- Vespa mit variabler Ventilsteuerung
- So funktioniert das Piaggio-System
- Fazit
Hübsch, aber schwach. So könnte nach fahrdynamischen Kriterien die Vespa, besonders das 300er-Modell, bezeichnet werden. Der aktuelle HPE-Motor im schicken Kleid der Vespa generiert nur 23,8 PS aus 278 Kubik. Vor dem Hintergrund, dass andere Premiumroller der Klasse zwischen 28 und 30 PS leisten, dürfte die teure Vespa ruhig etwas mehr Leistung bringen. Möglich könnte es eine variable Ventilsteuerung machen, die Piaggio zum Patent anmeldete. Und die hat es in sich.
Vespa mit variabler Ventilsteuerung
Motorräder mit variabler Ventilsteuerung sind zwar kein Novum mehr, von verbreitet kann aber auch keine Rede sein. Völlig unbefleckt davon sind bisher Roller-Motoren jeder Größe. Den ersten Schritt könnte Piaggio in der Vespa machen. Die zum Patent angemeldete Erfindung eines derartigen Systems in einem Einzylinder mit einfacher Nockenwelle (Sohc-Motor) zeigt Piaggio auf Basis einer aktuellen 300 GTS.
Allerdings: Der abgebildete Einzylinder passt nicht ganz zum Layout der aktuellen I-Get und HPE-Motoren der 125er und 300er-Modelle. Doch die Erfindung steckt im Kopf und die darf als genial betitelt werden. Piaggio plant weiterhin, die Nockenwelle zwischen den Ventilen zu platzieren und per Kipphebel die Gaswechsel zu steuern. Im Gegensatz zu anderen Systeme wie dem Shift-Cam von BMW, dem V-Tec von Honda oder dem Piaggio-eigenen Patent für einen Sportmotor, ändert sich an der Steuerung der Nockenwelle nichts.
So funktioniert das Piaggio-System
Die Ventilsteuerung wird variabel durch unterschiedlich ausgeformte Kipphebel (16+17), die die Einlasszeiten der Einlassventile ändern. Die Mechanik funktioniert über einen Aktuator, der mit 2 verschiebbaren Stiften den einen oder anderen Kipphebel einschaltet, der andere läuft ohne Kraftübertragung auf die beiden Einlassventile mit. Der Unterschied der Rollenkipphebel ist auf den Zeichnungen kaum zu erkennen.
Die Nummer 16 ist der Rollenkipphebel für das Drehmoment, genauer: für das Drehmoment bei niedrigen bis mittleren Drehzahlen. Überschreitet der Motor eine bestimmte Drehzahl, drückt der über der Nockenwelle montierte Aktuator einen Stift durch den eigentlichen Kipphebel, der die Ventile öffnet und verbindet den Rollenkipphebel Nummer 17. Er steht etwas flacher zur Nockenwelle, öffnet dadurch etwas später, bleibt dafür länger offen und könnte theoretisch den Ventilhub erhöhen. Alle 3 Faktoren begünstigen eine hohe Leistung.
Fazit
Piaggio meldet die Erfindung einer variablen Ventilsteuerung zum Patent an. Speziell für die Einzylinder mit nur einer Nockenwelle, also die Roller-Motoren. Per unterschiedlich ausgeprägter Kipphebel ändert Piaggio die Steuerzeiten der Einlassventile, was mehr Drehmoment und mehr Leistung bedeuten kann. Ob und wann Piaggio das System in einem Roller bringt, ist nicht bekannt.