Ratgeber Motorradpflege

Ratgeber Motorrad richtig putzen Ein sicheres Diagnosesystem

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Wer in weniger als 20 Minuten fertig ist, hat nach schwäbischen Maßstäben "net sauber gschafft". PS verrät, worauf es bei der Motorradpflege ankommt und wie Sie ihr Motorrad richtig putzen.

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Beim Motorrad putzen geht es nicht nur um Ästhetik. Motorradpflege ist eines der sichersten Diagnosesysteme. Beim Putzen schaut man besonders genau hin und entdeckt viele sich anbahnende Defekte, gelöste Schrauben und gerissene Halter, bevor sie ernste Probleme machen.

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Deshalb erklärt Ralf Schneider in PS, worauf es beim Motorrad putzen und pflegen ankommt, worauf Sie besonders achten sollten und welche Mittel, Lappen und Werkzeuge hilfreich sind. Auf den folgenden Artikelseiten finden Sie die Tipps und Tricks zur Motorradpflege übersichtlich unterteilt in die Rubriken:

  • Waschen & Bürsten
  • Bremsen
  • Batterie
  • Kette
  • Ölwechsel
  • Luftdruck
  • Politur

Waschen & Bürsten

Wasser Marsch
Eingetrocknetem Dreck liefere ich eine Wasserschlacht – schon vor dem Aufbringen des Motorradreinigers (bitte keinesfalls die maximale Einwirkdauer überziehen) lohnt eine gründliche Dusche, die den Dreck anlöst. Egal ob mit Wasser oder Reiniger, ich behandle Ecken und unzugängliche Stellen mit besonderer Sorgfalt. Unter- und Innenseiten der Teile nicht vergessen.

Abgebürstet
Mindestens zwei Bürsten gehören ins Arsenal: Eine weiche großflächige und eine dünne für verwinkelte Partien. Die wichtigsten Geräte, um den Reiniger überall hinzubringen und hartnäckigen Schmutz zu lösen, sind aber Körpereinsatz, Sorgfalt und Geduld. Wer in weniger als 20 Minuten fertig ist, hat nach schwäbischen Maßstäben „net sauber gschafft“. Benutzt man einen Reiniger mit kurzer Einwirkzeit, sollte man seine Maschine segmentweise einsprühen, abbürsten und abspülen.

Spülen und Trocknen
So gründlich wie der Reiniger aufgetragen wurde, muss er auch wieder abgespült werden. Am besten mit einem weich sprühenden Wasserstrahl und besonderer Vorsicht bei Rad-, Schwingen- und Lenkkopflagern sowie Steckverbindungen. Beim Trocknen helfen das klassische Leder für die Lackflächen, Druckluft, Wärme und Zeit.

Bremsen

Bilski
Noch während das Motorrad abtropft, kriegen die Bremszangen ihre Wellnesskur.

Hätschelkind Bremse
Noch während das Motorrad abtropft, kriegen die Bremszangen ihre Wellnesskur. Ich möchte sie vor allem anderen trocknen und reinigen. Im Kampf gegen die Bremsstaub-/Dreckkruste in den Ecken hilft die Zahnbürste.

Jetzt wird‘s heikel
Vorsichtig pumpe ich die Bremskolben ein wenig heraus, ohne sie ganz aus ihren Führungen zu drücken. So kann ich mit einem feinen Lappen die dünnen Schmutzränder rundum abwischen, die sich vor der Staubdichtung gebildet haben. Anschließend drücke ich die Bremskolben zurück, um die mit Bremsenreiniger gesäuberten Beläge leichter einbauen zu können.

Drehmoment und Schraubensicherung

Laut Werkstatthandbuch sollen nach jedem Abnehmen der Bremszangen neue Schrauben eingesetzt werden – wegen der aufgebrachten Schraubensicherung. Die kann jedoch auch aus der Tube kommen. Das Einhalten des vorgeschriebenen Drehmoments verhindert ausgerissene Gewinde im Gabelfuß oder Schrauben, die plötzlich immer länger werden. Bevor sie brechen.

Ganz wichtig: Beläge wieder anlegen

Sind die Bremszangen wieder fest, so lange am Bremshebel pumpen, bis die Beläge an den Scheiben anliegen. Bremsflüssigkeit wechsle ich nach der Sickermethode: Vorratsbehälter öffnen, Kunststoffschlauch und Dose ans Entlüfterventil, aufdrehen, alte Flüssigkeit herauslaufen lassen. Bevor Luft ins System gerät, oben frische Flüssigkeit nachgießen. Bis auch unten frische austritt.

Batterie

Bilski
Die Kontaktflächen von Batteriepolen und Anschlüssen müssen sauber und fettfrei sein.

Tipps für den alljährlichen Akku-Winterschlaf
Die geladene Batterie gehört in einen kühlen, aber frostsicheren Raum. Entweder mitsamt dem kompletten Motorrad oder im ausgebauten Zustand. Gelegentliches Nachladen erleichtert den Start in die Saison. Allerspätestens sollte die Batterie am Abend vor dem Frühjahrsputz ans Ladegerät gehängt werden. Dann bleibt auch noch Zeit, eine neue zu besorgen, falls man die alte dem Tod durch Vernachlässigung preisgegeben hat.

Nicht verpeilt oder verpolt
Bei der Demontage wird zuerst der Minuspol der Batterie abgeklemmt, bei der Montage zuletzt angeklemmt. Das bietet einen gewissen Schutz vor Kurzschlüssen, die durch Kontakt von Werkzeugen mit masseverbundenen Teilen passieren können. Die Kontaktflächen von Batteriepolen und Anschlüssen müssen sauber und fettfrei sein. Und obwohl die Konstruktion von Batterien und Anschlüssen Verwechslungen heute fast unmöglich macht, schadet es nicht, sich zu vergewissern: Liegt das Massekabel am Minuspol und das rot markierte Dauerpluskabel am Pluspol? Dann ist ja gut.

Fett? Später.
Erst nachdem die Polschrauben festgezogen sind, schützt man die Anschlussteile mit einer kleinen Fettpackung vor Korrosion. Die Gummikappe, die den Pluspol schützt, akkurat feststecken. Sollte sie spröde geworden sein, bitte austauschen. Zum besseren Schutz vor Elektrikkatastrophen.

Kette

Bilski
Das rot lackierte Kettenschloß erleichtert den Kontrollblick auf dieses buchstäblich schwächste Glied des ganzen Strangs.

Rein in den Dreck
Wegen der starken Winkelbeschleunigung der Kette auf dem Ritzel wird unter dessen Abdeckung viel Fett abgeschleudert, und das klebrige Zeug bindet jede Menge Dreck. Also, Ekel überwinden, Schmodder abkratzen und mit Sprühöl und einem Lappen nachreinigen. Lappenhierarchie beachten: Für einen solchen Job nimmt man nicht die sauberen Tücher.

Kettenputz mit Hingabe

Ich mag keine Kettenreiniger. Lieber putze ich die Kette Segment für Segment mit einem sprühölgetränkten Lappen. Das schont die O-Ringe. Wenn ich gleich nach dem Putz auf der Rennstrecke fahre, verzichte ich sogar auf Kettenspray, sondern ziehe die Kette nur ab und zu durch einen Öllappen. Als Leichtlauffetischist mag ich saubere, leichtgängige Antriebsstränge. Für den Alltagsbetrieb ist eine Behandlung mit Kettenspray als Schutz gegen Nässe und Korrosion jedoch unverzichtbar, keine Frage.

Vorher, Nachher
Es soll bitte niemand glauben, ich hätte meine Kette fürs Foto besonders gründlich gesäubert. Privat putze ich noch viel sorgfältiger, würde das aber von keinem vernünftigen Menschen verlangen. Das rot lackierte Kettenschloß erleichtert den Kontrollblick auf dieses buchstäblich schwächste Glied des ganzen Strangs. Tipp für Sportfahrer: Ältere Supersportler tragen oft überdimensionierte 530er-Ketten. Mit 525er-Ketten und Alublättern lässt sich Gewicht sparen.

Ölwechsel

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Wer kein spezielles Werkzeug zum Lösen hat, kann die Brutalo-Methode anwenden: Kreuzschlitz-Schraubendreher mitten durch den Blechmantel rammen und den Filter damit losdrehen.

Erst mal Warm laufen lassen
Danach drehe ich die Ölablassschraube mit einer langen Verlängerung heraus, damit mir die heiße Brühe nicht über die Hände läuft. Kurzer Blick auf den Dicht-ring: Wenn er riefig und/oder breit gedrückt ist, ist ein neuer fällig.

Ölfilter wechseln
Was im Ölfilter hängen blieb, möchte ich nicht mehr im Motor haben. Deshalb erneuere ich bei jedem Ölwechsel auch den Filter. Wer kein spezielles Werkzeug zum Lösen hat, kann die Brutalo-Methode anwenden: Kreuzschlitz-Schraubendreher mitten durch den Blechmantel rammen und den Filter damit losdrehen. Während Ölwanne und Filtergehäuse auslaufen, kann man den aufgesammelten Schmodder vom Motor feudeln, den man trotz aller Sorgfalt bei der Wäsche nicht erwäscht, nein, erwischt hat.

Dichtmachen
Ist die Ölwanne gründlich ausgetropft, werden die Ölablassschraube und der neue  Ölfilter eingeschraubt. Beim Festziehen der Ablassschraube auf keinen Fall das vorgeschriebene Drehmoment überschreiten – kaum etwas ist ärgerlicher als ein ausgerissenes Gewinde an dieser Stelle. Den Dichtring des Filters mit einem dünnen Ölfilm einreiben und den Filter festschrauben. Ein passendes Werkzeug hilft dabei; das erforderliche Drehmoment können jedoch auch kräftige Hände in Gummihandschuhen aufbringen.

Luftdruck

Bilski
Beim Reinigen entdeckt: Das Ventil des Hinter-reifens war spröde und eingerissen.

Kein Fahrspaß ohne den richtigen Druck
Jeder Reifen verliert Luftdruck. Immer. Das verdirbt die Fahreigenschaften und ist gefährlich. Deshalb kommt auch diese Frühjahrsputzgeschichte nicht ohne die ganz alte Leier aus: bitte Reifendruck kontrollieren. Das kann man gar nicht oft genug machen.

Was ist da los?
Motorradpflege ist eines der sichersten Diagnosesysteme. Beim Putzen schaut man besonders genau hin und entdeckt viele sich anbahnende Defekte, gelöste Schrauben und gerissene Halter, bevor sie ernste Probleme machen. So auch hier: Das Ventil des Hinter-reifens war spröde und eingerissen.

Politur

Bilski
Hartwachs dient nicht nur der Schönheit, es bewährt sich auch beim Lösen von allerlei Schmutz wie Kettenfett oder Aufkleberresten.

Rostmagnet Auspuff
Der Auspufftopf der Fireblade ist aus schwerem, schwarz beschichtetem Eisen, viele ältere Motorräder tragen gar ganze Auspuffanlagen aus dem rostanfälligen Material. Einsprühen mit Universalöl löst Dreck und Flugrost, angeblich schützt eine eingebrannte dünne Ölschicht sogar vor Korrosion. Sie hält aber sicher nicht lange vor, also lieber öfter einsprühen.

Komplikationen als Chance
Wegen des defekten Ventils musste das Hinterrad ausgebaut und der Reifen abgezogen werden. Damit lagen die hintersten Winkel von Schwinge und Hebelsystem frei und ich musste sie einfach putzen. Nicht, dass mir das besondere Freude gemacht hätte, aber hinterher hatte ich ein gutes Gefühl zwischen den Ohren. Und viel Vertrauen in mein Motorrad.

Schönheits-Streicheleinheit Wenn man alles andere in Schuss hat und wirklich nicht mehr mit dreckigen Pfoten auf den Lackteilen herumtapsen muss, kann man das Outfit mit Hartwachs einstreicheln. Nach kurzer Trocknung mit einem sauberen, weichen Lappen darüberpolieren – isses nicht schön? Hartwachs bewährt sich auch beim Lösen von allerlei Schmutz wie Kettenfett oder Aufkleberresten.

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