In den 1990er Jahren war die Honda RS 250 R ein ganz heißes Eisen in der 250er Grand Prix-Klasse. 2018 haben zwei thailändische Unternehmer eine davon für den Straßeneinsatz umgebaut.
In den 1990er Jahren war die Honda RS 250 R ein ganz heißes Eisen in der 250er Grand Prix-Klasse. 2018 haben zwei thailändische Unternehmer eine davon für den Straßeneinsatz umgebaut.
TYGA Performance residiert in Thailand und vertreibt Motorrad- und Motorsportteile über seine Online-Shops weltweit. Hinter dem Unternehmen stecken die beiden Exil-Briten Paul Pearmain und Matt Patterson. Und weil beide auch Ex-Rennfahrer sind, lieben sie alte GP-Bikes.
Formen die beiden in der Regel mit ihren Teilen aus Straßenmotorrädern Rennbikes, so verlief der Weg beim Projekt TYGA Street NX-5 RS 250 R-S genau in die andere Richtung. Hier sollte aus einer waschechten GP-Maschine ein Motorrad mit Straßenzulassung (in Thailand) entstehen. Warum? Nur so aus Spaß.
Ausgangsbasis war eine 1993er RS 250 R (NX5) in erbärmlichem Zustand ohne Verkleidung und Anbauteile, also kein Motorrad welches einem Sammler den Schweiß auf die Stirn treiben würde. Die Leistung des Viertelliter-Zweizylinder-Aggregats liegt bei etwa 78 PS, die aber in dem Zweitakter auf nur 98 Kilogramm Trockengewicht treffen.
Der Umbau für die Straße sollte minimalistisch und reversibel sein. So war schnell klar, dass für die notwendige Zusatzelektrik ein zweiter Kabelbaum eingezogen wird.
Weil die komplette Beleuchtung auf sparsame LED-Leuchten setzt und die TYGA Street NX-5 RS 250 R-S auch kein Langstreckenbike werden sollte, wurde darauf verzichtet eine Lichtmaschine zu adaptieren. Eine Lithium-Ionen-Batterie unter dem Fahrersitzplatz muss als Energiequelle reichen. Die Lenkerarmaturen stammen aus dem Honda-Standardbaukasten, ein Zündschloss wurde komplett weggelassen. Dafür gibt es eine Hupe und ein um einen Fahrradtacho, Kontrollleuchten und eine indirekte Instrumentenbeleuchtung erweitertes Cockpitdisplay.
Die Vergaser, die sonst filterfrei einatmen durften, wurden aus Gründen der Motorhaltbarkeit in eine Airbox mit Filterelement integriert. Notwendig wurden auch eine Choke-Fernbedienung sowie ein modifizierter Benzinhahn. Die dazu verbauten Kleinteile entstanden im 3D-Drucker.
Für den Besuch des Eiscafés ist aber auch ein schnöder Seitenständer unverzichtbar. Der wurde mangels Anlenkpunkten am Rahmen und der Einarmschwinge an der vorderen Schwingenachse adaptiert und liegt im Ruhezustand neben dem Motor. Sogar an eine Zündunterbrechung bei ausgeklapptem Ständer wurde gedacht. Wird der Ständer ein- oder ausgeklappt, muss allerdings ein Schnellverschluss an der Seitenverkleidung gelöst werden.
Unzufrieden sind Matt und Paul noch mit der Startprozedur. Weil ein Kickstarter Eingriffe ins Motorgehäuse und ein E-Starter neben viel Gewicht auch eine größere Batterie bedingt, bleibt es beim klassischen Schiebestart.
Die USD-Gabel sammt Brembo-Radialbremsanlage stammt von einer aktuellen GP-Maschine. Daran angepasst wurden die geklemmten Lenkstummel sowie die gefrästen Gabelbrücken. Die Hinterhand wird von einem Öhlins-Federbein gefedert und gedämpft. Die 25 Jahre alten Magnesium-Rennfelgen wurden durch Alu-Schmiederäder in den Dimensionen 3,5 x 17 vorn und 5,5 x 17 hinten ersetzt. Zahlreiche Titanschrauben und -bolzen halten das Gewicht im Zaum.
Eine handgeschweißte Edelstahlabgasanlage mit Kevlardämpfern reduziert den GP-Sound auf ein erträgliches Level. Die fehlende Verkleidung wurde durch einen Mix aus Suzuki RGV 250-Teilen und Honda NSR-Komponenten aus Kohlefaser-Kevlar-Laminat ersetzt.
Nach einer ersten Testfahrt zeigten sich die Macher begeistert. Bretthart, absolut direkt – eben wie eine GP-Maschine. Wirklich störend ist allerdings der geringe Lenkeinschlag, der Wendemanöver sogar auf einer zweispurigen Straße unmöglich macht.
Werr den Umbau nachmachen möchte, findet übrigens alle Teile im Shop bei TYGA.