10.800 Euro für vier Räder, einen Zylinder und 29 PS. Kein ABS, aber laut Hersteller 45 Grad Schräglage. Was ein passionierter Motorrad- und Rollerfahrer aus unserer Redaktion davon hält, lesen Sie im Testbericht.
10.800 Euro für vier Räder, einen Zylinder und 29 PS. Kein ABS, aber laut Hersteller 45 Grad Schräglage. Was ein passionierter Motorrad- und Rollerfahrer aus unserer Redaktion davon hält, lesen Sie im Testbericht.
Seit 2012 versucht der Schweizer Hersteller Quadro, dessen Fahrzeuge in Deutschland von Importeur MSA in Weiden vertrieben werden, sich seinen Teil vom Kuchen der motorisierten Dreiräder abzuschneiden. Mit dem neuen Fahrzeugkonzept hoffen die Schweizer, ihren Marktanteil auszubauen. Wir durften den Quadro4 testen.
Wie die dreirädrige Konkurrenz von Piaggio oder Peugeot kann auch der neue Vierradscooter Quadro4 mit dem Autoführerschein gefahren werden, so er vor dem 19. Januar 2013 ausgestellt wurde. Dies wird möglich, weil der Quadro4 durch seine vordere Spurweite von 550 mm und seine hintere von 450 mm trotz seiner vier Räder verkehrsrechtlich als Dreirad gilt. Das hydraulisch-pneumatische Neigungssystem, das auch an der Front der Quadro-Dreiräder zum Einsatz kommt, unterscheidet ihn von den europäischen Mitbewerbern. Es besteht aus drei per Hydraulikleitung miteinander verbundenen öl- und gasbefüllten Druckausgleichszylindern: je einem an den Rädern und einem zentralen Ausgleichselement in der Mitte.
Dieses sogenannte HTS (Hydraulic Tilting System), dessen Hydraulikflüssigkeit erst alle 40.000 Kilometer gewechselt werden muss, kommt nun auch an den unabhängig voneinander aufgehängten und von zwei karbonverstärkten Zahnriemen angetriebenen Hinterrädern zum Einsatz. Es soll eine optimale Federwirkung und einen identischen Anpressdruck der Räder in jedem Neigungswinkel ermöglichen. Drehzahlunterschiede zwischen den beiden Hinterrädern werden dabei von einem Differenzial ausgeglichen. Bei außerordentlicher Fahrstabilität sollen sich somit bis zu 45 Grad Schräglage realisieren lassen.
Davon konnten sich die geladenen Journalisten bei der Präsentation des vierrädrigen Scooters unter widrigen Wetterbedingungen überzeugen. Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit, in der der erhöhte Kraftaufwand beim Einleiten der Schräglage gelernt werden muss, beeindruckt die sichere Straßenlage auf rutschigen Wegen durchaus. Ein Handlingwunder ist das Fahrzeug definitiv nicht, doch die Vier gewinnt tatsächlich: und zwar an Fahrsicherheit. Ein echtes Argument für Zweiradneulinge.
Schnell lassen sich die 29 PS des vom taiwanischen Hersteller Aeon zugelieferten 350er-Motors voll auskosten, die vom Fahrzeuggewicht von fahrfertigen 279 Kilogramm allerdings auch ordentlich gefordert werden. Vor allem beim Anfahren wirkt der Quadro4 keineswegs übermotorisiert, maximal 130 km/h sollen erreicht werden.
Für den Geschwindigkeitsabbau steht ein Integralbremssystem mit Scheibenbremsen ringsum zur Verfügung, das allerdings ohne ABS auskommen muss. Eine mechanische Feststellbremse, die das Wegrollen im Stand verhindert, und die Arretierung der Neigetechnik mittels Sperrhebel sind nützliche Features, die den Umgang mit dem Fahrzeug im Alltag vereinfachen.
Wind- und Wetterschutz sind gattungstypisch ordentlich, die Sitzposition auf dem Vierradscooter ist für mittlere Körpergrößen bis 1,85 Meter komfortabel. Doch das Fußbremspedal, das für die Autoführerschein-Tauglichkeit zwingend vorgeschrieben ist, engt den Fußraum rechts empfindlich ein.
Ausstattungsseitig glänzt der Quadro4 mit einem informativen Cockpit, USB- und Zwölf-Volt-Anschlüssen sowie reichlich Stauraum in den diversen Fächern der Fahrzeugfront. Das Helmfach unter dem Soziussitz kann einen Integralhelm aufnehmen. Der in Taiwan produzierte und ordentlich verarbeitete Vierradscooter steht ab sofort für ambitionierte 10.995 Euro inklusive Nebenkosten bei den Händlern.
Motor
Wassergekühlter Einzylinder-Viertakt-Motor, eine obenliegende, kettengetriebene Nockenwelle, vier Ventile pro Zylinder, Einspritzung, Ø 37 mm, zwei Ausgleichswellen, geregelter Katalysator, stufenlose Riemenautomatik, Endantrieb über zwei karbonverstärkte Zahnriemen.
Bohrung x Hub
82,0 x 65,5 mm
Hubraum
346 cm³
Nennleistung
21,2 kW (29 PS) bei 7500/min
Max. Drehmoment
33,2 Nm bei 5500/min
Fahrwerk
Rohrrahmen aus Stahl, hydraulisch/pneumatisch gesteuertes Neigesystem vorn und hinten, Einzelradaufhängung an allen vier Rädern, zwei Scheibenbremsen vorn, Ø 240 mm, Doppelkolben-Festsattel, zwei Scheibenbremsen hinten, Ø 240 mm, Einkolben-Schwimmsattel, maximaler Neigungswinkel 45 Grad.
Alu-Gussräder
2.75 x 14
Reifen
110/80-14
Maße und Gewichte
Länge 2200 mm, Breite 800 mm, Höhe 1340 mm, Radstand 1580 mm, Lenkkopfwinkel k. A., Nachlauf k. A., Sitzhöhe 780 mm, Gewicht vollgetankt 279 kg, Zuladung 221 kg, Tankinhalt/Reserve 14/3 Liter.
Gewährleistung
zwei Jahre
Farben
Rot, Graumetallic, Weiß
Preis/Nebenkosten
10.800 Euro/195 Euro