Die von 2001 bis 2015 gebaute Triumph Bonneville kann nicht richtig schnell und sieht neben vielen Bikes alt aus. Ganz schön sogar. Egal, Fans mögen die auf alt getrimmte Schöne.
Die von 2001 bis 2015 gebaute Triumph Bonneville kann nicht richtig schnell und sieht neben vielen Bikes alt aus. Ganz schön sogar. Egal, Fans mögen die auf alt getrimmte Schöne.
Mehr Retro geht kaum. Schließlich kann die Triumph Bonneville auf familiäre Wurzeln zurückblicken, die bis in die 1950er hineinreichen. Zum legendären Motorrad wurde die Triumph aber erst in den 1960ern, als sie mit seinerzeit beeindruckenden 46 PS und 190 km/h Topspeed unter anderem dem Schauspieler Steve McQueen Anlass zum Schwärmen (und Heizen) gab. Die Zweizylindermaschine war damals der Hammer, ein Machobike für Fahrkönner. Und heutzutage?
Sie sieht fast immer noch gleich aus, obwohl sie mit den ersten Serien der Bonneville-Modelle, die mit dem Firmentod in den 1980ern auch untergingen, technisch nur wenig gemeinsam hat. Nach Triumphs Neustart Anfang der 90er trat die Triumph Bonneville, die hier beschrieben wird, erst 2001 wieder auf den Plan. Mit einem neu konstruierten 790-Kubik-Reihenzweizylinder, der zeitgleich auch in Triumphs Mittelklasse-Cruiser America zum Einsatz kam. Die 61 PS hauten in der „Neuzeit“ niemanden vom Hocker, aber das war auch nicht der Anspruch. Kurioserweise etablierten die Japaner bereits 1999 mit der Kawasaki W 650 eine neue Retro-Klasse, angelehnt an den Geist der Sixties-Brit-Bikes – logisch, dass Triumph da nicht länger zurückstecken wollte. Allerdings ging der Trend zunächst am Kunden vorbei.
Nur wenige begriffen zu jener Zeit, dass auch für andere Maschinen als Chopper und Cruiser gelten darf: Leistung ist nicht alles. Seit 2005 leistet die Triumph Bonneville immerhin 68 PS aus 865 Kubik, und bis zum letzten Modelljahr 2015 blieb es dabei, auch beim Erscheinungsbild: 1960er-Style, authentisch.
In der Bauzeit gab es ein paar kleinere Änderungen (siehe Modellpflege) und sich nur minimal vom Basismodell unterscheidende Zusatz- und Sondermodelle – T100, Black, SE, Anniversary und weitere. Grundsätzlich sind es brave und liebenswerte Motorräder. Was für eine Evolution: Mit der Ur-Bonnie war man damals aufregend schnell – die Retro-Bonneville hingegen ist für gehetzte Menschen ein probates Mittel, sich genussvoll abzuregen.
Seit Markteinführung des neuen Modells bieten viele Händler die Triumph Bonneville im Abverkauf zu günstigen Preisen neu an. Das drückt etwas die Gebrauchtpreise.
6850 Euro
Beispiel: EZ 05/2011, 24.065 km
Händlerangebot aus Westfalen: 1. Hand, 1 Jahr Garantie. Als Zubehör: Shark-Endschalldämpfer, Einzelsitz mit Gepäckträger. Fettes Paket, dennoch recht teuer
ab 4500 Euro
Beispielanzeige: 23.813 km, EZ 03/2007, alle Verschleißteile sind noch in gutem Zustand. Kein Wartungs- oder Reparaturstau, optisch steht die Maschine auch sehr gut da, lediglich am Auspuff finden sich ein paar kleine Kratzer, 4899 Euro (Händler aus Braunschweig)
Niedriges Preisniveau. Vorwiegend Triumph Bonneville mit 790er-Motor und oftmals mit mehr als 25.000 Kilometern und sichtbaren Gebrauchsspuren werden unter 5000 Euro angeboten. Insgesamt liegen nur wenige Offerten unter 5500 Euro.
ab 5500 Euro
Beispielanzeige: 8500 km, EZ 06/2008, HU abgelaufen, aus erster Hand. Aus Zeitgründen verkaufe ich das schöne Stück. Eine Triumph Bonneville hat es verdient, gefahren zu werden. Direkt entspannt in den Sommer starten! 6300 Euro (Privatanbieter aus Hessen)
Mittleres Preisniveau. Wenngleich nie wirklich billig, ist in dieser Preisrange die Schnäppchendichte am höchsten. Mit Glück finden sich wenig gefahrene und top gepflegte Exemplare zu fairen, noch verhandelbaren Preisen um 6000 Euro.
ab 7000 Euro
Beispielanzeige: 4500 km, EZ 03/2012, HU 03/ 2017. Das Motorrad habe ich letztes Jahr aus erster Hand gekauft und bin es so gut wie nicht gefahren. Wurde mit Kardanwelle anstelle eines Kettenantriebs ausgestattet. 7800 Euro (Privatanbieter aus Niedersachsen)
Hohes Preisniveau. Insbesondere Privatanbieter meinen den Retro-Hype um die Triumph Bonneville nutzen zu können und haben mitunter sehr überzogene Preisvorstellungen. Händler bieten nur selten ältere als drei Jahre alte Gebrauchte an.
Die Triumph Niederlassung Dortmund bietet auf 750 Quadratmetern Ausstellungsraum viele Gebrauchte an. Marc Winter, 41 Jahre, ist Verkaufsleiter.
MOTORRAD: Ihre Offerte soll nur 25 Prozent unter dem alten Neupreis von 2011 kosten. Damit liegen Sie im direkten Vergleich gut. Ist die Triumph Bonneville tatsächlich so gefragt, dass sie für solch hohe Gebrauchtpreise gut weggeht?
Marc Winter: Ja, auf jeden Fall. Dieses Motorrad erfährt seit Längerem eine enorme Popularität. Es gibt sowohl ältere Interessenten, die durch dieses Retro-Bike an ihre eigene Jugend in den 1960ern erinnert werden, als auch viele junge Käufer, denen das authentische Oldie-Aussehen dieser Triumph gut gefällt. Man bekommt ein klassisches Bike mit zuverlässiger Technik und Kultstatus, und sie fährt sich zudem problemlos. Und weil die Nachfrage so hoch ist, sind demzufolge die Gebrauchtpreise eben auch sehr stabil.
MOTORRAD: Nun drückt die neue Bonneville mit 1200er-Motor auf den Markt. Sieht dagegen die alte Triumph Bonneville T100 nicht etwas alt aus? Zumal die neue T120 ja mit deutlich mehr Leistung und Drehmoment aufwartet …
Marc Winter: Ach, das kann man so nicht sagen. Logisch ist die neue Bonnie spannend und hat bereits schnell Fans gefunden. Aber gebraucht gibt es sie zurzeit noch nicht. Die Triumph Bonneville T100 ist als Gebrauchte dennoch sehr beliebt, weil sie sich technisch unkompliziert auf 48 PS drosseln lässt. Damit empfiehlt sie sich für Führerscheineinsteiger und vor allem für Wiedereinsteiger und ältere Umsteiger vom A2-Führerschein. Für diese Klientel stellt sich die Leistungsfrage gar nicht. Und mit 48 PS lässt sich die T100 immer noch sehr gut fahren.
MOTORRAD: Unterscheiden Interessenten zwischen 865er- und dem bis 2006 verbauten 790er-Motor?
Marc Winter: Ehrlich gesagt, kaum. Ich denke, für Bonnie-Interessenten zählt eher das Aussehen als die paar PS weniger. Äußerlich unterscheiden sich die 790er und 865er kaum, guter Pflegezustand und geringe Laufleistung gelten als entscheidender.
MOTORRAD: Welches Zubehör ist bei diesem Motorrad angesagt?
Marc Winter: Da gibt es eine sehr große Bandbreite, vom abschließbaren Tankdeckel bis zum kompletten Café Racer-Umbau haben wir im Laden schon alles gehabt. Bei der Bonneville ist die Palette mit Zubehör groß, jeder kann sich das Motorrad nach seinem Geschmack gestalten. Das wird gerne genutzt.
MOTORRAD: Und gibt es besonders gesuchte Farben?
Marc Winter: Das Sondermodell Black ist seit Jahren sehr gefragt. Dunkle Lackierungen kommen generell gut an, mit dem Schwarz liegt man also immer richtig nach dem Motto „Black is beautiful“.
Tests in MOTORRAD
FB = Fahrbericht, VT = Vergleichstest; Artikel-Download unter www.motorradonline.de/ekiosk
Literatur