Wollt ihr fotografieren? Kein Problem! Wir räumen alles weg und schauen euch zu!„ Kaum ausgesprochen, handeln die drei (eigentlich) arbeitenden Gartenprofis auch danach. Motorsensen, Helme, Gummistiefel verschwinden schnell in ihren Autos, dann parken die drei freundlichen Landschaftspfleger auch noch die Fahrzeuge weg, um uns vollends freie Bahn zu machen. Tja, über ein so relaxtes Arbeitsethos wundert sich der normalerweise dauergestresste Mitteleuropäer. Was noch mehr erstaunt, ist, dass es sich beim Terrain für die Motorrad-Fotofahrt um eine idyllisch gelegene, romanische Kirche aus dem zwölften Jahrhundert handelt. “Immer schön im Kreis um die Kirche rum! Da könnt ihr auch zickzack durch den Garten zirkeln!„, ermuntern uns die bestens gelaunten Sensengötter. Gesagt, getan plus im Anschluss jede Menge Bilder im Kasten.
Portugal lebt Entschleunigung
Zeit für Pause und ein kleines Schwätzchen. “Ich habe zwölf Jahre in der Schweiz gearbeitet, kann auch ein bisschen Deutsch„, erklärt Juan augenzwinkernd, vermeintlich der Obersensenmann der Truppe. “Bayern München!„, prustet es aus ihm heraus. Sofort sind alle beim portugiesischen Nummer-eins-Thema: Fußball. Das direkt angebotene Motivationsbier der Landesmarke Super Bock muss Tourorganisator João jedoch mit Charme abbiegen, schließlich stehen noch jede Menge Kurvenkilometer auf dem Programm. Und wenn João Kurven erwähnt, dann bedeutet das auch tatsächlich reichlich Richtungswechsel.

Aber Pause schadet nie, also Zeit für kurzen Rück- und Ausblick. Am Morgen, kurz vor der Abfahrt in Porto versprach João einen schönen ersten und einen spektakulären zweiten Tag. Dem immer so unaufgeregt agierenden Portugiesen, so stellt sich schon bald heraus, darf man das glauben. Als “Werksfahrer„ in einen leicht verregneten Tag starten: neue KTM Adventure-Motorräder, nigelnagelneue Klamotten, frische Offroad-Reifen. Viel schneller als gedacht verlässt man die Region Porto, schraubt sich auf nahezu leeren Straßen in die Höhen der Serra da Freita. Weite Ausblicke, guter Asphalt und dann die ersten Offroad-Passagen.
Offroadfahren – fast überall noch legal
Geografisch lässt sich die geplante Tour relativ leicht verorten. Porto, die zweitgrößte Stadt Portugals, liegt ganz im Norden des Landes. Weil der Fluss Douro hier ins Meer mündet, genügt ein Blick auf der Karte waagerecht in Richtung Spanien. Rechts das Flussgewürm des Douro. Der grobe Plan: erst südlich, dann nördlich des Unesco-Welterbes Alto Douro die schönsten Ecken der Region abfräsen. Nicht zu vergessen: Der drittgrößte Fluss der iberischen Halbinsel startet als “Duero„ in Spanien und gluckert erst ab der Grenze als “Douro„ durch Portugal, um dann als Wasserspender im Atlantischen Ozean abzufließen. Wasser ist überhaupt das Thema heute: der Douro als Ziel für den Abend, aktuell aber Durst wegen der Hitze bei den Fahrern. Chef João und Tourguide Ricardo deuten mit den Zeigefingern senkrecht nach oben, am Himmel braut sich etwas zusammen. Wie immer portugiesisch entspannt, aber dennoch zum Aufbruch mahnend.

Wer mit dem Motorrad einmal die schönen Ecken von Rhein oder Mosel abfahren konnte, besitzt damit schon eine recht gute Vorstellung davon, wie es am Douro aussieht. Logischerweise mit eindeutig südeuropäischen Akzenten. Ein kraftvoller Fluss, der sich mit allerlei Biegungen seinen Weg durch die Felsen sucht. Rebstock an Rebstock und die dabei über Generationen entstandene Weinbaulandschaft wirken wie heilsame Entspannungsoasen. Klar, die umtriebigen Römer brachten den Weinbau in die zumindest im Sommer so heiße und trockene Region. Gute Weinbaugebiete sind trotzige Bollwerke gegen Politik, Wirrungen, Kriege oder sonstiges Unnütze. Denn Wein bringt Arbeit – und spendet seinen Genießern Trost. Zur Begrüßung der Motorradgäste legt sich das legendäre Portweingebiet heute mächtig ins Zeug. Vor pechschwarzer Himmelsfront zucken Blitze wie im Technofieber, Gewitterdonner hallt durchs Flusstal. Der niederströmende Regen formiert sich zu einer undurchsichtigen Wassergardine. Aber selbst unter diesen extrem widrigen Umständen gibt es in dieser grandiosen Landschaft Fahrspaß. Der hintere Zylinder der KTM Adventure wärmt den Po, und der famose Kurvenswing das Gemüt. Ab zur Weinprobe!
Regen und Sonne
Tag zwei bietet ein Wetter-Kontrastprogramm: prallblauer Himmel, ruhiger, in der Morgensonne glitzernder Douro, auf dem Touristenschiffe tuckern, Motorradfahrer, die sich einfach nur auf einen aktiven Tag freuen. Beim Frühstück in Pinhão erzählt João von den abenteuerlichen Zeiten des Portweins. Denn früher brachten mutige Schiffer den hier produzierten Wein mit Lastkähnen zur Lagerung flussabwärts bis nach Porto. Da der Douro neben ruhigem Fahrwasser aber auch heimtückische Stromschnellen aufweist, ranken sich bis heute zahllose Geschichten um verlorene Kähne, Fässer und einige menschliche Tragödien. Geschichte einatmen, aber dennoch jetzt fest in den Rasten stehen und mit den KTMs Staub aufwirbeln! Kilometerlang schrauben wir uns am Douro entlang mitten in den Weinhängen offroad rauf und runter. Legal und faszinierend. Ab und zu winkt ein Bauer vom Traktor runter. Die alte Geländeregel gilt auch hier: Gegenverkehr, Fahrradfahrer, Fußgänger – Geschwindigkeit drosseln, freundlich grüßen. Vermutlich muss João dies aber nur seinen Gästen erklären – er handelt eh immer so. Ganz egal, ob nun Gelände oder asphaltiertes Geläuf, die Region begeistert und entschleunigt. Auch wenn João manchmal mächtig an der Brause zieht – ganz so wie gewünscht.

Muito obrigado, Alto Douro! Zeit, sich vom Douro zu verabschieden und auf dem Weg zurück nach Porto noch jede Menge Kurvenpunkte ins imaginäre Erlebnisbuch zu kleben. Spät am Abend erreichen die KTMs ihren Heimathafen Porto. Die Großstadt mit ihrer Tradition und Lebendigkeit ist ein echtes Juwel. Unsere Maschinen parken wir direkt vorm Hotel. Feierabend mit Blick auf die faszinierende Metallbogenbrücke Ponte Luís I. Die Idylle ist so lange perfekt, bis sich ein deutsches Ehepaar keifend über die abgestellten Motorräder ärgert. Aber auch dafür hilft ein in Portugal bestens bewährtes Rezept zur Entspannung: Stress und Ärger einfach lächelnd ignorieren.
Weitere Infos zu Portugals Norden
Der Anbieter: Freeride Spirit-Gründer João Roxo, zu seiner Motorsportzeit Enduroprofi, schätzt den tadellosen Auftritt. So entstand sein Konzept eines Komplettpakets zuerst für Sportenduro-Fahrer nach dem Motto: Organisiere deine Anreise nach Porto selbst – ab da übernehmen wir! Inklusive: Shuttleservice, Motorrad, Bekleidung, Unterkunft, Routen, Service. Was sich bei leichten Geländeflitzern bewährte, überträgt Touranbieter Freeride Spirit nun auf das Adventure-Segment mit größeren Reiseenduros. Perfektionist Roxo feilte ausgiebig an seinen besten Routen entlang des Douros, um wirklich die schönsten Adventure-Routen für On- wie auch Offroadfahrer rauszufiltern.
Touren: Wahlmöglichkeiten für Touren zwischen zwei bis sechs Tagen. Offroad auf Wunsch – und nach Erfahrung. Es besteht die Möglichkeit, alleine oder als Gruppe zu starten. Alle Punkte, Sehenswürdigkeiten, Restaurants der Strecke gibt es auf dem Navi. Optional komplett auch mit Tourguide. Wer will, kann sich auf den verschiedenen Strecken schwindlig fahren: vom alten Römerweg bis zur top asphaltierten Straße mit ganz weiten Bögen. Langweilig wird es nie, denn neben dem reinen Fahrspaß brilliert die Aussicht. Autobahnen sind tabu. Gut so!
Motorräder: Aktuelle Modelle aus der KTM-Flotte. Unter anderem stehen Adventure 1090 oder 1290, inklusive Koffer und Topcase zur Wahl. Bereifung je nach Tourprofil, sprich Offroadpneus – oder eben taugliche Straßenreifen.
Leih-Ausrüstung: Schuberth-Helme, Rev’it-Bekleidung, Headsets zur Kommunikation, Regenüberzieher. Aber auch Gimmicks wie GoPro-Kameras sind buchbar.

Übernachtungen: Ausschließlich Hotels mit vier oder fünf Sternen. Sehr gepflegte Häuser mit Charme, oft historischer Bausubstanz und in Top-Lage.
Anreise: Nach Porto gibt es viele Flugverbindungen, auch Billigflieger ab Deutschland direkt ins Zielgebiet. Preise: ab ca. 100 Euro.
Beste Reisezeit: Funktioniert beim Thema Wetter überhaupt eine Empfehlung? Nun ja, theoretisch kann man die Touren das ganze Jahr über bestreiten. Favoriten sind aber das Frühjahr und der Herbst.
Land und Leute: Aktuell drücken Kenner der iberischen Halbinsel es so aus: Portugal ist das bessere Spanien. Freundlichkeit überall, gute Infrastruktur, und das entschleunigte Lebensgefühl ist sowieso immer eine Reise dorthin wert.
Preis und Leistung: Bis auf Mittagessen, Benzin und Anreise ist alles im Paket enthalten. Nach der Ankunft am Flughafen ist der Kunde umsorgt. So kostet zum Beispiel eine fünf Tage dauernde “All-Inclusive„-Tour für den Fahrer 1.995 Euro, für Beifahrer 998 Euro. Informationen und Buchungen unter www.freeridespirit.pt. Ein ähnliches Komplettprogramm, aber mit BMW- statt KTM-Modellen findet sich übrigens auch unter: www.bmwendurocamp.com.