- Das Warnlicht warnt nicht
- Ergebnis: keine Überraschung
- Warnlampe muss höher sitzen
- 3 Sekunden außerorts sind zu wenig
- Fazit
Es wäre so schön. Es wäre so sicher: Motorrad fahren. Moderne Assistenzsysteme wie Stabilisationsprogramme, landläufig Kurven-ABS genannt, könnten noch mehr bieten und sogar bereits regeln, ohne, dass der Fahrer Bremse oder Gas betätigt. Kombiniert mit einem Radar-System, ist sogar ein Notbremsassistent einfach umsetzbar. Und in Zukunft, mit einer Vernetzung, könnte das Motorrad bereits auf Gefahren reagieren, die noch gar nicht sichtbar sind. Die Schwachstelle ist der Fahrer. Dessen Körperhaltung oder Aufmerksamkeit auf dem Krad ist kaum messbar. Das Connected Motorcycles Consortium führte eine Studie durch, wie Fahrer auf eine Warnmeldung im Cockpit reagiert, die vor einer Gefahr warnen, die noch gar nicht sichtbar ist. Die Ergebnisse sind so erschreckend wie bekannt.
Das Warnlicht warnt nicht
21 Motorradfahrer und 3 Motorradfahrerinnen fuhren in einem Simulator eine 37 Kilometer lange Teststrecke, innerorts und außerorts. Auf der Strecke tauchten unterschiedliche, zunächst unsichtbare Gefahrenstellen auf, vor denen eine rote Warnlampe im Cockpit 3 Sekunden vor der Sichtbarkeit der Gefahr warnte. In 16,7 Prozent der Fälle wurde die Warnung nicht wahrgenommen. In den übrigen Fällen dauerte es im Schnitt 1 Sekunde vom Aufleuchten der Lampe, bis der Blick auf sie fiel. Bis das Gas geschlossen wurde, dauerte es im Schnitt 2 Sekunden und bis die Bremse betätigt wurde, im Schnitt 2,5 Sekunden. Die Reaktionszeiten innerorts waren im Schnitt kürzer. Unterm Strich: eine optische Warnung auf dem Cockpit eines Motorrads wird nicht sicher oder schnell genug erkannt.
Ergebnis: keine Überraschung
Ein rein optisches Warnsignal im Cockpit eines Motorrads wird vom Fahrer entweder nicht oder im Kontext Unfallvermeiden zu spät wahrgenommen. Das Ergebnis ist auf eine andere Anzeige im Cockpit geprägt, nicht überraschend. Und diese sehr oft übersehene Leuchte blinkt sogar in einer Frequenz: Die Signalleuchte für den eingeschalten Fahrrichtungsanzeiger, den Blinker wird so oft, sehr lange übersehen. Es dürfte uns allen schon passiert sein: Nach dem Abbiegen den Blinker vergessen auszuschalten und gerne mehrere Kilometer blinkend gefahren, bis uns ein Mitfahrer "warnt" oder wir es selbst aus Versehen bemerken. Sprich: Das Cockpit ist historisch kein guter Platz für eine lebensrettende Warnung.
Warnlampe muss höher sitzen
Von den 24 Probanden zwischen 22 und 60 Jahren und zwischen 500 und 12.000 Kilometer Jahresfahrleistung gaben 9 an, die Warnlampe solle grundsätzlich höher positioniert oder gar auf Augenhöhe liegen. 5 Meinungen wünschen sich ein stark blinkenden Leuchte. Und sogar 7 Teilnehmer wünschen sich eine zusätzliche akustische Meldung. Interessant: Die Blind-Spot-Detection des MOTORRAD-Dauertesters Ducati Multistrada V4 S leuchtet in zusätzlichen Segmenten in den Rückspiegeln auf, also fast auf Augenhöhe und die bisherigen Erfahrungen zeigen: Die Warnung wird sehr intuitiv wahrgenommen, ohne den Fokus vom Verkehr zu nehmen. Übrigens: Im Schnitt lag der Kopfwinkel zum Blick auf Cockpit 33 Grad unter der Sichtlinie während der Fahrt.
3 Sekunden außerorts sind zu wenig
Von insgesamt 96 Warnungen wurden im Schnitt 16 verpasst, der Großteil davon außerorts, wenn die gefahrenen Geschwindigkeiten höher sind. Im Schnitt dauerte es 1,02 Sekunden, bis die Warnung erkannt wurde. 2,13 Sekunde bis das Gas geschlossen wurden und 3,51 Sekunden zur Bremsung. Sprich: Außerorts wurde im Schnitt erst eine halbe Sekunden nach Sichtbarkeit der Gefahr gebremst. Wobei das natürlich vom dem persönlichen Einschätzen der Gefahr abhängt. Schwerer wiegt im Kontext, dass über ein Drittel der Zeit von Warnen bis Erkennen verrinnt, bis die Warnlampe im Cockpit erkannt wird. Sprich: 3 Sekunden außerorts erscheinen zu kurz.
Fazit
Das Connected Motorcycles Consortium führte eine Studie durch, wie und wann Motorradfahrer eine Warnlampe im Cockpit wahrnehmen, die vor einer noch nicht sichtbaren Gefahr warnt. Die Ergebnisse sind weder überraschend noch erbaulich: 16,7 Prozent der Warnung werden gar nicht wahrgenommen und die Reaktionszeiten auf die Warnung ohne sichtbare Gefahr sind zu lang. Die Probanden der Studie gaben meist an, die Warnlampe liege zu tief und außerhalb des Sichtfelds.
Der Grund der Studie: Im Kontext vernetztes Fahren oder dem noch besseren Nutzen aktueller Fahrassistenten ist es, auf dem Zweirad hochkritisch, die Körperhaltung und Aufmerksamkeit des Fahrers zu erkennen.