Motorrad-Beschlagnahmung wegen wahnsinnigem Fahren
Dänen konfiszieren im Schnitt 3 Fahrzeuge pro Tag

Ein seit März 2021 gültiges Gesetz erlaubt es der Polizei in Dänemark Motorräder zu beschlagnahmen, wenn die Fahrer "wahnsinnig" unterwegs sind.

Beschlagnahmung, Motorrad, Abschlepper
Foto: Polizei Aachen

Die FEMA (Federation of European Motorcyclists Association) spricht von "insane driving”, was mit "verrücktem” oder "wahnsinnigem" Fahren übersetzt werden kann. Wenn also in Dänemark ein Motorradfahrer "wahnsinnig", im Sinne von besonders rücksichtslos, unterwegs ist, drohen nicht nur Führerscheinentzug und Haftstrafen, sondern die Polizei kann das Fahrzeug auch beschlagnahmen. Das gilt auch für Touristen.

Wie wird der "wahnsinnige" Fahrstil definiert?

Natürlich dürfen die Attribute "verrückt" und "wahnsinnig" keine subjektive Auslegungssache sein, weshalb die dänische Straßenverkehrsordnung sehr konkret definiert, was sie darunter versteht und welche Strafen das jeweilige Verhalten nach sich ziehen kann:

Unsere Highlights
  • Wenn der Motorradfahrer 200 km/h oder schneller fährt, ist der Führerschein für drei Jahre weg und es kann zu einer Haftstrafe kommen.
  • Wenn mehr als 100 Prozent zu schnell gefahren wird (ab 100 km/h) drohen ebenfalls drei Jahre Führerscheinentzug und mögliche Haftstrafe.
  • Wenn bei einem Fahrer mehr als 2,0 Promille Alkohol im Blut festgestellt werden: drohen ebenfalls drei Jahre Führerscheinentzug und mögliche Haftstrafe.

Fahrzeuge werden auf Auktionen verkauft

Die Polizei hat auch die Möglichkeit, Fahrzeuge zu beschlagnahmen, zu konfiszieren und auf Auktionen zu verkaufen, mit denen Fahrer "verrückt" unterwegs waren – und zwar unabhängig davon, ob der Fahrer das Fahrzeug besitzt, geleast oder ausgeliehen hatte.

Die dänische Polizei beschlagnahmt derzeit etwa drei Fahrzeuge pro Tag, das werden allerdings nicht nur Motorräder sein. In den ersten sechs Monaten nach Inkrafttreten der neuen Vorschriften hat die Polizei insgesamt 510 Fahrzeuge beschlagnahmt, während von insgesamt 623 zur Anzeige gebrachten Fällen 586 als "insane driving" eingestuft wurden.

Motorrad-Beschlagnahmungen in Großbritannien

Die Dänen sind nicht die Einzigen in Europa, die zu drastischeren Mitteln greifen. In Großbritannien schlug die Polizei von Northumbria vor, alle Motorräder sollen mit Trackern und Geschwindigkeitsmessgeräten ausgestattet werden. So soll jederzeit bei jedem Motorrad festgestellt werden können, wie schnell es ist und wo es sich befindet. Kriminalkommissarin Kim McGuinness aus der Region Northumbria erhofft sich mit diesen Mitteln, die steigende Zahl von Geschwindigkeitsüberschreitungen und das, was sie als "asoziales Verhalten" bezeichnet, unter Kontrolle zu bekommen.

Northamptonshire verfolgte in der Sache nochmal einen anderen Ansatz, indem am 31. Juli 2020 von der Polizei beschlagnahmte Motorräder ihr Ende in einer Schrottpresse fanden. Die Fahrer der Motorräder waren zuvor durch rücksichtloses Fahrverhalten aufgefallen. Aktionen, bei denen beschlagnahmte Motorräder publikumswirksam zerstört werden, sollen vor allem eine abschreckende Wirkung auf Motorradfahrer haben, die sehr rücksichtlos mit ihren eigenen Bikes unterwegs sind.

Fazit

Bereits seit März 2021 gilt das neue Gesetz, das es der dänischen Polizei erlaubt, unter bestimmten Voraussetzungen Motorräder zu beschlagnahmen. Derzeit werden im Schnitt täglich drei Fahrzeuge konfisziert. Die Information, wie hoch der Anteil an Motorrädern daran ist, liegt uns nicht vor.

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MOTORRAD 20 / 2023

Erscheinungsdatum 15.09.2023