern ganz schön zu. Weshalb die bei Liebhabern und Nostalgikern wieder hoch im Kurs stehenden Kleinen mitunter große Probleme bereiten können. Davor sind natürlich selbst die 50er von Kreidler nicht gefeit, die früher im Ruf ­besonderer Robustheit standen.

Bei einer Kreidler lässt sich fast alles reparieren

Für Uli Steeb jedoch kein Grund, den Jugend-Träumen heute zu entsagen. „Bei einer Kreidler lässt sich fast alles reparieren, außerdem sind viele Teile noch erhältlich, entweder aus Originalbeständen oder als Nachfertigung“, weiß der Kreidler-Experte, der mit seinem großen Erfahrungsschatz schon unzählige Flitzer aus Kornwestheim wieder flottgemacht hat. Auf den folgenden Seiten zeigt er uns die typischen Defekte und Schwachstellen dieser Kleinkrafträder, auf die Interessenten bei der Besichtigung achten sollten.

Motorräder

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Zu besonderer Vorsicht rät der 56-Jährige bei den oft als Scheunenfund deklarierten Langzeit-Stehern: „Bei solchen Exemplaren findet man oft Rost an Motor­komponenten wie Lagern, Getriebewellen oder dem Kurbeltrieb. Die Ursache ist Kondenswasser, das sich im Lauf der Jahre gebildet hat.“ Wer jetzt versucht, den ­Motor irgendwie zum Laufen zu bringen, riskiert unnötige Folgeschäden. Uli Steeb empfiehlt, den kompletten Motor einem Fachmann zu überlassen: „Wer lange Freude an seiner Kreidler ­haben will, sollte zum Kaufpreis noch etwa 400 bis 500 Euro für eine Grund­überholung des Motors einkalkulieren.“

Dabei wird dieser komplett zerlegt, gestrahlt oder gereinigt und mit neuen Lagern sowie Dichtringen versehen. Erneuert werden auch die Kupplungsscheiben und der Pleuelsatz. Dazu muss die Kurbelwelle mit Hilfe einer Presse in ihre Einzelteile zerlegt und anschließend mit einem Pleuelsatz samt Rollenlager aus dem Zubehör wieder verpresst werden. Tipp des Experten: „Wenn es irgendwie geht, sollte eine beschädigte Kurbelwelle gerichtet werden. Das ist auf jeden Fall besser als der Einbau einer Nachbau-Welle, denn deren Kurbelwangen sind zu weich.“ Wer die Kurbelwelle selbst ausbaut, muss für die Überholung beim Spezialisten mit ­Kosten von rund 70 bis 90 Euro rechnen, inklusive dem Zubehör-Pleuelsatz.

Wie es um Zylinder und Kolben steht, können dagegen auch weniger versierte Schrauber nach der einfachen Demontage  von Zylinder und Kopf selbst feststellen. Spuren eines Kolbenfressers oder gar tiefe Riefen zwingen zu weiteren Investitionen in Höhe von rund 250 Euro. Dafür ver­größert ein Fachbetrieb die Bohrung auf  42,14 Millimeter. Anschließend erhält der aufgebohrte Zylinder in Italien wieder eine verschleißfeste Nikasil-Beschichtung, bevor er mit dem passenden Kolben dem Kunden ausgehändigt wird. Bei Ausbrüchen am Motorgehäuse zückt Steeb das Schweißgerät, um die schadhaften Stellen im WIG-Verfahren zu reparieren. Ein sinnvoller Weg, denn Gehäuseteile sind nicht mehr lieferbar!

Primärtrieb und Kupplung

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Bei Laufleistungen über 20.000 Kilometer ist sehr häufig die Schrägverzahnung des Primärantriebszahnrads am Kupplungskorb verschlissen. Dadurch bildet sich auf der Rückseite des Kupplungskorbs ein scharfer Grat. In diesem Fall hilft nur der Austausch des kompletten Kupplungskorbs. Probleme bereiten zudem alte, aufgequollene Reiblamellen oder ungenau gefertigte Nachbauteile aus dem Zubehör, die sich als schwergängige und schleifende Kupplung bemerkbar machen. Abhilfe hier wie dort: „Die Reibscheiben so nacharbeiten, dass sie im Kupplungskorb leicht beweglich sind.“ Wenn die Kupplung dagegen nicht sauber trennt, kann sich der Kupplungs-Druckstift in den Ausrückhebel eingearbeitet haben. Ein Austausch ist nicht unbedingt nötig, der Materialabtrag lässt sich durch Aufschweißen günstig reparieren.

Getriebe