Probleme mit E20-Sprit: Nicht für diese Motorräder

E20-Sprit kommt. Wer darf damit fahren?
Diese Motorräder dürfen heute schon E20 tanken

Veröffentlicht am 13.07.2025
Diese Motorräder dürfen heute schon E20 tanken

Das überrascht: E20 ist noch gar nicht wirklich spruchreif – zumindest nicht das Wann – und trotzdem haben einige Hersteller vereinzelt oder gar Flotten-weit bereits E20 ins Motorrad programmiert. Oder sie können es zumindest schnell umprogrammieren.

Was ist E20-Kraftstoff?

E20 bezeichnet einen Ottokraftstoff mit erwarteten 98 Oktan und einem Anteil von 20 Prozent an Bio-Ethanol. Also Alkohol. Dieser stammt aus Pflanzen und ist somit CO₂-neutral, da er kein fossil gebundenes Kohlendioxid emittiert. Der Alkohol selbst hat im Motorrad so seine kleinen Tücken, was der Version mit derzeit 10 Prozent (E10) in Deutschland keinen guten Stand bescherte. In anderen Ländern Europas ist es dagegen mittlerweile schwer, an E5-Benzin zu kommen.

Was ist das Problem an E20?

Der Alkohol im Benzin wirkt hygroskopisch, er bindet Wasser aus der Umgebungsluft. Dieses Wasser kann sich in Blasen im Benzin sammeln und sinkt durch die höhere Dichte nach unten. Motorradtanks aus Metall oder alte Vergaser können so schneller Korrosionsschäden erleiden. Teilweise bedingt durch gelegentliche chemische Reaktionen mit dem Alkohol, die den Rost begünstigen.

Außerdem steigt der Verbrauch mit einem höheren Anteil an Ethanol im Benzin, da der Alkohol zwar schneller verbrennt, allerdings nicht so energiereich. Grob: 3 Prozent mehr Verbrauch je 10 Prozent Alkohol im Benzin sind üblich.

Was ist der Vorteil von E20?

Vom Minus an CO₂-Emissionen abgesehen, bietet der geplante E20-Sprit 2 wesentliche Vorteile. Erstens: Er kommt direkt mit 98 Oktan, also als Super Plus. Zweitens: Womöglich wird der E20-Sprit sogar noch günstiger als E10, da das Bio-Ethanol nicht der CO₂-Bepreisung unterliegt.

Welche Motorräder dürfen E20 tanken?

MOTORRAD stellte eine entsprechende Anfrage an alle etablierten Hersteller auf dem deutschen Markt. Welche Modelle sind bereits für E20 vom Hersteller aus zugelassen? Die Schnelligkeit der Antworten von Triumph und Harley-Davidson überraschte so positiv wie das Ausbleiben der Antworten von den meisten anderen Herstellern.

Harley-Davidson: Heute schon bis E22 möglich

Richtig gelesen, Harley-Davidson hat seine aktuellen Modelle technisch bereits für einen Ethanol-Anteil von 22 Prozent ausgelegt. Lediglich die Software der europäischen Modelle müsste angepasst werden. Grund: Harley-Davidson hat die Maschinen für den Markt in Brasilien vorbereitet, wo deutlich höhere Ethanol-Anteile gefahren werden, da viel Zuckerrohr als Basis zur Verfügung steht. Das Einführen von E20 in Europa – wohl ab 2028 – stellt Harley-Davidson also vor keine nennenswerten Hürden.

ÜbrigensIn Brasilien und anderen Ländern Südamerikas ist es "normal", Motorräder mit E100 zu fahren, also mit reinem Alkohol. Die Hersteller geben die Möglichkeit an und weisen für den Betrieb mit reinem Alkohol bei einfachen Motoren gesonderte Leistungsdaten aus.

Triumph – Heute schon bis E25

Triumph scheint ebenfalls vorbereitet auf steigende Ethanol-Anteile. Seit knapp 10 Jahren – so Triumph – sind alle Modelle auf den Einsatz bis E25 ausgelegt, sprich Halter und Fahrer dieser Modelle können E20 einfach tanken ohne weitere Anpassungen bei Software oder Hardware.

Honda – GB 350 in Indien bis E20

Honda selbst verwies auf die aktuellen Betriebshinweise für die Modelle in Europa. Hier sind klare Warnhinweise beim Einsatz von Benzin mit mehr als 10 Prozent Ethanol enthalten. Interessant: In Indien ist die ebenfalls in Deutschland erhältliche Honda GB 350 S bereits heute für den Einsatz von E20 zugelassen.

Honda dürfte ohnehin einer der Vorreiter sein, um Motorräder mit sehr viel Alkohol betreiben zu können. In Brasilien sind die 300er-Modelle von Honda mit Luftkühlung und nur einem Zylinder sogar für den Betrieb mit reinem Alkohol zugelassen. Und dieser Motor ist in Indien bis E85 zugelassen.

Yamaha – in Indien bis E20

Yamaha rief als Teil einer Strategie für mehr Nachhaltigkeit aus, auf den Märkten in Asien und Indien im ersten Schritt auf Ethanol zu setzen. Die 155er-Motoren sind in Indien in der MT-15, R15 und FZ-X bereits für E20 freigegeben. Seit 2012 bietet Yamaha in Brasilien die Blueflex-Modelle an, die Benzin oder Alkohol verbrennen können. Ob die aktuellen Motoren für Europa mehr als E10 verbrennen dürfen, ist nicht bekannt.