Im Kaufrausch: Redakteur Thorsten Dentges hat sich spontan eine alte Maschine zugelegt, ohne genau zu wissen, was das Ganze soll.
Im Kaufrausch: Redakteur Thorsten Dentges hat sich spontan eine alte Maschine zugelegt, ohne genau zu wissen, was das Ganze soll.
Ein Krampf im Musculus gluteus maximus, jenem Muskel des Menschen mit dem größten Volumen, ist die Hölle auf Erden. Ich weiß das, denn ich habe es erlebt. Während einer Fahrstunde nach der Sportstunde, spätabends auf einer Honda CX 500 C. Schuld war die vermaledeite Sitzposition, diese halbherzige Chopper-Straßen-Haltung mit den Händen am bescheuert gekröpften Schubkarren-Lenker. Vielleicht war es auch die Anspannung, weil die Führerscheinprüfung kurz bevorstand. Egal, Tatsache ist, dass sich mein Pöter derart verkrampfte, dass die 45-minütige Sitzung auf der CX von mir als schwere Menschenrechtsverletzung eingestuft werden musste. Und ich schwor mir damals: „?Nie wieder wird mein Hintern auf einer Güllepumpe Platz nehmen!“
Zwanzig Jahre später: Der Schwur ist gebrochen, endgültig. Keine Ahnung, welcher Teufel mich bei diesem Blindkauf geritten hat, aber nun halte ich die Fahrzeugpapiere einer Honda CX 500 C, Baujahr 1980, zweite Hand, 29645 Kilometer, in den Händen. Und auf dem Kaufvertrag und der Zulassungsbescheinigung steht mein Name. Der Mann vom GTÜ (Prüforganisation) hatte die CX zuvor schmunzelnd mit dem Vermerk ?geringe Mängel„ passieren lassen. Ich schraube das Kennzeichen an und damit steht fest: Ich fahre wieder Güllepumpe. Vor 15 Jahren hatte ich mal eine kurze Winterliaison mit der Straßenversion CX 500 und vor drei Jahren beruflich mit der “C„ zu tun, aber das zählt nicht. Dieser Arme-Leute-Softchopper aus den 1980ern galt für mich eigentlich als absolutes No-Go. Eigentlich, denn obwohl damals wie heute viele Motorradfahrer spätestens dann abwinken, wenn der Buchstabe C wie Custom nach CX 500 folgt, vermute ich mindestens genauso viele Verehrer (allerdings sind es wohl mehrheitlich stille Verehrer, die auf ihr Coming-out noch warten). Kurzum, die CX war für mich ein Ding aus einer anderen Welt. Bis vor einiger Zeit jedenfalls.
Berlin-Mitte: Dönerbuden, Secondhand-Läden, mit Graffiti verzierte Altbauten, bunte Straßencafés und noch buntere Menschen, da biegt im urbanen Gewimmel so ein typischer Großstadt-Styler um die Ecke. Angesagte Sneaker, lässiges Shirt und Sakko, natür-lich die für Werber und andere Kreativberufler obligatorische Planentasche mit Notebook geschultert. Jethelm auf dem Kopf, Ray Ban Pilot, verspiegelt, auf der Nase. Und während andernorts Trendsetter vorzugsweise mit einer schicken Vespa dem City-Stau entgehen, sitzt dieser Hipster auf einer...na, ratet mal...genau: CX. Fazit für mich: Die Sehgewohnheiten ändern sich offenbar. Uncooles wird irgendwann zu Trash und Trash zu Hype. So läuft es wohl, deshalb sind heutzutage ja auch wieder Röhrenjeans, Synthie-Pop, die Farbe Lila und andere Sünden aus den 1980ern en vogue. In der Folge dieses Berlin-Besuchs spürte ich klammheimlich auf einschlägigen Internet-Seiten der CX 500 C nach. Und wurde fündig: für 750 Euro, da ist die Hemmschwelle für Spontankäufe niedrig. Bei der Bank liegt das Geld mit 1,5 Prozent Zinsen, lächerlich, also runter vom Konto damit. Außerdem brauche ich beim Stuttgarter Parkplatz-Stress gerade jetzt ein billiges Stadtmobil für Kinobesuche, Einkäufe und den Weg zur Arbeit. In Wirklichkeit brauche ich aber eine Beschäftigung für öde Winterabende. Sozusagen Spiel, Spaß und Überraschung für große Jungs, auch wenn meine kluge Frau für derartigen Unsinn wohl nie Verständnis aufbringen wird. Dafür aber mein achtjähriger Junior. Der bettelt schon länger, für unsere gemeinsamen Überland-Touren endlich mal einen coolen Chopper zu besorgen. Ob er allerdings die CX wirklich cool findet? Mal sehen. Und was nicht ist, kann ja noch werden. Ich hätte da schon Ideen: Zunächst muss dieser bescheuerte Schubkarren-Lenker ab, dann die Glubsch-Blinker, dann wäre da noch diese fürchterlich hässliche Sitzbank und, und, und...
Fakten Honda CX 500 C: Verkäufe: 15190 Bestand: 8000 Gebaut von 1980 bis 1985 50 PS (und 27-PS-Drosselversion), wassergekühlter, querliegender V2, Kardan, 170 km/h Preis 1980: 6234 Mark (3187 Euro)
Die zu Ende gehende Motorrad-Saison hat möglicherweise Spuren hinterlassen. Und die kann man vielleicht sogar hören. Hier steht, was es sein kann, wenn es heult, kracht, klickt oder knackt.
Federelemente Geräusche beim Ein-federn müssen nicht direkt mit der Gabel zu tun haben. Falsch ver- legte Züge, die an der Verkleidung scheuern, können die Übeltäter sein. Lose oder gebrochene Gabel-Innereien sind dagegen der schlimmste anzunehmende Grund für Krach. Häufiger sind jedoch lose Schraubverbindungen (Gabelbrücken, Schutzblech, Achse) die Übeltäter. Systematisches Abarbeiten und korrektes Festziehen (mit Drehmomentschlüssel) helfen meist weiter. Getriebe Treten Geräusche (Klicken oder Klappern) nur in einem bestimmten Gang auf, dann ist das jeweilige Zahnradpaar der Übeltäter. Ist das Geräusch (Rumpeln oder Poltern) immer zu hören, sind Welle oder Lager die Verdächtigen. Heulen ist dann zu vernehmen, wenn (Primärtrieb-) Zahnräder verschlissen sind. Läuft der Primärtrieb (also die Verbindung zwischen Kurbelwelle und Kupplung) über eine Kette, können Verschleiß und mangelnde Spannung dafür sorgen, dass die Kette an Gehäuseteile schlägt und Krach macht.
Rattert es nur bei gezogener Kupplung, ist das Ausrücklager hinüber. Bremsen Schleifen und/oder Quietschen sind immer dann zu hören, wenn die Bremsscheibe nicht frei durch den Bremssattel dreht. Die einfachste Erklärung ist Verschmutzung; verölte, verglaste oder abgenutzte Beläge machen auch Krach. Wenn ein Bremskolben nicht mehr ganz in seine Ruheposition zurückkehrt oder sogar komplett fest ist, z. B. durch Korrosion oder defekte Dichtringe, sorgt das auch für ungewollte Geräusche. Kardan/Kette Wenn der Kardan-Winkeltrieb verschlissen ist, macht er Heulgeräusche. Knackt es dagegen (ggf. bereits beim Schieben), ist ein Lager im Endantrieb am Ende, auch das Kreuzgelenk kann der Übeltäter sein.
Unregelmäßige Geräusche während der Fahrt ver-raten bei kettengetriebenen Maschinen, dass die Kette unregelmäßig gelängt, also austauschreif ist. Tipp für die Geräusch-Diagnose: Stethoskop von Louis (9,95 Euro, Tel. 040/73419360). Motor Erste Kontrolle bei merklich lauter werden-den Geräuschen: Ölstand. Leise klickende Geräusche aus dem Zylinderkopf deuten auf ein zu großes Ventilspiel. Rattern aus dem Zylinderbereich kann ein ausgeschlagenes Kolbenbolzen- lager als Ursache haben. Ein regelmäßiges, klopfendes Geräusch aus dem Zylinderbereich? Vermutlich Pleuel- fußlager defekt. Wenn’s im Kurbelgehäuse rumpelt, sind meist die Kurbelwellenlager fällig. Rasselnde Geräusche an Motoren mit obenliegenden Nockenwellen? Steuer- kette bzw. deren Spanner.