Fahrbericht Honda-Roller
Honda SW-T400 ABS und Honda SH 125i

Was dem einen die Gurkenmaske oder die Ayurveda-Massage, ist dem anderen ein Trip in die Sonne mit einem bequemen Sofaroller. Das Ergebnis ist dasselbe: Entspannung und Wohlbefinden.

Honda SW-T400 ABS und Honda SH 125i
Foto: Honda

Endlose Blechkolonnen auf dem Weg zur Arbeit und Parkplatznöte in den Städten dieser Welt sind dem Wohlbefinden eher abträglich. Der Verzicht auf Komfort und individuelle Mobilität jedoch ebenfalls, weswegen sich große Roller zumindest südlich der Alpen als beliebte Fortbewegungsmittel in Ballungsgebieten etabliert haben. Von diesem in Deutschland noch stark wachsenden Marktsegment soll der neue Honda SW-T400 profitieren, dessen Konzept auf dem 2001 vorgestellten Silverwing basiert.

Unsere Highlights

Die Voraussetzungen sind nicht schlecht. Als einziger Roller in der 400er-Klasse besitzt er einen fest im Rahmen montierten, 39 PS starken Zweizylinder-Motor anstelle der sonst üblichen Triebsatzschwinge mit Einzylinder-Motor. Der Fahrkomfort steigt durch die erheblich verringerten ungefederten Massen enorm. Lediglich unter hoher Last dringen leichte Vibrationen in Sitz und Lenker durch. Die Beschleunigung ist kräftig, nach kurzer Zeit streift die Tachonadel die 160er-Marke. Selbst bei diesem Tempo liegt der SW satt auf der Straße.

Dank hoher Scheibe sitzen auch große Fahrer windgeschützt und vor allem relativ ruhig auf der griffig bezogenen, aufklappbaren Sitzlandschaft, welche sich allerdings nur widerwillig schließen lässt. Mit reichlich Platz, Rückenlehne und großen, ausklappbaren Trittbrettern ist der Sozius ebenfalls sehr komfortabel untergebracht. Gepäck findet im beleuchteten und mit Filz ausgeschlagenen Helmfach viel Raum, für Kleinkram gibt es im Beinschild zwei abschließbare Fächer. Die Ausstattung geht in Ordnung, allerdings vermisst der Tourenfahrer so nützliche Dinge wie ein Außenthermometer, einstellbare Handhebel oder einen Warnblinker. Dafür besitzt der SW eine Feststellbremse. Beruhigend auf Geist und Körper wirkt das serienmäßige, teilintegrale ABS. Der rechte Hebel bedient das Vorderrad, links bremst es beidrädrig. Seinen Abmessungen zum Trotz lässt sich der SW behände durch den Großstadtverkehr manövrieren, und am Ziel hüpft er mühelos auf den Hauptständer. Die Verarbeitung liegt auf gewohnt hohem Honda-Niveau. Für 6790 Euro kann man zwar einige Wochenenden mit Gurken und Ayurveda verbringen, mit dem Roller hat man dafür jahrelang seinen Spaß.

Honda SH 125i - Never change a running system

Das Motto, das des PC-Users Nerven schont, kann auch bei der Neuentwicklung eines Rollers hilfreich sein. Besonders, wenn es sich wie im Fall des Honda SH 125i um Europas meistverkauftes motorisiertes Zweirad handelt. Folgerichtig unterscheidet sich das 2009er-Modell auf den ersten Blick nicht von seinem Vorgänger. Die Linien wurden etwas gestrafft, die Sitzhöhe sank um einen Zentimeter, die Beinfreiheit stieg um deren zwei, dafür entfiel das praktische Handschuhfach.

Auch unter dem Plastik halten sich die Änderungen in Grenzen. Den steiferen Stahlrohrrahmen kann man nicht sehen, im Gegensatz zur Scheibenbremse im Hin-terrad, welche die teigige Trommel des Vorgängers ablöst. Die vordere Scheibe wird neuerdings von einem Schwimmsattel mit drei statt zwei Kolben beaufschlagt. Die nach wie vor vom linken Bremshebel aktivierte Kombibremse arbeitet nun hydraulisch und deutlich besser dosierbar als beim Vorgänger. Am kultivierten Vierventilmotor gab es bislang wenig zu bekritteln, und das gilt immer noch. Wie gehabt nutzt er mit seinen 13,7 PS das erlaubte Limit von 15 PS nicht aus. Das Entwicklungsziel lag auf günstigem Verbrauch, Honda spricht von weniger als drei Litern. Das Fahrwerk blieb ebenfalls weitgehend unverändert. Die 16-Zoll-Räder stehen für hohe Fahrstabilität. Gabel und Federbein sind soft abgestimmt, haben aber Reserven. So bleibt der knallgelbe SH (auch in Weiß, Schwarz, Silber und Bordeaux zu haben) das, was er bislang war: ein gutmütiges, zuverlässiges und anspruchsloses Muli für den grauen Alltagsbetrieb. 2950 Euro plus Nebenkosten sind dafür nicht zu viel.

Technische Angaben - Honda SW-T400

Motor
Zweizylinder-Viertakt-Reihenmotor, zwei oben liegende, kettengetriebene Nockenwellen, vier Ventile pro Zylinder, Einspritzung, geregelter Katalysator, Lichtmaschine 360 W, Batterie 12 V/10 Ah, Fliehkraftkupplung, Variomatik.
Bohrung x Hub64,0 x 62,0 mm
Hubraum399 cm3Nennleistung28,7 kW (39 PS) bei 8000/min
Max. Drehmoment37,8 Nm bei 6500/min

Fahrwerk
Stahlrohrrahmen, Telegabel Ø 41 mm, Federweg 120 mm, Schwinge, zwei Federbeine, Federweg 115 mm, Bereifung vorne 120/80-14, hinten 150/70-13.

Maße+Gewicht
Radstand 1600 mm, Sitzhöhe 740 mm, Gewicht vollgetankt 250 kg, Tankinhalt 16 Liter.Garantiezwei Jahre
Preis ohne Nebenkosten 6790 Euro

Aufgefallen

Plus
+ Windschutz gut dank hoher Scheibe
+ Bremse serienmäßig mit ABS
+ Platz vor, auf und unterm Sitz reichlich
+ Fahrleistung spurtstark und schnell

Minus
- Vibrationen unter Last
- Ausstattung für Sofaroller nicht üppig
- Sitzbank schließt nur mit Nachdruck

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MOTORRAD 20 / 2023

Erscheinungsdatum 15.09.2023