Neben der Vespa Elettrica, die mit Preisen ab 6.999 Euro und fest eingebautem Akku/Ladegerät eine solvente Klientel anspricht, die sinnvollerweise auch über einen Stellplatz mit Stromversorgung verfügt, bietet Piaggio mit dem 1 auch dem Fußvolk etwas Elektrisches an. Mit Preisen von 2.999/3.299/3.599 (1/1+/1 Active) Euro ist er deutlich erreichbarer, und dank einfach herausnehmbarem 15,4 Kilogramm schweren Akku darf die Steckdose auch in der heimischen Wohnung sein.
Piaggio 1 mit 45 oder 60 km/h
Piaggio 1 und 1+ laufen 45 km/h und unterscheiden sich nur durch die Akkukapazität. Der gefahrene Piaggio 1 Active trägt stets den großen Stromspender (48 Ah) und ist mit 60 km/h Vmax homologiert. Um die zu erreichen, sind Rückenwind oder Gefälle hilfreich. Dennoch darf er nur mit entsprechender Fahrerlaubnis (A1, A2, B196) bewegt werden. Und er darf nicht auf Kraftfahrstraßen und (Stadt-)Autobahnen, da dort die bauartbedingte Vmax größer als 60 km/h sein muss. Was ihn eher zum Stadtflitzer prädestiniert.
Das Design des Piaggio 1 erinnert an den guten alten Zip, von dem er auch die 10-Zoll-Räder sowie die vordere Einarmschwinge geerbt hat. So ist der Elektroroller Weltmeister im Hakenschlagen, hat beim Geradeauslauf aber Luft nach oben. Luft nach vorn hat man auf der Bank, denn aller Kompaktheit zum Trotz sitzen auch 1,90-Meter-Menschen nicht beengt und haben auf dem ebenen Trittbrett sogar hinreichend Platz für ihre Füße. Zu zweit fahren geht auch, aber dann tritt eine gewisse Anfahrschwäche deutlich zutage.
Piaggio 1 gewinnt keinen Ampelsprint
Die Charakteristik des nahezu geräuschlos arbeitenden 2-kW-Radnabenmotors wurde, wohl aus Gründen der Reichweitenmaximierung, so gewählt, dass der Elektroroller Piaggio 1 betont smooth anfährt. Gegen normal beschleunigende Pkws, ja noch nicht einmal gegen Paketdienst-Sprinter hat man eine Chance an der Ampel. So fügt man sich denn in sein Schicksal, stellt sich brav hinten an und betrachtet das 5,5 Zoll große, schön gezeichnete LC-Display. Einziger relevanter Wert: die Restreichweite. Die zeigt erfreulich präzise an, wie eine mittels GPS protokollierte Fahrt belegt, während der Tacho fröhlich voreilt. Tacho 40/50 entsprechen realen 35/43 km/h. Die 49 Kilometer Reichweite wurden nach einigen Fahrten vom zu 100 Prozent geladenem Akku aus berechnet. Entweder legt der Algorithmus seiner Berechnung den Durchschnittsverbrauch der letzten Zeit, laut Bordrechner 50 W/km, zugrunde, oder die Werksangabe von 60 Kilometern ist grundsätzlich zu optimistisch.
Was gibt es noch? Ein Helmfach, das neben dem Akku zumindest kleine Jethelme schluckt, richtig gutes LED-Licht, so etwas wie Fahrkomfort, eine kräftig und zupackende CBS-Bremse sowie drei Fahrmodi. ECO macht Piaggio 1 per Vmax-Begrenzung auf 30 km/h de facto zum Mofa und ist somit uninteressant, SPORT als ungedrosselte Alternative sowie mit RETURN einen leibhaftigen Rückwärtsgang. In diesem Punkt sind FahrerInnen des Piaggio 1 auf Augenhöhe mit Gold Wingern.
Fazit
Von der Anfahrschwäche abgesehen, macht der Piaggio 1 in seinem Metier, der Mobilität innerhalb des Ortsschilds, eine ganz gute Figur. Aber eben nur dort.