Roller werden von Motorradfahrern meist nur milde belächelt. Doch im dichten Stadtverkehr zeigen die 50er ihre Vorteile.
Roller werden von Motorradfahrern meist nur milde belächelt. Doch im dichten Stadtverkehr zeigen die 50er ihre Vorteile.
Der Roller-Boom hält an, vor allem bei den 50er Modellen: Rund 130000 wurden 1996 an den Mann beziehungsweise an die Frau gebracht. Kein Wunder, sind sie doch im dichten Stadtverkehr wesentlich mobiler als Autos und selbst Motorräder. Während sich die Biker mit ihren schweren Maschinen durch die Rush-hour kämpfen, manövriert der Roller-Fahrer seinen wendigen Untersatz locker vorbei. Durch das Automatikgetriebe kommen Roller-Piloten im Stau zudem ohne Krampf in der linken Hand ans Ziel. Und dort klappen sie einfach die Sitzbank ihres Zweitakters hoch und verstauen den lästigen Helm im Fach darunter.
Die Auswahl an Rollern ist groß. MOTORRAD stellt sechs interessante 50er vor - vom günstigen bis zum technisch aufwendigen.
ITALJETFormula 50 RaceMotor: Gebläsegekühlter Einzylinder-Zweitakter, E- und Kickstarter, stufenlose Riemenautomatik, ungeregelter KatHubraum: 49 cm³Nennleistung: 3,5 kW (4,8 PS) bei 6200/minFahrwerk: Stahlrohrrahmen, Achsschenkelaufhängung und Scheibenbremse (Æ 175 mm) vorn, Triebsatzschwinge mit Federbein und Scheibenbremse (Æ 175 mm) hintenFederweg: v/h 90/80 mmMeßwerte:0 - 30 km/h 3,5 sek0 - 40 km/h 6,1 sek0 - 50 km/h 10,5 sekHöchstgeschwindigkeit: 55 km/hMaße und GewichteGewicht vollgetankt: 99 KilogrammZuladung: 187 KilogrammSitzhöhe: 810 mmWendekreis: 4,13 mTankinhalt/Reichweite: 9 Liter/ ca. 196 kmAusstattung/Preis Lieferbare Farben: Signalrot, Rot, Gelb, SchwarzPreis: 4990 Mark incl. NebenkostenGarantie: 12 MonateAPRILIAGulliver LCMotor: Wassergekühlter Einzylinder-Zweitakter, Getrenntschmierung, E- und Kickstarter, ungeregelter Katalysator, stufenlose RiemenautomatikHubraum: 49 cm³Nennleistung: 3,2 kW (4,3 PS) bei 7000/minFahrwerk: Stahlrohrrahmen, Telegabel und Scheibenbremse (Æ 190 mm) vorn, Triebsatzschwinge mit Federbein und Trommelbremse (Æ 110 mm) hintenFederweg v/h 90/65 mmMeßwerte 0 - 30 km/h 2,9 sek0- 40 km/h 5,6 sek0- 50 km/h 11,0 sekHöchstgeschwindigkeit: 53 km/hMaße und GewichteGewicht vollgetankt: 101 kgZuladung: 178 kgSitzhöhe: 800 mmWendekreis: 3,65 mTankinhalt/Reichweite: 6 l/ca. 162 kmAusstattung/PreisLieferbare Farben: Anthrazit, BlauPreis: 4390 Mark inkl. NebenkostenGarantie: 12 MonateMALAGUTICentro SLMotor: Gebläsegekühlter Einzylinder-Zweitakter, Getrenntschmierung, E- und Kickstarter, stufenlose RiemenautomatikHubraum: 49 cm³Nennleistung: 2,1 kW (3 PS) bei 6500/minFahrwerk: Stahlrohrrahmen, Telegabel und Scheibenbremse (Æ 200 mm) vorn, Triebsatzschwinge mit Federbein und Trommelbremse (Æ 110 mm) hintenFederweg v/h 80/75 mmMeßwerte 0 - 30 km/h 3,7 sek0- 40 km/h 5,9 sek0- 50 km/h 9,5 sekHöchstgeschwindigkeit: 55 km/hMaße und GewichteGewicht vollgetankt: 82 kgZuladung: 144 kgSitzhöhe: 790 mmWendekreis: 3,73 mTankinhalt/Reichweite: 5 l/ca. 130 kmAusstattung/PreisLieferbare Farben: Rot, Blau, WeißPreis: 4095 Mark inkl. NebenkostenGarantie: 12 MonatePIAGGIOZip 50 BaseMotor: Gebläsegekühlter Einzylinder-Zweitakter, Getrenntschmierung, E- und Kickstarter, stufenlose RiemenautomatikHubraum: 49 cm³Nennleistung: 2,9 kW (3,9 PS) bei 7250/minFahrwerk: Stahlrohrrahmen, Telegabel und Trommelbremse (Æ 155 mm) vorn, Triebsatzschwinge mit Federbein und Trommelbremse (Æ 110 mm) hintenFederweg v/h k.A. Meßwerte 0 - 30 km/h 3,8 sek0- 40 km/h 6,5 sek0- 50 km/h 13,2 sekHöchstgeschwindigkeit: 52 km/hMaße und GewichteGewicht vollgetankt: 80 kgZuladung: 190 kgSitzhöhe: 780 mmWendekreis: 3,26 mTankinhalt/Reichweite: 4 l/ca. 120 kmAusstattung/PreisLieferbare Farben: Blau, RotmetallicPreis: 2999 Mark inkl. NebenkostenGarantie: 12 MonateSIAMScross 50Motor: Luftgekühlter Einzylinder-Zweitakter, Getrenntschmierung, E- und Kickstarter, stufenlose RiemenautomatikHubraum: 49 cm³Nennleistung: 2,55 kW (3,47 PS) bei 6000/minFahrwerk: Stahlrohrrahmen, Upside-down-Gabel und Scheibenbremse (Æ 230 mm) vorn, Triebsatzschwinge mit Federbein und Trommelbremse (Æ 120 mm) hintenFederweg v/h 165/90 mmMeßwerte 0 - 30 km/h 3,4 sek0- 40 km/h 5,6 sek0- 50 km/h 9,8 sekHöchstgeschwindigkeit: 55 km/hMaße und GewichteGewicht vollgetankt: 92 kgZuladung: 188 kgSitzhöhe: 850 mmWendekreis: 3,73 mTankinhalt/Reichweite: 9,5 l/ca. 270 kmAusstattung/PreisLieferbare Farben: Gelb, Blau, Rot, Silber Preis: 4515 Mark inkl. NebenkostenGarantie: 12 MonateYAMAHABWs 50 SpyMotor: Gebläsegekühlter Einzylinder-Zweitakter, Getrenntschmierung, E- und Kickstarter, ungeregelter Kat, stufenlose RiemenautomatikHubraum: 49 cm³Nennleistung: 3,4 kW (4,6 PS) bei 7000/minFahrwerk: Stahlrohrrahmen, Telegabel und Scheibenbremse (Æ 180 mm) vorn, Triebsatzschwinge mit Federbein und Trommelbremse (Æ 110 mm) hintenFederweg v/h 80/60 mmMeßwerte 0 - 30 km/h 2,9 sek0- 40 km/h 4,8 sek0- 50 km/h 7,7 sekHöchstgeschwindigkeit: 55 km/hMaße und GewichteGewicht vollgetankt: 82 kgZuladung: 186 kgSitzhöhe: 790 mmWendekreis: 3,55 mTankinhalt/Reichweite: 6 l/ca. 150 kmAuststattung/PreisLieferbare Farben: Weiß/Rot, Blau, SchwarzPreis: 4290 Mark inkl. NebenkostenGarantie: 12 Monate
Klein, schmal und unheimlich schnell - das ist Yamaha BWs Spy. Mit einer Beschleunigung von 0 auf 50 km/h in lediglich 7,7 Sekunden schlägt er die meisten seiner 50er Konkurrenten. Schon sein Äußeres weist den Spy als Sportler aus: Nur wenig Plastik bekleidet den Stahlrohrrahmen, mit spitzer Schnauze und Heckspoiler aerodynamisch geformt. Großgewachsene Piloten müssen sich zusammenfalten, um ihre Beine zu verstauen. Allzu viel Komfort dürfen freilich auch kleinere Fahrer von einem richtigen Renner nicht erwarten. Telegabel und hinteres Federbein sind sehr straff abgestimmt, schlagen dafür aber auch bei groben Unebenheiten nicht durch. Und der Spy wetzt fahrstabil und spurtreu selbst um engste Ecken. Harte Bremsmanöver sind mit der Scheibe vorn und der Trommel hinten kein Problem. Sie haben einen exakten Druckpunkt und sind gut zu dosieren. Der richtige Rennfahrer verzichtet natürlich auf überflüssige Ausstattung: Ins Helmfach paßt ein Jethelm, ansonsten gibts kein Staufach.
Mit seinen ewig langen Federbeinen ist der Siam Scross für eingefleischte Enduristen die einzig wahre Roller-Alternative. 165 Millimeter Federweg der Telegabel und 90 Millimeter des hinteren Federbeins sind bislang einmalig unter Rollern. Damit ist der Scross der richtige Kumpel auf Schlamm- und Schotterpisten. Selbst heftige Löcher oder kleine Flugeinlagen sind für den grobstolligen, großrädrigen Italiener kein Problem. Und stellt sich dem Siam-Treiber doch mal plötzlich ein unüberwindbares Hindernis in den Weg, kann er mit der vorderen, ziemlich giftigen Scheibenbremse rechtzeitig stoppen. Die Trommel hinten besitzt dagegen keinen großen Nutzwert. Unkomfortabel wirds auf befestigten Wegen. Dort merkt der Pilot erst, wie bretthart die Sitzbank ist, wie stark der Motor vibriert und wie schlecht sich die Stollen mit der Straße anfreunden. Asphalt ist eben nicht das Metier des Crossers.
Der Piaggio Zip 50 Base ist für Leute mit schmalem Geldbeutel genau die richtige Wahl. Nur 2999 Mark kostet der luftgekühlte 50er und bietet dennoch viel Roller fürs Geld. Kleine bis mittelgroße Piloten finden auf dem 50er genügend Platz und können zur Not auch einen Sozius mitnehmen. Größere Fahrer müssen hingegen so weit zurückrutschen, daß sie die gesamte Sitzbank beanspruchen. Der luftgekühlte Zweitaktmotor läuft ruhig und kultiviert und hat gerade genügend Leistung, um im Stadtverkehr mitzuhalten. Zwar stoppt beim Zip Base auch vorn nur eine Trommelbremse anstatt der sonst üblichen Scheibe. Doch sie spricht gut an und verzögert den Roller zusammen mit der hinteren Trommel ausreichend. Die Ausstattung des günstigen Italieners ist natürlich nicht gerade üppig. So gibt es keinen zweiten Spiegel und nur ein offenes Handschuhfach, auf vernünftiges Abblend- und Fernlicht verzichtet der Zip Base trotzdem nicht. Ins Helmfach paßt immerhin ein mittelgroßer Integralhelm.
Auch Roller können fahrstabil sein - fast so wie Motorräder. Besonders dann, wenn sie große Räder haben. Der Malaguti Centro SL stellt das mit seinen 14-Zoll-Felgen unter Beweis. Weniger kippelig als seine Zehn- und Zwölf-Zoll-Kollegen, rennt er spurtreu und präzise auf Geraden und in der Kurve. Daran haben nicht zuletzt auch die gut ansprechende Telegabel und das hintere Federbein ihren Anteil. Trotz der großen Schlappen büßt der Italiener nichts an Wendigkeit ein und saust locker durch den Stadtverkehr. An Temperament mangelt es dem Großfuß ohnehin nicht. Das luftgekühlte Drei-PS-Triebwerk ist äußerst lebendig und surrt bei einer Beschleunigung von unter zehn Sekunden von null auf 50 km/h immer noch leise vor sich hin. Sicher zum Stehen kommte der Centro-Pilot mit der guten Scheiben- und Trommelbremse. Erfreulich außerdem, daß der Centro nicht nur große Räder, sondern auch ein großes Helmfach hat. Damit ist er auch bei größeren Einkäufen ein guter Partner.
Die runde, wohlgeformte Gestalt des Aprilia Gulliver LC macht nicht nur Designer, Yuppies und Schöngeister an. Der elegante Roller fällt einfach auf, und das bei jeder Gelegenheit: beim Einkaufen, vorm Café und selbst vor der Disco. Das beste: Zum schönen Äußeren gesellen sich jede Menge innere Qualitäten. Gulliver fährt vielleicht nicht einmal um die ganze Welt, schnurrt aber im Alltag ohne Mucken einen Kilometer nach dem anderen ab. Das wassergekühlte Triebwerk springt mit Choke sofort an und läuft leise und kultiviert. Der Fahrer nimmt auf einer breiten, weichen Sitzbank Platz und findet für die Beine genügend Raum. Dank der komfortabel abgestimmten Federung fühlt sich der Pilot fast wie in einer Sänfte, wobei der 50er keineswegs behäbig ist. Flink und spurtreu saust er um jedes noch so enge Eck.Zum Einkaufen eignet sich der Gulliver ganz hervorragend. Sein Helmfach ist extrem groß, und ins abschließbare Handschuhfach im Beinschild passen noch Kleinigkeiten.
Wer auf sportliche, technisch aufwendige Motorräder abfährt, der findet im Italjet Formula 50 Race das Roller-Pendant. Der kleine italienische Renner hat eine technische Besonderheit, die im Motorradbau nur bei einigen wenigen Bikes wie der Yamaha GTS 1000 verwendet wird: eine Achsschenkellenkung. Diese macht den luftgekühlten Zweitakter äußerst spurstabil. Präzise folgt er auch in Kurven der gedachten Linie. Und das trotz der kleinen Räder: Vorn sind es elf Zoll, hinten ists eine Zwölf-Zoll-Felge. Weiterer Vorteil der Vorderradführung: Selbst ein heftiges Bremsmanöver wird nicht mit einem Eintauchen beantwortet, wie es bei Telegabeln üblich ist. Und scharf bremsen kann der Formula-Fahrer. Die beiden 175 Millimeter großen Scheibenbremsen vorn und hinten verzögern gut dosierbar und mit knackigem Druckpunkt. Die Ausstattung des Technik-Rollers ist dafür sparsam ausgefallen. Mit großem Helmfach, Handschuhfach, Tankuhr und Soziusrasten ist aber alles Notwendige vorhanden.