Der CEO eines indischen Elektroroller-Herstellers erwartet im kommenden Jahr eine weiter steigende Nachfrage nach Elektro-Zweirädern.
Der CEO eines indischen Elektroroller-Herstellers erwartet im kommenden Jahr eine weiter steigende Nachfrage nach Elektro-Zweirädern.
Tarun Mehta, Gründer und CEO von Ather Energy, geht davon aus, dass im Jahr 2023 jedes fünfte verkaufte Zweirad in Indien ein Elektrofahrzeug sein wird. Prozentual gesehen würden Elektroroller bis zum Ende des laufenden Jahres einen Anteil von 20 Prozent am gesamten indischen Zweiradmarkt ausmachen. Diese Aussagen machte Mehta während eines Auftritts im Rahmen des Autocar Professional EV Forum. "Wir sehen eine gute Nachfrage an allen Fronten, die zwei- bis dreimal so hoch ist, wie das Angebot", führte er weiter aus.
Der Marktanteil von Elektrorollern und E-Motorrädern sei innerhalb von sechs Monaten von drei bis vier Prozent auf zwölf Prozent gestiegen, sagte Mehta und fügte hinzu, dass "wir in den nächsten zwölf bis 18 Monaten eine Marktdurchdringung von 25 bis 30 Prozent erreichen werden".
Der indische Markt für Elektrofahrzeuge legte in den letzten neun Jahren einen weiten Weg zurück: Von anfänglich zögerlichen Käufern bis hin zu heute, wo viele Interessenten Schlange stehen, um ein Elektrofahrzeug zu erwerben. Mehta gründete Ather Energy bereits 2013 und richtete in den ersten Jahren Erlebniszentren ein, in denen potenzielle Kunden davon überzeugt werden sollten, dass Elektroroller kein Spielzeug sind.
"Heute erleben wir eine umgekehrte Situation, in der die Nachfrage das Angebot übersteigt", so Mehta. Unerwarteterweise leben die meisten Kunden nicht in den größten Städten Indiens, sondern in sogenannten "Tier-2-Städten", wie beispielsweise Chandigarh, Vadodara, Jaipur, etc. oder sogar in "Tier-3-Städten", die eine kleinere Bevölkerungszahl aufweisen als beispielsweise Neu-Delhi, Kolkata oder Mumbai. Die Ursache dafür ist, dass im Gegensatz zu den Mega-Metropolen in den etwas kleineren Städten bessere Platzverhältnisse herrschen. Das bedeutet: mehr Wohnraum, eventuell sogar freistehende Häuser, private Parkplätze am Haus und somit eine bessere Ladeinfrastruktur.
Ein Fokus bei der zukünftigen Entwicklung sollte laut Tarun Mehta auf die Qualität und Eignung der Batteriesysteme gelegt werden. Metha bezieht sich darauf, dass in den letzten acht bis neun Monaten aus verschiedenen indischen Landesteilen fast ein Dutzend Brände von Elektrorollern gemeldet wurden. Deshalb müssten seiner Meinung nach Anstrengungen bei der Konstruktion der Akkus, dem Batteriemanagementsystem und der Montage- und Fertigungsqualität unternommen werden. Viele Unternehmen seien sich dessen nicht bewusst und konzentrierten sich nicht genug auf die Qualität der Batterien, fügte er hinzu. Hinzu käme der Import von Geräten, die nicht für das indische Klima geeignet seien. Minderwertige Geräte hätten laut Mehta zu den jüngsten Vorfällen beigetragen.
Die größte künftige Herausforderung sieht der Unternehmenschef aber darin, eine gesunde Industrie zu etablieren, die auch ohne Subventionen profitabel unterwegs sein kann. Aktuell werden aus regionalen sowie zentralen Fördertöpfen umgerechnet 700 bis 800 Euro pro Fahrzeug zugeschossen. Das Förderprogramm sollte ursprünglich bis Ende 2022 laufen, wurde aber bis Mai 2024 verlängert.
Die Elektromobilität steht auch in Deutschland auf der Agenda. Das schließt Zweiräder aber nicht mit ein. Stattdessen soll hierzulande die E-Auto-Förderung Ende 2022 gestrichen werden. Wie die Elektrifizierung vor allem in Ballungsräumen erolgreicher verlaufen kann, zeigt uns Indien – oder, viel näher dran: Österreich. Hier werden Elektro-Zweiräder ebenfalls fleißig gefördert.