Die Nordschleife des Nürburgrings ist weltweit bekannt für ihre anspruchsvolle Streckenführung und gilt als eine der herausforderndsten Rennstrecken im Motorsport. Mit einer Länge von 20,8 Kilometer, über 70 Kurven und einem Höhenunterschied von mehr als 300 Meter fordert sie nicht nur Fahrzeuglenker heraus, sondern stellt auch Motorradfahrer vor spezifische Herausforderungen. Hier ein Kommentar dazu von Helmut Dähne.
Touristenfahrten machen die Nordschleife zur öffentlichen Straße
Da die Nordschleife während der Touristenfahrten als öffentliche Straße im rechtlichen Sinne gilt, führt die zuständige Polizeidienststelle Koblenz eine Statistik über die gemeldeten Unfälle der vergangenen Jahre. Bei der Statistik handelt es sich also ausschließlich um Unfallzahlen unter Beteiligung von Zweirädern im Rahmen von Touristenfahrten auf der Nordschleife. "Das sind die Unfälle, die der Polizei bekannt bzw. gemeldet worden sind. Es ist nicht auszuschließen, dass insbesondere Unfälle mit leicht verletzten Personen oder lediglich Sachschäden bei der Polizei nicht gemeldet/angezeigt werden.", so die Auskunft der Polizei Koblenz.
Kommentar von Test-Redakteur und Nordschleifen-Kenner Tobias Münchinger:
"Ich war zum ersten Mal mit Tim Röthig auf der Nordschleife. Das muss 2013 oder 2014 gewesen sein. Er fuhr eine CBR 600 RR, ich eine Fireblade. Wir waren damals ein paar Runden im Touristenverkehr unterwegs. 3 Dinge sind mir davon noch sehr präsent:
- Wie Tim Röthig meine leichte Nervosität mit "Fahr mir einfach hinterher, alles wird gut" zur Seite wischte.
- Dass ich danach niemals wieder eine CBR 600 RR einen 21 Kilometer langen schwarzen Strich malen sah.
- Wie wir im Formationsflug ein Renntaxi überholten. In einer Rechtskurve, außen herum.
Warum erzähle ich das? Weil ich mir damals schon dachte, wie crazy das alles ist. Wenn Autos und Motorräder gemeinsam auf einer Strecke fahren, kracht es nämlich früher oder später – egal, auf welcher Piste. Als Motorradfahrer muss man noch nicht einmal schuld sein, Stichwort Kühlwasserverlust beim Tuning-Golf, der vor einem fährt."
Tim Röthig auf der Nordschleife
"Nachfolgend habe ich die Nordschleife jedes Jahr im Rahmen der exklusiv für Motorräder reservierten Action-Team-Veranstaltungen besucht. Definitiv bin ich der Meinung, die "Grüne Hölle" zählt zu den denkwürdigsten und tollsten Strecken überhaupt. Aber die Piste ist, besonders für Motorräder, brandgefährlich. Nach der letzten Neuasphaltierung war der Belag zwar wieder in einem super Zustand, aber davor gab es so einige Rillen und Wellen, die schnellen Einspurfahrzeugen gefährlich werden konnten. Es ist nicht mehr als eine Frage der Zeit, bis der Autobetrieb den Belag wieder ruiniert.
Dann die ganzen Graffiti am Boden – teilweise sind die mordsglatt. Und besonders bei Nässe sollte man die Nordschleife mit einem Motorrad aus meiner Sicht einfach gar nicht befahren, so rutschig sind bestimmte Stellen. Bekannterweise existieren in den Kurven zwischen T13 und Galgenkopf in den allermeisten Fällen noch dazu keine Auslaufzonen. Was das bei einem Motorradsturz bedeutet, kann man sich denken. Wer am Adenauer Forst "nur" geradeaus fährt und sich in die Wiese eingräbt, hat noch Glück.
Nicht umsonst liefert Youtube stundenweise Material mehr oder weniger übler Nordschleifen-Crashvideos. Ob ich die Entscheidung der Nordschleifenbetreiber gegen Motorräder begrüße? Nein, weil ich an die Eigenverantwortung jedes Menschen glaube. Verstehen kann ich den Beschluss trotzdem.